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Von ängstlichen, traurigen und unruhigen Kindern

Grundlagen einer spirituellen Erziehungspraxis

AutorHenning Köhler
VerlagVerlag Freies Geistesleben
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783772540271
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Henning Köhler macht darauf aufmerksam, dass Entwicklungsstörungen bei einem ängstlichen, traurigen oder unruhigen Kind oft in einem unharmonischen Verhältnis zu seinen Basissinnen begründet liegen. Er gibt viele hilfreiche Ratschläge und Gesichtspunkte, wie Eltern und Erzieher dem Kind zu einer gesunden Beziehung zu seinem Körper verhelfen können.

Henning Köhler, geboren 1951, arbeitet als Heilpädagoge in ambulanter Praxis in dem von ihm mitbegründeten 'Janusz Korczak Institut' in Nürtingen. Im Verlag Freies Geistesleben sind von ihm u.a. erschienen: 'Jugend im Zwiespalt'; 'Die stille Sehnsucht nach Heimkehr'; 'Vom Rätsel der Angst'; 'War Michel aus Lönneberga aufmerksamkeitsgestört?'; 'Schwierige Kinder gibt es nicht'; 'Was haben wir nur falsch gemacht?'; 'Vom Ursprung der Sehnsucht' und 'Vom Wunder des Kindseins.'

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Leseprobe

Vorbemerkungen zur fünften Auflage


Vor sieben Jahren erschien dieses Buch. Mit bisher rund 20.000 verkauften Exemplaren und Übersetzungen in mehrere Sprachen (Niederländisch, Italienisch, Französisch, Englisch) kann es als bescheidener Erfolg bezeichnet werden. Viele sagen, keines von meinen Büchern habe eine so hohe praktische Relevanz. Dem kann ich nur bedingt zustimmen. Schließt man in den Praxisbegriff die Ebene des «inneren Handelns» ein – und das ist ein Kernanliegen der Anthroposophie –, liefern meine späteren Bücher «Schwierige» Kinder gibt es nicht und Was haben wir nur falsch gemacht? sicherlich mehr praktische Anregungen. Das sind Übungsbücher. Auch Von ängstlichen, traurigen und unruhigen Kindern ist schon teilweise ein Übungsbuch, vor allem jedoch ein allgemein verständlich gehaltenes Lehrbuch zur Sinnespädagogik und Sinnespsychologie. Als solches hat es, meine ich, einige neue Akzente gesetzt.

Alles, was zur Vertiefung der Sinneslehre vorgebracht wird, kann ohne Abstriche stehen bleiben. Hätte ich das Buch noch einmal zu schreiben, würde ich vielleicht noch einige Kapitel zur Sinnesphysiologie anfügen. Andererseits kann man die neurologischen Aspekte auch anderswo nachlesen, z.B. bei A. Jean Ayres, Bausteine der kindlichen Entwicklung. Es ist nur eben wichtig, bei solcher Lektüre immer im Blick zu behalten, dass die Dinge nicht im Lichte eines spirituellen Menschenbildes dargestellt werden. Es gehört zu den größten Täuschungen zu glauben, Tatsachen seien einfach Tatsachen. Erst die geistige Beleuchtung schafft Wirklichkeit. Was in der Sprache des neurobiologischen Reduktionismus z.B. als propriozeptives System bezeichnet wird, entspricht dem Eigen- und Mitbewegungssinn der anthroposophischen Sinneslehre – und ist doch wieder etwas ganz anderes.

Ein besonderer Umstand muss noch hervorgehoben werden. Zwischen der Niederschrift dieses und des darauffolgenden Buches «Schwierige» Kinder gibt es nicht erlebte ich so etwas wie einen inneren Umbruch. Ich musste mich in meinem pädagogischen Sehen und Denken neu orientieren. Kurzzeitig geriet alles aus dem Gleis. Dann verdichtete sich eine Ahnung zur Gewissheit. Viele, sehr viele Kinder werden heute völlig zu Unrecht als gestört, krank, defizitär etc. etikettiert. Sie sind in Wahrheit hoch spirituell veranlagte Seelen. Jetzt erst ging mir auf, dass verschiedene Äußerungen Rudolf Steiners, die ich bislang nur beiläufig zur Kenntnis genommen und eher metaphorisch aufgefasst hatte, ganz konkret in diese Richtung deuteten.

Unter uns sind die neuen Kinder Zukunftsboten, Beauftragte. Was sie mitbringen und zu erleiden haben, ist nur vor dem Hintergrund einer spirituell erweiterten Weltauffassung zu verstehen. Es verhält sich nicht so, dass mir plötzlich verborgene Zusammenhänge offenbart worden wären oder etwas in dieser Art. Ich bin ein ganz gewöhnlicher Suchender, der an den Erkenntnisgrenzen sein Lager aufgeschlagen hat und auf die seltenen, kleinen Gelegenheiten wartet, etwas zu erhaschen von dem, was auf der anderen Seite vor sich geht. Und dann hilft mir Rudolf Steiner (nicht nur er, aber er ganz besonders), das Erhaschte wenigstens andeutungsweise zu verstehen. Im Zusammenhang mit den neuen Kindern sind Steiners Aussagen über die Christusnähe «im Ätherischen» – das heißt im Bereich der flutenden Bildekräfte und grenzenlosen Gestaltungsmöglichkeiten – von hoher Bedeutung. Die Durchdrungenheit der unmittelbar angrenzenden übersinnlichen Sphäre mit reiner Liebekraft kann nicht ohne Auswirkung auf die Verfassung der sich inkarnierenden Seelen bleiben. Im Allertiefsten beeindruckt von dieser Schwellenerfahrung betreten sie die Erde und erleben das geistige, soziale Klima der Zeit wie einen Kälteschock – obwohl es ja gerade ihre tiefste Intention ist, die Eiskruste aufzuschmelzen, die über dem gegenwärtigen Kulturleben liegt. Wir befinden uns in der paradoxen bewusstseinsgeschichtlichen Situation einer – durch die Nazi-Barbarei ausgelösten? – nie dagewesenen spirituellen Agonie bei gleichzeitiger (ebenfalls nie dagewesener) greifbarer Nähe dessen, was Joseph Beuys als «christliches Potenzial» oder «evolutionäres Wärmeprinzip» bezeichnete. Steiner hat dies exakt für unsere Zeit vorausgesagt. Er kündigte den Triumph des Geistes der Maschine («Ahriman») an, zugleich aber auch, im Hintergrund, das Heraufkommen einer Spiritualität des Herzdenkens, mithin eine Abkehr von der seelenlosen Intellektualität, vom nützlichkeits-, zweck- und funktionalitätsorientierten vordergründigen Zeitgeist. Und ich müsste ihn schon grandios missverstanden haben, wenn die Annahme falsch wäre, dass er uns an verschiedenen Stellen seines Vortragswerkes sagen wollte, dass mehr und mehr Menschen mit einem entsprechend veränderten Wesensgefüge zur Welt kommen würden – nicht als «Funktionsgestörte», sondern als Wegbereiter eines neuen Bewusstseins.

Ich lernte begreifen, dass sich hinter sogenannten Dysfunktionen vielfach besondere Begabungsprofile verbergen, die schmählich verkannt werden und denen gegenüber gerade deshalb eine «Rettungstat» (Steiner) zu vollbringen ist. Wir müssen die defektfixierten Deutungsmuster hinter uns lassen und nun wirklich jenen Bewusstseinswandel ins Werk setzen, den Steiner und andere zu Beginn des 20. Jahrhunderts anstoßen wollten. Es gibt heute außerhalb der Anthroposophie sehr beachtliche Bestrebungen in diese Richtung. Überall auf der Welt erheben sich kompetente Stimmen, die darauf hinweisen, dass sich im pädagogisch-therapeutischen Raum die schleichende Katastrophe eines gigantischen Missverständnisses vollzieht. Dort finden wir unsere Bündnisgenossen – und nicht in den Kreisen, die den akademischen Status quo repräsentieren.* Alle, die mit dem hier nur Angedeuteten spontan etwas anfangen können, sind aufgerufen mitzuhelfen, dass sich ein schützender Kreis um die betreffenden Kinder bilde. Es geht darum, einer groß angelegten Diffamierungskampagne entgegenzutreten, die sich den suggestiven (aber falschen) Anschein wissenschaftlicher Erwiesenheit gibt. Die Sache ist ernst. Wir treten hier nicht in irgendeine «spannende Debatte» ein, sondern stehen an einer epochalen Schwelle. Nicht zuletzt von unserer Einstellung zu den auffälligen Kindern hängt es ab, welches Menschenbild sich in der zweiten Phase der Moderne durchsetzen wird – das maschinelle oder ein ethisch-spirituelles.

Als ich vor acht Jahren an der Niederschrift des vorliegenden Buches saß, waren mir diese Zusammenhänge nur ahnungsweise bewusst. Deshalb benutze ich Wendungen aus dem defektologischen Wörterbuch noch recht unbefangen. Natürlich führte mir schon damals der Geist absoluter Achtung vor den besonderen Kindern und ihrem Leid (ich bestreite ja auch heute nicht, dass sie leiden, ganz im Gegenteil!) die Feder. Aber die tiefere Sinnhaftigkeit des Geschehens hatte ich noch nicht – beziehungsweise nur wie durch einen Schleier – erkannt. Und so kam es, dass ich einen mehr als nur marginalen Fehler beging: Die Passagen, in denen es heißt, die ungewöhlichen Kinder seien zu schwach mit ihren Engelwesen (man könnte auch sagen: mit ihren transpersonalen Wesensschichten) verbunden, kann ich in dieser Form heute nicht mehr vertreten. Alles andere über den Zusammenhang von Sinnesentwicklung und Engelwirken Dargelegte behält seine Gültigkeit. Aber inzwischen ist mir klar, dass ich zu stark auf einen Aspekt insistiert – und dadurch andere Aspekte übersehen – habe. In gewisser Hinsicht verhält es sich genau andersherum als ich damals glaubte. Die besonderen Kinder geben uns gerade deshalb so viele Rätsel auf, weil sie mit außerordentlicher Hingabe auf die Botschaften aus dem engelinspirierten Überbewussten lauschen beziehungsweise überaus wahrnehmungsfähig sind für die Obertöne der «Musik», die im gewöhnlichen, sinnesgebundenen Bewusstsein spielt. Andererseits fühlen sie sich eben gerade wegen dieser ausgeprägten spirituellen Empfänglichkeit auch in hohem Maße von «dunklen» Kräften bedroht, womit ich nicht irgendwelche Gespenster meine, sondern die zwischen den Menschen knisternden destruktiven Energien, den antisozialen Grundzug der Zeit, die Vormacht des Geistes der Maschine. Hier fehlt den neuen Kindern, auch wenn sie behütet aufwachsen, oft der natürliche Schutz. Deshalb sind sie bei Weitem nicht so gefährdet, wie man auf den ersten Reflex annehmen möchte. Vor allem dann nicht, wenn es in ihrer Umgebung ein paar Menschen gibt, die nicht auf sie hinschauen wie auf «erbkranken Nachwuchs» (genetisch bedingte Hirnstoffwechselstörungen), sondern ihre Originalität und ihren Reichtum erkennen.

Diese hier nur angedeuteten Zusammenhänge sprechen nicht dagegen, sondern lassen im Gegenteil noch plausibler erscheinen, dass im Zusammenhang mit zivilisationsbedingten Entwicklungserschwernissen und heranbrandenden bedrohlichen «Zeitgeräuschen» das Engelwirken auf einer bestimmten Ebene abgeschwächt ist. Auf welcher Ebene? Dort, wo die «mich-empfindende Hülle»...

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