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E-Book

Auf alten Trails nach Westen

Reisehandbuch in die Pionierzeit Amerikas

AutorDietmar Kuegler
VerlagSemitarius Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl Seiten
ISBN9783945248157
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Endlose Prärien, Bisonherden, Blockhäuser in der Wildnis, Geisterstädte, in deren Bächen noch Nuggets glitzern, Pelzhandelsposten in unendlicher Einsamkeit, Indianerzelte auf den Great Plains ... Das alles sind nicht nur Motive vergilbter Fotografien. Die Geschichte des amerikanischen Westens ist jung. Man kann ihren Spuren noch immer folgen. Dieser ungewöhnliche Reiseführer, der zugleich Geschichtsbuch ist, zeigt den Weg in die Pionierzeit Amerikas. Unabhängig von vorgefertigten Pauschal-Touren oder Gruppenreisen, gibt Kuegler seine Erfahrungen in diesem Handbuch weiter. Wer das Amerika des 19. Jh. sucht, das Land der Indianer, der Cowboys, der Trapper und Goldgräber, wird es mit diesem Buch finden: Reisetipps, Wegbeschreibungen und natürlich prägnante historische Darstellungen der besuchten Plätze machen dieses Werk zu einer spannenden Lektüre. Nach Staaten geordnet. Zum Beispiel: Wyoming: Fort Laramie, Oregon Trail, Fort Bridger, Green River Rendezvous - Idaho: Fort Hall - North Dakota: Fort Union, Fort Abraham Lincoln, Mandan-Dörfer - Montana: Der Goldrausch, Grant-Kohrs-Ranch, Little Big Horn Battlefield - South Dakota: Wounded Knee, Prärie-Heimstätte - Colorado: Bent's Fort - New Mexico: Billy the Kid-Land, Pueblo-Indianer - Arizona: Tombstone, Zuchthaus Yuma, White-River-Apachen - Kansas: Dodge City - Texas: Fort Davis, Fort Leaton - Utah: Deseret Village, 'Hochzeit der Schienen' - Nebraska: Bordeaux Trading Post, Scottsbluff, und vieles mehr! Weit mehr als ein Reiseführer. Durch viele Hyperlinks und nautische Positionsangaben für die GPS-Navigation wird dieses eBook zur ultimativen Navigationshilfe.

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Leseprobe

Colorado


Wer seine Reise in Denver beginnt und sich für die Geschichte Colorados interessiert, muss im Museum der Colorado Historical Society beginnen. Das Gebäude befindet sich mitten in der quirligen City, 1300 Broadway. Der Eingangsbereich in dem etwas schmucklosen Wolkenkratzer mit Glasfassade wirkt eher unauffällig. Im Innern aber verbergen sich weitläufige, teilweise gigantische Räumlichkeiten. Im Erdgeschoss werden meist aktuelle, befristete Sonderausstellungen gezeigt. Umfassende Displays zur Geschichte des Bundesstaates befinden sich im Untergeschoss. Hier stehen die Fragmente der ersten Blockhütte Denvers. Gerätschaften – darunter gewaltige Bergbaumaschinen – dokumentieren den Gold- und Silberrausch Colorados und die beherrschende Minenindustrie. (Die meisten größeren Städte dieses Bundesstaates sind zwischen 1858 und 1860 entstanden, als Edelmetallfunde Scharen von Glücksrittern und Siedlern magnetisch anzogen. In deren Gefolge wurde die Region von Postkutschengesellschaften, Frachtfirmen und schließlich der Eisenbahn verkehrsmäßig erschlossen.)

Davor war Colorado Jagdgebiet von zahlreichen Indianerstämmen, bevorzugt der Cheyenne und Arapaho, zu im Süden auch der Ute. Dort, wo die ersten Hütten der heutigen Stadt Denver gebaut wurden, befand sich jahrelang ein bevorzugter Lagerplatz der Arapaho. Zu den Indianern gesellten sich in den 1820er und 1830er Jahren Mountain Men, Trapper und Pelzhändler.

Der stürmische Aufschwung durch Gold- und Silberfunde schwemmte eine bunte ethnische und kulturelle Mischung von Menschen in das Gebiet am Fuß der Rocky Mountains, was bis zum heutigen Tag sichtbar ist. In den Viehzuchtbetrieben arbeiteten zahllose schwarze Cowboys. Schwarze waren auch im Frachtgeschäft vertreten. Asiaten hatten starken Einfluss auf das Dienstleistungsgewerbe, und als Feldarbeiter wurden bevorzugt Mexikaner engagiert.

Die Geschichte dieser verschiedenen Volksgruppen wird im Colorado Historical Museum mit großer Objektivität, mit Licht- und Schattenseiten dargestellt. Daneben gibt es eine kleine aber feine, permanente Ausstellung über den Kriegerbund der Cheyenne Dog Soldiers, die in der Geschichte Colorados Ende der 1860er Jahre eine bedeutende Rolle spielten, und Artefakte der Indianerstämme der Region. Große, exzellent gearbeitete Dioramen vermitteln ein lebendiges Bild der historischen Entwicklung, beginnend mit den Anasazi-Indianern im Süden Colorados, über die Zeit der Bisonjäger und den Pelzhandel, bis zum Goldrausch und zur Minenindustrie.

In den oberen Stockwerken befinden sich für den Fall, dass weitergehende Studien geplant sind, eine hervorragende Bibliothek und ein Archiv.

Eine etwas eigenwillige Verkehrsführung auf dem Broadway macht das Museum für Ortsfremde etwas schwer erreichbar mit dem Wagen, zumal Parkplätze knapp sind. Es empfiehlt sich, im Außenbereich des Zentrums zu parken und sich per Bus oder Taxi weiterzubewegen. Im Stadtkern selbst sind die Entfernungen ohne größere Probleme zu Fuß zu bewältigen – wenn nicht gerade 38° Celsius im Schatten herrschen. (Das Wetter ist meistens mild bis sehr warm in Denver. Die Stadt brüstet sich damit, mehr Sonnentage im Jahr zu haben als Miami in Florida.)

Unweit vom Historical Museum befinden sich weitere Museen und Galerien und auch das Capitol – der Sitz des Gouverneurs und des Parlaments. Besucher können das imponierende Gebäude ohne weitere Formalitäten betreten. Es ist im Goldrausch entstanden und kündet von dem enormen Reichtum, der im vorigen Jahrhundert aus Colorados Boden gefördert wurde.

Bent’s Old Fort: Die Lehmziegelburg am Santa Fe Trail


Die Anfänge der Geschichte Colorados lagen im Süden des Bundesstaates. Man verlässt Denver auf Interstate 25 South und passiert u. a. Pikes Peak, jenen eindrucksvollen Berg, der nach dem jungen Offizier Zebulon Pike benannt ist, der als Erster im Auftrag der Regierung zu Zwecken der Forschung und Kartografierung in diese Region vordrang. Hier begann in den 1850er Jahren der Goldrausch Colorados, und die Ansiedlungen im Schatten von Pikes Peak entstanden alle in dieser Zeit – von Colorado Springs bis Canon City. (Alte Minenstädte wie Cripple Creek, wo einst über sagenhafte 300 Millionen Dollar Gold aus dem Boden geholt wurden, zeugen noch von dieser wilden Ära. Auf einer 4 Meilen langen Tour mit einem alten Dampfzug können die verlassenen Minen besichtigt werden.)

Bei Pueblo fährt man auf Highway 50 East ab und folgt dieser gut ausgebauten Straße etwa eine Stunde lang durch immer eintöniger werdendes, im Sommer oft völlig ausgedörrtes Präriegebiet bis La Junta, einer ehemals bedeutenden Frachtstation der Eisenbahn. (Hier befindet sich das Koshare Indian Museum, zugleich das Hauptquartier der Koshare Indian Dancers.) Etwa in der Mitte der Stadt gabelt sich die Straße, man schwenkt links und gelangt auf Colorado-Highway 194. Jetzt fährt man auf dem alten Santa Fe Trail. Nach weiteren 15 Minuten erhebt sich rechts der schmalen Straße eine klotzartige, lehmgelbe Festung, die entfernt an mittelalterliche Burgen erinnert, aus einer Niederung am Arkansas River. Das ist Bent’s Old Fort. Vom Besucherparkplatz folgt man zu Fuß einem gewundenen Pfad zur „ersten amerikanischen Siedlung“ im heutigen Colorado, zum einstigen Wirtschaftszentrum der gesamten Region und der machtvollen Grenzstation des amerikanischen Staatsgebiets – denn wenige hundert Meter entfernt bildete bis 1847 der Arkansas River die Grenze zu Mexiko. Wer sich daran erinnert, der begreift Süd-Colorado plötzlich nicht mehr nur als eine öde, einsame, sonnenverdorrte Landschaft, sondern als Kulisse für ein historisches Drama.

Tatsächlich wurden hier, an eben diesem Fleck, in dieser Region, die Weichen für die Besiedelung des amerikanischen Südwestens gestellt, teils mit Blut und Gewalt, teils mit Pioniergeist und Mut.

Einst durchstreiften gewaltige Bisonherden die Ebenen, Jagdgruppen von Cheyenne, Arapaho, Shoshone, Comanche, Ute und Lakota zogen heran, um Fleisch zu machen. Dann mischte sich das Knarren von schwer beladenen Conestoga-Schonern, gezogen von Ochsen und Maultieren, in den ewigen Präriewind, und die wuchtigen Räder fraßen ihre Spuren in den Prärieboden. Sie rollten einen Weg, der Ende der 1820er Jahre als „Santa Fe Trail“ bekannt wurde, und brachten amerikanische Waren in die Nordprovinz von Mexiko.

1834 errichteten die Pelzhändler William und Charles Bent mit ihrem Partner Ceran de St. Vrain einen Handelsposten in den Jagdgründen der Indianer und neben der neuen Handelsstraße, oberhalb des Grenzflusses Arkansas. Gebaut aus Adobeziegeln der Region – dem Baumaterial der Mexikaner und Pueblo-Indianer – erregte der Posten durch seine massige Größe bald Aufsehen und wurde zum Anziehungspunkt für Indianer, Trapper, Frachtwagenzüge und Reisende.


Die Pelzpresse auf der Plaza von Bent‘s Old Fort.


Eine Version des Conestoga-Schoners, der als Frachtfuhrwerk auf dem Santa-Fe-Trail benutzt wurde, vor den Mauern von Bent‘s Old Fort.

Bent’s Fort wurde binnen kurzem Mittelpunkt des Indianerhandels im Südwesten. William Bent, selbst mit einer Cheyenne-Frau verheiratet, wurde nicht nur einer der reichsten und mächtigsten Pelzhändler im Westen, sondern auch Friedensstifter und Indianeragent. 6 Meilen entfernt fand im Jahr 1840 am Arkansas – die Indianer nannten den Fluss „Arrowpoint“ (Pfeilspitze) – mit gut 5.000 Teilnehmern das größte Friedenstreffen zwischen Kiowa, Comanche und Prärie-Apache auf der einen und Cheyenne und Arapaho auf der anderen Seite statt. 1846, nach Ausbruch des Krieges mit Mexiko, wurde Bents Fort Stützpunkt für die amerikanische Armee, als Truppen unter General Stephen W. Kearny den Santa Fe Trail herunterzogen und in New Mexico einmarschierten. Charles Bent wurde erster amerikanischer Gouverneur von New Mexico – und nur wenige Monate später bei einem Aufstand von Mexikanern und Taos-Indianern ermordet.

Die berühmtesten amerikanischen Trapper arbeiteten für den Posten: Jim Beckwourth, Jim Baker, Dick Wooton und natürlich Kit Carson, der schließlich eine Schwägerin Charles Bents heiratete. Ein anderer großer Mountain Man, Thomas Fitzpatrick, nutzte Fort Bent als Hauptquartier, als er zeitweilig als Indianeragent fungierte.

Aus bis heute nicht eindeutig geklärten Gründen brannte das Fort im August 1849 aus. William Bent zog flussabwärts und gründete einen neuen Posten nahe der heutigen Stadt Lamar („Bent’s New Fort“), der nie den Ruhm den alten Forts erreichte. Die bitterste Stunde seines Lebens erlebte er, als Colorado-Miliz unter Colonel Chivington ihn als „Squawman“ unter Arrest stellte und einen seiner Söhne zwang, sie zum Cheyenne-Lager am Sand Creek zu führen, um eines der schlimmsten Indianermassaker im Westen anzurichten. (Ein anderer Sohn, George Bent, überlebte das Massaker und schloss sich danach völlig den Cheyenne an, um für die Opfer vom Sand Creek Rache zu nehmen.)

1976 wurde Bent’s Fort vom Staat Colorado und dem Nationalparkservice anlässlich des 100. Jahrestages der Gründung des Staates Colorado und der 200-Jahr-Feier der USA wieder aufgebaut und empfängt den Besucher heute genauso wie frühere Santa-Fe-Trader, Trapper und indianische Händler. Männer und Frauen in Kostümen des vorigen Jahrhunderts bevölkern die Lehmziegelgebäude.

Reisende, die Bent’s Fort heute aufsuchen, finden Unterkünfte in La Junta und Las Animas. (Das Hotel „Bent’s Fort Inn“ in Las Animas, direkt an der Mündung...

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