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E-Book

50/50

Wie ich in 50 Tagen 50 Marathons lief

AutorDean Karnazes
Verlagriva Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl294 Seiten
ISBN9783864132827
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
Er läuft und läuft und läuft. Der Ultramarathon-Läufer Dean Karnazes, den das TIME Magazine im Jahr 2006 zu den hundert einflussreichsten Menschen der Welt zählte, verlangt seinem Körper und Geist schier Unglaubliches ab: Er läuft hunderte von Meilen oder 80 Stunden am Stück, ohne zu schlafen, durchschwimmt die Bucht von San Francisco oder fährt 24 Stunden Mountainbike. Im Jahr 2004 gewann er den härtesten Laufwettkampf der Welt: ein 217-Kilometer Rennen durch das Death Valley bei Temperaturen um die 50 C°. 2007 aber stellte er sich einer noch größeren Herausforderung: 50 Marathons an 50 aufeinanderfolgenden Tagen in allen 50 Bundesstaatender USA. Von diesem beeindruckenden Parforceritt erzählt Karnazes in seinem Buch »50/50«. Der fesselnde Erlebnisbericht sowie die vielen praktischen Ratschläge, Geheimtipps und Trainingspläne, die das Buch bietet, ermutigen jeden Sportler, ob Amateur oder Profi, für seine eigenen Ziele zu kämpfen - und helfen ihm, diese auch zu erreichen.

Dean Karnazes, Jahrgang 1963, studierte Wirtschaft, ist Ultramarathon-Läufer und Autor des New-York-Times-Bestsellers »Ultramarathon Man. Aus dem Leben eines 24-Stunden-Läufers« (riva Verlag, 2007). 2007 wurde er als bester Outdoor-Athlet mit dem renommierten ESPN Award ausgezeichnet. Karnazes lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in San Francisco.

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Leseprobe

EINFÜHRUNG
Wochenendausflug


Ein sonniger Samstagmorgen im Februar 2002; wieder einmal stand ein typischer Ausflug nach Art der Familie Karnazes auf dem Programm: Niemand hatte am Vorabend irgendetwas zusammengepackt, und kein Wecker klingelte für einen zeitigen Aufbruch. Jeder pellte sich nach Lust und Laune aus den Federn. Und dann brach das Chaos aus. In wilder Hast wurden Taschen vollgestopft und ins Mutterschiff verladen – unser treues 9-Meter-Wohnmobil. Rasch bereitete Speisen verschwanden in hungrigen Mündern, kaum dass sie vom Herd an den Tisch gebracht worden waren. Kinder lachten, und Bälle und manch anderes Spielzeug flogen durch die Luft.

Alle paar Minuten fragte mein Vater, ob jemand diesen oder jenen dringend benötigten Gegenstand gesehen habe – so auch die Wagenschlüssel. Er war gerade zur Küche hinaus, als meine Frau Julie hereinkam.

»Ist Popou so weit?« Wenn sie das griechische Wort für »Paps« in den Mund nahm, dann musste auch sie in Wochenendstimmung sein! Sie hatte es bei derlei Unternehmungen nicht immer leicht mit der levantinischen Unbekümmertheit ihrer griechischen Familienhälfte, aber meist ließ sie sich früher oder später doch davon anstecken und mischte kräftig mit.

»Popou sucht die Autoschlüssel«, meinte unsere siebenjährige Tochter Alexandria.

»Aber wo ist Nicholas?«, rief Julie entgeistert, der eben aufgefallen war, dass sie unseren Vierjährigen schon eine Weile nicht gesehen hatte.

»Popou sagt, er sei schon mit Yiayia im Wohnmobil«, meldete Alexandria, wobei sie für ihre Großmutter, meine Mutter, ebenfalls das griechische Wort benutzte.

So klein Nicholas noch war, zeigten sich bei ihm bereits erste Anzeichen für die unersättliche Wanderlust seines Vaters. Ließ man ihn auch nur für Sekunden aus den Augen, dann war er schon stracks zur Haustüre hinausspaziert.

»Warte mal …«, ging es Alexandria durch den Sinn. »Wenn Nicholas und Yiayia schon im Auto sind, dann müssen sie doch auch den Schlüssel haben. Wie hätten sie sonst hineinkommen sollen?«

Da hatte sie natürlich recht. Dass ihn ein Kind übertrumpfte, brachte Popou aber nicht aus der Fassung. So etwas kümmerte ihn nicht weiter; Hauptsache, das Abenteuer nahm endlich seinen Anfang und der verdammte Schlüssel, nach dem er seit zehn Minuten überall gesucht hatte, war endlich aufgetaucht.

Schließlich saßen dann doch alle auf ihren Plätzen im Mutterschiff und ließen die Sicherheitsgurte einschnappen. Wie ein erfahrener Kapitän steuerte Popou das Schiff mit sicherer Hand über den Highway nach Norden, während wir sangen, scherzten und Sprüche aus unseren Lieblingsfilmen zitierten.

Der Unterschied zwischen einem Jogger und einem Läufer ist mir erst im Lauf der Jahre richtig klar geworden: Der Jogger hat sein Leben noch im Griff. Wir waren noch keine Stunde unterwegs, als ich schon rastlos mit den Hufen scharrte und meinen Vater bat: »Halt mal kurz an.«

Ich hatte das kommen sehen und meine Laufsachen schon vorher angezogen. Dad dirigierte das Wohnmobil in die nächste Haltebucht, wie wir das im Lauf vieler Familienausflüge perfektioniert hatten. Manchmal startete ich zu Hause vor dem Rest der Familie, und sie lasen mich dann irgendwo an der Strecke wieder auf. Bei anderen Gelegenheiten fuhr ich mit bis zum Ziel und machte mich von dort auf – ab und zu die ganze Nacht über –, bis ich am Morgen wieder zu ihnen stieß. Heute war das Programm vergleichsweise einfach: Ich wollte das letzte Wegstück die Straße entlanglaufen, während die Übrigen Vorräte einkauften, einen Stellplatz anfuhren und ein Schlemmermahl zubereiteten.

Im Hinaushasten gab ich Alexandria und Nicholas noch einen Schmatz auf die Wange, drückte meiner Mutter die Hand, umarmte Julie und winkte meinem Vater.

Mit einem knappen »Dann bis später« war ich aus dem Wagen hinaus.

Ich hatte mir 26 oder 27 Meilen vorgenommen, also in etwa einen Marathon. Was für viele Läufer die ultimative Herausforderung bedeutet, ist für mich eigentlich ein ganz normaler, längerer Wochenendlauf. Es ist nicht außergewöhnlich, wenn ich am Samstag einen Marathon laufe und am Sonntag gleich noch einen. Mehr als einmal bin ich 200 Meilen nonstop gelaufen und nehme jedes Jahr an mehreren 100-Meilen-Rennen an extremen Schauplätzen teil. Bei einem gemütlichen Lauf über einen Bruchteil dieser Distanz sollte ich mich also nicht allzu sehr verausgaben. Ich brauchte mich nur dem hypnotischen Ein- und Ausströmen meines Atems und den rhythmischen Kontraktionen der Muskeln hinzugeben – alles Übrige gab der herrliche Tag dazu. Es war ein perfekter Wintermorgen, wie er für das Napa Valley typischer nicht sein könnte: Am Himmel nicht eine einzige Wolke, die trockene Luft, weder zu kühl noch zu warm, strich mir in einer leichten Brise über die Haut.

Zwei Dinge trage ich auf Trainingsläufen stets bei mir: Handy und Kreditkarte. Ich war schon drei Stunden unterwegs, als das Handy klingelte.

»Hey, Liebling, wir haben vergessen, Parm…« Eine Kolonne von Lastwagen donnerte vorbei und übertönte den Rest des Satzes.

Ich steckte einen Finger ins eine Ohr und presste das Telefon ans andere. »Wie bitte?«

»Wir haben keinen Parmesan gekauft. Käse, hörst du?«

»Ohhh!«

»Kannst du noch welchen mitbringen?«

»Na klar.«

Die anderen waren gerade mit den Vorbereitungen fertig, als ich anderthalb Stunden später auf dem Campingplatz eintrudelte. Was stand da draußen auf einem Picknicktisch doch Herrliches bereit: frische Nudeln, Sauerteigbrot, Cäsarsalat, eine reife Melone und – weil unser Wohnmobil keinen Backofen hat – Kekse aus der Mikrowelle.

»Hast du Parmesan bekommen?«, fragte Alexandria.

»So ein Mist! Ich wusste doch, dass ich etwas vergessen habe!« Ich schlug mir mit der Hand an die Stirn.

»Daaad!«, schalt meine Tochter grinsend, rannte um mich herum und griff in die Lauftasche auf meinem Rücken. Sie hatte mich natürlich durchschaut.

Nach dem Essen machten wir einen langen Spaziergang. Wir gingen einen schmalen von einer Baumreihe gesäumten Pfad entlang, und meine Gedanken wandten sich einem vertrauten Thema zu. Diese Familienausflüge waren für mich der Himmel auf Erden. Alles, was ich mir wünschte, kam da zusammen: die Menschen, die mir lieb und teuer waren, Abenteuer, Freiheit und dazu jede Menge Gelegenheit, weite Strecken zu laufen. Vier oder fünf solche Ausflüge schafften wir im Jahr, meist innerhalb von Kalifornien, aber gelegentlich waren wir bis Oregon und Colorado gekommen. Manchmal flogen wir zusammen in einen weiter entfernten Bundesstaat, mieteten dort ein Wohnmobil und genossen die gleiche Mischung aus Camping, Besichtigungen und, was mich anging, Dauerlaufen. Auf jeder dieser Reisen wünschte ich mir früher oder später, dass die Reise länger dauerte und weiter weg führte. Diesmal jedoch gingen meine Gedanken über den bloßen Wunsch hinaus, und ich entwickelte eine klare Vorstellung, wie dieser perfekte Urlaub aussehen müsste.

Eines ist mir im Leben ganz besonders wichtig: die Herausforderung zu immer gewaltigeren, ganz und gar unmöglich erscheinenden Konditionsleistungen. Auf der Suche nach einer solchen Aufgabe ging mir mit einem Mal durch den Sinn, doch einmal an 50 aufeinanderfolgenden Tagen in jedem der 50 US-Bundesstaaten einen Marathon zu laufen. Jeder Tag wäre wie dieser, nur der Ort und die Landschaft wären verschieden und natürlich die regionale Kultur. So eine Unternehmung wäre natürlich eine harte Probe für die Ausdauer der ganzen Familie. Nacht für Nacht mussten Hunderte von Meilen zurückgelegt werden, im Wechsel mit meinen solo abgespulten 26,2er-Etappen. Kurze Teilstücke konnten die Kinder und meine Eltern ja mitlaufen, wie sie es auch sonst manchmal taten. Sogar Julie könnte mitmachen, obwohl sie normalerweise nur rennt, wenn sie gejagt wird. Mir spukten plötzlich die verschiedensten Möglichkeiten im Kopf herum.

Doch plötzlich wurde mir klar, dass wir uns eine derartige Aktion niemals würden leisten können. Julie und ich mussten beide arbeiten, um über die Runden zu kommen. Und dann war da noch die Schule. Nicholas kam bald in die Vorschule, und Alexandria war bereits eine eifrige Zweitklässlerin. Meine Mutter arbeitete als Grundschullehrerin in Orange County. Auch sie konnte unmöglich so lange freinehmen, und sie würde erst in vier Jahren aus dem Schuldienst ausscheiden. Es waren einfach zu viele Hindernisse zu überwinden, mein Plan war unausgegoren. Ich heftete die Idee in Gedanken ab als einen Traum. Einen verrückten und leider unerfüllbaren Traum.

Während der folgenden Jahre hauchte eine Folge glücklicher Umstände diesem Traum jedoch neues Leben ein, und am Ende erfüllte er sich in einer Weise, die ich mir nicht hätte träumen lassen.

Der erste Schritt war ein Sponsorenvertrag mit The North Face, einer in der San Francisco Bay gelegenen Firma für Outdoor-Ausrüstung und Bekleidung. Ich brauchte zwar noch immer meinen Job, um die Familie zu ernähren, aber mein Sponsor deckte nun einen Großteil der Reisekosten zu Wettkämpfen auf der ganzen Welt ab. Ich begriff das sogleich als Chance, mir höhere Ziele zu stecken. Schon wenige Monate nach Vertragsabschluss bei North Face nahm ich meinen Mut zusammen und reichte bei der Marketingabteilung den Vorschlag für mein »50 Marathons, 50 Bundesstaaten, 50 Tage«-Abenteuer ein. Der Antrag war recht bescheiden. Ich bat lediglich um die Übernahme der Sprit- und Verpflegungskosten für die Zeit, die ich mit meiner...

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