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Alexander der Große - Seine Rezeption in der römischen Antike

Seine Rezeption in der römischen Antike

AutorFlorian Gils
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl35 Seiten
ISBN9783638018227
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Geschichte - Weltgeschichte - Frühgeschichte, Antike, Note: 1,7, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Veranstaltung: Alexander der Große, 89 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Immer wieder tauchen in der Weltgeschichte Persönlichkeiten auf, deren Wesen und Wirken Zeitgenossen und Nachwelt gleichermaßen fasziniert und beeinflußt. Kaiser Augustus gehört dazu, Karl der Große, in jüngerer Zeit Friedrich II. der Große von Preußen. Doch wohl kaum einer kann auf eine so lange und ungebrochene Tradition zurückblicken wie der Makedonenkönig Alexander III. der Große. Sein fantastischer -und wohl auch unerwarteter- Siegeszug durch das Reich der Achaemeniden bis nach Indien, sein schon den Zeitgenossen undurchschaubar und widersprüchlich erscheinender Charakter und die Unsicherheit über seine eigentlichen und abschließenden Pläne, riefen bereits zu seinen Lebzeiten und kurz nach seinem frühen Tode panegyrische Lobpreisungen ebenso wie bittere Verleumdungen hervor. Den Nachfolgern in seinem rasch zerfallenden Reich diente er als Legitimation ihrer eigenen Herrschaft, als Objekt des Heroenkultes, als glorreiche Figur einer glorreichen Vergangenheit. Fast folgerichtig wurde dann auch von den Römern auf ihn zurückgegriffen, insbesondere nach der Unterwerfung der diadochischen Nachfolgereiche, deren letztes, das Ptolemaierreich 31. v.Chr mit dem Tode Kleopatras VII. in den Herrschaftsbereich des Römischen Imperiums eingegliedert wurden. Wie aber sah nun diese Rezeption aus? In dieser Arbeit soll der Versuch unternommen werden, der Wirkung Alexanders auf die römische Gesellschaft von der Republik bis zum Untergang des Imperium Romanum nachzugehen. Da dabei ein Zeitraum von ca. 600 Jahren abzudecken sein wird, kann im Rahmen dieser Arbeit freilich kein Anspruch auf flächendeckende Vollständigkeit erhoben werden.

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Leseprobe

2) Von der Republik bis Augustus


 

Die erste Alexander-Rezeption auf italischem Boden beginnt offenbar bereits zu Alexanders Lebzeiten. In Süditalien finden sich apulische Vasen mit Darstellungen Alexanders, in denen er hoch zu Pferde den im Streitwagen fliehenden Dareios verfolgt.[4] Die Darstellung folgt noch dem alten Schema griechischer Kriegerdarstellungen mit Vollbart und korinthischem Helm, die Bekleidung Dareios´ ist Phantasiegebilde, die Darstellung des persischen Wagengespannes stimmt nicht. Aus diesen Umständen und dem Stil der Vasen wird geschlossen, daß folglich die ersten bildlichen Zeugnisse sehr zeitnah nach der Meldung von Alexanders Siegen bei Issos oder Gaugamela entstanden sein müssen, noch bevor die Künstler mit den orientalischen Ausstattungs-Details bekannt wurden und sich die später für Alexander übliche Ikonographie[5] durchsetzte.

 

Bezeichnenderweise stammen diese Darstellungen aus dem damals noch griechisch beherrschten Süden der Halbinsel. Wann aber setzte die erste Alexander-Rezeption im römischen Bereich ein?

 

2.1) Erste Kontakte – Ein heißes Eisen!


 

Zwei unsichere Anekdoten verlegen die ersten Kontakte zwischen Alexander und den Römern bereits in die Lebenszeit Alexanders. Einmal berichtet Strabo[6] von einer Beschwerde Alexanders an die Römer, sie förderten das Seeräuberunwesen, das ihm zu schaffen mache. Die zweite -und wichtigere- Geschichte berichtet von einer römischen Gesandtschaft an Alexander nach Babylon[7] im Jahre 323 v.Chr. Historizität und Zweck dieser Gesandtschaft sind heute noch so umstritten wie in der Antike und werden sich wohl niemals abschließend klären lassen. Wichtiger wird diese Begegnung jedoch noch in einem späteren Kontext.[8]

 

Den ersten indirekten Kontakt mit Alexander bekommen die Römer durch Pyrrhos, der in der Nachfolge Alexanders in Italien einfällt.[9] In seiner 280 v.Chr angeblichen gehaltenen Rede gegen Friedensverhandlungen mit Pyrrhos führt App. Claudius Caecus an, die Römer hätten Alexander nicht gefürchtet, um wieviel weniger sollten sie nun Pyrrhos fürchten, der nur der Gefolgsmann eines Gefolgsmannes von Alexander sei.[10]

 

Erstmals in der schriftlichen Überlieferung wirklich namentlich für uns greifbar[11] wird Alexander um 200 v.Chr. in Plautus´ Most. 775ff:

 

Vom großen Alexander sagt man, ebenso

 

von Agathokles, beide hätten in der Welt

 

Die allergrößten Taten ausgeführt.

 

Hier taucht Alexander auch zum ersten Mal mit dem Titel „magnus“ auf.[12] Die Selbstverständlichkeit, mit der Plautus Alexander hier anführt, wird als Zeichen gedeutet, daß dieser zu Plautus´ Zeit bereits zum Allgemeingut in Rom gehört haben muß, der Beginn seiner Rezeption also auf jeden Fall früher anzusetzen sei.[13]

 

Mit dem Ausgreifen der Römer nach Osten, in das alte Herrschaftsgebiet Alexanders, werden die Römer dann endgültig mit der dortigen Alexander-Rezeption konfrontiert.[14] Nach seinem Sieg 146 v.Chr. brachte Metellus Makedonicus das berühmte Alexander-Granikos-Denkmal des Lysipp nach Rom und stellt es bei der Porta Octavia auf.[15]

 

Die Ausdehnung nach Osten machte die Römer nicht nur mit Alexander (besser) bekannt, sie hatte auch Auswirkung auf das Alexanderbild selbst. Zwischen Griechenland und Rom begann eine literarische „Schlammschlacht“ zwischen der alten, unterworfenen griechischen Kultur und dem jungen, aufstrebenden, „unkultivierten“ Imperium.[16] In deren Folge wurde  Alexander in Griechenland mehr und mehr zum Nationalhelden stilisiert, zu einer „Stütze des griechischen Selbstbewußtseins, in der Hoffnungslosigkeit der politischen Lage gleichsam eine ideologische Rückzugsstellung und damit eine leibhaftige Gegeninstanz gegen den römischen Sieg."[17] Diese Auseinandersetzung zog sich bis ins Prinzipat hinein und spiegelte sich noch im Alexander-Exkurs des Livius über die Gesandtschaft der Römer zu Alexander ebenso wider wie bei Arrian.[18] Ganz allgemein steht die Frage nach dem Erfolg eventueller Westpläne Alexanders in dieser Ost-West-Auseinandersetzung.[19] Während von griechischer Seite argumentiert wird, Alexander hätte Rom erobert, hätte er nur mehr Zeit gehabt, wird von römischer Seite entgegengehalten, Alexander wäre an den Römern gescheitert.

 

Für Rom besaß der Kontakt mit Alexander und dem Osten jedoch noch eine weitere Komponente. Konsevative Politiker und Kritiker einer „Ostexpansion“ malten das Bild des dekadenten Ostens und  des unbeherrschten, ungezügelten und vom Osten verdorbenen Makedonenkönigs aus und konnten dabei bereits auf die negative Alexander-Beurteilung (und die noch ältere negative Orient-Topik) der griechischen Stoa zurückgreifen. Sie fürchteten um die römische Moral, die althergebrachten Traditionen, ganz allgemein um den Bestand des Staatswesens.[20] Hierzu gehörte auch die Furcht vor den Auswirkungen eines „Vorbildes Alexander“ für ehrgeizige römische Feldherren. Diese Diskussion zieht sich bis in die Zeit des Prinzipates. Doch zunächst blieb das „Problem“ Alexander eher eine theoretische Auseinandersetzung. Akut wurde es erst in der Krisenzeit der späten Republik.

 

2.2) Römische Feldherren und Politiker


 

2.2a) Scipio Africanus – Vergöttlichung des Karthago-Zerstörers


 

Direkte Bezüge des Karthago-Bezwingers zu Alexander lassen sich nicht greifen. Sie wären auch ein Anachronismus zum Selbstverständnis der Republik dieser Zeit gewesen.[21] Jedoch wird der Mythos seiner Zeugung[22] häufig als Anklänge an die Alexander umgebenden Mythen und somit als indirekte Alexander-Imitation angesehen.[23] Jedoch wurde diese Angleichung wohl nicht von Scipio selbst betrieben, sondern von außen auf ihn projiziert.[24]

 

Tatsächlich und unmißverständlich greifbar wird die Alexander-Imitation jedoch erst in der Zeit der großen und abschließenden Krise der Republik im ersten Jhdt. v.Chr. als mit Pompejus und Caesar einzelne große Persönlichkeiten sich nicht länger damit begnügten, nur „Gleiche unter Gleichen“ zu sein, sondern mehr und mehr das Regelwerk der Republik auszuhebeln begannen. Für sie stellte Alexander offenbar ein Vorbild soldatischer Tugend und Feldherrenkunst dar, einen großen Eroberer, dem es nachzueifern, ja, den es wenn möglich zu übertreffen galt.[25] Die Beurteilung der Alexander-Rezeption der großen Persönlichkeiten in der untergehenden Republik ist nicht problemfrei, da die meisten Quellen nicht zeitgenössisch sind und es schwer fällt, das tatsächliche Selbstverständnis der Handelnden noch von postumen Verzerrungen zu trennen.[26]

 

2.2b) Pompejus – erfolgreicher Feldherr im Osten, aber Staatsmann in alter Tradition


 

Der Erste, der die Alexander-Angleichung offen betrieb, war Pompejus, und bei keinem anderen vor oder nach ihm fiel sie so deutlich aus:

 

For even his boyish loveliness had a gentle dignity about it, and in the prime and flower of his youthful beauty there was at once manifest the majesty and kingliness of his nature. His hair was inclined to lift itself slightly from his forehead, and this, with a graceful contour of face about the eyes, produced a resemblance, more talked about than actually apparent, to the portait statues of King Alexander. Wherefore, since many also applied the name to him in his earlier years, Pompey did not decline it, so that presently some called him Alexander in derision. Hence, too, Lucius Philippus, a man of consular rank, when pleading in his behalf, said that he was doing nothing strange, being Philip, he loved Alexander.

 

Plut. Pomp. 2, 1f[27]

 

Daß diese Inszenierung mehr war als eine nachträgliche Verfärbung Plutarchs, legt Sallust hist. fragm. 88 nahe, das zeitgenössisch ist. Doch nicht nur in seinen Bildnissen versuchte Pompejus an Alexander anzuknüpfen. Daß er bereits in jungen Jahren in Afrika den Beinamen „magnus“ annahm,[28] wird ebenfalls als Anlehnung an Alexander betrachtet. Im Osten trat er als Städtegründer (ktisths) auf[29] und besonders während seines dritten Triumphzuges im Jahre 61. v.Chr. inszenierte er sich als Weltherrscher (kosmokrator) in Alexanders Nachfolge.[30] Er trug dabei die von Mithradates erbeutete Chlamys Alexanders.[31] Die Amazonenepisode[32] muß wohl als Erfindung angesehen werden.  Selbst Cicero, der „Wächter der republikanischen Verfassung“, sah keine Probleme darin, den Vergleich zwischen Pompejus und Alexander aufzumachen.[33] Der Gefährlichkeit dieser Rezeption wurde er erst viel später im Zusammenhang mit...

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