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E-Book

Alles über Psilos

Handbuch der Zauberpilze

AutorArno Adelaars
VerlagNachtschatten Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783037885727
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,49 EUR
Die Geschichte der 'Magic Mushrooms', der psychoaktiven Pilze, angefangen bei der Entdeckung der Pilze in Mexiko über die ersten psychedelischen Wellen der siebziger Jahre, die Europa nebst LSD auch die Psilos brachten, bis zur heutigen Situation der Smart Shops in Holland. Nebst eines verantwortungsvollen Umgangs mit Psilos zeigt der erfahrene Autor auch die Risiken und mögliche Nebenwirkungen auf. Eine ausführliche Darstellung der einzelnen Pilzsorten und eine fundierte Pilzzuchtanleitung runden dieses Fachbuch ab.

Arno Adelaars wohnt in Amsterdam und erforscht psychedelische Substanzen seit über 20 Jahren. Er ist tätig als freier Journalist und ist Ritualleiter für rekreativen Drogengebrauch. Er schreibt in verschiedenen Magazinen regelmässig Kolumnen und war Mitveranstalter der 'Psychoactivity'-Konferenz 1998 in Amsterdam und seither organisert 'Noot' diverse Psychoactivity-Anlässe in Europa und Nepal zusammen mit Claudia Müller-Ebeling und Hans van den Hurk.

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Leseprobe

2DIE ERSTE PSYCHEDELISCHE WELLE


1953, zwei Jahre vor der Entdeckung des Zauberpilzkultes in Mexiko, konsumiert der englische Philosoph und Schreiber Aldous Huxley Meskalin. Er schildert seine Erfahrungen in dem himmelsstürmenden Buch »The Doors of Perception« (Die Pforten der Wahrnehmung), das zum Handbuch der Hippiegeneration in den Sechzigern avanciert. Die berühmt-berüchtigte Band »The Doors« nennt sich nach Huxleys Buch.

Meskalin ist der wirksame Stoff des Peyotekaktus (Lophophora williamsii). So wie die Zauberpilze den Mazateken und anderen Indianerstämmen in Südamerika heilig sind, wird der Peyotekaktus von einigen nordmexikanischen Indianerstämmen wie z.B. den Huichol und den Tarahumara verehrt. Der Peyotekaktus ist das Sakrament der Glaubensgemeinschaft der Indianer Nordamerikas, der »Native American Church«.

1960 befindet sich Huxley in der amerikanischen Universitätsstadt Cambridge, die zwei der besten Universitäten der Vereinigten Staaten beherbergt: Harvard und MIT (Massachusetts Institute of Technology). Der Autor wird gebeten, einige Gastvorlesungen am MIT zu geben. Während seines Aufenthalts in Cambridge macht er die Bekanntschaft verschiedener amerikanischer Wissenschaftler, darunter der junge Harvard-Psychologe Timothy Leary. Leary hat »The Doors of Perception« und den Artikel Gordon Wassons in »Life« über den mexikanischen Zauberpilzkult gelesen. Während eines Ferienaufenthaltes in Mexiko hat er am Rand eines Schwimmbads Rauschpilze genommen, die ihm, nach eigenen Worten, »die tiefste religiöse Erfahrung« seines Lebens ermöglicht haben:

Wow! In sechs Stunden habe ich mehr gelernt als in den letzten 16 Jahren!

Visuelle Veränderung der Gedanken. Verschwunden war die sinnesorganische Maschinerie, die den Blick auf unsere Wirklichkeit vollstopft;

Intuitive Veränderung der Gedanken. Verschwunden war die mentale Maschinerie, die die Welt in Abstraktionen und Konzepte einteilt;

Emotionelle Veränderung der Gedanken. Verschwunden war die emotionelle Maschinerie, die unser Leben mit Ambitionen und Verlangen füllt.7

Die Zauberpilze verändern Timothy Learys Leben. Der früher mehr theoretisch orientierte Psychologe wird ein inspirierender Pionier, der die Anwendungsmöglichkeiten der »Magic Mushrooms« erforscht. Bald kommt Leary zu Ohren, daß es synthetisch hergestelltes Psilocybin gibt, das der Schweizer Arzneimittelkonzern Sandoz verschiedenen Wissenschaftlern auf Anfrage übersendet. Sofort beantragt er das synthetische Psilocybin und beginnt mit einer Reihe von Experimenten. Gefängnisinsassen, Alkoholiker und Studenten bekommen von Timothy Leary und seinem Team synthetisches Psilocybin verabreicht.

Aldous Huxley ist von Learys Eifer tief beeindruckt. Alles spricht für ihn: Er ist charmant, inspirierend und außerdem auch mit Harvard verbunden, der elitärsten Universität des mächtigsten Landes der Erde. Leary paßt perfekt in Huxleys Bild. Der englische Autor ist davon überzeugt, daß psychedelische Mittel in der nahen Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden. Eines Abends liegen Huxley und Leary unter dem Einfluß synthetischen Psilocybins vor einem Kaminfeuer. Sie diskutieren darüber, wie man den Begriff »Bewußtseinserweiterung« kühlen Rechnern wirtschaftlicher Unternehmen und der amerikanischen Obrigkeit erklären könnte.

»Beeinflussen der Elite. Der künstlerischen, der intellektuellen und der wirtschaftlichen Elite. Alles, was wir an Kultur, Schönheit und philosophischer Freiheit kennen, ist durch die Elite zu uns gekommen.« Huxley legt Leary ans Herz, seine Arbeit innerhalb des wissenschaftlichen Modells fortzusetzen und zugleich Vorsicht walten zu lassen. »Mächtige werden mit allen Mitteln versuchen, diese Experimente zu beenden.«8

Zuerst folgt Leary Aldous Huxleys Rat. Die ersten Ergebnisse ermutigen. Kriminelle Insassen einer Jugendstrafanstalt bekommen als Teil ihrer Therapie zweimal Psilocybin verabreicht. Laut Statistik werden 63% der Gefangenen nach Absitzen ihrer Strafe rückfällig und landen so erneut im Bau. Bei den mit Psilocybin behandelten Gefangenen scheint nur jeder Vierte ein Wiederholungstäter zu sein. Als Nebenwirkung fällt auf, daß die Gefangenen religiöse Gedanken wörtlich ausdrücken.

1963 erfahren während eines Experiments 70% von 177 gesunden Menschen die Wirkung als angenehm und ekstatisch, 88% behaupten, etwas gelernt zu haben, 62% sind davon überzeugt, daß Psilocybin ihr Leben positiv verändert hat, und 90% möchten die Erfahrung wiederholen.9

TRIPPEN STEHT AUF DEM STUNDENPLAN DES PROFESSORS


Außer oben genanntem Experiment wird Psilocybin von vielen Studenten auf eine Art und Weise benutzt, die wir uns heutzutage nur schwer vorstellen können. Richard Platek war einer der Studenten. 1960 war er 20 Jahre alt:

Ich studierte Mathematik am MIT. 1960 kam mein Lieblingsautor Aldous Huxley nach Cambridge, um ein Semester lang Gastvorlesungen zu geben. Huxleys Gastherr am MIT war Huston Smith, Professor asiatischer Religionen. Huston Smith war ein fantastischer Lehrer, der außer großem theoretischem Wissen vor allem aus eigener Erfahrung sprach. Er studierte Zenbuddhismus in einem Kloster in Japan und fing an der Grenze Tibets Flüchtlinge auf. Er war einer der ersten, die ich kennenlernte, die Religion und Mystik ernst nahmen. Manchmal fragen Leute, warum Leary sich mit dem Tibetanischen Totenbuch, dem I Ching und dem Hinduismus beschäftigte. Das kam alles durch den Einfluß Huston Smiths, dem Professor asiatischer Religionen. Smiths Leben drehte sich um Religion, und er beeinflußte unweigerlich jeden in seiner unmittelbaren Umgebung.

Huston Smith nahm selbst an den Psilocybin-Experimenten teil und sorgte dafür, daß auch ich an den Sitzungen teilnehmen durfte. Bevor es jedoch soweit war, folgte ich allen Vorlesungen mit Bezug auf die Psilocybin-Experimente. Ich ließ mir ausführlich erklären, wie die psychedelischen Stoffe wirkten. Im Mai 1961 nahm ich im Hause Huston Smiths zum ersten Mal Psilocybin. Man könnte sagen, daß ich voll froher Erwartung war. In diesen Tagen war nichts Verbotenes oder Geheimnisvolles dran. Ich tat, was mein Professor von mir erwartete. Ich sollte die Wirkung des Psilocybins testen. Ich übertrat kein Gesetz und schämte mich auch nicht dafür. Ich hatte keine Angst vor der psychedelischen Erfahrung, ich lebte in einer Zeit, in der keine Bad Trips vorkamen. Im Gegenteil, ich fühlte mich sehr geschmeichelt, daß der Professor selbst meinen Trip überwachte.

In der freien akademischen Atmosphäre anfangs der sechziger Jahre wurden Experimente durchgeführt, auf die heute noch immer zurückgegriffen wird. Ein paar Jahre danach konnten diese Experimente nicht mehr wiederholt werden, weil sich das politische Klima gegenüber Drogen verändert hatte.

ES WAR EINMAL AN EINEM SCHÖNEN KARFREITAG


In einem vieldiskutierten Experiment bekommen zwanzig Theologiestudenten eine Substanz verabreicht. Dieses Experiment findet 1962 am Karfreitag in einer Kapelle statt, in der eine Ostermesse abgehalten wird. Weder den Probanden noch ihren Begleitern ist bekannt, was sie einnehmen. Zehn Studenten bekommen Psilocybin, zehn andere erhalten ein Placebo (eine Substanz ohne wirksame Bestandteile). Eine Stunde nach der Einnahme wird der Unterschied zwischen den Probanden deutlich. Diejenigen, die das Placebo eingenommen haben, lauschen andächtig der Messe, die andere Hälfte der Probanden beschäftigt sich anderweitig. Manche liegen stöhnend auf den Bänken, andere sind von den Ornamenten und Abbildungen in der Kapelle fasziniert und einer läßt seinen Fingern im Spiel auf der Orgel freien Lauf.

Bei diesem Experiment dreht es sich darum herauszufinden, ob Psilocybin eine mystisch-religiöse Erfahrung verursacht, und dies scheint auch tatsächlich so zu sein: Neun von zehn Probanden hatten tiefe religiöse Erfahrungen. Aus der Kontrollgruppe, die das Placebo erhielt, hat lediglich ein Student »etwas gemerkt«, das in weitester Ferne als spirituelle Erfahrung gedeutet werden könnte.

Seit der Durchführung seiner Psilocybin-Experimente wird Leary von einem Kreis von Gleichgesinnten und Anhängern umringt. Die rein wissenschaftliche Arbeit, für die er ursprünglich angestellt wurde, wird mehr und mehr durch Experimente ohne wissenschaftliches Protokoll ersetzt. Es werden z.B. Psilocybin-Parties für den Jetset abgehalten anstelle von Untersuchungen bei Gefängnisinsassen und Alkoholikern. Die religiösen Erfahrungen, die beim Gebrauch der wirksamen Substanzen der Rauschpilze auftreten, bringen Leary nach einiger Zeit auf den göttlichen Pfad. Er ist der Prophet eines neuen Glaubens und hat eine Botschaft für ein neues Zeitalter, in dessen Mittelpunkt der Konsum von Psychedelika steht.

Wäre es nur dabei geblieben, wäre Leary entlassen worden, und niemand hätte jemals wieder von ihm gehört. Viele seiner Studenten...

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