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E-Book

Alkoholismus

Ein Ratgeber

AutorGerhard Krause
VerlagRowohlt Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl190 Seiten
ISBN9783688108404
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Dieses Buch will die Krankheit Alkoholismus nicht wissenschaftlich oder populärwissenschaftlich umfassend behandeln. Auf soziologische, medizinische und therapeutische Detailinformationen wurde deshalb weitgehend verzichtet. Das Buch ist einfach und klar geschrieben und soll Betroffenen (Alkoholikern, Gefährdeten, ihren Angehörigen, Kollegen und Freunden) als erster Ratgeber dienen. Zum Schluß beschreibt Wolfgang Weikert die Möglichkeiten und Grenzen des Selbsthilfemodells der Anonymen Alkoholiker (AA).

Gerhard Krause ist Psychologe.

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Leseprobe

Alkohol


Wir können davon ausgehen, daß seit Bestehen der Menschheit das Verlangen nach Rauschmitteln besteht. Die Verherrlichung des Alkohols in jeglicher Form hat somit Geschichte. Denken wir an die Babylonier oder Römer, für die der Wein ein unentbehrlicher Bestandteil sogar kultischer Vorgänge war. Der Rausch vermochte das Gefühl zu vermitteln, den Göttern in ihrer Unwirklichkeit näher zu sein. Das Empfinden, glücklich und frei zu sein, Hemmungen abgelegt und Sorgen an die Götter abgegeben zu haben, verlieh dem «Göttertrunk» mit Alkohol ein mystisches Prädikat.

Jahrelange Beobachtungen führten zu der überraschenden Feststellung, daß das Thema Alkoholismus im Eifer der verbissenen Bekämpfung von Haschisch, Marihuana (Cannabis), Halluzinogenen, Opium, Opiaten oder Heroin und Kokain schlichtweg nicht wahrgenommen wurde. Woher diese Gleichgültigkeit? Weil Millionen Menschen unseres Volkes durch persönliche Schuldgefühle in bezug auf den Alkohol die Objektivität verloren haben.

1979 gaben die Bundesbürger annähernd 40 Milliarden DM (!) für Alkohol aus.

Pro-Kopf-Verbrauch: durchschnittlich

300 Flaschen (0,51) Bier

13 Flaschen (0,71) Branntwein

35 Flaschen (0,71) Sekt oder Wein.

Über diese Zahlen kann sich eigentlich nur «der Staat» freuen. Er zog aus diesem Jahresverbrauch fast 6 Milliarden DM Alkoholsteuer als «Einnahme» heraus.

Von abhängigen Alkoholkonsumenten abgesehen, sind nochmals 1,5 Millionen Bundesbürger unmittelbar gefährdet, alkoholabhängig zu werden.

Wer schon genießt den Alkohol wirklich? Vorsicht: Gefahr für Leib und Leben! Gerade der Ignorant, der Selbstbelüger und Verharmloser eigener Schwächen findet sich schneller, als er zu glauben gewagt hat, in den Reihen von rund 1,8 Millionen Alkoholkranken bei uns. Stellen Sie sich vor, ganz München mit näherer Umgebung würde nur von Abhängigen bewohnt werden. Von Menschen, die immer wieder bis zum totalen Kontrollverlust trinken. Sie leben aber mitten unter uns, schön verteilt und oft nicht erkennbar! Solche Mitbürger sind nicht nur Fußgänger. Sie begegnen Ihnen als narkotisierte Autofahrer. Sie vertrauen im Straßenverkehr auf funktionierende Ordnungssysteme, und Sie rechnen mit der Disziplin und dem Gewohnheitsverhalten des anderen.

Und dieser andere ist einer von rund 1,8 Millionen Abhängigen und fährt Ihnen mit Sprit im Auto und im Blut entgegen. Verkehrsunfall mit Todesfolge! Jeder zweite Verkehrsunfall wird unter Alkoholeinwirkung verursacht.

Freilich muß nicht jeder Alkoholiker zum potentiellen Mörder werden. Eher schon zum Selbstmörder. Nicht jeder, der seinen Alkoholspiegel aufgefrischt hat, schwankt gröhlend durch die Straßen oder macht Rabatz. Es gibt auch die stillen und leidenden Trinker. Sie verkriechen sich und machen «es» mit sich aus. Es sind etliche darunter, deren Wissen um die eigene Abhängigkeit jeden weiteren Schluck zur Qual werden läßt. Das permanent schlechte Gewissen läßt sich nicht herunterspülen, und je höher der Promillepegel steigt, desto stärker fällt das Selbstwertgefühl ab. Tag für Tag eine Hölle für sich und ständig der Selbstzerstörung entgegen!

Jenes schlechte Gewissen führt in eine verharschte Abwehrhaltung anderen gegenüber. Jede Verdächtigung wird weit von sich gewiesen. Dafür versucht man von sich abzulenken nach dem Motto: «Nicht ich bin der Sünder, sondern die anderen, anderen, anderen …»

In vielen Gesprächen mit Alkoholikern und Gefährdeten wird auf die besondere und übergeordnete Gefährlichkeit von harten Drogen hingewiesen. Heroin und andere Drogen wären größere Problemherde, schlimmer und aufmerksamkeitsfordernder als Alkohol. Solche Aussagen erinnern an die Geschichte eines extrem vergnügungssüchtigen jungen Mannes, der tagelang überlegte, was lohnender sei, um ein intensives Fallgefühl erleben zu können: vom 11. Stock eines Hochhauses oder vom Funkturm zu springen?! Wir sollten uns daran gewöhnen, hinter dem Begriff «Droge» auch die Flaschen und Gläser voller Alkohol zu sehen. Denn zwischen ihnen werden unzählige Menschen auf der ganzen Welt zerrieben. Eine Droge ist dann am Werk, wenn eine Substanz in die natürlichen Körperfunktionen eingreift und Einfluß nimmt auf Körper und Psyche!

Dem Genußtrinker soll sein Gläschen Wein oder Bier nicht madig gemacht werden. Doch ist der Grat vom Genuß zur Abhängigkeit und somit Zerstörung sehr schmal. Millionen Menschen mißachteten die Grenze. Kleinste Zugeständnisse werden vom Abhängigen mit offenen Armen angenommen. Er wartet direkt auf die Aussage von Ärzten, «ein Gläschen Wein» würde nicht schaden, sondern im Gegenteil gesund sein. Nach dieser mißverstandenen «Aufklärung» dem falschen Zuhörer gegenüber rangieren Einsicht und Vernunft weit nach dieser erfreulichen Information. Es ist wie mit jedem Heilmittel: Richtig dosiert und unter qualifizierter Aufsicht kann Schaden und Leid verhindert werden. Richtig dosiert, wohlgemerkt!

Die Vernichtungskraft des Giftes Alkohol wird im Kapitel «Gesundheitliche Folgen» deutlich aufgezeigt. Unmißverständlich und ohne jede Beschönigung kann der Betroffene nachlesen, in welchem Zustand sein Körper sich befindet oder befinden wird, wenn er seine Maßlosigkeit nicht zügeln lernt. Wir müssen begreifen, daß der Körper zwar geduldig ist, aber nicht mit sich auf Dauer spielen läßt. Das gesündeste Organ wird letztendlich vor ständigem Raubbau kapitulieren müssen. Eine im wahrsten Sinne des Wortes todsichere Behauptung!

Alkohol ist nicht – wie gerne verkündet – heimlich zur Droge avanciert. Alkohol wird tagtäglich in unzähligen privaten und gewerblichen Räumen zur Droge hochgefeiert! Und dieser Vorgang spielt sich nicht heimlich und leise ab. Das hat man bei uns nicht nötig. Jeder darf sich und anderen schaden wie und wo er möchte.

In gut einem viertel Jahrhundert stieg der Alkoholkonsum dermaßen deutlich (fast um 300 %!), daß eine solche Steigerungsrate in wohl jedem anderen Konsumbereich größte Aufmerksamkeit – ja Aufregung hervorgerufen hätte.

Die üblichen Gründe, dem Alkohol zu frönen, können leicht ad absurdum geführt werden. So irrt beispielsweise der Ausspruch, «das wärmste Jäckchen ist ein Kognakchen». Alkohol bewirkt zwar eine Erweiterung der Gefäße, was durchaus als Wärmegefühl erlebt werden kann. In Wirklichkeit aber hindert er durch seine direkte Verbrennung andere Nahrungsmittel daran, Wärmeenergie zu produzieren. Ein Gramm Alkohol enthält 29 Joule (7 Kalorien). Ein hoher Wert, der keinen rechten Nutzen bringt. Nicht nur Stoffwechselstörungen werden durch Alkohol provoziert, sondern auch als anhaltender Energiespender ist er schlichtweg unbrauchbar. Und wenn er ein euphorisches Hochgefühl zu vermitteln vermag, so hat dies wenig mit einem effektiven Leistungsschub zu tun. Ermüdungserscheinungen werden ebenfalls nur kurzzeitig überwunden. Widersprechen wir also der Mär, Alkohol wäre von besonderer Brauchbarkeit für die Gesundheit. Der Körper stimmt eben seine Reaktionen nicht auf Einbildungen und Wunschdenken ab. Die appetitanregende Wirkung geeigneter alkoholischer Getränke sollte nicht unterschlagen werden. Besser mäßig als regelmäßig. Doch der Appetitanreger kann den Appetit auf sich selbst erhöhen. Darin liegt die Gefahr!

Die Bewegungen des Alkoholisierten wirken schlaff und ohne Spannkraft, sein Reaktionsvermögen leidet. Ähnliches geschieht mit seinem Denkvermögen, Verzögerungen treten ein. Sprechstörungen kennt man beim Betrunkenen – er lallt und hat Mühe, Gedanken zu verbalisieren. Seine Beobachtungsgabe ersäuft in undurchsichtigen Nebeln, und der Blick beschränkt sich auf das volle Glas oder die Flasche. Alle anderen Interessen sind erledigt! Der aktive Alkoholiker steuert dem Stadium völliger Hilflosigkeit entgegen. Die körperliche Selbstkontrolle entgleitet seinem Einfluß, und die Reflexe lassen enorm nach. Obwohl den betrunkenen Alkoholiker der Drang, sich zu erbrechen, quält, trinkt er weiter. Die Atmung wird unausgeglichen, die Herzrhythmik beginnt sich zu verändern. Jeder Rauschzustand vernichtet irreparabel Gehirnzellen. Mit ungefähr vier bis fünf Promille ist das lebensgefährliche Stadium erreicht. Lähmungen treten ein. Der Tod bildet den Abschluß.

«Dosis facit venenum – die Menge macht das Gift.» Dieser Spruch von Paracelsus (16. Jahrhundert) gilt!

Geschmackliche Umwege, wie z.B. «alkoholfreies» Bier, können für den Alkoholkranken gleichsam Gift sein. Es bietet genauso den Wiedereinstieg und somit Rückfall nach alkoholfreien Zeiten an wie jedes andere alkoholische Getränk. Oder vermittelt die Werbung etwa einem Alkoholkranken die 0,5 bis 1,43 % Alkoholanteil, die ein sogenanntes alkoholfreies Bier enthält! Birell, Malzbier und/oder Diätbier gehört in diese Klasse.

Jeder Genießer – nennen wir ihn Normalkonsument – sollte es zu einem wichtigen Punkt seiner Selbsterkenntnis werden lassen, sich zu fragen, ob er tatsächlich und kompromißlos ohne Alkohol auskommen könnte. Nicht ab irgendeinem selbstgewählten Zeitpunkt, sondern wenn es sein müßte ab sofort! Jedes Zögern, jeder Zweifel sollte ihn aufmerksam werden lassen.

Der Übergang vom Genuß zur Abhängigkeit ist fließend. Selten achtet der, der ihn erlebt, auf alarmierende Warnsignale. Je früher das Abhängigkeitsstadium, um so leichter ist ein Stopp zu erreichen. Ein schleichender Abhängigkeitsverlauf lockt die Menschen in die Fehleinschätzung. Erfahrungsgemäß beträgt der Zeitraum zwischen Alkoholmißbrauch und totaler körperlicher und/oder seelischer Abhängigkeit vom Alkohol elf,...

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