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ADS und ADHS. Möglichkeiten der Psychomotorik im Umgang mit verhaltensoriginellen Kindern.

AutorMelanie Könnecke
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl84 Seiten
ISBN9783638584685
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Gesundheit - Sport - Sportpsychologie, Note: 1,3, Universität Rostock (Institut für Sportwissenschaft), 59 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Bewegung ist für Kinder eine Ausdrucksform der Lebensfreude und gleichzeitig ein wichtiges Mittel zur Förderung ihrer Entwicklung. Spiel und Bewegung stellen für Kinder Erfahrungsmedien dar, welche die Entwicklung ihrer Persönlichkeit positiv beeinflussen. Kinder erschließen sich über Bewegung die Umwelt und können deren materialen und sozialen Gegebenheiten erkennen und verstehen (vgl. Zimmer 1997). In diesem Zusammenhang vermag die Psychomotorik ganzheitlich auf die Persönlichkeit eines Kindes einwirken, da sie die enge Beziehung von geistig-seelischen und körperlich-motorischen Prozessen betont (vgl. ebd.). Das Anliegen dieser Arbeit besteht darin, die Problematik ADS/ADHS zu erläutern und einige Möglichkeiten aufzuzeigen, über welche die Psychomotorik in der Arbeit mit betroffenen Kindern verfügt. Die Bewegungsunruhe hyperaktiver Kinder wird von PASSOLT (1996) nicht als Krankheit angesehen, sondern als mögliche Reaktion auf Interaktionsstörungen und als Versuch der Konfliktbewältigung. Hyperaktivität kann somit eine 'gesunde Reaktion auf eine krankmachende Lebenswelt' (Voß 19983, 18) sein und als Auseinandersetzung mit schwierigen Lebenssituationen das Kind vor schweren Störungen und Erkrankungen schützen (vgl. Passolt 1996). In der Intervention sowie im Umgang mit Kindern mit ADS/ADHS gibt es keine Rezepte, keine einfachen Wege und keine Schubladen (vgl. Passolt 1997). Vielmehr liegt die Einsicht zugrunde, dass diese Kinder auf den nötigen Respekt, Anerkennung und Achtung ihrer sozialen Umgebung, im Kampf um die Hyperaktivität, angewiesen sind. ' Das Wichtigste bei der Behandlung emotional gestörter Kinder ist dies: daß man sie und ihre Probleme mit dem größten Respekt behandelt.' (Bruno Bettelheim)

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Leseprobe

3 Psychomotorik


 

Die Psychomotorik wird auch als Erfahrungswissenschaft bezeichnet. Ziel ist nicht die Symptombeseitigung ist, sondern die Entwicklungsförderung gesunder und in ihrer Entwicklung beeinträchtigter Kinder. Dabei werden alle Persönlichkeitsbereiche betrachtet (vgl. Köckenberger/Hammer 2004).

 

3.1 Entwicklung der Psychomotorik


 

Die Ursprünge der Psychomotorik sind in Frankreich zu finden. Bereits 1909 erkannte der als „Vater der französischen Psychomotorik“ geltende Psychiater Dupré einen Zusammenhang zwischen motorischen Auffälligkeiten und geistigen Störungen (vgl. Naschwitz-Moritz 2000). Über Frankreich und Luxemburg ist der Begriff Psychomotorik dann Mitte des 20. Jahrhunderts nach Deutschland gelangt, wo er seit 50 Jahren in die Praxis umgesetzt wird und seit fast 25 Jahren fest etabliert ist (vgl. Mertens 2002). Dieser Umstand ist vor allem dem „Gründervater der Psychomotorik“ E.J. Kiphard zu verdanken, der als junger Sportstudent in einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Gütersloh entwicklungsverzögerte und auffällige Kinder beobachtete. Zusammen mit dem Kinderpsychiater Hünnekens entwickelte er die „psychomotorische Übungsbehandlung“, die sich an der Ganzheitlichkeit der Kinder orientiert. Kiphard erkannte, dass sich das psychische Befinden der Kinder in ihrem Bewegungsverhalten ausdrückt und umgekehrt, dass man durch „freie bzw. unmerklich gelenkte [...] “ (Kiphard 1998, 88) Bewegungsangebote auf die Psyche der Kinder einwirken kann. Aus dieser Arbeit entstand 1960 die erste Veröffentlichung von Hünnekens und Kiphard mit dem Titel „Bewegung heilt: Psychomotorische Übungsbehandlung bei entwicklungsrückständigen Kindern“ (Zimmer 1999, 15). Die Bewegungsangebote für Kinder wurden als psychomotorische Übungen bezeichnet, da man durch „Übungen im leiblichen Bereich, einen besonders guten und kindgemäßen Zugang zum Psychischen“ (Hecker 1960 zit. In Mertens 2002, 7) der Kinder gewinnt.

 

Es dauerte lange Zeit bis die Psychomotorik in der Bewegungserziehung in Kindergärten, Sonder- und Grundschulen auf Zustimmung stieß. Auf zwei Kongresse, 1973 in Luxemburg und 1975 in Berlin mit den Titeln „Motorik im Vorschulalter“ und „Kind in Bewegung“, folgten internationale Psychomotorik – Symposien in Lüttich, Brüssel, Amsterdam, Nizza, Florenz und Straßburg. Den Bemühungen vieler Autoren um die theoretische Fundierung des Fachgebietes ist der Umstand zu verdanken, dass die Psychomotorik in Deutschland an Anerkennung gewinnt, obwohl es immer noch kritische Bewertungen von anderen Fachgebieten in bezug auf den statistischen Nachweis der Effizienz gibt. Allerdings muss man anmerken, dass es in der jahrelangen Praxis versäumt wurde, diesen Nachweis in wissenschaftlichen Forschungsprojekten darzulegen. Dennoch hat die Psychomotorik in Deutschland einen hohen und stetig wachsenden Stellenwert, besonders in Zeiten von mangelnder Gesundheit und fehlender Aktivitäten der Kinder. Das ist auch den zahlreichen Veröffentlichungen Kiphards zu verdanken. Mittlerweile ist E.J. Kiphard Autor, Co-Autor und Herausgeber von 15 Fachbüchern und mehr als 190 Aufsätzen und Zeitschriftenartikeln für Eltern, Erzieher, Kindergärtnerinnen, Lehrer sowie dem wissenschaftlichen Diskurs. Weiterhin wirkte er bei 4 Dokumentar- und Lehrfilmen mit und half bei der Entwicklung und Konstruktion der Testverfahren Trampolin-Koordinationstest (TKT) und Körperkoordinationstest für Kinder (KTK) (vgl. Mertens 2002). In den letzten Jahren kamen Erkenntnisse aus der Neurophysiologie hinzu. Diese können die Basis für die Strukturierung von Lern- und Förderkonzepten bilden und eventuell dazu beitragen, die spezifischen Wirkungen der Psychomotorik zu belegen. So könnte die Psychomotorik auch bei den Krankenkassen mehr Anerkennung finden, um somit möglichst vielen Menschen helfen zu können (vgl. ebd.).

 

3.2 Ziele und Inhalte der Psychomotorik


 

Die Inhalte der Psychomotorik überschneiden sich mit denen der Medizin, also der Behebung von körperlich – muskulären Störungen, und der Psychotherapie, die sich mit dem Seelenleben, den Emotionen und den psychischen Befindlichkeiten des Menschen beschäftigt. Das bedeutet, dass die Grundlage der Psychomotorik in der wechselseitigen Beeinflussung von Bewegung, Wahrnehmung, Verhalten und Selbsterleben besteht. Es wird also eine ganzheitliche Förderung der gesamten Persönlichkeitsentwicklung durch das Medium Bewegung angestrebt (vgl. Zimmer 1999). Die Förderung der Eigentätigkeit des Kindes, die Anregungen des selbständigen Handelns und die Erweiterung der Handlungskompetenz und der Kommunikationsfähigkeit, vor allem durch das Handeln in einer Gruppe, sind die übergeordneten Ziele und Möglichkeiten, die durch die Psychomotorik angestrebt werden (vgl. ebd.). Die Umsetzung erfolgt durch den Aufbau einer intrinsischen Motivation, also aus eigenem Antrieb heraus aktiv und kreativ zu werden. Weiterhin durch den Abbau von Frustrationen, das Ablösen von Negativerlebnissen sowie der Hervorhebung der jeweiligen Stärken und der Erfahrung der Leistungssteigerung aus der Sicht des Kindes (vgl. Kiphard 1992 In Naschwitz-Moritz 2000).

 

Nach KIPHARD (1992) müssen 4 Persönlichkeitsbereiche einbezogen werden, um das Erreichen der genannten Ziele zu gewährleisten. Durch die Erweiterung des eigenen Erfahrungsbereiches werden sensomotorische Prozesse gefördert. Der affektive Bereich wird durch die Vermittlung von Selbstvertrauen, Erlebnisfreude und Motivation angesprochen. Auf die sozialen Fähigkeiten kann durch eine Verbesserung der Verhaltenssteuerung, der Kontaktaufnahme, der Kooperation, Interaktion und Kommunikation eingewirkt werden. Und schließlich fördert man kognitive Prozesse durch Erfahren von Handlungsintelligenz, Problemlösung und Kreativität (vgl. Naschwitz-Moritz 2000).

 

Zu den Inhalten der Psychomotorik zählen neben den Körper-, Selbst- und Materialerfahrungen auch Sozialerfahrungen in Form von erlebnisorientierten Bewegungsangeboten. Körper- und Selbsterfahrungen können durch die Wahrnehmung und das Erleben des eigenen Körpers, der Sinne und der Erfahrung des Körpers als Ausdrucksmöglichkeit gemacht werden. Die Auseinandersetzung mit räumlichen und dinglichen Konstellationen durch erkundendes und experimentelles Lernen über Bewegung ermöglicht eine Verbesserung der Materialerfahrung. Dadurch das die Kinder mit anderen über die Bewegung kommunizieren und mit- und gegeneinander spielen haben sie die Möglichkeit Erfahrungen auf dem Gebiet der Sozialerfahrung wird durch den Umstand eingegangen das die Kinder (vgl. Zimmer 1999).

 

Das Kind soll eine Zugehörigkeit zur Gruppe erfahren, sich als wichtigstes Mitglied der Gruppe sehen um so ein positives Selbstkonzept aufbauen zu können und dadurch eine Selbstwirksamkeit vermittelt bekommen (vgl. ebd.).

 

ZIMMER (1999) stellte fest, dass der heutige Ansatz der Psychomotorik nicht übungszentriert, sondern vielmehr erlebnisorientiert ist. Das Kind eignet sich die Welt, als eigenständiges, aktives und selbstbestimmtes Wesen, über die Bewegung an.

 

3.3 Institutionalisierung der Psychomotorik


 

Zunächst wurde eine interdisziplinäre Interessengemeinschaft gegründet, um das steigende Interesse an der Psychomotorik in der Fachwelt zu befriedigen. So wurde 1974 der „Arbeitskreis für spezielle Bewegungspädagogik und psychomotorische Therapie“ ins Leben gerufen. Zwei Jahre später, also 1976, entwickelte sich daraus der „Aktionskreis Psychomotorik e.V.“ Zu diesem Zweck und im Sinne der Förderung der kindlichen Psychomotorik schlossen sich Pädagogen, Psychologen, Ärzte und Therapeuten zusammen. Sie machten sich die Information, Beratung, Veranstaltung von Fortbildungen und die Entwicklung von Ausbildungsgängen zur Aufgabe. Dem Umstand der Nachfrage und des Wunsches der Lehrbarmachung der Psychomotorik verdankte die Motologie ihr Bestehen. Der Begriff der Psychomotorik wurde nach und nach durch den Wortgebrauch Motopädagogik und/oder Mototherapie ersetzt beziehungsweise ergänzt. Bereits 1977 entstand der erste Ausbildungsberuf in der Motopädagogik in Form einer einjährigen Ausbildung zum Motopädagogen. Der Studiengang Motologie existiert schließlich seit 1983 an der Universität Marburg. Die Einsatzbereiche der Psychomotorik finden sich in der Frühförderung, im Kindergarten und in der Grund- und Sonderschule, bis hin zur Arbeit mit Erwachsenen und alten Menschen in Form der Motogeragogik (vgl. Zimmer 1999).

 

3.4 Abgrenzung der Psychomotorik von Motopädagogik und Mototherapie


 

Es besteht eine Vielzahl von unterschiedlichen Begriffen und Erläuterungen im Kontext von Psychomotorik, Motopädagogik und Mototherapie. Um die Definitionen, deren Bezugssysteme und die Abgrenzung voneinander etwas deutlicher zu machen, wird im Folgenden näher auf die Begrifflichkeiten Psychomotorik, Motopädagogik und Mototherapie eingegangen.

 

 Motopädagogik entstand aus der Professionalisierung der Psychomotorik heraus und schien zunächst den Begriff der Psychomotorik abzulösen. Heute werden beide Wortlaute gleichrangig aber nicht gleichbedeutend verwendet. Im Gegensatz zur Motopädagogik und zur Mototherapie ist der Begriff der Psychomotorik im Laufe der Zeit historisch gewachsen, international gebräuchlicher und inhaltlich klarer definiert...

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