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E-Book

ADHS in der Familie

Strategien für den Alltag

AutorRuth Huggenberger
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl253 Seiten
ISBN9783456957982
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR
Wird bei einem Kind die Diagnose ADHS gestellt, sind die Eltern zumindest anfangs oft erleichtert. Sie haben nun die Gewissheit, dass die 'Andersartigkeit' ihres Kindes einen Namen hat. Doch wie geht es danach weiter? Die erfahrene Psychotherapeutin Ruth Huggenberger liefert konkrete Anregungen und Ratschläge, die Eltern von ADHS-betroffenen Kindern helfen, anhand von adäquaten Strategien das gesamte Familiensystem zu entlasten. ADHS betrifft oftmals die gesamte Familie - immer häufiger wird die Störung auch bei Erwachsenen festgestellt. Auch Eltern können unter einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung leiden. Sie finden in diesem Buch wertvolle Hinweise, wie auch ihre Ressourcen gestärkt und wie sie mit den Symptomen im Alltag zurechtkommen. Die Autorin zeigt, wie sich die Störung vom Vorschulalter bis ins Erwachsenenalter auswirken kann und gibt praktische Tipps, welche Strategien in der Erziehung und im Alltag erfolgreich sein können. Ihr Ziel ist unter anderem, dass der familiäre Alltag nicht mehr durch die defizitorientierten Symptome der ADHS-Betroffenen dominiert wird, sondern auch die erfreulichen Eigenschaften und Charakterzüge von Betroffenen wie Humor, Begeisterungsfähigkeit, Kreativität, ausgeprägter Gerechtigkeitssinn und Hilfsbereitschaft sich entfalten können. Wenn Eltern ihr Kind nach der Lektüre dieses Buches besser verstehen können und auch Verständnis für die eigenen Reaktionen aufbringen können, ist ein wesentlicher Schritt zu einem entspannten Familienleben getan!

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Kapitelübersicht
  1. Inhalt und Vorwort
  2. Vorwort
  3. Einleitung: Wie äußert sich ADHS? Fallbeispiel Connor (9 Jahre)
  4. 1 ADHS – Modediagnose oder behandlungsbedürftiges Syndrom?
  5. 2 Symptomatik und Kriterien der ADHS
  6. 3 Abklärung einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung
  7. 4 Ursachen der Aufmerksamkeitsdefizitstörung
  8. 5 Unterstützung von ADHS-betroffenen Kindern und Jugendlichen vom Vorschulalter bis ins frühere Erwachsenenalter
  9. 6 ADHS im Familiensystem – wenn mehrere Mitglieder betroffen sind
  10. Schlusswort: Unverhofft kommt oft …
  11. Anhang: Tests zur Abklärung einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung
  12. Literatur
  13. Die Autorin und Stichwortverzeichnis
Leseprobe
2 Symptomatik und Kriterien der ADHS

Wie erkennt man eine ADHS, welche Symptome zeigen Betroffene? Eingangs wurde bereits erwähnt, dass mit dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom in der Gesellschaft primär Konzentrationsschwierigkeiten und Hyperaktivität in Verbindung gebracht werden („Zappelphilipp-Syndrom“). Die Palette der Symptome bei der Aufmerksamkeitsdefizitstörung ist umfassender: Nebst „Konzentrationsschwierigkeiten“, „impulsiven Handlungen“, „Hyper- oder Hypoaktivität“, gehören auch „emotionale Labilität“, „geringe Frustrationstoleranz“ und „emotionale Überreaktionen“ zur Symptomatik der ADHS. Wie wirken sie sich im täglichen Leben aus? Welche Kriterien sind v. a. im Kindesalter zu beobachten? Welche Symptome sind für die Erwachsenen kennzeichnend? In den Kapiteln 2.3 und 2.4 wird anhand diverser Fallbeispiele die Vielfalt der Erscheinungsformen veranschaulicht.

Vorgängig werden die Kriterien für die Diagnosestellung einer ADHS aufgelistet. Um Fehldiagnosen zu vermeiden, darf eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung nur diagnostiziert werden, wenn die Kriterien nach internationalen vorgegebenen Standards erfüllt sind (vgl. Kapitel 2.2.2 und 2.2.3). Die Einhaltung dieser Normen ist bei jedem Störungsbild bindend. Wie bereits aufgezeigt, bemängeln Kritiker fehlerhafte Diagnosen und den entsprechenden Anstieg der Prävalenzraten. Aus diesem Grund ist es bei der Aufmerksamkeitsdefizitstörung besonders wesentlich, Transparenz zu zeigen und nach standardisierten, einheitlichen Normen vorzugehen.

Haben Sie hinter die Kulissen dieses Syndroms geschaut? Kennen oder lieben Sie einen reizoffenen Menschen? In diesem Fall sind Ihnen auch seine außergewöhnlichen positiven Eigenschaften und Ressourcen aufgefallen. Leider werden diese bei Betroffenen zu wenig gewichtet und kommen daher im Alltag nur am Rande zum Tragen. Menschen mit ADHS sind sich selten ihrer Talente bewusst. Werden sie auf ihre besonderen Begabungen aufmerksam gemacht, stellen sie diese infrage und äußern oft den Verdacht, das Gegenüber wolle ihnen schmeicheln.

Beginnen wir daher das Kapitel ressourcenorientiert mit diesen viel zu wenig beachteten besonderen Talenten, Fähigkeiten und Charaktereigenschaften von ADHS-Betroffenen.

2.1 Stärken und Talente Betroffener Das Wort „Aufmerksamkeitsdefizitstörung“ ist eindeutig negativ besetzt. Diese einseitige Betrachtungsweise wird dem Wesen der ADHS-Persönlichkeiten nicht gerecht. Die Mehrzahl dieser reizoffenen Menschen ist kreativ, fantasievoll, intelligent, hypersensibel, begeisterungsfähig, hilfsbereit, verfügt über eine soziale Ader, einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und eine Portion Humor. Nicht umsonst sind viele Künstler, Philosophen, Erfinder und Politiker von ADHS betroffen. Die sichtbaren Reaktionen nach Mitteilung einer positiven Diagnose sind in der Praxis sehr unterschiedlich. Die gesamte Gefühlspalette ist vorhanden. Am meisten vertreten sind Angst und Erleichterung. Aber auch das völlige Abblocken, Wut und scheinbare Gelassenheit können zum Vorschein kommen. Die dominante dahinterliegende, oft unbewusste Emotion ist „Ohnmacht“. Wie beim körperlichen Kollabieren geht das Gleichgewicht verloren; in diesem Falle das seelische. Emotionen wie Ungewissheit, Hilf- und Machtlosigkeit kommen auf. Der Prozess des Entdeckens wünschenswerter Möglichkeiten und Begabungen, hervorgerufen durch die Reizoffenheit der ADHS, dauert einige Zeit. Sind Ressourcen und Talente „freigelegt“, gelingt es Betroffenen eine andere, erfreuliche Seite zu entdecken. Beschäftigen sich Betroffene mit der ADHS als Ganzes, entdecken sie in ihrer sozialen Umgebung oder in der Presse diverse, teilweise prominente Persönlichkeiten, die ebenso andersartig sind und ähnlich „ticken“ mit all ihren Schwierigkeiten und außergewöhnlichen Fähigkeiten. Anhand von historischen Aufzeichnungen konnten einige sehr berühmte Musiker, Maler, Erfinder und Politiker aus vergangener Zeit als „ADHS-Persönlichkeiten“ identifiziert werden, wobei bei einzelnen weitere Erkrankungen nicht ausgeschlossen werden können. In der rechten Spalte der untenstehenden Tabelle finden Sie berühmte Menschen unserer Zeit mit ADHS, die sich öffentlich dazu bekannten.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt und Vorwort7
Vorwort11
Einleitung: Wie äußert sich ADHS? Fallbeispiel Connor (9 Jahre)13
1 ADHS – Modediagnose oder behandlungsbedürftiges Syndrom?17
1.1 Historisches über die ADHS im Kindes- und Erwachsenenalter18
1.2 Neue Forschungsbefunde zur ADHS21
1.3 Warum eine frühe ADHS-Diagnose wichtig ist23
1.4 Prävalenzraten bei Kindern und Erwachsenen25
1.4.1 Kinder26
1.4.2 Erwachsene27
1.5 Ritalin ist besser als sein Ruf31
2 Symptomatik und Kriterien der ADHS35
2.1 Stärken und Talente Betroffener36
2.2 Diagnostik der ADHS38
2.2.1 Indizien für eine Abklärung bei Kindern und Jugendlichen38
2.2.2 Diagnosekriterien nach ICD-10 und DSM-5 bei Kindern42
2.2.3 Diagnosekriterien bei Erwachsenen45
2.3 ADHS-Kriterien bei Kindern mit Fallbeispielen47
2.3.1 Konzentrationsschwierigkeiten47
2.3.2 Impulsivität53
2.3.3 Hyperaktivität und Hypoaktivität56
2.3.4 Hypersensibilität und emotionale Überreaktion64
2.3.5 Soziale Probleme und Folgen66
2.3.6 Komorbiditäten bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS68
2.4 ADHS-Kriterien bei Erwachsenen mit Fallbeispielen71
2.4.1 Konzentrationsschwierigkeiten und Auswirkungen bei Erwachsenen73
2.4.2 Impulsivität87
2.4.3 Hyperaktivität94
2.4.4 Affektlabilität und mangelnde Affektkontrolle101
2.4.5 Weitere Symptome und deren Folgen103
2.4.6 Komorbiditäten bei Jugendlichen und Erwachsenen110
3 Abklärung einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung113
3.1 Indikation für eine Abklärung der ADHS113
3.2 Voraussetzungen für eine erfolgreiche Abklärung114
3.3 Anamnese115
3.3.1 Anamnese von Kindern und Jugendlichen115
3.3.2 Anamnese bei Erwachsenen116
3.3.3 Internistische Untersuchung und Ausschluss von organischen Krankheiten118
3.3.4 Diagnostische Abklärung118
3.3.5 Abgrenzung von Komorbiditäten122
3.3.6 Auswertungsgespräch122
4 Ursachen der Aufmerksamkeitsdefizitstörung123
4.1 Genetische Befunde123
4.2 Neurobiologische Wechselwirkungen124
4.2.1 Neuropsychologische Befunde124
4.2.2 Mangelnde Reizfilterung – große Folgen125
4.2.3 Psychophysiologische Untersuchungen127
4.2.4 Strukturelle und funktionelle Bildgebung127
4.2.5 Biochemische Befunde133
4.3 Psychosoziale Einflüsse – Risiko- und Schutzfaktoren137
4.3.1 Risikofaktoren137
4.3.2 Protektive Faktoren138
5 Unterstützung von ADHS-betroffenen Kindern und Jugendlichen vom Vorschulalter bis ins frühere Erwachsenenalter139
5.1 Was Spielen für Kinder bedeutet141
5.2 Förderung im Vor- und Grundschulalter (bis 9 Jahre)145
5.3 Förderung im späten Kindesalter/ in der Vorpubertät (ca. 10–14 Jahre)158
5.3.1 Streben nach mehr Freiheit159
5.3.2 Forderung nach längerem Aufbleiben161
5.3.3 Höhere Anforderungen in der Schule162
5.4 Begleitung in der Pubertät (ca. 12–16 Jahre)165
5.4.1 Längeres Wegbleiben166
5.4.2 Umgang mit Elektronik und virtuellen Medien169
5.4.3 Kampf mit der Ordnung173
5.5 Begleitung bis ins Erwachsenenalter176
5.5.1 Berufswahl177
5.5.2 Suche nach der passenden Ausbildungsstätte178
5.5.3 Zeitmanagement während der Ausbildungszeit178
5.5.4 Konflikte im Ausbildungsbetrieb179
5.5.5 Höhere Risikobereitschaft und Suchtverhalten180
6 ADHS im Familiensystem – wenn mehrere Mitglieder betroffen sind187
6.1 Warum erwachsene ADHS-Betroffene oft erst spät abgeklärt werden190
6.2 Definition des Familienbegriffes195
6.2.1 Phasen der Familienentwicklung und familiäre Sozialisation196
6.2.2 Familienfördernde Familiensysteme197
6.3 Besondere Herausforderungen für Eltern200
6.3.1 Natürliche Autorität als Voraussetzung201
6.3.2 Klare Regeln aufstellen207
6.3.3 Einen gemeinsamen Erziehungsstil verfolgen209
6.3.4 Tabus in der Kindererziehung214
6.3.5 Hilfestellung bei der Bewältigung von ADHS-Symptomen der Kinder218
Schlusswort: Unverhofft kommt oft …221
Anhang: Tests zur Abklärung einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung227
Literatur235
Die Autorin und Stichwortverzeichnis247

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