Der Mut der Fische – So könnte man eine neue Studie betiteln, die die australischen Wissenschaftler Culum Brown und Anne-Laurence Bibost von der Universität von Macquarie in Sydney durchgeführt haben. Sie wollten wissen, worin sich in Freiheit geborene Regenbogenfische von in gefangenschaft lebenden unterscheiden. Die Ursache fanden sie in der zerebralen Lateralisierung, also der Fähigkeit, Informationen mit den verschiedenen Gehirnhälften zu verarbeiten.

Regenbogenfische in Freiheit sind intelligent und mutig

Studie zeigt, dass wild aufgewachsene Regenbogenfische mutiger sind als Zuchtfische

In Freiheit geborene Schwarzband-Regenbogenfische sind die mutigsten unter ihren Artgenossen. Die australischen Wissenschaftler Culum Brown und Anne-Laurence Bibost von der Universität von Macquarie in Sydney haben dazu eine Studie durchgeführt und festgestellt, dass die Fische generell weniger Angst haben, die Informationen über beide Gehirnhälften verarbeiten. Die Studie erscheint in der Springer-Fachzeitschrift Behavioral Ecology and Sociobiology.

Die Fähigkeit, Informationen entweder mit der linken oder der rechten Hemisphäre des Gehirns auszuwerten und darauf zu reagieren, wird als zerebrale Lateralisierung bezeichnet und ist bei Wirbeltieren weit verbreitet. Bei Menschen oder Papageien wird die Lateralisierung dadurch ersichtlich, dass sie eine Hand oder Kralle bevorzugt benutzen oder sich immer für die gleiche Seite entscheiden, wenn sie sich um Objekte herumbewegen.

Zunächst verglichen die Wissenschaftler wilde Regenbogenfische mit in Gefangenschaft aufgewachsenen Regenbogenfischen. Anschließend verwendeten sie eine abgeänderte Version des Spiegeltests, um zu prüfen, ob ein Fisch eine laterale Präferenz zeigte, sich selbst entweder mit dem linken oder rechten Auge zu betrachten. Den Mut der Fische testeten die Wissenschaftler, indem sie die Zeit maßen, die verstrich, bis sie ein sicheres Versteck wieder verließen.

Es zeigte sich, dass Fische ohne Lateralisierung – die also Informationen nicht in einer bestimmten Hemisphäre des Gehirns analysierten – deutlich mutiger waren als Fische mit linker oder rechter Lateralisierung. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Angst verstärkt wird, wenn sie in erster Linie nur von einer Hemisphäre verarbeitet wurde; daher ist ein Fisch mit Lateralisierung weniger mutig. Vorangegangene Studien zeigten, dass komplexe Aufgabenstellungen schwieriger zu bewältigen sind, wenn die Informationsverarbeitung zwischen beiden Hemisphären des Gehirns aufgeteilt wird. Entscheidend ist also die Verarbeitungsgeschwindigkeit. Fische ohne Lateralisierung müssen in einer potenziell lebensbedrohlichen Situation erst Informationen von beiden Hemisphären abrufen, vergleichen und diese integrieren, bevor sie eine Entscheidung treffen können. Fische mit einer stark ausgeprägten Lateralisierung können dagegen schneller reagieren, da sie Information nur von einer Hemisphäre abrufen.

Fische ohne Lateralisierung verarbeiten angstbesetzte Reize vergleichsweise langsam oder ineffizient. Daraus ließe sich ableiten, dass die dämpfende Wirkung von Angst bei ihnen weniger ausgeprägt ist als bei Fischen mit starker Lateralisierung. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass dies generell das Ausmaß an Furcht verringert, oder dass die Entscheidung, die Umgebung zu erkunden, bereits getroffen wurde, bevor der dämpfende Effekt der Angst eintritt. Beide Szenarien wären eine angemessene Erklärung für ihre Beobachtung, dass Fische ohne Lateralisierung mutiger sind als Fische mit Lateralisierung.

Die Wissenschaftler waren nicht überrascht, dass wild aufgewachsene Fische deutlich mutiger waren als ihre Artgenossen, die in Gefangenschaft aufgezogen wurden. Auch da ihre bisherigen Arbeiten gezeigt haben, dass Fischbestände, die von Räubern gejagt werden, furchtloser sind als die aus Gebieten, die wenig bejagt werden.

„Die Übereinstimmungen zwischen Persönlichkeit und Lateralisierung sind natürlich faszinierend und deuten auf eine einzelne zugrunde liegende Funktion bzw. Mechanismus hin“, sagt Brown. „Unsere Ergebnisse lassen darauf schließen, dass diese Aspekte der Persönlichkeitseigenschaften tatsächlich auf Unterschiede bezüglich der Lateralisierung zurückzuführen sind.“

Quelle: Brown, C. & Bibost, A-L. (2014). Laterality is linked to personality in the black-lined rainbowfish, Melanotaenia nigrans, Behavioral Ecology and Sociobiology, DOI 10.1007/s00265-014-1712-0

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