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Ach du arme Kunst

Uns gibt es nur im Doppelpack

AutorRolf Horn
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl372 Seiten
ISBN9783741215483
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Ach du arme Kunst ist die Geschichte von dem Künstlerehepaar Marlene und Rolf Horn, die es künstlerisch gesehen nur im Doppelpack gibt. Also gemeinsam oder gar nicht.

Rolf Horn Geb. 22.12.1944 Bildhauer, Maler, Schriftsteller Ich wurde am 22.12.1944 im besetzten Prag geboren. Gleich darauf flohen meine Mutter und ich nach Holstein. Ich wuchs in der DDR bei meiner Mutter auf. 1958 flohen wir in die Bundesrepublik Deutschland. Studium der Betriebswirtschaft in München. Bis zum 48. Lebensjahr arbeitete ich in einer Rückversicherung. Seit 1992 leben meine Gattin und ich in der Toskana. Wir machten Agrotourismus, malen und schreiben. 1999 erste große Ausstellung mit Marlene: Galleria Mentana in Florenz. Altersbedingt planen wir die Rückkehr nach Bayern.

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Leseprobe

Kapitel 1


Salzburg


Mit Marlene begann mein Leben.

Lieber Freund,

Du scheinst über den Beginn meines Buches verwundert zu sein, denn normalerweise beginnt ein Leben mit der Geburt. Dem ist nicht immer so. Wenn du weiterliest, wirst du recht bald verstehen, was und wie ich es meine.

Die ersten neunzehn Jahre meines Lebens waren nichts als Kampf und Krampf über die ich in diesem Buch nicht ausführlich berichten möchte. Soll es doch ein künstlerisches Curriculum sein. Also eine Arte Lebenslauf, in dem die banalen und tristen Dinge des Lebens ausgeklammert werden. Diese Sichtweise lehrte mich meine Mutter.

Das Schicksal, beziehungsweise meine Mutter beschloss mich vom regen schwangeren Norden in die heiteren bayerischen Gefilde zu holen. In einem Internat in St. Peter Ording am Ende der Welt auf der Halbinsel Eiderstedt vegetierte ich vom dreizehnten bis zum achtzehnten Lebensjahr so vor mich hin. Ungeliebt und fern der Heimat. Die Mutter bekam von ihrem Arbeitgeber der Bundesversicherungsanstalt für Arbeitnehmer ein Angebot die Stelle einer Oberärztin in Bad Aibling zu übernehmen. Das war ein Angebot, das sie nicht ablehnen konnte. Bad Aibling ist ein wunderschöner Kurort zwischen München und Salzburg. Aufgewachsen in Ostberlin, mit dreizehn Jahren mit der Mutter und meinen beiden Schwestern in die Bundesrepublik geflohen und dem nordfriesischen Akzent der Nordsee war ich für die Bayern die Verkörperung des Preissen. Ein Preiss gilt hier als ein Sprüchbeutel, ein Angeber, einer der viel verspricht und nichts hält. In über dreißig Jahren in Bayern habe ich mich bemüht einer der ihren zu werden.

Eine Freundin, eine junge hübsche Krankenschwester, die mehr an ihrer Karriere im Sanatorium meiner Mutter als an mir interessiert war lud mich 1963 zu Kaffee und Kuchen in das Cafe Maria Theresia am Ortsende von Bad Aibling ein. Wie man Mäuse mit Speck ködert, wusste sie, dass ich einem guten Kuchen nicht widerstehen kann. Als wir an jenem Nachmittag das Kaffeehaus betraten war das erste, was ich sah eine wunderschöne Bedienung. Sie balancierte in der rechten Hand zwei Tassen mit dampfenden Kaffee und in der Linken, man mag es nicht glauben, zwei himmlisch duftende, selbst gebackene Stück Kuchen. Das eine war ein Apfelkuchen und das andere, wenn ich mich recht erinnere, ein Käsekuchen. Es war als wäre ich ins Paradies eingetreten. Ich verliebte mich schlagartig in die bezaubernde Bedienung und in ihre von ihr selbst gebackenen Kuchen. Marlene hieß die holde Maid. Sie kam mir wie eine Fata Morgana vor. Sie verkörperte alles was ich ich liebte und ersehnte. In dieser Sekunde beschloss ich mit diesem Engel den Rest meines Lebens zu verbringen. Sie würde mir den Frieden geben, den ich nie in meinem Elternhaus kennenlernen durfte. Meiner Art entsprechend trennte ich mich von der Freundin und verbrachte von nun an jede freie Minute, zum Leidwesen ihrer Eltern im Kaffeehaus meiner Marlene. Nach achtzehn Monaten hatten wir unser erstes Rendezvous.

Ein Jahr später machten wir unsere Verlobungsreise nach Paris der Liebe wegen. In einer kleinen Kapelle, irgendwo auf dem Weg nach Paris gaben wir uns das Versprechen den Weg unseres Lebens gemeinsam zu gehen. Seit über fünfzig Jahren leben wir zusammen. Sie hat mir in all den Jahren niemals Vorschriften oder Befehle erteilt. Von den Kuchen ganz zu schweigen. Dafür liebe ich sie von ganzen Herzen.

In jener Zeit wurde ich zum Wehrdienst einberufen. Um ein Studium zu finanzieren verpflichtete ich mich für vier Jahre bei der Armee. Marlene war mit meiner Entscheidung nicht einverstanden, zumal es sich herausstellte, dass in der Bundeswehr Zustände herrschten, die ich niemals akzeptieren konnte. Es galt damals immer noch der Kadavergehorsam der Nazi-Wehrmacht. Wenn ich sinnlose Befehle verweigerte bekam ich für Monate Urlaubssperre und wurde von meinen Vorgesetzten verprügelt.

Wollten Marlene und ich nicht unser Leben gemeinsam verbringen? Ich wollte auf keinen Fall die Armee heiraten. Sie meinte, Diener zweier Herren zu sein kann nicht gut ausgehen. Marlene hatte natürlich recht, doch wie sollte ich aus dieser vermaledeiten Geschichte rauskommen?

Ausgerechnet meine christliche Mutter gab mir den wohl wichtigsten Rat meines Lebens.

„ Rolf, mein Sohn merke! Nur ein Hund der sich prügeln lässt – wird geprügelt!"

Lieber Freund, habe ich Dir erzählt, wie ich zu meinem Namen Rolf kam? In einer bitterkalten Nacht vom 21. zum 22. Dezember 1944 wurde ich unterhalb des Hradschin in Prag geboren. Exakt im Moment meiner Ankunft fing ein Schäferhund an zu bellen. So eine Art Willkommensgruß. Auch meine Mutter nahm dies als Zeichen und wollte unbedingt wissen, wie der Hund hieß. Nun mein Freund, drei Mal darfst Du raten wie der Hund hieß, dessen Namen ich seitdem mit großer Freude trage.

Nach 18 Monaten verließ ich als einfacher Soldat die Armee. In dieser Zeit des unbedingten Gehorsames hatte ich genügend Zeit zu überlegen, welche Befehle und Anordnungen ich in Zukunft befolgen oder ablehnen würde. Auch für welche Werte ich bereit wäre mein Leben einzusetzen. Ferner wurde ich durch diese Ereignisse gezwungen mich mit den politischen Ereignissen in unserem Lande zu beschäftigen.

Just am Ende meiner Karriere als Soldat kam in der Bundesrepublik die 68-er Bewegung auf. Wenn ich auch nicht an vorderster Front kämpfte, so bin ich dennoch ein glühender Vertreter dieser Generation. Wir kämpften damals für die Gleichberechtigung der Frauen, für die Rechte von Minderheiten, für die Homosexuellen, gegen die nazistische Erziehung durch unsere Eltern und veränderten Deutschland. Dafür kämpfe ich, wenn auch ohne Waffen, bis zum heutigen Tage.

Am besten lasse ich in den folgenden Seiten meine Aquarelle und meine Skulpturen für mich sprechen. Ich hoffe mein Freund, dass du dir ein Bild machen kannst, was ich aus der deutschen Geschichte und in meinem Leben gelernt habe.

Ausgerechnet in dieser für mich sehr schweren und komplizierten Zeit des Erwachsen Werdens, erhellte ein Lichtstrahl die Dunkelheit.

Auch die Mutter sah, wie ich bei der Armee Schaden an meiner Seele nahm. Stets förderte sie meine noch recht kläglichen Versuche zu malen. Sie glaubte an das Talent ihres Sohnes und machte mir zu meinem 21. Geburtstag, ein großzügiges Geschenk, was mein Leben gehörig verändern sollte. Sie schrieb mich ein zur Teilnahme an einem Malkurs auf der Salzburger Sommerakademie vom 26.07. - 25.08.1967. Dafür war ich gerne bereit meinen Jahresurlaub bei der Armee zu opfern.

Hoch droben über Salzburg, der bezaubernden Stadt nahe der Grenze zu meinem geliebten Bayern, da thront die Festung Hohensalzburg, die in nur wenigen Wochen mein Leben verändern sollte. Es war die schönste Zeit meines Lebens. Ich suchte mir ein möbliertes Zimmer in Reichenhall, wo Marlene die Hotelfachschule besuchte. Jeden Tag fuhr ich in meinem alten NSU-Prinz von Reichenhall nach Salzburg, natürlich über das Himmelreich (dem Flugplatz von Salzburg) in mein Paradies. Dort parkte ich und schwebte mit der Bergbahn hinauf in das alte, die Stadt beherrschende Schloss, wo der Maler Oskar Kokoschka die Sommerakademie gegründet hatte.

Nie zuvor und danach hatte ich eine Universität besucht, geschweige denn eine Akademie der bildenden Künste. Zuvor hatte ich Bilder gemalt, Gedichte geschrieben und als Knabe einen wunderschönen Seehund geschnitzt. Mutter sah in mir Talente, die ich selber nicht erahnte und sie glaubte an mich und meine Beharrlichkeit alles zu schaffen, was ich mir in den Kopf gesetzt habe. Bei ihrer Entscheidung hatte sie wohl übersehen, dass es sich nicht um einen normalen Aquarellkurs handelte. Es war ein Kurs für Aktmalerei. Das ist insofern erwähnenswert, da Deutschland damals sehr prüde war. Die 68-er hatten gerade erst begonnen die freie Liebe zu erkämpfen. Um eine nackte fremde Frau zu sehen musste man damals schon in ein Bordell gehen oder in eines dieser verruchten Kabaretts. Oder eben in einen Malkurs auf der Festung Hohensalzburg um täglich mehr oder weniger schöne nackte Frauen betrachten oder gar malen zu dürfen.

Lieber Freund!

Es ist leichter ein Gewehr (die Braut des Soldaten) zu bedienen, als vor einer nackten Frau zu stehen. Ich hatte biologische Probleme mit all meinen „Pinseln".

Um der Sache Herr zu werden vertiefte ich mich in die „Traumdeutung" des Dr. Sigmund Freud. Welch Erlebnis. Endlich mal einer, der mir auf alle Fragen des Lebens, des bewussten und des unbewussten, eine Antwort geben konnte. Er lehrte mich den Unterschied zwischen Liebe und Sex zu erkennen. Er erklärte mir, dass die Ursache allen Übels dieser Welt der Sex ist. Viele Jahre später schnitzte ich mit Hingabe ihm zu Ehren eine Skulptur, die ich einige Seiten später zeige und erkläre.

So stand ich in einem von Licht überfluteten Saal des Schlosses in einer Gruppe von Männern und Frauen jeglichen Alters, die alle mit viel Aufmerksamkeit das nackte Weib in ihrer Mitte betrachteten. Mit einem weiten schwarzen Umhang trat sie auf ihr Podest in der Mitte des Raumes, legte ihn mit einer mehr oder weniger anmutenden Bewegung ab. Dann nahm sie für zwanzig Minuten ihre Position ein.

Lieber Freund versuche es...

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