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Alltagsprobleme bei von ADHS betroffenen Kindern und ihren Familien

Hilfsmöglichkeiten durch die Soziale Arbeit

AutorChristian Hilverling, Melanie Hoffmann
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl100 Seiten
ISBN9783638403535
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 2.0, Universität Duisburg-Essen, 41 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit soll erklärt werden, wie sich ADHS bei Kindern im Grundschulalter äußert und mit welchen Alltagsproblemen das Kind und dessen Familie belastet werden. Thematisch wird sich auf die Phase bis hin zum Grundschulalter beschränkt, weil ADHS hauptsächlich zu Beginn der Schulzeit auffällt, da die Anforderungen die dann an die Kinder gestellt werden, erheblich größer sind. Des Weiteren werden sich die Lösungsansätze auf das familiäre Umfeld beschränken, weil sich hier, die Basis für einen konstruktiven und heilenden Umgang aller Beteiligten mit der Erkrankung bilden kann. Kinder, die von ADHS betroffen sind können lernen ihre Handlungen eigenständig zu steuern, zu organisieren und zu planen. Sie können lernen ihr Verhalten positiv zu verändern um einen stabilen Platz in der Familie und der Gesellschaft zu erhalten. Dies gelingt jedoch nur mit Hilfe der Unterstützung durch die Eltern. Diese brauchen allerdings ebenfalls Unterstützung bei der Umsetzung und Verwirklichung der gesetzten Ziele. Hier wäre eine sozialarbeiterische Begleitung, mit Beratungsgesprächen und konkreter Anleitung wichtiger Bestandteil einer erfolgsversprechenden Entwicklung. Ausgehend von einer ganzheitlichen Perspektive der Erkrankung, ihrer Ursachen und Folgen für die betroffenen Kinder und deren Familien, soll in der vorliegenden Arbeit versucht werden aus Sicht der Sozialen Arbeit eine neue Betrachtungsmöglichkeit für die betreuenden Eltern zu schaffen. Auf der Ebene sozialarbeiterischer Unterstützungskonzepte werden Lösungsstrategien aufgezeigt, die den Alltag für Kind und Familie maßgeblich erleichtern können, so dass das Zusammenleben für alle wieder erträglich wird. ... Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Sichtweise der Sozialen Arbeit. Es soll aufgezeigt werden, warum es gerade aus sozialarbeiterischer Sicht wichtig ist, auf das immer mehr zunehmende Aufmerksamkeitsdefizit / Hyperaktivitäts-Syndrom zu reagieren. Die Unterstützungskonzepte der sozialen Arbeit, welche eine sinnvolle Intervention bei der Bewältigung von Alltagsproblemen, in Verbindung mit ADHS, sein könnten, um die Lebensqualität der Familien zu verbessern sollen im weiteren Verlauf erläutert werden. Abschließend daran werden die meist genannten und aus Elternsicht häufigst auftretenden Probleme erörtert, sowie hierfür angewandte Lösungsstrategien für deren Bewältigung aufgezeigt.

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Leseprobe

2. ADHS im Kindesalter


 

2.1 Definition


 

Die Abkürzung ADHS steht im deutschen für „Aufmerksamkeits-Defizit / Hyperaktivität-Syndrom“. Es kennzeichnet einen Symptomkomplex, der heute sehr häufig im Kindes- und Jugendalter diagnostiziert wird. Die Krankheit zeichnet sich durch folgende Verhaltensweisen aus:

 

 Konzentrationsschwäche und Unaufmerksamkeit

 

 Fehlende Impulskontrolle

 

 Hyperaktivität

 

Dieses Verhalten entspricht nicht dem normalen altersgemäßen Entwicklungsstand des Kindes.

 

Der Begriff Syndrom bedeutet, dass eine bestimmte mitlaufende Gruppe von Krankheitszeichen, die für ein bestimmtes Krankheitsbild mit meist uneinheitlicher oder unbekannter Entstehungsursache oder -entwicklung charakteristisch ist. (Pschyrembel, S. 1534)

 

Schon vor über 150 Jahren wurde dieses Syndrom erstmals in der Literatur beschrieben. Damals prägte in diesem Zusammenhang der Frankfurter Arzt Heinrich Hoffmann den bis in das 20.Jahrhundert gebräuchlichen Begriff des „Zappelphillip“.

 

Später folgten Begrifflichkeiten wie das psycho-organisches-Syndrom (POS), die minimale cerebrale Dysfunktion (MCD) oder das hyperkinetisches Syndrom (HKS) nach ICD Klassifikation, sowie das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS). Da die Wissenschaft heute davon ausgeht, dass die Defizite in der Aufmerksamkeitsfokussierung prägnanter sind als die motorische Unruhe, daher gilt heute die Begrifflichkeit ADHS in Deutschland als gängige Beschreibung der Erkrankung.

 

„ADHS kann Kinder von den ersten Lebensmonaten bis ins Erwachsenenalter in vielen Lebensbereichen beeinträchtigen.“ (Brandau, Pretis, Kaschnitz, S. 12)

 

Wie bereits erwähnt sind nach empirischen Forschungen Jungen drei- bis neunmal häufiger betroffen als Mädchen. (Steinhausen, S.86), wobei die Ausprägung der einzelnen Symptome bei den Geschlechtern unterschiedlich gewichtet ist.

 

Mädchen scheinen im Gegensatz zu Jungen häufiger unter stärker ausgeprägten Aufmerksamkeitsproblemen zu leiden. Bei Jungen stehen hingegen die Hyperaktivität und unkontrollierte Gefühlsausbrüche im Vordergrund der Symptome. (Brandau, S. 26)

 

Die Erkrankung wird nach unterschiedlichen internationalen Klassifikationssystemen eingestuft. Das weit verbreitete Einstufungssystem für Erkrankungen, die ICD-10 (International Classification of Disease), benennt die Erkrankung noch heute Hyperkinetisches Syndrom (HKS) und hat im Gegensatz zum amerikanischen Klassifikationssystem für psychiatrische Erkrankungen DSM-IV eine andere Gewichtung der Kardinalsymptome Hyperaktivität und Impulskontrollenverlust.

 

Nach dem DSM-IV System, in dem die Erkrankung ADD (Attention Deficit Disorder) genannt wird, ist die Hyperaktivität ein Hauptmerkmal und ist nicht, wie im ICD-10, unabdingbar ein Kardinalsymptom. Im ICD-10 kann ohne das Auftreten der Hyperaktivität die Erkrankung nicht diagnostiziert werden. (Brandau, Pretis, Kaschnitz, S. 15)

 

Aufgrund dieser unterschiedlichen Gewichtung, unterscheidet zum Beispiel das DSM-IV die Erkrankung ADD (zu Deutsch: ADHS) in drei Subtypen:

 

 Der vorwiegend unaufmerksame Typus mit prägnanter Unaufmerksamkeit, aber fehlender Impulsivität und Hyperaktivität

 

 Der hyperaktive und impulsive Typ, bei dem jedoch die Unaufmerksamkeit nicht vorhanden ist

 

 Der Mischtyp, bei dem Impulsivität, Hyperaktivität und Unaufmerksamkeit vorhanden sind (Reimann-Höhn, S.17)

 

Bei einer Unterscheidung in einen der Subtypen, die das DSM-IV vorgibt sollte beachtet werden, dass der Subtyp anhand des vorherrschenden Symptommusters der letzten sechs Monate eingestuft werden muss.

 

2.2 Allgemeine Klassifikation nach der ICD-10


 

Die internationale Klassifikation von Erkrankungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die ICD-10, kategorisiert das Störungsbild der ADHS unter dem Namen Hyperkinetisches Syndrom (kurz: HKS) ein.

 

Unter dem Kapitel Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in Kindheit und Jugend (F 90) wird die Erkrankung beschrieben. Folgende Merkmale kennzeichnen hiernach die zugrunde liegende Symptomatik:

 

 früher Beginn, meist in den ersten fünf Lebensjahren

 

 die Symptome sollten in mindestens zwei Lebensbereichen / Situationen (z.B. Schule und Familie oder in Untersuchungssituation) konstant auftreten. (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, S.1 aus www. Dokument)

 

 Aufmerksamkeitsstörung und Tendenz zum schnellen Reizwechsel

 

 Mangelhaft regulierte und überschießende Aktivität

 

 Impulsivität

 

Nach ICD-10 müssen sowohl Unaufmerksamkeit, Impulsivität als auch Überaktivität vorliegen. (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, S.1 aus www. Dokument)

 

Es sollte jedoch beachtet werden, „(...) dass die Aktivitäten im Verhältnis zu dem, was in der gleichen Situation von gleichaltrigen Kindern mit gleicher Intelligenz zu erwarten wäre, extrem ausgeprägt ist.“ (Brandau, Pretis, Kaschnitz, S. 14)

 

Zusätzlich können folgende Auffälligkeiten vorliegen:

 

 Achtlosigkeit und fehlende Impulskontrolle

 

 Wegen Achtlosigkeit erhöhte Unfallgefahr

 

 Regelverstöße

 

 Distanzstörungen in Beziehung zu den Eltern

 

 Mangel an Vorsicht

 

 Isolation durch die Gruppe

 

 Kognitive Beeinträchtigung

 

 Motorische und sprachliche Fehlentwicklungen

 

Sekundäre Komplikationen, die auch beobachtet werden, sind:

 

 Dissoziales Verhalten

 

 Niedriges Selbstwertgefühl

 

Weiter unterscheidet die ICD-10 in der Erkrankung noch unter den folgenden Codierungen:

 

Bei der so genannten Einfachen Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung (F 90.0) kann das Aufmerksamkeitsdefizit einzeln vorkommen.

 

Unter dem Code F 90.1 wird die Hyperkinetische Störung in Verbindung mit einem gestörten Sozialverhalten erfasst. Sonstige hyperkinetische Störungen sind in der Codierung F 90.8 verschlüsselt und die Bezeichnung F 90.9 steht für Hyperkinetische Störungen, die nicht näher bezeichnet sind.

 

2.3 Allgemeine Klassifikation nach dem DSM-IV


 

Das amerikanische Klassifizierungssystem für psychiatrische Erkrankungen DSM-IV (ausgeschrieben: Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) führt die Erkrankung, im Gegensatz zum Namen des hyperkinetischen Syndroms (kurz: HKS) im ICD-10, unter dem in, dieser Ausarbeitung, benutzten Begriff Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom mit oder ohne Hyperaktivität (kurz: ADHS / ADS).

 

Beide Systeme gehen von der grundlegenden Annahme aus, dass die Kardinalsymptome in verschiedenen Lebenssituationen auftreten können, jedoch unterschiedlich gewichtet beziehungsweise ausgeprägt sein können. (Döpfner, S. 152) Deshalb ist es bei der Diagnosestellung wichtig, Beurteilungen über das Verhalten des Kindes aus mehreren Lebensbereichen zusammenzutragen.

 

In beiden operationalisierten Kriteriensystemen müssen die Symptome über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten bestehen und gemessen an dem normalen Entwicklungsstand einer Gruppe Gleichaltriger herausragen. (Brandau, Pretis, Kaschnitz, S. 12)

 

Es gibt eine Auflistung von beispielhaften, auffälligen Verhaltensmerkmalen, so genannte diagnostische Leitlinien der drei Kernsymptome Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Sie dienen der vereinfachten Diagnosefindung. Hier gibt es nur geringfügige Unterschiede zwischen den beiden Klassifikationssystemen.

 

Jedoch gibt es ein wichtiges Kriterium im DSM-IV, in dem sich die...

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