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E-Book

Aktiv bis 100

Hochaltrige Menschen in Bewegung bringen

AutorAntje Hammes, Bettina M. Jasper, Petra Regelin
VerlagMeyer & Meyer
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl168 Seiten
ISBN9783840310225
FormatePUB/PDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Das Buch zeigt auf, wie die Selbstständigkeit alter Menschen bis ins höchste Alter durch ein gezieltes Bewegungstraining erhalten bleiben kann. Übungsleiter, Trainer, Leiter von Seniorengruppen und interessierte Angehörige und Betreuer erfahren, welche einfachen Übungen die Muskelkraft sowie die Standfestigkeit und Balance trainieren. Sie bekommen Tipps, wie die Beweglichkeit der Senioren erhalten und mit welchem Programm sowohl die Gehfähigkeit als auch die Mobilität geschult werden können. Betreuer können nachlesen, wie Handkraft und Fingerfertigkeit gezielt geschult werden, um alleine die Knöpfe schließen und das Marmeladenglas öffnen zu können. Da die körperlichen Voraussetzungen und die Belastbarkeit alter Menschen völlig unterschiedlich sind, werden sowohl Übungen im Sitzen, im Stehen mit Festhalten als auch ohne Festhalten gezeigt. Alle Übungen sind einfach beschrieben und zusätzlich bebildert, sodass sie leicht nachvollziehbar sind. Außerdem werden Lösungswege bei typischen Problemen aufgezeigt. Wie geht man damit um, wenn den Teilnehmern schwindelig wird, wenn sie Angst vor dem Training haben oder wenn sie bereits dement sind und die Übungen nicht mehr verstehen? Was tun bei Inkontinenz, bei Arthrosen oder bei neurologischen Erkrankungen? Dieses Buch ist ein umfassender Praxisratgeber mit über 160 Übungen, vielen Tipps, Anregungen und konkreten Hilfen bei Problemen.

Petra Regelin ist Diplom-Sportwissenschaftlerin, Journalistin und Autorin. Sie hat die mehrfach ausgezeichneten Projekte 'Bewegungs- und Gesundheitsförderung für Hochaltrige', 'Aktiv bis 100' und 'Gehirntraining durch Bewegung' des Deutschen Turner-Bundes geleitet. Petra Regelin ist Vizepräsidentin des Rheinhessischen Turnerbundes und hat zahlreiche Bücher geschrieben. Bettina M. Jasper ist Diplom-Sozialpädagogin, Buch- und Spieleautorin, Gehirntrainerin, Leiterin ihrer Denk-Werkstatt® und freiberuflich tätig als Dozentin für verschiedene Träger in Altenpflege und Sport. Seit über 20 Jahren unterrichtet sie an der staatlich anerkannten Fachschule für Altenpflege Sancta Maria in Bühl in den Schwerpunkten Gerontologie, Aktivierung und Rehabilitation sowie Psychiatrie. Antje Hammes ist Sportwissenschaftlerin M.A. und Sporttherapeutin sowie Inhaberin eines Gesundheits-, Reha- und Pilates-Studios. Mehrjährige Tätigkeit in der Geriatrischen Reha Hanau. Rückenschulleiterin, Osteoporose-Kursleiterin, Leiterin ambulanter Herzgruppen. DTB-Ausbilderin u. a. für 'Bewegungs- und Gesundheitsförderung für Hochaltrige', 'Bewegung mit Demenzkranken', 'Sturzprophylaxe', 'Rückenschule'.

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Leseprobe

KAPITEL 2


Kapitel 2


WIE MAN HOCHALTRIGE MENSCHEN IN BEWEGUNG BRINGT


2.1 Einen persönlichen Zugang finden


Wer versucht, hochaltrige Menschen zu Bewegung zu motivieren, hat es nicht immer ganz leicht. Vor allem dann, wenn alte Menschen sich sehr lange nicht mehr bewusst und gezielt bewegt haben, ist der Neuanfang oft kompliziert. Wer heute hochaltrig ist, kannte Sport in seiner Jugend in der Regel in Form von Leistungssport. Gesundheitssport, Fitnesstraining oder Bewegung zur Erhaltung von Selbstständigkeit und zur Prävention von Stürzen – das gab es damals nicht. Wer Sport treibt, muss leistungsfähig sein, das glauben viele Hochaltrige heute noch. Und das macht es ihnen schwer, im hohen Alter noch einmal einen Zugang zu Bewegung zu finden.

Viele haben Ängste und Hemmungen, sich mit ihren Schwächen, Einschränkungen und Behinderungen zu präsentieren, gegenüber den anderen in der Gruppe und auch gegenüber dem Übungsleiter. Sie fürchten sich davor, dass die anderen Gruppenteilnehmer sehen, dass sie sich nicht mehr bücken können, dass sie nicht mehr allein aufstehen können oder dass sie ihren Arm nicht mehr bis nach oben anheben können. Hinzu kommen Ängste aufgrund von Bewegungsunsicherheit oder chronischen Schmerzen.

Einige alte Menschen haben Angst, sich durch das Training zu schaden. Sie fürchten, dass sich ihre Schmerzen verschlimmern könnten, dass sie hinfallen könnten oder sich einfach zu viel zumuten. Viele Hochaltrige haben nie ein Gefühl für die wohltuende Wirkung von Bewegung entwickelt und es dauert einige Zeit, bis sich dieses Gefühl einstellt. Für einige Hochaltrige ist es, vor allem, wenn sie mobilitätseingeschränkt oder leicht dement sind, bereits ein Erfolg, rechtzeitig, am richtigen Ort und in passender Kleidung zum Bewegungsangebot zu erscheinen. Umso wichtiger ist es, dass der Gruppenleiter es schafft, einen persönlichen Zugang zu jedem Einzelnen der erschienenen Menschen aufzubauen, um die Ängste langsam abbauen und Vertrauen aufbauen zu können.

Übungsleiter, die Bewegungsgruppen für sehr alte Menschen leiten, brauchen viel Einfühlungsvermögen, eine hohe Sozialkompetenz, aber auch die Fähigkeit, zu motivieren. Denn man muss im schlimmsten Fall auch damit rechnen, vor einer desinteressierten, schweigenden und teilnahmslosen Gruppe zu stehen. Es gibt Situationen, in denen der Übungsleiter damit umgehen muss, dass bereits eine kleine Bewegung ein Fortschritt sein kann. Dies kommt insbesondere dann vor, wenn eine neue Gruppe aufgebaut wird und wenn die Teilnehmer sich niemals vorher aktiv bewegt haben.

Übungsleiter, die in Altenpflegeeinrichtungen tätig sind, berichten oft, dass sie sich anfangs damit zufriedengeben mussten, wenn sie durch die Bewegung ein flüchtiges Lächeln auf das Gesicht einer ansonsten teilnahmslos erscheinenden, alten Frau auslösen konnten. Doch genauso oft wird darüber berichtet, dass es durchaus möglich ist, aus einer anfänglich teilnahmslos erscheinenden Gruppe eine fröhliche Runde zu entwickeln und aus leeren Blicken lachende Gesichter zu formen. Das Aktivieren und das fröhliche Erleben während des Bewegens wirkt sich nicht nur auf die Zeit der Bewegung aus, sondern zeigt nachhaltig Wirkung. Doch all das kann nur funktionieren, wenn der Übungsleiter einen persönlichen Zugang zu den Menschen findet.

Der Übungsleiter muss jeden Teilnehmer mit seinem Namen kennen. Er sollte im Laufe der Zeit wissen, wer welche gesundheitlichen Probleme hat, um möglichst individuell auf jeden Einzelnen eingehen und gezielte Tipps und Hinweise zur Alltagbewältigung geben zu können. Dadurch baut sich eine Bindung zwischen Teilnehmer und Übungsleiter auf, die ganz wichtig ist, um alte Menschen auf Dauer zu motivieren, zur Bewegungsgruppe zu kommen. Wenn es dem Übungsleiter gelingt, diesen persönlichen Zugang zu finden und die anfänglichen Hemmungen und Ängste abzubauen, dann kann man gemeinsam sehr viel erreichen und dabei außerdem unglaublich viel Spaß haben.

In manchen Gruppen übernimmt diese Aufgaben der Motivation und Betreuung nicht der Übungsleiter, sondern eine zusätzliche Person. Die nimmt die Teilnehmenden bei ihrer Ankunft in Empfang, führt Gespräche, unterstützt, wenn nötig, beim Aus-, An- und Umziehen, kümmert sich um Handtaschen und Gehhilfen und hat für alle ein offenes Ohr. Eine solche Lösung ist besonders dann zu empfehlen, wenn zwei oder mehr Gruppen sich nacheinander am selben Ort zur Bewegung treffen oder der Übungsleiter einem engen Zeitplan folgen muss. Wer die Übungsstunde leitet, kann sich bei einer derartigen Konstellation voll und ganz auf den bewegungspraktischen Teil konzentrieren.

2.2 Drei wesentliche Ziele der Bewegungsstunde


Wer hochaltrige Menschen nicht nur kurzfristig für Bewegung gewinnen will, sondern langfristig daran binden möchte, der sollte drei wesentliche Ziele nicht aus den Augen verlieren.

Drei wesentliche Ziele der Bewegung für Hochaltrige

Das sollten Übungsleiter wissen und immer mit berücksichtigen:

Erstes Ziel: Die alten Menschen sollten die Wirkungen der Bewegung, insbesondere im Hinblick auf die Erhaltung der Selbstständigkeit, spüren und diese sollten ihnen bewusst gemacht werden.

Zweites Ziel: Die Bewegung sollte den alten Menschen Spaß machen. Sie sollten dabei Lebensfreude und Lebenslust spüren können.

Drittes Ziel: Die Bewegung sollte so ausgerichtet sein, dass die alten Menschen den anderen Gruppenteilnehmern begegnen können, dass persönliche Kontakte möglich sind und dass sie sich als Teil einer Gruppe erleben können.

2.2.1 Wirkungen bewusst machen

Zum einen ist es wichtig, dass die alten Menschen selbst spüren und erleben, dass die körperlichen Kernkompetenzen – sie sind in Kap. 3 beschrieben (ab S. 47ff.) – sich durch die Bewegung verbessern bzw. erhalten lassen. Der Übungsleiter sollte in der Lage sein, das Training so anzubieten, dass sich die Leistungsfähigkeit jedes Teilnehmers in Bezug auf die Erhaltung der Selbstständigkeit verbessert. Diese Wirkungen müssen den Teilnehmern bewusst gemacht werden. Der Übungsleiter kann dazu beitragen, indem er zwischendurch regelmäßig nach Empfindungen fragt – „Wo spüren Sie die Bewegung?“ „Wie fühlt sich das an?“ –, auf positive Veränderungen hinweist oder indem er die Teilnehmer lobt, wenn sie etwas schaffen, was sie anfangs nicht hinbekommen haben.

2.2.2 Bewegungslust wecken

Das zweite wichtige Ziel ist, den Teilnehmern viel Spaß an der Bewegung zu vermitteln. Der Übungsleiter kann den alten Menschen mithilfe von Bewegung Lebensfreude und Lebenslust schenken. Wenn man hochaltrige Menschen fragt, warum sie jede Woche, oftmals trotz Schmerzen und hohen persönlichen Aufwands, regelmäßig zum Sport gehen, dann lautet die Antwort: „Weil es Spaß macht.“

Lebensfreude und Lebenslust sind entscheidende Motive für alte Menschen, sich auf Dauer an ein Bewegungsangebot zu binden und dabeizubleiben. Übungsleiter sollten das wissen und das Training entsprechend ausrichten.

Bei aller Funktionalität darf die Freude an der Bewegung nicht zu kurz kommen. Sie kann durch Musik, die den alten Menschen gefällt, leicht geweckt werden. Auch Kleine Spiele oder Wettbewerbe machen alten Menschen viel Spaß. Außerdem kommt dabei der Persönlichkeit des Übungsleiters eine Bedeutung zu. Wer nicht ganz so ernst und streng ist, oft einen Spaß auf den Lippen hat und selbst voller Energie, Schwung und Freude steckt, kann dieses Gefühl gut an andere weitergeben.

2.2.3 Begegnungsmöglichkeiten schaffen

Ein drittes wesentliches Ziel ist es, die persönliche Begegnung der Teilnehmer untereinander zu fördern. Persönliche Kontakte zu anderen, gleich gesinnten Menschen sind für Hochaltrige wichtig. Viele haben ihren Partner oder wichtige Vertrauenspersonen verloren, es sind mehr alte Menschen einsam, als man glaubt. Die Bewegungsgruppe ermöglicht ungezwungene Kontakte und sozialen Austausch. Man kommt zusammen, um den Körper zu stärken, aber man bleibt, weil man Freunde findet. Besonders wichtig ist auch das Gefühl, dazuzugehören und Teil einer Gruppe zu sein.

Oft erlebt man, dass alte Damen sich speziell für die Bewegungsstunde besonders schick machen, sie legen ihre Perlenkette um und schmücken sich mit dem besten Ring. Solche Phänomene zeigen, dass die Bewegungsstunde mehr ist, als...

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