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E-Book

AC/DC

Maximum Rock'n'Roll

AutorArnaud Durieux, Murray Engleheart
VerlagHeyne
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl624 Seiten
ISBN9783641222734
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
In Maximum Rock'n'Roll erzählen Murray Engleheart und Arnaud Durieux, beide Journalisten und Intimfreunde der Band, umfassend die Geschichte von Australiens Rockexport Nummer eins. Authentisch und ungeschönt dokumentieren sie den Aufstieg der fünf knallharten Jungs aus Sydney, den auch der tragische Tod von Sänger Bon Scott 1980 nicht aufhalten konnte. Neben unveröffentlichtem Bildmaterial und Dokumenten aus Durieuxs legendärem Bandarchiv sowie über 60 exklusiven Interviews mit Bandmitgliedern, Freunden und Kollegen werteten die Autoren mehr als 5000 Artikel und 700 TV- und Radiointerviews aus. Maximum Rock'n'Roll ist ein fantastischer Trip durch das Leben einer echten Rock'n'Roll-Band - mit allen Höhen und Tiefen, Exzessen, Tragödien und viel lauter Musik.

Murray Engleheart ist seit 25 Jahren ein angesehener Musikjournalist und bekannter AC/DC-Spezialist. Er verfasste für mehrere AC/DC-Platten die Linernotes und führte zahlreiche Interviews mit den Mitgliedern der Band.

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Leseprobe

2. Kapitel

DER RHYTHMIKER

Malcolm Young wurde am 6. Januar 1953 geboren, in jenem Jahr, in dem Elvis Presley aus der sengenden Hitze der amerikanischen Südstaaten trat und erstmals den Fuß in das Memphis Recording Service setzte, um seine ersten Aufnahmen zu machen. Es ist sicher kein Zufall, dass Malcolm zunächst zu Elvis-Platten übte, bevor er Mitte der 1960er die Songs der Beatles entdeckte.

Malcolms erste Gitarre war eine der beiden billigen Akustikinstrumente, die seine Mutter für ihn und Angus gekauft hatte, um die beiden aufrührerischen Brüder durch eine sinnvolle Beschäftigung davon abzuhalten, sich gegenseitig an die Kehle zu gehen.

Zunächst stürzte er sich auf die Surf-Instrumentals jener Zeit. Aufgrund seiner kleinen Hände und der dadurch eingeschränkten Reichweite fiel es ihm nicht leicht, Akkorde zu greifen. Die Musik war damals noch Hobby, nicht diese alles verzehrende Leidenschaft, zu der sie später wurde. Wie George war auch Malcolm ein talentierter Fußballer und dachte ernsthaft über eine Sportlerkarriere nach. Aber als er dreizehn oder vierzehn war, machte ihm der Wachstumsschub der Teenagerzeit einen Strich durch die Rechnung – denn alle erlebten ihn, nur er nicht. Malcolm blieb in seinem winzigen Körper gefangen, angeblich aufgrund des Bleigehalts in den schottischen Wasserrohren, dem die Familie noch in Glasgow ausgesetzt gewesen war. Beinahe über Nacht waren alle anderen Jungen um ihn herum wesentlich größer, robuster und vor allem deutlich schneller als er. Besonders übel war, dass Malcolms Kumpels nun auch wesentlich älter aussahen und von daher leichter – wenn auch immer noch verbotenerweise – durch die Pubs ziehen konnten. Malcolm hingegen wirkte immer noch derart kindlich, dass nicht einmal der freundlichste Kneipenwirt ein Auge zugedrückt hätte.

Ungefähr zur gleichen Zeit, als sein großer Bruder George mit den Easybeats allmählich den Glauben ans Musikgeschäft verlor, wurde Malcolms Liebe zur Musik übermächtig.

Die neu geweckte Leidenschaft des Fünfzehnjährigen traf zeitlich mit einigen anderen entscheidenden Ereignissen zusammen. 1968 endete Malcolms Schulzeit in der Ashfield Boys High School. Für ihn war es, als hätte man ihn aus einem fünf Tage die Woche währenden Gefängnis befreit. Obwohl er, vermutlich aufgrund seines guten Aussehens und seiner musikalischen Fähigkeiten, schon damals in dem Ruf stand, ein kleiner Ladykiller zu sein. Aber dass er einen großen Bruder hatte, der mit langen Haaren herumlief (was George damals als Hooligan brandmarkte), und der nebenbei auch noch zu einer der größten Rockbands jener Zeit gehörte, machte Malcolm zum Gezeichneten und brachte ihm immer wieder Schwierigkeiten mit den Lehrern ein.

1968 schenkte Harry Vanda Malcolm seine geliebte Gretsch-Jet-Firebird-Gitarre, die ihm einst so gute Dienste geleistet hatte. Der internationale Erfolg der Easybeats und die Beachtung, die sie überall fanden, übten großen Reiz auf Malcolm aus. Nun besaß er sogar eines der Werkzeuge, mit denen es Harry gelungen war, diese großen Erfolge zu erreichen.

George fachte Malcolms wachsendes Musikinteresse weiter an: Während er im Ausland unterwegs war, sorgte er dafür, dass sein Bruder all jene Alben und Zeitschriften bekam, die er für bedeutend hielt. Das einzige Problem war, dass diese wunderbaren Päckchen stets auf dem Seeweg ins ferne Australien befördert wurden und eine halbe Ewigkeit unterwegs waren.

Manchmal dauerte es Monate, bis sie ihren Bestimmungsort erreichten, und dann waren die Cover vieler Alben – die ebenso geheimnisumwittert und heilig waren wie der Inhalt – trotz bester Verpackung oft verknickt und an den Ecken abgestoßen.

Aber trotz der Verzögerung war Malcolm den meisten Radio-Playlists um Monate voraus, ebenso den samstagmorgens im Fernsehen ausgestrahlten Musiksendungen, die sich die Familie gemeinsam bei einer Tasse Tee ansah, um dann die Auftritte der einzelnen Künstler zu kommentieren.

Wenn George in Sydney war, lud er zu Jamsessions im Haus der Youngs ein. Dabei spielte er Bass und versuchte, über den Lärm hinweg laut brüllend vorzuzählen oder die Akkordwechsel anzugeben. Er nahm auch einige rüde Eingriffe an den Gitarren vor und entfernte mit Gewalt einige der Saiten, die er für »nicht rockig genug« hielt. Damit meinte er jene, die für seine Musik ungefähr so nützlich waren wie ein Zahnstocher bei einer Straßenschlägerei. George wusste: Wer richtigen Rock ’n’ Roll spielen will, muss anständig ausgestattet sein.

Malcolm kombinierte diesen Unterricht im eigenen Wohnzimmer hinsichtlich Stil und Rockereinstellung, indem er sich immer wieder Eric Claptons energiegeladenes Gitarrenspiel bei John Mayall’s Bluesbreakers reinzog oder die Werke von Paul Butterfield, Mike Bloomfield oder auch von Fleetwood Mac in der Zeit mit Peter Green und Jeremy »Deltahead« Spencer.

Die großen Bluesmusiker, die all diese Künstler inspiriert hatten, beispielsweise Muddy Waters oder auch die frühen Rock-’n’-Roll-Legenden wie Little Richard, Jerry Lee Lewis und natürlich Chuck Berry, spielten bei Malcolms musikalischer Erziehung ebenfalls eine wichtige Rolle.

Malcolm: »Als kleiner Junge fing ich mit Chuck Berry an. Den konnte man einfach nicht ignorieren. Ich meine, alles, was er damals machte, war absolut großartig.«

Am meisten aber begeisterten ihn die englischen Gitarristen, die aus dem Blues und R&B dreiminütige Popsongs gemacht hatten.

Malcolm: »Als ich zum ersten Mal ›My Generation‹ von The Who hörte, hat mich das total gepackt. Die Beatles und die Stones waren damals angesagt, und dann kam da plötzlich dieser Hammersong, der so viel härter klang. Der hat mich für immer verändert. Dann kam ›Jumpin’ Jack Flash‹, und ich will noch zwei Titel nennen: ›Honky Tonk Woman‹ von den Stones und ›Get Back‹ von den Beatles – Songs, die absolut für sich stehen. Das ist die perfekte Weiterentwicklung des echten, reinen Rock ’n’ Roll.«

Das erste Mal hörte Malcolm »My Generation« ausgerechnet bei einem Konzert der Easybeats. Zuerst hielt er den Song für ein weiteres Meisterwerk aus der Feder von Vanda und Young. Doch dann sagte man ihm, dass die Band den Song selbst zum ersten Mal bei Radio Luxemburg gehört hatte.

Da William Young Arbeit und Geldverdienen für eine wichtige Tugend hielt, war klar, dass Malcolm sich nach der Schule einen Job suchen musste: Einfach nur in seinem Zimmer sitzen, Gitarre üben und sich nach gut aussehenden Frauen und ebenso attraktiven Autos umschauen, kam nicht infrage. Malcolm versuchte es mit den verschiedensten Berufen: als Nähmaschinentechniker, als Installateurslehrling, als Dreher und Lagerarbeiter.

Aber anders als bei seinen Kollegen klingelte in Malcolms Ohren den Tag über nicht nur der gewöhnliche Arbeitslärm. Das eintönige Klappern und Klicken der verschiedenen Maschinen um ihn herum fügte sich für ihn zu einem verschwommenen, ursprünglichen Rhythmus, aus dem sich nach einer Weile Songideen und Strukturen herausschälten. Dabei entstand die Grundlage für seine spätere Rolle als Gitarrist, die sich wohl nur mit dem Mann vergleichen lässt, der das »menschliche Riff« genannt wird.

Malcolm: »Das muss man Keith Richards lassen, er hat wirklich vorgemacht, wie man im Rock ’n’ Roll Rhythmusgitarre spielt, oder? Außerhalb Amerikas jedenfalls, mit diesem Crossover zwischen Blues und Rock ’n’ Roll, als solider Gitarrist, der wie ein Schuster bei seinen Leisten bleibt. Auf der Welt gibt es zwar jede Menge gute Rhythmusgitarristen, aber die spielen nicht in Rockbands oder Rock ’n’ Roll-Bands, sondern eher Jazz oder sogar Soul. Im Rockbereich gibt es nicht allzu viele, an denen man sich orientieren kann!«

Abgesehen davon erwies es sich als vorteilhaft, dass Malcolm, ähnlich wie George, mit einem sehr guten Gehör ausgestattet war. Er war zudem ein talentierter Gitarrist mit der Gabe, eine Melodie schon nach wenigen Minuten nachspielen zu können, wobei ihm zugutekam, dass er einen Plattenspieler mit stufenlos regelbarer Geschwindigkeit besaß, sodass er zu den Platten spielen konnte.

Schließlich begann er, gemeinsam mit dem Bassisten und Sänger Mick Sheffzick und Drummer Brian Curby, eigenen Lärm zu produzieren, allerdings nur für kurze Zeit. Etwas ernsthafter widmete er sich ab 1968 der Band Beelzebub Blues, die gelegentlich auch unter den Namen Red House oder The Rubberband firmierte, und zu der neben Malcolm an der Leadgitarre der Sänger Ed Golab, Drummer Gerry Tierney, Gitarrist George Miller und Bassist Sheffzick gehörten. Von Zeit zu Zeit stieg auch Larry Van Kriedt in die Sessions mit ein, ein jazzbeeinflusster Gitarrist, der gerade erst aus Amerika nach Australien gekommen war.

Malcolm war der kleine Gitarrenvirtuose, der sich mit beeindruckendem Talent und scheinbar mühelos durch die Songs von Bloodwyn Pig, Savoy Brown, Black Sabbath, den Animals, Eric Claptons Bluesbreakers-Phase, dem ersten Cream-Album und Are You Experienced? von Jimi Hendrix spielte. Die Grundrichtung der Band war Blues, allerdings nicht von der gewöhnlichen Sorte. Die Band verzichtete komplett auf Songs, die damals im Radio liefen. Das radiotauglichste Stück in ihrem Programm war »Come Together« von den...

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