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Schieflagen im Bildungssystem

Die Benachteiligung der Migrantenkinder

VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl217 Seiten
ISBN9783531921983
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis22,99 EUR
Die PISA-Studien haben unübersehbar verdeutlicht, wie selektiv das deutsche Bildungssystem ist und wie stark es soziale Ungleichheit reproduziert. Kinder mit schlechten Startbedingungen, insbesondere Migrantenkinder, werden nicht ausreichend gefördert, wie der Leistungsstand von 15-Jährigen zeigt. Die 'Schieflagen im Bildungssystem', Interpretationen der PISA-Studien und bildungspolitische Schlussfolgerungen, werden in dieser überarbeiteten und aktualisierten Textsammlung diskutiert. Vor allem die Bildungssituation von Migrantenkindern wird ergänzend beleuchtet und verschiedene Erklärungsansätze geboten, um bildungspolitische und pädagogische Handlungsalternativen aufzuzeigen.

Dr. Georg Auernheimer war Professor am Seminar für Pädagogik, Forschungsstelle für Interkulturelle Studien an der Universität zu Köln.

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Leseprobe
Interkulturelle Teamentwicklung – Beobachtungen in der Praxis (S. 145-146)

Stefan Gaitanides

Einleitung

Multikulturelle Teams sind Laboratorien für die Entwicklung interkultureller Kompetenz. Gelingt es, gleichberechtigt miteinander zu kooperieren und die Synergie-Potenziale der Vielfalt der Perspektiven und Problembewältigungsstrategien freizusetzen, wird nicht nur die Arbeit mit der Klientel effektiver, gut eingespielte interkulturelle Teams haben auch Vorbildcharakter – als gelungene Beispiele gleichberechtigter und produktiver interkultureller Zusammenarbeit – für die Klientel, die externen Kooperationspartner und den Sozialraum (vgl. Fischer 2004, Schröer 2007). Allerdings kann der Weg dorthin dornenreich und langwierig sein.

Der Verfasser hat als wissenschaftlicher Begleiter eines Qualitätszirkels „Interkulturelle Teamentwicklung“ im Rahmen der Implementation eines Qualitätsmanagement- Verfahrens in drei Einrichtungen der Migrationsarbeit in München und als Leiter einschlägiger Fortbildungen reichlich Erfahrungen sammeln können, die belegen, dass interkulturelle Teamentwicklung sich nicht naturwüchsig ergibt, durch „lerning by doing together“ sondern einen intensiven und systematischen Lernprozess erfordert (Gaitanides 2003). In diesem Beitrag werden zunächst die wichtigsten Ergebnisse der Qualitätszirkelstudie zusammengefasst.

Dem schließt sich eine exemplarische Beschäftigung mit einem Schlüsselthema interkultureller Teamkonflikte an – dem „richtigen“ Umgang mit Distanz und Nähe in der Interaktion mit der Klientel, aber auch innerhalb des Teams. Der Artikel befasst sich nicht mit einem anderen wichtigen Themenkomplex, der im Zusammenhang mit interkultureller Teamentwicklung von großer Bedeutung ist, den Einstellungsbarrieren, die es oft überhaupt nicht zur multikulturellen Zusammensetzung von Teams kommen lassen.

Hierbei ginge es nicht nur um die strukturellen Barrieren (geringe Ausbildungsquote, Nichtanerkennung von heimatlichen Berufsabschlüssen, christliche Tendenzbetriebe, keine frei werdenden Stellen mangels Fluktuation bzw. durch den Stellenabbau) sondern auch um die abwehrenden Einstellungen der Mitarbeiter (Konkurrenzängste, Anzweiflung beruflicher Kompetenz, Reduktion auf Herkunftskompetenz, Unterstellung traditioneller Einstellungen und Verhaltensmuster, dazu Anderson 2000, Czock 2003, Gaitanides 2006,) – um Einstellungen, die wiederum durch interkulturelle Selbstreflexion in Fortbildungen monokultureller Teams hinterfragt werden müssen.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis5
Einleitung7
Die Frage der Struktur des deutschen Bildungssystems – ein Tabu8
Gründe für ein integratives Schulsystem12
Von der monolingualen zur multilingualen Schule13
Fragen der Schulqualität16
Geringe Chancen und Strategien junger Migrant(inn)en17
Diskriminierung oder leistungsgerechte Auslese?17
Erziehungswissenschaft und Bildungspolitik18
1 Die Pisa-Studien – Herausforderung und Chance21
Skandinavische Bildungssysteme – Schule in Deutschland. Ein provokanter Vergleich22
Schweden – Fördern mit System23
Norwegen: Inklusion gilt für alle25
Finnland: Kein Kind fällt aus dem Netz26
Gemeinsamkeiten erfolgreicher Systeme – Provokationen und Herausforderungen für Deutschland28
Chancen und Risiken nach PISA – über Bildungsbeteiligung von Migrantenkindern und Reformvorschläge131
Aus der Sicht der Interkulturellen Bildungsforschung relevante PISA-Ergebnisse31
Das Deutsch der Schule37
Chancengleichheit durch Autonomisierung der Schule?41
Der Bildungserfolg von Einwandererkindern in den westdeutschen Bundesländern. Diskrepanzen zwischen den PISA-Studien und den amt49
Einleitung49
Ergebnisse der innerdeutschen PISA-Studie (PISA-E)50
Daten der amtlichen Schulstatistik55
Datenkritik und Schlussfolgerungen60
2 Strukturelle Aspekte der Bildungssituation 2 von Migrantenkindern66
Die Überrepräsentation ausländischer Kinder und Jugendlicher in Sonderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen1,67
Befunde zur Beschreibung der Situation67
Erklärungsansätze71
Möglichkeiten zur Minderung und Überwindung der Bildungsbenachteiligung77
Fördern und Fordern allein genügt nicht! Mechanismen institutioneller Diskriminierung von Migrantenkindern und -jugendlichen im82
Institutionelle Diskriminierung – die Herstellung ethnischer Differenz in der Schule83
Chancen und Risiken der aktuellen Schulentwicklungsdiskussion93
Zunehmende Chancenungleichheit für junge Menschen mit Migrationshintergrund auch in der beruflichen Bildung?98
Junge Menschen mit Migrationshintergrund: who is who?98
Junge Menschen mit ausländischem Pass in einer dualen Ausbildung100
Sinkende Ausbildungschancen für junge Menschen mit Migrationshintergrund – ausgewählte Erklärungsansätze105
Fehlendes Interesse und Engagement beim Übergang Schule – Ausbildung?105
Mangel an Ausbildungsplätzen oder fehlende schulische Bildungsvoraussetzungen?109
Diskussion der Ergebnisse112
Ein Drittel ohne Berufsabschluss – was tun?113
Ausblick114
3 Über Schulund Unterrichtsqualität, 3 Sprachund Lesekompetenz117
Schulische und unterrichtliche Prozessvariablen in internationalen Schulleistungsstudien118
Internationale Schulleistungsuntersuchungen der IEA und die Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland119
Das Produktivitätsmodell der School-Effectiveness-Forschung als Rahmenmodell für schulische und unterrichtliche Prozessvariablen123
Mehrsprachigkeit und Bildungserfolg137
Mehrsprachigkeit und Bildungserfolg – eine bildungspolitische Kontroverse137
Sprachgebrauch und Sprachentwicklung138
Mehrsprachigkeit und Schulerfolg – Ergebnisse der internationalen Schulforschung141
Ansätze zur Entwicklung von Leseund Schreibfähigkeiten in zwei Sprachen143
Die Voraussetzungen des Kindes und die Ziele der Schule147
Ein erweitertes Konzept von Lesekompetenz und Konsequenzen für die Leseförderung152
Familie und Schule als Instanzen der Lesesozialisation154
Frühe Lesesozialisation als Brücke zwischen Oralität und Literalität158
Zur Konzeptualisierung von Lesekompetenz als einer Voraussetzung gesellschaftlicher Handlungsfähigkeit160
4 Bildungsbeteiligung und Förderung von jungen 4 Migranten in Fallstudien168
Ausländische Schüler in den neuen Bundesländern – eine Erfolgsstory169
Bildungsabschlüsse ausländischer Jugendlicher170
Bildungsbeteiligung172
Bedingungsfaktoren – Hypothesen zur Erklärung174
Zusammenfassung180
Verschlungene Bildungspfade. Über Bildungskarrieren von Jugendlichen mit Migrationshintergrund182
PISA und die Migrantenjugendlichen182
Ein Blick in die Statistik – Wie steht es um die Bildungssituation von Migrant(inn)en?184
Verschlungene Bildungspfade – Ergebnisse der Fragebogenerhebung186
Resümee193
Unzureichend gefördert? Eine Analyse der Bildungssituation und der Förderbedingungen für Migrantenkinder an Frankfurter Schulen195
Die Bildungssituation195
Die Förderbedingungen196
Ausblick214
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren216

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