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Achtung Steinschlag!

Asteroiden und Meteoriten: Tödliche Gefahr und Wiege des Lebens

AutorAlwin Schönberger, Christian Köberl
VerlagChristian Brandstätter Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783710602511
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Hunderttausende Asteroiden schwirren durchs Sonnensystem - und manche kommen unserem Planeten ziemlich nahe: 17.000 Gesteinsbrocken sind bekannt, deren Bahnen an die Erde heranführen, und ständig werden neue entdeckt. Die kosmischen Besucher sind faszinierende Forschungsobjekte, die vom Beginn des Sonnensystems berichten. Fallweise aber donnert ein Meteorit zerstörerischer als eine Atombombe auf die Erde. Und es wird wieder passieren - vielleicht sogar ein Massensterben auslösen wie zur Zeit der Dinosaurier. Asteroiden haben die Erde schon oft getroffen, wovon fast 200 Meteoritenkrater auf dem Planeten zeugen. Dieses Buch beantwortet anhand neuester Forschung die wichtigsten Fragen über Meteoriten und Krater: Was sind Meteoriten, und woraus bestehen sie? Kann man Einschläge vorhersehen und abwehren? Wie entsteht ein Krater? Wo kann man eine Kirche aus Impaktgestein besichtigen? Und warum gibt es in Kratern Erdöl und Diamanten?

Christian Köberl ist international führender Experte für Impaktkrater, Geochemiker, Professor für planetare Geologie an der Universität Wien und war von 2010 bis 2020 Generaldirektor des Naturhistorischen Museums Wien. Alwin Schönberger ist mehrfach ausgezeichneter Wissenschaftsjournalist und Autor populärwissenschaftlicher Sachbücher. Er ist außerdem Leiter des Wissenschaftsressorts im Wiener Nachrichtenmagazin profil.

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EINLEITUNG


Von Asteroiden, Kratern und Katastrophen: Was Sie in diesem Buch erwartet. Ein kleiner Reiseführer durch die Welt der Meteoriten, die manchmal auch ihr charmantes Antlitz zeigen.


Meteoriten haben durchaus ihre freundlichen Seiten. Diese offenbaren sich vorzugsweise dann, wenn sich Hersteller erlesener Gaumenfreuden von Geschossen aus dem Weltall inspirieren lassen. Wer in der malerischen deutschen Kleinstadt Nördlingen zu Gast ist, kann seinen Besuch mit einem Schluck Gin der Marke „Krater Noster“ krönen, am besten nach dem Genuss eines gepflegten Glases Kraterbier, Geschmacksrichtung „riesisch herb“. Die Bezeichnung ist eine Anspielung auf die Region, in der die Getränke kredenzt werden: das Nördlinger Ries, eine annähernd runde und fast 25 Kilometer durchmessende Senke in Bayern.

Was sich hier vor 15 Millionen Jahren abspielte, unterstreicht eindrucksvoll die weniger gemütlichen Seiten von Meteoriten. Damals war die Gegend Schauplatz einer Naturkatastrophe, die jede menschliche Vorstellungskraft sprengt. Ein Asteroid von zirka einem Kilometer Durchmesser krachte mit der Wucht tausender Atombomben herab, hinterließ Verwüstungen in katastrophalen Dimensionen, löschte alles Leben in weitem Umkreis aus und riss einen Krater, der heute als Nördlinger Ries bekannt ist – und den Menschen aus Deutschland oder Österreich sogar leicht besichtigen können. Die Reise zahlt sich allemal aus: Ein Kratermuseum informiert multimedial über das Inferno, das sich hier zutrug, Lehrpfade führen an Plätze, die davon zeugen, wie der Crash Gestein zerrüttete und zermalmte, als wäre es aus Pappe. Vereinzelt steht man vor mächtigen Felsen, die durch den Einschlag des außerirdischen Brockens kilometerweit durch die Landschaft geschleudert wurden wie Kieselsteinchen.

Immer wieder wurde unser Planet aus dem Kosmos bombardiert, genau wie alle anderen Himmelskörper unseres Sonnensystems, ob Merkur, Mars oder Mond. Doch während letztere von gut sichtbaren Narben übersät sind und buchstäblich Kraterlandschaften darstellen, sind Überreste des Hagels aus dem All auf der Erde viel schwerer zu entdecken. Knapp 200 Einschlags- oder Impaktkrater rund um den Globus ließen sich bislang nachweisen. Das Aufspüren dieser Strukturen bedeutete eine enorme Herausforderung, weil Wetter, Erosion und Vegetation an den Kratern nagen, sie allmählich zersetzen, abtragen und überwuchern. Aus diesem Grund hielten Gelehrte es lange Zeit für unwahrscheinlich, dass die Erde überhaupt je zur Zielscheibe für Asteroiden oder Kometen werden könnte. So verblüffend es klingt: Die Erkenntnis, dass Meteoriten – so heißen Asteroiden, sobald sie den Erdboden berühren – auf unserem Planeten gewaltige, manchmal hunderte Kilometer große Krater schlagen, ist erstaunlich jung. Und sie ist mit der tragischen Geschichte eines hartnäckigen, geradezu starrköpfigen Pioniers verbunden, der wir uns im ersten Teil dieses Buches ausführlich widmen werden.

Heute wissen wir dank intensiver Forschung, dass unser Planet von Anbeginn vor rund viereinhalb Milliarden Jahren regelmäßig durchs All sausenden Asteroiden in die Quere kam – jener urtümlichen Materie, die quasi Bauschutt aus der Konstruktionsphase des Sonnensystems ist und deren Analyse spannende Einblicke in die Frühzeit der Himmelskörper bietet sowie ein Fenster in eine ferne Vergangenheit öffnet. Für Wissenschaftler sind Asteroiden, Meteoriten und Krater deshalb faszinierende Studienobjekte, die viel über die Rätsel des Universums verraten.

Den meisten Menschen sind diese Brocken aus Gestein oder Metall jedoch vor allem als tödliche Gefahr geläufig. Und tatsächlich bedarf es keiner Hollywood-Blockbuster, um ein Bedrohungsszenario heraufzubeschwören. Was uns Actionfilme mit allen Mitteln der Kinokunst vor Augen führen, geschah in der Realität unzählige Male: in Südafrika und Kanada vor ungefähr zwei Milliarden Jahren, in Mexiko vor 66 Millionen Jahren. Dort ging der wohl berühmteste Asteroid der Geschichte nieder: jener Himmelskörper, der die Dinosaurier vernichtete – und mit ihnen die Mehrzahl aller damals die Erde bevölkernden Spezies. Dieser Einschlag demonstriert auf drastische Weise, was Meteoritentreffer anrichten können: Die Erde bebte, Tsunamis brachen los, Wälder rund um den Globus standen in Flammen, Ruß und andere Substanzen verdunkelten die Sonne, die Temperaturen fielen. Es wurde finster und kalt auf dem Planeten, das Klima spielte verrückt, die Nahrungskette kollabierte, die Tiere verendeten. Es folgte ein Massenaussterben.

Die große Frage lautet natürlich: Kann es wieder passieren? Die Antwort ist ebenso eindeutig wie beunruhigend: Es kann nicht nur neuerlich geschehen, es wird geschehen. Ungewiss ist lediglich: Wann wird es sich zutragen, und wie verheerend werden die Konsequenzen sein? Wir wissen es nicht, doch ohne Zweifel sind wir von kosmischen Geschossen förmlich umzingelt. Dank sorgfältiger Überwachung des Himmels mit modernen Instrumenten kennen wir zurzeit rund 17.000 erdnahe Objekte: Asteroiden verschiedenster Größen, deren Bahnen immer wieder bedenklich nahe an unseren Planeten heranreichen – und sich theoretisch eines Tages mit jener der Erde kreuzen könnten, was eine Kollision bedeuten würde. Mit anderen Worten: Da draußen im All, in unmittelbarer Nachbarschaft, flitzt eine unüberschaubare Zahl von Gesteinsbrocken umher, es herrscht ein dichtes Gedränge von Asteroiden, die unseren Planeten einhüllen wie eine Wolke.

Zum Glück kann die Wissenschaft aufgrund zuverlässiger Berechnungen heute recht genau prognostizieren, dass jedenfalls in absehbarer Zeit kein massiver Zusammenstoß droht, schon gar keiner mit einem Vertreter jener Gewichtsklasse, der den Sauriern ein unerquickliches Ende bereitete. Kleinere Objekte fliegen allerdings unablässig in geringer Distanz vorbei, bisweilen im Monatstakt und so nahe, dass man ihnen, salopp ausgedrückt, beinahe zuwinken könnte. Mitte Oktober 2017 zum Beispiel zog der Asteroid „2012 TC4“ an uns vorbei, und zwar in einer Entfernung von gerade etwas mehr als 40.000 Kilometern. Das entspricht etwa einem Zehntel des Abstandes zum Mond und war empfindlich knapp an Satelliten, die in 36.000 Kilometer Höhe positioniert sind. Bemerkenswert ist, dass die genaue Bahn des ungefähr 50.000 Stundenkilometer schnellen Besuchers aus dem All nicht vor dem Sommer 2017 bekannt war – trotz der präzisen Technik weiß man manchmal erst sehr spät, ob die Sache eng wird.

Der Brocken war zwar maximal 30 Meter groß und hätte wohl nicht einmal den Erdboden erreicht, sondern wäre stattdessen in der Erdatmosphäre explodiert. Trotzdem können solche Ereignisse erheblichen Schaden anrichten. Ein kosmisches Objekt vergleichbarer Dimension detonierte 2013 in der Atmosphäre über Russland. Ein greller Feuerball raste über den Himmel, und in der Stadt Tscheljabinsk barsten tausende Fensterscheiben, Mauern stürzten ein, Menschen wurden verletzt. Der Fall zeigt: Asteroidenbruchstücke können selbst dann eine ernsthafte Gefahr darstellen, wenn sie es nicht mal bis zum Boden schaffen. Solche Zwischenfälle tragen sich deutlich öfter zu als wirklich große Einschläge.

Wir kommen sogar täglich mit Materie aus dem Kosmos in Berührung. Dabei droht allerdings keinerlei Gefahr, und wir können die Fremdkörper kaum sehen. Denn es handelt sich um Mikrometeoriten – um Staub, der aus dem Weltall herabrieselt. Forscher gehen davon aus, dass Tag für Tag ungefähr 100 Tonnen solcher Partikel auf unseren Planeten regnen. Wenn Sie das nächste Mal Staub wischen, vergegenwärtigen Sie sich, dass Sie dabei auch ein paar Körnchen in Händen halten, die vielleicht seit Beginn des Sonnensystems existieren.

Man darf also ohne jede Übertreibung behaupten: Asteroiden und Meteoriten sind höchst faszinierende Objekte. Sie können uns einen leichten Schauder über den Rücken jagen, weil sie ein diffuses Risiko darstellen, dem wir nach wie vor weitgehend hilflos ausgeliefert sind – wenngleich wir uns nicht davor ängstigen müssen, dass uns morgen der Himmel auf den Kopf fällt. Die archaischen Himmelskörper versprechen gleichzeitig tiefe Einsichten in die Entstehungsgeschichte des Universums. Der irritierendste Umstand ist vielleicht, dass sie ein wenig an Dr. Jekyll & Mr. Hyde erinnern: Denn sie können die Apokalypse auf die Erde bringen, umgekehrt aber auch Quelle neuen Lebens sein. In einem Abschnitt dieses Buches werden wir dieses Phänomen eingehend beleuchten: Krater können eine Art Biotop erzeugen, eine Oase für winzige Organismen, die womöglich ein Sprungbrett für die Entwicklung höherer Lebensformen bietet. Es ist sogar denkbar, dass an Bord von Asteroiden organische Moleküle durchs Weltall reisen – und die Erde bereits in grauer Vorzeit mit Leben infizierten. Selbst für die Wirtschaft sind Meteoritenkrater attraktiv: als Rohstoffquellen, die sich anzapfen lassen, um Edelmetalle wie Gold oder Bodenschätze wie Erdöl zu gewinnen. Im hinteren Abschnitt dieses Buches werden wir uns diesen meist wenig...

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