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Aarhus Stadt des Lächelns

Die dänische Kulturhauptstadt durchstreifen und erleben

AutorKristen Benning
Verlagepubli
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl151 Seiten
ISBN9783741864872
Altersgruppe1 – 99
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
In der europäischen Kulturhauptstadt Aarhus liegt der Umbruch von der Industrie- zur Wissensgesellschaft radikal offen. Zunächst öffnet die Stadt den Fluss Aarhus Å. Seitdem pulsiert das Leben im altehrwürdigen Latinerviertel. Daraufhin gestaltet sie eine neue Flusspromenade. Links und rechts dieses Boulevards liegen Dom, Galerien, Butiken, gut erhaltene historische Häuser und Plätze zur Entspannung. Im Umkreis der Flussmündung, wo einst Wikinger die Stadt Aros gründeten, erheben sich jetzt Meisterwerke der besten dänischen Architekten. Dieses Neue verbindet sich dort mit Altem wie zum Beispiel mit liebevoll restaurierter Industrie-Archäologie. Dieses Buch bringt Touristen Aarhus über Reportagen näher. Sie können alle Touren selbst nacherleben. Denn nichts ist fiktiv. Adressen und Telefonnummern helfen Ihnen, Ihren Urlaub zu planen.

Selbständiger Reise- und Kulturjournalist seit 1997

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Leseprobe
Neuer Fluss an der Aarhusbucht

Stadttrips sind oft anstrengend: Denn die Füße qualmen; die Luft in Museen ist trocken. In Aarhus aber gibt es bewusst angelegte Erholungsräume. Besonders der Fluss hat sich zu einer Freizeitmeile gewandelt. Überall finden sich Restaurants und schöne Plätze vom Zentrum bis zur Bucht.

93 Meter misst der St.-Clemens-Dom zu Aarhus. Die längste gotische Kirche Dänemarks prägt die alte Bischofsstadt. Sie wurde im 15. Jahrhundert im Stile der Backsteingotik erbaut. Backstein konnte leicht produziert werden.

Außen wirkt das Gebäude dunkel der gebrannten Ziegel wegen; innen strahlt es dagegen hell. Dies hat sowohl etwas mit dem hellen Kalkmörtel an den Wänden zu tun als auch mit der nach viel Licht verlangenden gotischen Bauweise. Das Licht des Himmels soll zu den Gläubigen gelangen. Hier greift das Prinzip des Kreuzrippengewölbes. In den Seitenschiffen werden die beiden kreuzrippengewölbten Quadrate zu einem Rechteck zusammengefasst.
Hiermit kann das Licht der Fenster im Seitenschiff ungehindert das Mittelschiff erreichen. Das Mittelschiff aber bleibt erhöht. Dadurch sind im Obergeschoss die hohen gotischen Fenster möglich. Im Westen trägt eine Einturmfassade im Giebel einen Anker: Dieser weist auf die Bedeutung der Seefahrt hin, die mit der Lage der Stadt an der Bucht und mit dem Namenspatron zusammenhängt. Clemens, Papst in Rom, gilt als Schutzherr der Seefahrer.
Innen hängt ein wohl Papst Clemens geltendes Segelschiff im Domportal, wie es oft in nördlichen Kirchen an der Küste zu sehen ist. Vorm Altar heißen zwei freundlich lächelnde weibliche Heilige den Besucher willkommen. Die innerhalb von Torbögen und Wänden in den Putz gemalten alten Fresken im Kirchenschiff beeindrucken auf 220 Quadratmetern Fläche. Die meisten stammen aus der Zeit von 1470 bis 1520. Ein Fresko zeigt zum Beispiel in Gewänder gehüllte farbig ausgeführten Apostel mit Bärten. Als Apostel sind sie durch die Zahl 12 und am Heiligenschein zu erkennen. Sie falten die Hände, neigen ihre Köpfe zur Seite, sind von kindlicher Unschuld gekennzeichnet.

Vom Dom aus gelangt man schnell in die Vestergade, wo eine Klosterkirche von 1541 steht, die Frue Kirke, also eine Marienkirche. Vor ihr liegt ein nach außen abgeschlossener Platz mit einem schönen Brunnen, ohne aber durch die Kirche beansprucht zu werden. Eine Frau mittleren Alters isst auf einer der Bänke in ihrer Mittagspause ein belegtes Brötchen. Zwei junge Frauen unterhalten sich angeregt miteinander. Ein älterer Mann trinkt Bier. Alle entziehen sich für eine Weile dem Trubel. Natürlich bietet sich ein Besuch in der Kirche an. Am Tor verkündet ein Plakat den Auftritt eines Bremer Jugendchors. Vor dem Eingang zur Krypta sitzt ein lächelnder Pfarrer. Er lauscht der Orgel. Die Krypta mit einem schönen Gewölbe wurde 1955 wiederentdeckt. Sie wurde vielleicht im 13. Jahrhundert zugeschüttet, offenbar, weil sie sich immer wieder mit Wasser füllte.

Knapp einen Kilometer von der Frauenkirche entfernt klettert Mads auf einen Kunstfelsen. Besonders am Felsen: Er ist fast in die Innenstadt integriert, steht an der Carl Blochs Gade in einem Park am Fluss Aarhus Å. Mit seinem nackten Oberkörper, den rasierten blonden Haaren und blauen Bermudas fällt der Jugendliche als Kraftpaket auf. Und er sieht professionell aus. Er trägt Kletterschuhe. Seine im Sand liegende Gummimatte schützt. Oft lässt er sich erschöpft darauf fallen. Der Felsen setzt sich aus unterschiedlichen geometrischen Formen wie Quadern, Rechtecken und Dreiecken zusammen. Auf die Flächen sind unterschiedlich geformte Vorsprünge montiert. Als er registriert, dass er fotografiert wird, kommt er neugierig. Heute sei er nicht in Form, seufzt er. Das Ziehen und Stemmen am Felsen falle ihm schwer.


Nur auf den ersten Blick reizvoll erscheint die im Zentrum liegende „Prachtstraße“ der Stadt – Åboulevarden: wegen des Wassers, der Brücken über den Fluss und des lebendigen Auf- und Abflanierens der Menschen. Dort liegt das überdimensionierte Kaufhaus „Magasin“, das der Altstadt die Luft zum Atmen raubt. Es überragt die historischen Häuser der Altstadt, schluckt so das Licht der Umgebung. Die Eintönigkeit der langen Front spiegelt sich im vorüber fließenden Fluss Aarhus Å. Aber von einer Radfahrerskulptur aus ist zu sehen, wie die Menschen am Flussufer den Sommer genießen. Es gibt dort einen Flair ausströmenden Platz mit Steinblöcken, auf denen sich junge Frauen unterhalten. Anstelle einer Mauer grenzen die Stadtplaner den Platz raffiniert mit Spurrillen vom Wasser ab, damit keiner hineinfällt. Am Flussufer reihen sich Restaurants und Cafés aneinander; deren Tische sind im Sommer immer gut besetzt bis tief in die Nacht. Doch die Preise sind so frech, dass sogar die Kellnerin davor warnt, 7,50 Euro für eine Tomate und fünf Kammmuscheln auszugeben.

Daher empfiehlt es sich, der „Fressmeile“ zu entfliehen und den Reiz des Flusses zu erkunden. Das wegen seines üblen Geruchs ehemals einbetonierte Gewässer wurde in der Innenstadt in den 1980-er Jahren für die Bürger geöffnet. Die Wasserqualität hatte sich erheblich verbessert. Der Verkehr lief früher auf beiden Seiten des Flusses. Um die Chancen eines Boulevards zu erhöhen, beschloss man, eine Seite des Flusses für den Autoverkehr zu sperren. Bis dahin kannten die meisten Einwohner den Fluss nur als Verbindung des Hinterlandes mit dem Hafen.

Über die Befreiung gelang es, sowohl das Stadtzentrum mit dem Hafen zu verbinden als auch mehr freies städtisches Leben zu ermöglichen. Entlang einer im Zuge dieser Maßnahme am Fluss gepflanzten Allee reihen sich seitdem mehrere treppenartig gebaute breite Stege aus Holz. Jugendliche nehmen sie gerne als Gelegenheit zum Schnacken an.

Stadtarchitekt Stephen David Willacy, der noch in den nächsten Jahren enorm damit beschäftigt sein wird, nach dem Flussgebiet im Zentrum auch das Hafengebiet für die Bürger aufzubrechen, meint: „Jetzt hat sich der Fluss zu einer großen Quelle der Unterhaltung mit Restaurants und schönen Plätzen zum Spazierengehen gewandelt. Die Promenade reicht jetzt bis zum Hafen. Dies war eine wichtige Entscheidung in der jüngeren Stadtgeschichte.“

Willacy ist Brite, um die 50 Jahre alt. Den Kontakt zu ihm vermittelt die PR-Frau Lotte Vind Sørensen vom städtischen Bauamt. Sie reagiert zeitnah auf Anfragen. Bei ihr wiehert nicht der Amtsschimmel. Die Stadtplaner kennen ihre Stadt, haben sie doch die dänische Art zu leben, mit einigen auch für jeden anderen Architekten leicht zu realisierenden Projekten gefördert. Willacy nimmt das Anliegen seines Gastes ernst, die Architektur der Stadt zu verstehen, versteht es aber dabei auch, humorvoll zu bleiben. Er kann wunderbar zwischen den Zeilen zu lesen, so dass sich ein qualitätsvolles Gespräch entwickelt. Für ihn stellt es kein Problem dar, die Entwicklung der Stadt in den vergangenen 40 Jahren unterhaltsam zu vermitteln.

In Aarhus' wichtigster Fußgängerzone, der Søndergade, fehlt jedoch jegliches Flair. Außer vor einem Irish Pub, der mit astronomischen Preisen aufwartet, findet man nicht eine Ruhezone. Erst am Ende der Gasse gibt es einen Park, in dem man sich ausruhen kann. Hier findet man Besucher des herausragenden Kunstmuseums ARoS und des Festspielhauses sowie Studenten der Musikschule – lauter ruhige und angenehme Nachbarn. Dort steht auch das so genannte Ridehus, ein schönes Backsteingebäude, dem man noch die historische Reiterkaserne ansieht. Dass es heute zum Konzert einlädt, zeigen Plakate. Wenn Konzerte stattfinden, breiten die Zuhörer ihre Decken auf dem Rasen aus und picknicken

Im gleichen Umkreis findet sich auch das moderne Kunstwerk des australischen Künstlers Benjamin Gilbert, der Naturformen entlehnt, nämlich die des Buckelwals als Grundform, und sie zu einem modernen Kampfhubschrauber verfremdet. Er nennt das Mischwesen „hval-i-kopter“. Was hat der Mittdreißiger beabsichtigt? Er wurde von Greenpeace inspiriert. Gilbert ist selbst aktives Mitglied. Er vertritt die Idee, Kunst müsse interaktiv sein, wenn sie etwas bewirken solle. Einfach ausgedrückt lautet sein Appell: Schafft den Walfang ab und schützt dessen Lebensraum! Ob das Studentenpärchen, das daneben auf dem Rasen picknickt, auch davon berührt wird? Auf einer Decke verteilen sie die Speisen. Eine Flasche Wein leisten sie sich auch. Wein ist nicht mehr so teuer wie der übrige Alkohol. Also wird etwas Besonderes gefeiert. Faszinierend ist der natürlich und melodiös vorgetragene Gesang aus dem Wal-Hubschrauber. Er ist rhythmisch wie textlich eindeutig dem Gesang einer Popsängerin nachempfunden. Die Sängerin: eine hübsche gut fünfjährige Afrikanerin. Die Kleine mit einer ungemein freundlichen Ausstrahlung kann das Lied nur von einem Musiksender kennen. Im Walkörper hallt es, was das Mädchen wohl entdeckt hat. Ihre mit einer Freundin auf einer Decke sitzende Mutter nimmt vom Gesang keine Notiz. Der ältere Bruder probiert sich derweil...
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