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E-Book

33 Gesetze der Strategie

Kompaktausgabe

AutorRobert Greene
VerlagCarl Hanser Fachbuchverlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl222 Seiten
ISBN9783446436428
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
In diesem Buch spannt Robert Greene einen weiten Bogen und stellt uns die Großmeister der Strategie vor, von Sunzi bis Churchill, von Hannibal über Friedrich den Großen bis Napoleon. Von ihren großen Erfolgen, aber auch von ihren Fehlern kann jeder lernen, denn strategisches Denken braucht man überall: in Wirtschaft und Politik, im Beruf wie im Privatleben. Die '33 Gesetze der Strategie' des Bestsellerautors Robert Greene erstmals auf Deutsch: knapp, prägnant, unterhaltsam.

Robert Greene, Jahrgang 1959, studierte Klassische Philologie und Vergleichende Literaturwissenschaft. Er arbeitete als Redakteur in New York und London, bevor er sich 1987 in Los Angeles niederließ, wo er als Drehbuchautor, Dramatiker, Essayist und Übersetzer lebt.

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Leseprobe

GESETZ


2


Die Strategie des geistigen
Guerillakrieges


Führen Sie nicht den letzten Krieg


Was uns am häufigsten nach unten zieht und uns Not und Elend bringt, ist die Vergangenheit in Form überflüssiger Bindungen, der Wiederholung abgenutzter Formeln und der Erinnerung an alte Siege und Niederlagen. Wir müssen bewusst einen Krieg gegen die Vergangenheit führen und uns dazu zwingen, auf den gegenwärtigen Augenblick zu reagieren. Wir müssen gnadenlos gegen uns selbst sein; wir dürfen die alten, ausgeleierten Methoden nicht wiederholen. Manchmal müssen wir uns dazu zwingen, neue Richtungen einzuschlagen, auch wenn das Risiken mit sich bringt. Was wir dann an Bequemlichkeit und Sicherheit verlieren könnten, werden wir an Überraschung gewinnen, da der Feind schwerer vorhersagen kann, was wir tun werden. Wir müssen einen Guerillakrieg gegen unseren eigenen Kopf führen, ohne statische Verteidigungslinien und exponierte Zitadellen – wir müssen alles fließend und beweglich machen.

Schlüssel zur Kriegführung


Zu wissen, dass man sich in einem bestimmten Zustand befindet, ist bereits ein Befreiungsprozess; aber ein Mensch, der sich seines Zustands, seines inneren Kampfes nicht bewusst ist, versucht, etwas anderes zu sein, als er ist, woraus Gewohnheiten entstehen. Behalten wir also im Hinterkopf, dass wir untersuchen wollen, was ist, dass wir beobachten und gewahr sein wollen, was tatsächlich ist, ohne ihm irgendeine Färbung zu geben, ohne es zu interpretieren. Es erfordert einen außerordentlich scharfen Geist, ein außergewöhnlich offenes Herz, um dessen, was ist, gewahr zu sein und ihm zu folgen. Denn was ist, ist ständig in Bewegung, ist ständig der Veränderung unterworfen; und wenn der Geist an Glaubenssätze, an Wissen gebunden ist, hört er auf, der schnell fließenden Bewegung dessen, was ist, zu folgen. Was ist, ist zweifellos nicht statisch – es ist ständig in Bewegung, wie Sie sehen werden, wenn Sie es genau beobachten. Um ihm zu folgen, brauchen Sie einen sehr beweglichen Geist und ein offenes Herz. Das geht verloren, wenn der Geist statisch ist, in einer Überzeugung verharrt, einem Vorurteil, einer Identifikation; und ein Geist und ein Herz, die vertrocknet sind, können dem, was ist, nicht leicht und frei folgen.

JIDDU KRISHNAMURTI (1895–1986), »SCHÖPFERISCHE FREIHEIT«

Wenn wir auf eine unerfreuliche oder unangenehme Erfahrung zurückblicken, kommt uns unweigerlich ein Gedanke: Hätten wir statt Y doch nur X gesagt oder getan, könnten wir das doch noch ändern … Viele Generäle haben in der Hitze der Schlacht den Kopf verloren und erst hinterher an die eine Taktik gedacht, an das eine Manöver, das alles geändert hätte. Das Problem ist jedoch nicht, dass die Lösung uns erst einfällt, wenn es zu spät ist. Nein, das Problem ist, dass wir davon ausgehen, dass das, was uns gefehlt hat, Wissen war. Das ist aber genau die falsche Annahme. Dass wir überhaupt fehlgehen, liegt daran, dass wir nicht auf den gegenwärtigen Augenblick eingestellt, nicht für die Umstände empfindlich sind. Wir hören auf unsere eigenen Gedanken; wir reagieren auf Dinge, die in der Vergangenheit geschehen sind; wir wenden Theorien und Konzepte an, die wir schon vor langer Zeit benutzt haben, die aber nichts mit unserer derzeitigen misslichen Situation zu tun haben.

Es ist wichtig, Folgendes zu verstehen: Die größten Generäle, die erfindungsreichsten Strategen zeichnen sich nicht dadurch aus, dass sie über mehr Wissen verfügen; der entscheidende Punkt ist vielmehr, dass sie in der Lage sind, ihre vorgefassten Vorstellungen aufzugeben und sich intensiv auf den gegenwärtigen Augenblick zu konzentrieren, wenn das nötig ist. Auf diese Weise wird die Kreativität entzündet, werden Chancen ergriffen. Je besser wir unsere Gedanken an die sich ändernden Umstände anpassen können, desto realistischer werden unsere Reaktionen sein.

All unsere geschätzten Überzeugungen und Prinzipien noch einmal untersuchen. Als man Napoleon fragte, welche Kriegsprinzipien er befolge, antwortete er: »Gar keine!« Sein Genie bestand in seiner Fähigkeit, auf die Umstände zu reagieren, das Beste aus dem zu machen, was ihm gegeben wurde – er war der Opportunist par excellence. Auch Sie sollten nur ein einziges Prinzip haben: keine Prinzipien zu haben.

Wenn Sie sich einer neuen Situation gegenübersehen, ist es oft am besten, sich vorzustellen, dass Sie gar nichts wissen und beginnen müssen, wieder ganz von vorn zu lernen. Dann werden Sie Ihre eigenen strategischen Muskeln entwickeln, statt auf die Theorien und Bücher von anderen angewiesen zu sein.

Die Erinnerung an den letzten Krieg auslöschen. Der letzte Krieg, den Sie geführt haben, ist eine Gefahr – auch dann, wenn Sie ihn gewonnen haben. Er ist in Ihrem Kopf noch frisch. Falls Sie gesiegt haben, werden Sie dazu neigen, die eben benutzten Strategien zu wiederholen – Erfolg macht nämlich faul und selbstgefällig. Falls Sie Ihren letzten Krieg aber verloren haben, könnten Sie jetzt ängstlich und unentschlossen sein. Denken Sie nicht an Ihren letzten Krieg! Sie haben nicht den erforderlichen Abstand, die nötige innere Distanz. Tun Sie lieber alles, was Sie können, um ihn aus Ihrem Gedächtnis zu löschen.

Meine Politik? Ich habe niemals eine gehabt.

ABRAHAM LINCOLN (1809–1865)

Den Geist in Bewegung halten. Als wir Kinder waren, stand unser Geist nie still. Wir waren offen für neue Erfahrungen und sogen möglichst viele davon auf.

Alle wirklich großen Strategen waren in dieser Hinsicht wie Kinder. Manchmal verhielten sie sich sogar wie Kinder. Das hat einen einfachen Grund: Hervorragende Strategen sehen die Dinge so, wie sie sind. Sie haben ein sehr feines Gespür für Gefahren und Gelegenheiten. Im Leben bleibt nichts unverändert; mit den Umständen Schritt zu halten, wenn sie sich wandeln, erfordert viel mentale Beweglichkeit. Große Strategen handeln nicht gemäß vorgefassten Ideen – sie reagieren wie Kinder auf den Augenblick. Ihr Geist ist ständig in Bewegung, und sie sind immer aufgeregt und wissbegierig. Die Vergangenheit vergessen sie schnell – die Gegenwart ist viel interessanter!

Wenn man eine leere Kürbisflasche ins Wasser legt und sie dann berührt, wird sie nach einer Seite gleiten. So sehr Sie sich auch anstrengen mögen – sie wird einfach nicht an derselben Stelle bleiben. Der Geist eines Menschen, der das höchste Stadium erreicht hat, wird bei nichts verharren, nicht einmal für eine einzige Sekunde. Er ist wie eine leere Kürbisflasche im Wasser, die herumgeschoben wird.

TAKUAN SŌHŌ (1573–1645)

Immer wenn Sie feststellen, dass Ihre Gedanken um eine bestimmte Sache oder Idee – eine Besessenheit, einen Groll – kreisen, sollten Sie sie daran vorbeizwingen. Lenken Sie sich durch etwas anderes ab. Suchen Sie sich wie ein Kind etwas Neues, in das Sie sich vertiefen können, etwas, was Ihrer konzentrierten Aufmerksamkeit würdig ist. Verschwenden Sie keine Zeit auf Dinge, die Sie nicht ändern oder beeinflussen können. Bleiben Sie einfach in Bewegung.

Den Geist der Zeit aufsaugen. Stimmen Sie sich auf den Geist der Zeit ein. Antennen für die Trends zu entwickeln, die erst noch reifen müssen, erfordert Arbeit und Fleiß, die Anpassung an diese Trends auch. Wenn wir älter werden, sollten wir unseren Stil in regelmäßigen Abständen ändern. Durch ständige Anpassung können Sie den Fallen in Ihren früheren Kriegen entgehen. Wenn die Leute gerade das Gefühl haben, Sie zu kennen, sollten Sie sich wieder ändern.

Auf Gegenkurs gehen. Manchmal müssen Sie sich freischütteln, sich aus dem Griff der Vergangenheit befreien – zum Beispiel, indem Sie auf Gegenkurs gehen, das Gegenteil von dem tun, was Sie normalerweise in einer bestimmten Situation machen würden. Dann muss Ihr Geist sich mit einer neuen Realität beschäftigen und wird schlagartig zum Leben erwachen.

Betrachten Sie Ihren Geist als Armee! Heere müssen sich an die Komplexität und das Chaos des modernen Kriegs anpassen, indem sie wendiger und beweglicher werden. Diese Entwicklung hat letztlich zum Guerillakrieg geführt, bei dem man das Chaos nutzt, um Unordnung und Unvorhersehbarkeit zu seiner Strategie zu machen. Guerillaarmeen halten nie inne, um eine Stadt oder einen Ort zu verteidigen – sie gewinnen, indem sie sich ständig bewegen und immer einen Schritt voraus bleiben. Da sie sich an kein festes Muster halten, bieten sie dem Feind kein Ziel.

Das ist das Modell für Ihre neue Denkweise. Wenden Sie nie eine Taktik starr an. Greifen Sie Probleme von anderen Seiten her an, passen Sie sich der Landschaft an und setzen Sie das ein, was Ihnen gegeben wurde. Wenn Sie ständig in Bewegung bleiben, zeigen Sie Ihren Feinden kein Ziel, das sie unter Beschuss nehmen könnten.

Symbol: Das Wasser Es passt seine Gestalt immer dem Platz an, an dem es sich im Strom bewegt, es schiebt Steine aus dem Weg und schleift Felsen ab; es hält nie inne, ist nie dasselbe. Je schneller es sich bewegt, desto klarer wird es.

Garant: Einige unserer Generäle scheiterten, weil sie sich bei allem streng an die Regeln hielten. Sie wussten, was Friedrich der Große an einem Ort gemacht hatte und Napoleon an einem anderen. Sie dachten ständig darüber nach, was Napoleon tun...

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