„SINN“-VOLLE WEGE FÜHREN ZUM HERZEN

11 ZUR WETTERLAGE

Diese Achtsamkeitsübung ist eigentlich eine Übung für Kinder, um sie für ihre Stimmungen und Gefühle zu sensibilisieren und um ihnen zu zeigen, dass Gefühle und Stimmungen nichts Bedrohliches und Dauerhaftes sind. Doch gerade das Spielerische dieser Übung lässt auch Erwachsene auf einfache Art und Weise schnell Abstand zu belastenden Emotionen bekommen.

Vielleicht antwortest du manches Mal auf die Frage, wie es denn so geht, mit einer bildlichen Floskel: „Na ja, so heiter bis wolkig.“ Genau darum geht es: Du erstellst bei dieser Übung in der achtsamen Wahrnehmung einen persönlichen Wetterbericht.

Wenn du diese Wetter-Übung immer mal wieder mit in deinen Alltag einbaust, achte auch auf das reale Wetter, wenn du nach draußen gehst. Beobachte, wie sich die Wolken am Himmel türmen und auch wieder vorüberziehen. Wie der Regen die Konturen schluckt und anschließend die Sonne die Farben erstrahlen lässt. Spüre den Wind und den Regen auf deiner Haut ebenso wie die Strahlen der Sonne. Betrachte das Wetter als Metapher deiner Gefühle.

12 DANKE SCHÖN

Klar sind wir dankbar, schließlich geht es uns im Großen und Ganzen ja meistens recht gut. Doch es macht einen Unterschied, dieses zu wissen oder sich dessen bewusst zu werden. Hierbei geht es auch gar nicht um die großen Themen wie beispielsweise Liebe, Familie, Job und Wohnung, welche sozusagen zu den Rahmenbedingungen eines guten Lebens zählen. Dankbarkeit beginnt im Kleinen, und zwar komplett unabhängig von Materiellem. Du kannst dankbar für eine besonders prachtvolle Kastanie sein, die du plötzlich auf deinem Weg entdeckst. Oder für das unerwartete Lächeln eines dir Unbekannten. Du kannst dankbar sein für den Sonnenstrahl, der dir wärmend über die Wange streicht, oder für den Wind, der dich beim Joggen im Rücken stärkt.

Vielleicht kennst du bereits die Methode, bei der man abends drei Dinge notiert, für die man rückblickend auf den Tag dankbar ist. Sie ist sehr wirkungsvoll, da dieses Ritual uns insgesamt achtsamer werden lässt. Wir schauen genauer hin und wir richten unseren Fokus mehr und mehr auf das Positive im Leben. Das schriftliche Festhalten ist insofern wichtig, als du durch das Schreiben wesentlich intensiver in die Dankbarkeit hineinspürst und es dir doch ein wenig mehr konzentrierte Aufmerksamkeit abverlangt. Nach ein oder zwei Wochen wirst du ganz von selbst während des Tages mehr und mehr Dankbarkeit für Kleinigkeiten spüren. Plötzlich hältst du inne und fühlst die Freude der Dankbarkeit. So öffnet sich dein Herz jedes Mal ein wenig mehr für die Schönheit des Lebens.

Vielleicht schaffst du es nach einer Weile, noch einen Schritt weiter zu gehen und auch in unangenehmen Situationen den Blick der Dankbarkeit nicht zu verlieren. Denn alles, was dir begegnet, ist wichtig für deinen Lern- und Entwicklungsprozess. Bleibst du in der Dankbarkeit, erkennst du die Polarität in allem. Dankbarkeit ist ein starker Schutz vor selbstzerstörerischen Gefühlen.

13 SEI GROSSZÜGIG

Was hat Achtsamkeit mit Großzügigkeit zu tun? Sehr viel:

„Manchmal sage ich im Spaß, Gott sei nicht besonders gut in Mathe, denn wenn man anderen etwas gibt, dann sollte man ja eigentlich bei sich selbst abziehen. Stattdessen aber fand ich immer wieder bestätigt, dass man, indem man andere beschenkt, Raum dafür schafft, dass man selbst noch reicher beschenkt wird.“

Desmond Tutu, aus: „Das Buch der Freude“

Großzügigkeit gegenüber anderen Menschen öffnet dein Herz. Und in dem Moment, wo sich dein Herz öffnet, spürst du. Du fühlst Freude in dir, bist berührt und erlebst einen Moment der präsenten Vollkommenheit. Schließlich möchten wir achtsamer werden, um mehr Lebendigkeit und Lebensfreude zu fühlen. Momente, in denen du jemand anderem etwas Gutes tust, beschenken dich doppelt zurück. Du erlebst die Freude und Dankbarkeit des anderen und fühlst auch in dir Freude und Leichtigkeit aufkommen.

Leider neigen wir viel zu sehr dazu, uns gedanklich hauptsächlich mit uns selbst zu beschäftigen. Alles dreht sich um uns: ich, ich, ich. Dabei brauchst du nur den Blick zu heben und dich achtsam umzusehen. Es gibt so viele Gelegenheiten, großzügig zu sein. Ob es die Tür ist, die du jemandem lächelnd aufhältst, der Sitzplatz in der Bahn, den du einer älteren Person anbietest, oder das Kompliment, das du spontan deiner Kollegin machst. Großzügigkeit muss nichts mit Materiellem zu tun haben. Indem wir helfen, nette Worte sagen und Freude spenden, sind wir automatisch auch uns selbst gegenüber großzügig und fühlen uns erfüllter.

14 MIT GEFÜHL

Ohne ein Gegenüber geht es nicht. Wir brauchen andere Menschen, um uns zu spiegeln, um uns weiterzuentwickeln und vor allem, um Verbundenheit zu spüren. Nach einer Weile Einsamkeit verspüren wir geradezu den Drang, uns unter Menschen zu begeben. Oft reicht da ein Lächeln eines Fremden und schon spüren wir wieder das Leben.

In der afrikanischen Lebensphilosophie gibt es ein schönes Wort für dieses menschliche Miteinander: Ubuntu. Das Wort stammt aus der Bantusprache der Zulu und der Xhosa und bedeutet übersetzt so viel wie Menschlichkeit, Nächstenliebe und Gemeinsinn. Wir sind Teil eines Ganzen.

„Ein Mensch wird erst durch einen anderen Menschen zum Menschen.“

Desmond Tutu

Oft vergessen wir jedoch dieses „Ubuntu“. Zum Beispiel dann, wenn es darum geht, in Konflikten unseren Standpunkt zu behaupten. Da werden wir schnell zum Einzelkämpfer. Der Gedanke an Gemeinsinn und Verbundenheit ist uns schnell entfallen. Dabei schwächt dieser Gedanke nicht deine Position. Bist du dir dieses Gedankens achtsam gewahr, wirst du dein Anliegen wesentlich klarer, authentischer und friedvoller vertreten können. Gewöhne dir an, bei sämtlichen Gesprächen, Aussprachen und Besprechungen folgende Übung im Vorfelde zu praktizieren:

Mithilfe dieser kleinen Mitgefühls-Übung werden nicht nur deine Begegnungen intensiver und harmonischer. Außerdem stärkst du deine Präsenz und deine Achtsamkeit für die anstehende Situation.

15 OM …

Das Mantra „Om“ ist das älteste Mantra, sozusagen das Urmantra. Man spricht hierbei auch von der Hymne des Universums. Das Wort „Mantra“ kommt aus dem Sanskrit. „Man“ bedeutet Geist und „tra“ ist das Instrument. Somit ist das Mantra das Instrument des Geistes, um aus dem Zustand der Aktivität in die Stille zu gelangen. Mantras müssen nicht wortgenau rezitiert werden, sie wirken vielmehr über ihren Klang. Ihre Vibration wirkt auf unsere Energiezentren. Das Mantra „Om“ ist insofern extrem wirkungsvoll, als es vergleichbar mit dem weißen...