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Abenteuerpädagogik im Sportunterricht. Erlebnis- und handlungsorientierte Methoden als Interventionsmaßnahmen in pädagogischen Handlungsfeldern

AutorNorbert Zauner
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl172 Seiten
ISBN9783668278981
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Pädagogik - Sonstiges, Note: sehr gut, Private Pädagogische Hochschule der Diözese Linz (Aus- und Fortbildung), Veranstaltung: Hochschullehrgang mit Masterabschluss: Verhaltensauffälligkeiten und Schule - professionelle Analyse und Beratung und Betreuung, Sprache: Deutsch, Abstract: Ich möchte mit der vorliegenden Arbeit zeigen, dass der Einsatz von erlebnis- und handlungsorientierten Methoden im Unterricht einen Einfluss auf die Beziehungsstruktur einer Gruppe von Schülern der Sekundarstufe hat. Die darüber aufgestellten Hypothesen habe ich mit Hilfe der Soziometrie, als wissenschaftliche Untersuchungsmethode analysiert und anschließend in Form von Soziogrammen dargestellt. Beobachtungen von Studierenden ergänzen den qualitativen Forschungsteil der vorliegenden Arbeit. Im pädagogischen Diskurs steht neben dem 'klassischen' erlebnispädagogischen Konzept von Kurt Hahn das Lernmodel der Abenteuerpädagogik, welches als Ziel die kontinuierliche Arbeit mit Schülerinnen und Schülern hat. Ich werde das Konzept der Abenteuerpädagogik (Project Adventure) in der vorliegenden Arbeit in Theorie und Praxis vorstellen. Heckmair und Michl beschreiben die Erlebnispädagogik als einen Beitrag zur zwischenmenschlichen Beziehung, da sie durch die oft notwendige persönliche Nähe neue Sichtweisen der Fremd- und Selbstwahrnehmung eröffnet, weil bisher feste Einstellungen und Urteile ins Wanken kommen können. Die Bedeutung des Menschenbildes soll für Lehrerinnen und Lehrer handlungsleitend in ihrer pädagogischen Arbeit sein. Theoretische Konzepte zur Menschenbildtheorie beschreiben in der vorliegenden Arbeit mögliche Verknüpfungen mit erlebnis- und handlungsorientierten Interventionsmaßnahmen.

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Leseprobe

2. Die Erkenntnisse und Postulate der humanistischen Psychologie im Diskurs mit den Zielen der Erlebnispädagogik


 

In der erlebnispädagogischen Literatur wird immer wieder auf die Bedeutung eines humanistischen Menschenbildes hingewiesen, jedoch ohne konkrete Erläuterungen dieser Sichtweise vom Menschen. In der erlebnispädagogischen Arbeit hat die „klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie“, durch den Bezug zur Beratung und Gesprächsführung, große Bedeutung erlangt. Die Persönlichkeitstheorie von Carl R. Rogers - einer der bedeutendsten Vertreter der humanistischen Psychologie - soll deshalb besondere Beachtung finden (vgl. Fiedler 2008, S. 61). Einen möglichen Zusammenhang zwischen der Persönlichkeitstheorie von Rogers und der Erlebnispädagogik wird im Folgenden darzustellen versucht. Es geht hierbei nicht um eine Forderung nach therapeutischen Maßnahmen im Rahmen von erlebnispädagogischen Interventionen. Es soll vielmehr darauf hingewiesen werden, dass den Erzieherinnen und Erziehern in der erlebnispädagogischen Arbeit die Bedeutung von therapeutischen und pädagogischen Erkenntnissen bewusst sein sollte (vgl. Fiedler 2008, S. 62).

 

2.1 Carl R. Rogers als bedeutender Vertreter der Humanistischen Psychologie


 

Carl Ranson Rogers wurde am 8. Jänner 1902 in Oak Park, einer Vorstadt von Chicago geboren. „Praxis, Theorie und Forschung machen, so meint Rogers, (…) deutlich, dass der gesamte prozessorientierte Ansatz auf einem grundlegenden Vertrauen in den Organismus beruht.“ (Dienelt 1999; zit. nach Fiedler 2008, S. 63).

 

2.1.1 Das Menschenbild Carl R. Rogers`


 

Die Kernaussage seiner Theorie ist, dass jedem Menschen ein Bestreben angeboren ist, „sich konstruktiv in Richtung auf Selbstverwirklichung und Unabhängigkeit hin zu entwickeln“. Er nennt dies „Aktualisierungstendenz“ (Rogers 1991, S. 48). Rogers (1991) beschreibt den Menschen als von Natur aus „gut“. Je älter der Mensch wird, umso eher kann es zu Unstimmigkeiten zwischen gelernten und angeborenen Werten kommen (vgl. Fiedler 2008, S. 63). Kurt Hahn hatte, wie unter 1.1.1 beschrieben, ein humanistisch geprägtes Menschenbild, das die angeborene Neigung - die Würde des Menschen zu achten - impliziert. Auch Hahn (1958) geht in seinem Erziehungskonzept davon aus, dass der Mensch von Natur aus „gut“ ist. Er beschreibt den Menschen als ein Wesen, das in einem Spannungsgefüge und nicht harmonisch lebt. Das Gewissen des Menschen ist jedoch immer aktiv und fordert die Achtung des Mitmenschen (nach Weber, Ziegenspeck 1983, S. 55ff.). Die „Aktualisierungstendenz“ orientiert sich nach Rogers am angeborenen Wertesystem des Menschen. Die darin enthaltenen Wertevorstellungen entstehen durch die Auswertung von eigenen Erfahrungen. Diesen Wertevorstellungen stehen die „introjizierten“ Werte anderer gegen-über, die ebenfalls zum Selbstkonzept des Menschen gehören. Übernommene Werte, die nicht durch die Reflexion eigener Erfahrungen entstanden sind, werden als „sollte“ oder „müsste“ erfahren. Rogers meint, wenn der Mensch mit solchen Konstrukten konfrontiert wird, so neigt er dazu, das Selbst zu sein, das andere von ihm erwarten, anstelle das Selbst zu sein, das er eigentlich ist (Rogers 2009, S. 43, S. 60; Weinberger 1998, S. 98). Er nennt diesen Zustand „Inkongruenz“. Je größer die Lücke zwischen dem realen Selbst („ich bin“) und dem idealen Selbst („ich sollte sein“) ist, desto mehr „Inkongruenz“ herrscht vor. Je mehr „Inkongruenz“, desto mehr Leiden. Im Grunde ist „Inkongruenz“ das, was Rogers mit Neurose meint, d.h. mit dem eigenen Selbst nicht mehr im Einklang zu sein (Rogers 2009, S. 35, S. 61; Weinberger 1998, S. 99). Durch das Selbstkonzept wird die eigene Wahrnehmung geordnet, wodurch wiederum das eigene Verhalten beeinflusst wird. Jeder Mensch nimmt nach Rogers nicht objektiv eine Realität wahr, sondern nur seine, durch das Selbstkonzept der strukturierten subjektiven Wirklichkeit (vgl. Weinberger 1998, S. 99). „Der Mensch sieht nur das, was er sehen will“, beschreibt diese Theorie sehr klar (Fiedler 2008 S. 64). Nach Fiedler ist eine Voraussetzung, einen Klienten wirklich verstehen zu können, das Einfühlen in dessen Bezugsrahmen und nicht aus der eigenen, scheinbar objektiven, Perspektive zu empfinden und zu handeln (2008, S. 64). Diskrepanzen im Selbstkonzept können Spannungen und Angst entstehen lassen, auf die mit Leugnung oder verzerrter Situationswahrnehmung reagiert wird. Rogers meint, dass mehr Flexibilität im Selbstkonzept des Menschen diese Ängste und Spannungen ändern könne. „Auch die Erfahrung: ich mache Fehler“ muss im Selbstkonzept integriert werden. Besteht eine Beziehung zwischen Berater und Klienten, so ist eine Verteidigungshaltung gegenüber eigenem Erfahren und Empfinden nicht mehr erforderlich (Weinberger 1998, S. 99f.) Rogers meint mit Beziehung eine vorbehaltlose Akzeptanz des Individuums, was auch gespürt werden muss. Kommt es zu einer Annäherung des realen und idealen Selbstkonzepts, so spricht Rogers von einem flexiblen Selbstkonzept (Rogers 1991, S. 60). Der nächste Abschnitt soll der Leserin und dem Leser einen Überblick über die Persönlichkeitstheorie von Carl Rogers vermitteln.

 

2.1.2 Die Persönlichkeitstheorie von Carl R. Rogers


 

Rogers entwickelte eine klinisch orientierte Theorie, die auf jahrlanger Erfahrung im Umgang mit seinen Klienten basiert. In dieser Hinsicht gibt es auch Parallelen zu Siegmund Freud. Boeree (2006) beschreibt als eine weitere Gemeinsamkeit die ausgesprochen reichhaltige und ausgereifte Theorie mit breiter Anwendungsmöglichkeit. Rogers meint, im Unterschied zu Siegmund Freud, dass der Mensch grundlegend „gut“ und „gesund“ sei oder doch zumindest nicht „böse“ und „krank" (vgl. auch 2.1.1). Er betrachtet psychische Erkrankungen als eine Störung der natürlichen Entwicklungsneigung psychisch gesund sein zu wollen, anders ausgedrückt, „gut“ und „gesund“ sein zu wollen (vgl. Boeree 2006, S. 4; Weinberger 1998, S. 97).

 

Im Unterschied zur Psychoanalyse und den kognitiven Theorien, wo unbewusste Triebe bzw. Reiz-Reaktions-Verhalten den Menschen bestimmen, geht die humanistische Psychologie von der Selbststeuerung des Individuums aus. Vertrauen in Entwicklungsprozesse und Streben nach Entfaltung sind somit neben der Selbstbestimmung des Menschen die philosophischen Fundamente des personenzentrierten Ansatzes in Carl Rogers Persönlichkeitstheorie.

 

Rogers, als ein maßgeblicher Vertreter der humanistischen Psychologie, beschreibt in seiner Theorie, dass alle Lebewesen danach streben, aus ihrer Existenz das Beste herauszuholen. Die Motivation, die eigenen Potentiale auszuschöpfen, ist seiner Ansicht nach im Menschen verinnerlicht. Gelingt ihm dies nicht, liegt es nicht daran, dass ihm das Sehnen danach fehlt (vgl. Boeree 2006, S. 4). Er nennt dieses Streben „Aktualisierungstendenz“ (Rogers 2009, S. 27).

 

Rogers (1991, S. 60; 2009, S. 38) vermittelt mit der Leitidee des „voll funktionierenden Menschen“ ein klares Entwicklungsziel, welches durch die folgenden Eigenschaften beschrieben ist:

 

Offenheit für Erfahrungen bedeutet die einwandfreie Wahrnehmung der eigenen Erfahrung in der Welt, einschließlich der eigenen Empfindungen sowie die Fähigkeit, die Wirklichkeit zu akzeptieren. Damit ist auch im Umkehrschluss gemeint, wenn man seinen eigenen Empfindungen gegenüber nicht offen ist, man auch nicht offen für Verwirklichung sein kann. Die Unterscheidung zwischen wirklichen Gefühlen und wertbedingten Ängsten ist schwierig (Rogers 2009, S. 38; vgl. Boeree 2006, S. 8).

 

Rogers besteht auf „das Leben im Hier und Jetzt“ und nicht auf ein Leben in der Vergangenheit bzw. Zukunft. Er meint damit aber nicht, dass sich die Menschen nicht an die Vergangenheit erinnern bzw. nicht von der Zukunft träumen sollen, sondern vielmehr, dass die Menschen er-

 

kennen, was diese Dinge sind, nämlich Erinnerungen und Träume, die wir in der Gegenwart durchleben (vgl. Boeree 2006, S. 8).

 

Uns selbst vertrauen, tun was sich richtig anfühlt, was auf natürliche Weise zustande kommt, nennt Rogers organismisches Vertrauen. Die Menschen sagen und tun, was ihnen natürlich erscheint (vgl. Rogers 2009, S. 43). Nur durch das Vertrauen in das reale Selbst kann man erfahren, was das reale Selbst einem mitzuteilen hat. Für Rogers bedeutet dies, dass der Mensch mit seiner Neigung zur Verwirklichung (Aktualisierungstendenz) in Kontakt steht (vgl. Boeree 2006, S. 8).

 

Mit der Freiheit der Erfahrung beschreibt er das Gefühl der Menschen, denen diese Auswahlmöglichkeiten offen stehen. Die Menschen haben einen freien Willen, was nicht bedeutet, dass wir tun können, was wir wollen, weil wir von einem bestimmenden Universum umgeben sind. Eine „voll funktionierende Person“ erkennt das Gefühl der Freiheit an und übernimmt Verantwortung für ihre Wahl (vgl. Rogers 1991, S. 60; Boeree 2006, S. 8).

 

Die aktive Teilnahme an der Welt zeigt sich laut Rogers, wenn sich der Mensch frei und verantwortlich fühlt. „Voll funktionierende Menschen“ fühlen sich verpflichtet, auch zur Verwirklichung anderer beizutragen. Er nennt dies Kreativität, welche dadurch sichtbar wird, dass sich Menschen in den Bereichen der Künste und Wissenschaften engagieren oder durch soziales...

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