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E-Book

100 Menschen die inspirieren

und ohne die unsere Welt nicht unsere wäre

Verlagmarixverlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl384 Seiten
ISBN9783843805209
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Der 100. Band unserer vielgelobten Reihe ist da! In ihm blicken wir zurück auf neun Jahre anschaulicher Wissensvermittlung in kompaktem Format. Der 100. Band versammelt Lebensbilder der bedeutendsten Persönlichkeiten der Weltgeschichte. Mutige Entdecker treffen auf findige Wissenschaftler, Politiker von Welt auf Widerständler gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit. Musiker reihen sich ein neben Könige und Königinnen. All diese Kämpfer und Kämpferinnen in ihrem Gebiet haben die Welt zu der gemacht, die sie heute ist. Grund genug, ihnen den 100. marixwissen-Band zu widmen!

Ob Mathematiker oder Pädagogin, Psychologin oder Künstler; hinter jeder großen Idee und hinter jedem Werk steht eine Persönlichkeit mit ihrer Biographie, die im Austausch mit anderen Denkern und geistigen Strömungen etwas Wissenswertes vollbracht hat und unsere gemeinsame Gegenwart und Zukunft formt. Wissen heißt verstehen, und dazu müssen wir vor allem die Menschen hinter den Ideen verstehen. Die hier versammelten Kurzportraits der 100 Menschen, die inspirieren und hoffentlich noch Generationen inspirieren werden, stellen in diesem Sinne ein Best-Of und Who-is-Who unserer Reihe dar.

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Leseprobe

NICOLAUS COPERNICUS


1473–1543


Nicolaus Copernicus, wie er sich im Sinne der Renaissance latinisierend nannte, hatte keineswegs die Absicht, ein revolutionierendes Weltbild und eine neue Astronomie zu schaffen. Er wollte vielmehr durch strenge Beachtung der Grundlagen der vorptolemaiischen Astronomie, die Ptolemaios missachtet hatte, die alte Astronomie mit den Kenntnissen des Ptolemaios und seiner Nachfolger unter den Arabern wieder herstellen – also nicht Revolution, sondern Restauration war sein Ziel, ganz im Sinne des Renaissance-Humanismus. Ptolemaios hatte ja die gemäß der Physik des Aristoteles zugrunde liegenden physikalischen Grundsätze (die Copernicus fälschlich als pythagoreische bezeichnete), woraufhin sämtliche Bewegungen am Himmel auf kreis- und gleichförmige Rotationen von Äthersphären beruhen, in einem Punkte entscheidend verletzen müssen, um die Bewegungserscheinungen überhaupt exakt wiedergeben zu können. Er hatte zur Bestimmung der ersten Anomalie, die später Johannes Kepler durch den Flächensatz beschreiben sollte, die sogenannte Ausgleichsbewegung eingeführt, woraufhin der Mittelpunkt des (ersten) Epizykels auf dem Exzenter eine gleichförmige Winkelbewegung bezüglich eines imaginären Punktes (»punctum aequans«) spiegelsymmetrisch zur Erde auf der Apsidenlinie ausführen sollte, statt entsprechend der Rotation des Exzenters eine gleichförmige bezüglich dessen Zentrums. Das war aber auf der Basis der damaligen Vorstellungen von gleichförmig rotierenden Äthersphären »physikalisch »unvorstellbar – so dass in der Folgezeit die mathematische Beschreibung der Bewegungen von ihrer physikalischen Erklärung stark abwich und beide Betrachtungsweisen unverbunden parallel nebeneinander herliefen; und das wollte Copernicus durch eine gleichzeitige »Physikalisierung« der »mathematischen« und »Mathematisierung« der »physikalischen« Astronomie wieder in Ordnung bringen – aber natürlich jeweils auf der Basis der »Physik« seiner Zeit, und das war die des Aristoteles.

Copernicus entstammte einer deutschen Kaufmannsfamilie in Thorn, das im Vertrag von Thorn 1466 vom deutschen Ritterorden wieder an den polnischen König abgetreten worden war (seine Umgangssprache blieb zeitlebens das Deutsche, so dass er sich später bei Verhandlungen mit der Bevölkerung stets eines Dolmetschers bedienen musste, seine Wissenschaftssprache wurde das Lateinische). Nach dem Tode des Vaters übernahm 1483 der Onkel Lukas Watzenrode, ab 1479 Domherr in Frauenburg und später ab 1489 Bischof von Ermland, Nicolaus und dessen Bruder in seine Obhut und sorgte für ihre Unterrichtung bis hin zum Studium an der Universität Krakau, wo schwerpunktmäßig Mathematik und Astronomie nach den Werken und mit den Instrumenten von Georg Peurbach und Johannes Regiomontanus aus der bekannten Wiener Mathematiker- und Astronomenschule gelehrt wurden. Danach nahm Watzenrode Copernicus in seine persönlichen Dienste und sandte ihn zur weiteren Ausbildung und Vorbereitung auf die ihm zugedachte Domherrenstelle in Frauenburg nach Italien. Hier studierte er von 1496 bis 1500 in Bologna, wurde vor 1499 »magister artium«, widmete sich aber auch astronomischen Studien, zu denen er schon in Krakau angeregt worden war, und war Mitarbeiter des angesehenen Regiomontanus-Schülers Dominico Maria di Novara. Nach Ernennung zum Domherren setzte Copernicus 1501 sein Studium, jetzt der Medizin und des Kirchenrechts, in Padua fort und promovierte 1503 in Ferrara zum Doktor des kanonischen Rechtes. Nach Polen zurückgekehrt war er zunächst persönlicher Sekretär und Leibarzt seines Onkels, bevor er 1510 die Domherrenstelle in Frauenburg antrat, die kein geistliches Amt darstellte, sondern eine Verwaltungsstelle mit juristischen, politischen und medizinischen Tätigkeitsmerkmalen. Abgeschlossen von der Welt übte er hier sein Amt aus, unterbrochen nur durch eine Kommandantur der Burg und Stadt Allenstein während des sogenannten Reiterkrieges gegen den Ritterorden. Landesweit hatte er sich aber auch einen guten Ruf als Arzt erwerben können, den neben dem Klerus im Bistum Ermland auch das polnische Könighaus konsultierte. Zudem wurde er als Vertreter des Bistums zum Preußischen Landtag abgeordnet und verfasste 1517–1526 im Zusammenhang mit der angestrebten Reform der preußischen Münze insgesamt drei Denkschriften.

Zu dieser Zeit galt Copernicus aber auch bereits als Experte der Astronomie. Vermutlich kurz nach seiner endgültigen Rückkehr aus Italien hatte er eine kurze Abhandlung, den Commentariolus, verfasst, in der er seine neuen astronomischen Ideen niedergelegt hatte. Sie kursierte in mehreren Abschriften und fand besonders wegen der in Angriff genommenen Kalenderreform auch an der Curie große Beachtung, weil Copernicus in ihr die Möglichkeit einer Vereinfachung und Verbesserung der mathematischen Grundlagen der Astronomie andeutete: 1533 ließ Papst Klemens VII. sich von seinem Sekretär die Grundzüge des neuen Systems vortragen, 1536 forderte der Kardinal und Erzbischof von Capua eine Abschrift des angekündigten großen Werkes, das später Papst Paul III. gewidmet wurde. Die mit diesem System verbundene Einführung der Heliozentrik wurde vorerst gar nicht beachtet; vordringlicher war die versprochene Einfachheit mit der vermuteten Folge einer exakteren Vorhersage der Planetenstellungen und einer vereinfachten Darstellung des Sonnenlaufes für die Erstellung eines Kalenders, der in der von Gaius Julius Caesar eingeführten Form ja inzwischen zu einer Abweichung des Kalenderjahres von dem natürlichen Jahr um zehn Tage geführt hatte. Dass die Berechnung der Planetenörter nach den auf den ptolemaiischen Theorien beruhenden Tafelwerken durch die Beobachtung nicht mehr bestätigt wurde, hatte Copernicus bereits während seines Aufenthaltes in Bologna an eigenen Beobachtungen erfahren können, ohne dass allerdings Zeitpunkt und direkter Anlass für die Erarbeitung seiner neuen Theorien bekannt wären. In Italien hatte er in humanistischen und neuplatonisch beeinflussten Kreisen verkehrt, ihre Anregungen empfangen und als echter Humanist in griechischen und lateinischen Autoren nach Vertretern möglicher anderer astronomischer Systeme geforscht, von deren Existenz er aus der allgemeinen Kritik des Ptolemaios gewusst haben muss; seit Nicole Oresme war auch im lateinischen Mittelalter, jüngst etwa von Regiomontanus, zumindest eine Erdrotation als theoretische Möglichkeit erörtert worden.

Copernicus bediente sich bei seiner Rückbesinnung auf die Vorstellungen der Astronomie vor der Zeit des gegen sie verstoßenden Ptolemaios im Sinne einer echten »Revolution« (= Zurückwälzung) der aristotelischen Argumente, die schon von Averroës und seinen Anhängern gegen die herrschende Astronomie des Ptolemaios vorgebracht worden waren: Wäre eine Kreisbewegung (Rotation) ungleichförmig, so könnte das nur aufgrund einer Unbeständigkeit in der Natur des Bewegenden (letztlich Gottes) oder wegen einer Unregelmäßigkeit und Veränderlichkeit des bewegten Körpers (der Himmelssphären) geschehen; beides sei undenkbar. Hatte für Ptolemaios ein Exzenter für die kinematische Wiedergabe der ersten Anomalie nicht ausgereicht, so musste Copernicus Ersatz schaffen. Er ließ die ptolemaiische Ausgleichsbewegung aus einer Doppel-Epizykelbewegung resultieren: Der Planet durchläuft danach mit einer bestimmten gleichförmigen Geschwindigkeit eine kleine Kreisbahn (Epizykel), deren Mittelpunkt seinerseits gleichförmig auf einem weiteren Epizykel, dessen Mittelpunkt wiederum auf einem konzentrischen Kreis (vorläufig um die Erde) gleichförmig umläuft. Da der Epizykel aber mit anderer Geschwindigkeit bei Ptolemaios der Wiedergabe der scheinbaren Schleifenbewegungen der Planeten, der sogenannten zweiten Anomalie, gedient hatte, musste Copernicus, nachdem er die Gleichförmigkeit der anderen Bewegung wieder hergestellt hatte, diese Erscheinung auf andere Weise erklären.

Copernicus’ Überlegung war, dass die Schleifenbewegungen ja nicht tatsächlich ausgeführt zu werden brauchen, sondern nur als solche dem Beobachter erscheinen können, weil die Erde eine Bewegung ausführt, die diesen Eindruck erweckt. Führt die Erde selber eine dieser Erscheinung entsprechende Bewegung um die Sonne aus, so resultieren die Schleifenbewegungen sämtlicher Planeten eben aus dieser einen Bewegung der Erde, wenn gleichzeitig diese statt des Fixsternhimmels um ihre Achse rotiert. Die Sonne steht somit (fast) im Zentrum aller Planetenbahnen: Der größte Gestirnskörper, das Herz der Welt nach stoisch-neuplatonischer Auffassung, hätte damit die ihm gemäße Stelle eingenommen. Im Gegensatz zu dem Verfahren der antiken Astronomie, das nicht aus Beobachtungen, sondern aus mathematischen Theorieelementen für die einzelnen Planeten die relativen Entfernungen gleichsam »konstruiert« hatte, ergaben sich aus der Größe der Erdbahn jetzt auch die wahren statt der relativen Abstände der Planeten, während die Fixsternsphäre gleichzeitig in weite Ferne rückte, da sich an ihr keine parallaktischen Erscheinungen wie die Schleifenbewegungen der Planeten zeigten. (Diese daraufhin zwischen...

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