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Das gibt's nur bei uns

Erstaunliche Geschichten aus Österreich

AutorGeorg Markus
VerlagAmalthea Signum Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl304 Seiten
ISBN9783903217201
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR
Wo gibt's denn so was? In Österreich. Außergewöhnliche Geschichten hat Georg Markus auf seiner Reise in die Vergangenheit entdeckt. Sie handeln von Ereignissen und Persönlichkeiten, wie es sie nur in Österreich geben kann. Das liegt nicht zuletzt an der rot-weiß-roten Mischung aus Schlamperei und Raunzen, aus Größenwahn und fehlendem Selbstbewusstsein - garniert mit einer gehörigen Portion Schmäh und Charme. Aus dem Inhalt: Der geheime Nachlass des Kammerdieners Die Erinnerungen des Kronzeugen von Mayerling Mordanschlag aus Liebe Das Säureattentat auf den Prinzen Leopold von Coburg 'Sogar der Liftboy ist Professor' Die Österreicher und ihre Titel 'Darf ich den Brand melden?' Die Zerstörung eines Wiener Wahrzeichens Ein tragischer Jagdunfall Der Kaiser erschießt den Fürsten Schwarzenberg Franz Liszt zertrümmert jedes Klavier Ein Wiener Instrumentenbauer rettet ihn Klimts Geliebte spricht Ein intimes Tonband taucht auf Beethovens letzte Reise Im offenen Wagen dem Tod entgegen u. v. a. Mit zahlreichen Abbildungen

Georg Markus, einer der erfolgreichsten Schriftsteller und Zeitungskolumnisten Österreichs, lebt in Wien, wo er sich als Autor großer Biografien, die in viele Sprachen übersetzt wurden, einen Namen machte. Seine Bücher 'Fundstücke', 'Hinter verschlossenen Türen', 'Apropos Gestern', 'Alles nur Zufall?', 'Schlag nach bei Markus', 'Die Hörbigers' und 'Die Enkel der Tante Jolesch' führten monatelang die Bestsellerlisten an. Georg Markus ist Autor der 'Kurier'-Kolumne 'Geschichten mit Geschichte'. Er ist Träger des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.

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Leseprobe

Eine große Menschenmenge erwartete uns. Ich fuhr dem Leichenwagen hinterher noch bis in die Burg, das Weitere ist ja aus den Zeitungen schon längst bekannt. So lautet einfach und ohne Romantik das Drama von Mayerling, worüber schon so Vieles von nicht eingeweihten Personen geschrieben wurde.

Mit diesen Worten beendet Loschek das wohl traurigste Kapitel seines Lebens. Gezeichnet: »Kleinwolkersdorf, 19. I. 1928, Johann Loschek, Kammerdiener weiland Kronprinz Erzherzog Rudolf«, bestätigt von zwei Zeugen.

Abschiedsbriefe, die nie geschrieben wurden

Es war auch bisher schon bekannt, dass Rudolf in Mayerling mehrere Abschiedsbriefe verfasst hat: den oben erwähnten an seine Frau Stephanie, einen an seine Mutter Kaiserin Elisabeth, einen weiteren an seine Schwester Marie Valerie, einen an seinen Freund, den Bankier Baron Moritz Hirsch, einen an seine Geliebte Mizzi Caspar und den ebenfalls erwähnten an Kammerdiener Loschek. Was bisher nicht bekannt war, ist, dass Rudolf noch einige Briefe schreiben wollte. Die Kuverts dazu fand ich in Loscheks Nachlass in Kleinwolkersdorf. Rudolf hatte die Kuverts bereits beschriftet, sie waren an den Fürsten Lobkowitz, den Grafen Festetics und andere persönliche Freunde gerichtet. Die Briefe, die er in diese Kuverts legen wollte, hat Rudolf nicht mehr geschrieben. Offenbar hat er es mit dem Sterben eiliger gehabt, als er es ursprünglich vorhatte. Auffallend ist, dass sich auch unter den geplanten Abschiedsbriefen keiner an seinen Vater, den Kaiser, befand.

Die wichtigste Erkenntnis aus Loscheks Nachlass

Teile der Erinnerungen hat Loscheks Sohn zwei Monate nach dem Tod seines Vaters an die Redaktion der Berliner Illustrierten Zeitung verkauft, in der die Schilderungen am 24. April 1932 auszugsweise veröffentlicht wurden3. Doch kein Chronist vor mir hat die ungekürzte Originalhandschrift, die mir Frau Witetschka und ihre Tochter Eva Veit-Witetschka jetzt zur Verfügung stellten, in Händen gehalten.

Die wichtigste Erkenntnis aus der Hinterlassenschaft des Kronzeugen Loschek ist, dass das Drama von Mayerling im Wesentlichen so verlaufen ist, wie es von der seriösen Geschichtsschreibung seit jeher dargestellt wird. Und dass das junge Paar keineswegs von einer dritten Person ermordet wurde, wie es düstere Verschwörungstheorien immer wieder verkünden.

Wie kann sich das ein Kammerdiener leisten?

Die Frage liegt nahe, wie sich ein Kammerdiener im Jahr 1896 – sieben Jahre nach Mayerling – eine vierzig Hektar4 große Landwirtschaft mit Bediensteten, einer eigenen Mühle, Schweine-, Hühner- und Pferdestall, Schmiede und riesigen Ackerflächen leisten konnte. Johann Loschek selbst geht in seinem Lebenslauf auf diese Frage ein:

»Stolz darauf, als armer Mann zu sterben«

Es wurde oft und oft behauptet, ich erhielt eine große Summe Schweigegeld u. s. w. Das alles ist frei erfunden wie so Vieles über Kronprinz Rudolf. Rudolf bedachte in seinem Testament alle seine Angestellten. Auf diese Weise bekam ich 2600 Gulden nebst Gewehren, Kleidern, etc. und ich besitze für jedes einzelne Stück eine Bestätigung.

Es ist eine Fabel wenn behauptet wird Loschek war nun ein reicher Mann geworden. Das kleine Kapital hatte ich mir ehrlich und redlich erspart. Auf den vielen Reisen konnte ich mir ja die Diäten ganz auf die Seite legen. Ich bin eigentlich stolz darauf als armer Mann zu sterben.

Nun, als armer Mann ist Johann Loschek nicht gestorben. Sein vierzig Hektar großer Besitz gibt darüber Auskunft. Rotraut Witetschka, die heutige Besitzerin des Gutes, ist dennoch überzeugt davon, dass seine Darstellung den Tatsachen entspricht. »Herr Loschek war ein Ehrenmann, er hat, solange er lebte, geschwiegen, ohne dass man ihn dafür bezahlen musste.«

Sisi und Stephanie schätzen Loschek

»Schweigegeld« – ja oder nein?

Doch die Gerüchte, Loschek hätte für die Geheimhaltung der Geschehnisse von Mayerling »Schweigegeld« erhalten, sollten nie verstummen. Fest steht, dass sowohl Kaiserin Elisabeth als auch Kronprinzessin-Witwe Stephanie den Kammerdiener weit über Rudolfs Tod hinaus außerordentlich schätzten. Und es ist durchaus denkbar, dass sie ihn mit großzügigen finanziellen Mitteln ausstatteten – ohne diese als »Schweigegeld« zu deklarieren. Es gibt keine andere Erklärung dafür, wie Loschek das große Gut in Kleinwolkersdorf hätte kaufen sollen, das ein Vielfaches dessen gekostet haben muss, was er in knapp zwölf Dienstjahren beim Kronprinzen und mit seiner offiziellen Abfertigung inklusive der vom ihm angeführten »Diäten« je verdienen konnte. Ein Grundstück in dieser Lage und Größenordnung hätte heute einen Wert von rund 2,5 Millionen Euro. Da wäre er mit seiner Abfertigung von 2600 Gulden nicht sehr weit gekommen.

Johann Loschek war bereits in vierter Generation in kaiserlichen Diensten, schon sein Urgroßvater Josef Loschek hatte Kaiser Franz I. als Oberjäger gedient. Johann Loschek lernte den Kronprinzen Rudolf kennen, als dieser elf Jahre alt war, und machte ihn »mit den ersten Anleitungen zur Jagd« vertraut. Acht Jahre später kam es zu einem schicksalhaften Wiedersehen, das Loschek in seinem Lebenslauf so beschreibt:

Wie Loschek Kammerdiener wurde

Es war am 30. September 1877, ich war gerade im (kaiserlichen Revier, Anm.) Auhof kommandiert. Da fahren die Kaiserin Elisabeth und an Ihrer Seite Rudolf vor und verlangen ausdrücklich von mir ein Glas Wasser, das ich Ihnen reichte. Ich bemerkte, dass mich die Kaiserin, welche mich ja ohnehin kannte, musternd ansah. Bereits am nächsten Tage hatte ich das Anstellungsdekret und war fortan an der Seite des Kronprinzen Rudolf. Ich traute meinen Augen nicht, ich hatte ja gar nicht angesucht um direkte Verwendung bei Hofe, war ich doch damals noch zu jung. Nächsten Tag bereits war ich in der Hofburg und trat meinen Dienst an.

Johann Loschek war der Letzte, der Mary Vetsera und Kronprinz Rudolf lebend sah. Und er war es auch, der ihre Leichen entdeckte.

Das bisher unbekannte Reisetagebuch

Genau genommen hatte der 32-jährige Johann Loschek jetzt die Position des »k. u. k. Saalhüters, Kammerdieners und Jägers Seiner kaiserlichen Hoheit, des Kronprinzen Erzherzog Rudolf« inne. In den zwölf Jahren bis zur Tragödie von Mayerling begleitete er seinen Herrn auch auf all dessen Reisen nach Afrika, auf den Balkan, nach Athen, Damaskus, Kairo, Jerusalem, Paris, Straßburg, München und Augsburg. Bisher noch nie veröffentlicht ist das ebenfalls auf seinem Gut in Kleinwolkersdorf aufgefundene Reisetagebuch, das Loschek akribisch führte. Hier sind erstmals Auszüge daraus zu lesen.

Reisen per Yacht, Bahn und mit der Kutsche

Die sich meist über mehrere Wochen hinziehenden Reisen entpuppten sich als großes Abenteuer für den Kammerdiener, der diese auch eindrucksvoll zu beschreiben wusste. Loschek war ein durchaus gebildeter Mann, der einige Gymnasialjahre und eine Forstlehranstalt absolviert hatte, ehe er seinen Dienst beim Kronprinzen antrat. Rudolf und seine Entourage reisten mit der kaiserlichen Yacht Miramar, per Bahn und in Kutschen, nicht selten ritten sie auch übers Land. Die Reisen des Kronprinzen waren vorbildlich vorbereitet, und Rudolf, der sich sehr für die Tier- und Pflanzenwelt interessierte, traf unterwegs mit Gelehrten, Aristokraten, Diplomaten und Geistlichen zusammen. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wurde zur Jagd geladen. Loschek erzählt von prunkvollen Empfängen an den Königshöfen der Länder, die sie besuchten. »Unter Kanonendonner fuhren wir im herrlichen Hafen von Lissabon ein. Es folgte die Begrüßung durch den König von Portugal. Eine riesige Menschenmenge begrüßte uns.«

Rettung in letzter Minute

Loscheks Reisetagebuch ist auch zu entnehmen, dass es um ein Haar gar nicht zu Mayerling gekommen wäre – weil der Kronprinz 1879 nahe der Stadt Malaga mit einem Boot beinahe untergegangen wäre. »Tags darauf ereignete sich ein Zwischenfall, der leicht hätte für uns sehr verhängnisvoll werden können«, schreibt der Kammerdiener, der an diesem Tag mit seinem Herrn und dessen Freundesrunde Sumpfvögel jagte. »Das Meer war ziemlich bewegt. Plötzlich überflutete uns eine Sturzwelle, welche das ganze Boot mit Wasser füllte. Das wäre aber nicht das größte Übel gewesen, sondern die Welle schwemmte auch viel Sand in das Boot, welches zum Sinken anfing – bange Minuten, und wir standen bis zur Brusthöhe im Meere.« Hilflos musste die kleine Gruppe mitansehen, wie das Boot immer tiefer sank und es keine Rettung zu geben schien. Glücklicherweise wurden die Herren dann doch noch in letzter Minute...

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