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Anarchistische Werke: Die freie Gesellschaft + Die Anarchie + Die Gottespest + Die Eigentumsbestie + Der kommunistische Anarchismus

Die Prinzipien und Taktik der kommunistischen Anarchiste + Antireligiöse Schriften

AutorJohann Most
Verlage-artnow
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl590 Seiten
ISBN9788026834458
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,99 EUR
Dieses eBook: 'Anarchistische Werke: Die freie Gesellschaft + Die Anarchie + Die Gottespest + Die Eigentumsbestie + Der kommunistische Anarchismus' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Johann Most (1846-1906), bekannt auch als John Most, war ein sozialistischer Redakteur, Agitator und Politiker der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP), dann der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), bevor er sich schließlich zum Anarchismus bekannte. Er war Herausgeber der Zeitschrift Freiheit. Die Gottespest, die am weitesten verbreitete Schrift von Most, ist eine atheistische und kirchenkritische Schrift, die in viele Sprachen übersetzt wurde. In Die freie Gesellschaft mit dem Untertitel Abhandlung über die Prinzipien und Taktik der kommunistischen Anarchisten spiegelte sich Mosts stetige Entwicklung vom kollektivistischen Anarchismus zum kommunistischer Anarchismus wider, von dem ihn erst in den 1890er Jahren vor allem die Schriften Peter Kropotkins vollständig überzeugten. Inhalt: Die Anarchie Die Gottespest Die Eigentumsbestie Die freie Gesellschaft Der kommunistische Anarchismus

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Leseprobe

Die Gottespest


Unter allen Geisteskrankheiten, welche »der Mensch in seinem dunklen Drange« sich systematisch in den Schädel impfte, ist die Gottespest die allerscheuslichste.

Wie Alles eine Geschichte hat, so ist auch diese Seuche nicht ohne Historie; nur schade, dass es mit der Entwickelung von Unsinn zum Verstand, wie sie im Allgemeinen aus dem Historismus oft gefolgert wird, bei dieser Art Geschichte ganz gewaltig hapert. Der alte Zeus und sein Doppelgänger, der Jupiter – das waren noch ganz anständige, fidele, wir möchten sagen gewissermassen aufgeklärte Kerle, verglichen mit den jüngsten Drillingssprossen am Stammbaume der Götterei, welche sich, bei Licht besehen, an Brutalität und Grausamkeit getrost mit Fitzliputzli messen können.

Wir wollen übrigens mit den pensionierten oder abgesetzten Göttern überhaupt nicht rechten, denn die richten keinen Schaden mehr an. Die noch amtierenden Wolkenverschieber und Höllen-Terroristen des Himmels aber wollen wir dafür desto respectloser kritisieren, blamiren und abführen.

Die Christen haben einen dreifältigen Gott; ihre Vorfahren, die Juden, begnügten sich mit einem einfältigen. Sonst sind beide Gattungen eine recht heitere Gesellschaft. »Altes und neues Testament« bilden für sie die Quellen aller Weisheit; daher muss man diese »heiligen Schriften« wohl oder übel lesen wenn man sie durchschauen und verlachen lernen will.

Greifen wir nur die »Geschichte« dieser Gottheiten heraus, so genügt das eigentlich schon zur Charakteristik des Ganzen vollkommen. In kurzem Abriss ist die Sache nämlich die:

»Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.« Er befand sich mithin zunächst im allgemeinen Nichts, wo es allerdings nüchtern genug ausgesehen haben mag, um sich als Gott darin zu langweilen. Und da es für einen Gott eine Kleinigkeit ist, aus Nichts Welten hervor zu zaubern, wie ungefähr ein Taschenspieler Hühnereier oder Silberthaler aus dem Aermeln schüttelt, so »schuf« er »Himmel und Erde.« SPÄTER drechselte er »Sonne, Mond und Sterne« zurecht. Gewisse Ketzer, so man Astronomen nennt, haben zwar längst festgestellt, dass die Erde weder Mittelpunkt des Universums ist, noch je gewesen sein kann, noch überhaupt zu existiren vermochte, bevor die Sonne, um welche sie sich dreht, da war. Diese Leute haben nachgewiesen, dass es ein reiner Blödsinn ist, von »Sonne Mond und Sternen« und daneben von der Erde zu reden, als ob dieselbe, verglichen mit Ersteren, etwas ganz Spezielles und Uebergewichtiges wäre. Sie haben es längst jedem Schulbuben eingepaukt, dass die Sonne auch nur ein Stern, die Erde aber ein Trabant der Sonne, der Mond sozusagen ein Untertrabant der Erde ist, nicht minder, dass die Erde, verglichen mit dem Weltganzen, weit entfernt, eine hervorragende Rolle zu spielen, umgekehrt kaum wie ein Sonnenstäubchen sich ausnimmt.

Was hat sich ein Gott um Astronomie zu kümmern? Er macht, was er will und pfeift auf Wissenschaft und Logik. Aus diesem Grunde hat er auch nach seiner Erdenfabrikation zuerst das Licht und HERNACH die Sonne gemacht. Selbst ein Hottentotte kann heutzutage einsehen, dass ohne Sonne auf der Erde kein Licht sein kann; aber Gott – hm! der ist ja kein Hottentott.

Aber hören wir weiter! Die »Schöpfung« war so weit ganz gelungen, aber es war immer noch kein rechtes »Leben in der Bude.« Der Schöpfer wollte sich amüsiren. Daher machte er endlich Menschen. Er wich dabei merkwürdiger Weise ganz von seiner zuvor angewandten Praxis ab. Statt diese »Schöpfung« durch ein einfaches »Es werde!« zu bewerkstelligen, machte er ungemein viele Umstände beim »Schaffen.« Er nahm eine ganz prosaischen Lehmkloss zur Hand, modellirte daraus »nach seinem Ebenbilde« eine Mannesfigur und »blies derselben eine Seele ein.« Da aber Gott allweise, gütig, gerecht, kurzum die Liebenswürdigkeit selber ist, so leuchtete ihm ein, dass dieser Adam, wie er sein Fabrikat nannte, sich allein ungemein langweilen dürfte. (Vielleicht erinnerte er sich dabei an sein vormaliges langweiliges Dasein im Nichts). Und so erzeugte er denn eine ganz nette, reizende Eva. Hier hatte ihm indessen offenbar die Erfahrung gelehrt, dass die Bearbeitung von Lehmklössen eben doch für einen Gott ein gar zu unreinliches Geschäft sei, weshalb er eine neue Fabrikationsmethode in Anwendung brachte. Er riss dem Adam eine Rippe aus und verwandelte dieselbe – Geschwindigkeit ist keine Hexerei, am allerwenigsten für eine Gott – in ein niedliches Frauenzimmer. Ob die herausgenommene Rippe Adams später wieder ersetzt wurde, oder ob nach der stattgehabten Operation Adam als einseitiger Mensch herum laufen musste, davon schweigt des Sängers Höflichkeit.

Die moderne Naturwissenschaft hat festgestellt, dass sich Thiere und Pflanzen im Laufe von Millionen von Jahren aus einfachen Urschleimgebilden in den mannigfaltigsten Abzweigungen bis zu ihren jetzigen Formen entwickelt haben. Sie hat ferner festgestellt, dass der Mensch nichts weiter ist, als das vollkommenste Produkt dieser Entwickelung, und dass er nicht nur vor so und so vielen Jahrtausenden auch im engeren Sinne des Wortes ein sehr thierisches Aussehen hatte und keine Sprache besass, sondern auch, dass er – jede andere Annahme schliesst sich von selbst aus – aus niedrigeren Thierarten hervorgegangen sein muss. (Unsere nächste Broschüre – No. 4 der »Internationalen Bibliothek« – wird sich mit diesem Thema, dem Darwinismus eingehender beschäftigen).

Die Naturwissenschaft lässt mithin Gott mit seiner selbst verkündeten Menschenmacherei als einen ganz albernen Aufschneider erscheinen. Aber was nützt das Alles! Gott lässt mit sich nicht spassen. Ob seine Erzählungen wissenschaftlich klingen, oder sich wie alberner Quatsch anhören, er befiehlt, dass man daran glaube, widrigenfalls er es geschehen lässt, dass Einen der Teufel (sein Konkurrent) holt, was sehr unangenehm sein soll. In der Hölle herrscht ja nicht nur beständiges Heulen und Zähneklappern, sondern es brennt auch ein ewiges Feuer, es nagt ein unermüdlicher Wurm und es stinkt ganz heillos nach Pech und Schwefel. Alledem soll ein Mensch ohne Leib ausgesetzt werden. Es schmort sein Fleisch, das er nicht bei sich hat; er klappert mit den längst ausgefallenen Zähnen; er heult ohne Hals und Lunge; seine in Staub zerfallenen Knochen benagt der Wurm; er riecht ohne Nase – und das alles ewiglich. Eine verteufelte Geschichte!

Gott ist überhaupt, wie er in seiner selbstverfassten Chronik, der Bibel, ganz offen kundig mittheilt, ungemein launig und rachgierig – geradezu ein Musterdespot.

Kaum waren Adam und Eva gemacht, so verstand es sich für ihn von selbst, dass dieses Pack regiert werden müsse; deshalb erliess er ein Strafgesetzbuch. Dasselbe lautete kathegorisch: Ihr sollt nicht essen vom Baume der Erkenntnis! Seitdem hat auch noch nie irgendwo ein gekrönter oder ungekrönter Tyrann existirt, welcher nicht den Völkern dieses Diktat zugeschleudert hätte.

Adam und Eva respektirten dieses Verbot nicht. Dafür wurden sie ausgewiesen und zu lebenslänglicher und auch auf ihre Nachkommen für alle Zeiten zu übertragender harter Arbeit verdonnert. Der Eva wurden ausserdem noch die »bürgerlichen Ehrenrechte« aberkannt, indem sie als Magd Adams deklarirt wurde, dem sie zu gehorchen habe. Unter göttlicher Polizeiaufsicht standen sie ohnehin schon. Wahrhaftig, so weit hat es selbst Lehmann im Schuhriegeln der Menschen noch nicht gebracht.

Die Strenge Gottes gegen die Menschen nützte indessen gar nichts, vielmehr ärgerten ihn dieselben, je mehr sie sich vermehrten, desto schmählicher. Und wie rasch diese Vermehrung von Statten ging, das konnte man schon bei der Geschichte von Kain und Abel merken. Als der Letztere von seinem Bruder todtgeschlagen worden, ging Kain »in ein fremdes Land« und nahm sich ein Weib. Woher das »fremde Land« mit den dort zu findenden Weibern plötzlich kam, hat der liebe Gott freilich nicht notirt, was bei seiner damaligen Arbeitsausübung nicht zu verwundern ist.

Endlich war das Maas voll. Gott beschloss, die ganze Menschheit durch Wasser zu vertilgen. Nur ein paar Leute nahm er aus, um es nochmals zu probiren; unglücklicherweise hatte er sich, aller Weisheit ungeachtet, aber schon wieder einmal vergriffen, denn Noah, der Chef der Geretteten, entpuppte sich bald als ein grosser Söffel, mit dem seine Söhne Allotria trieben. Was konnte aus solch’ einer verlotterten Familie Gutes entstehen?

Wieder breitete sich die Menschheit aus; wieder entwickelte sich dieselbe zu jenen »Rabenäsern« und »Sündengimpeln«, von denen das bekannte Meklenburger Gesangbuch so viel Böses zu berichten weiss. Gott hätte bersten mögen vor himmlischem Zorne, zumal alle seine exemplarischen Lokalzüchtigungen, wie Austilgung ganzer Städte durch Pech und Schwefel, rein »für die Katz« waren. So entschloss er sich , das ganze Gesindel mit Stumpf und Stiel auszurotten, als ein höchst sonderbares Ereignis ihn wieder milder stimmte. Andernfalls wäre es längst um die Menschheit geschehen.

Eines Tages tauchte nämlich ein gewisser »heiliger Geist« auf. Es ging demselben, wie dem »Mädchen aus der Fremde« –: Niemand wusste, woher er kam. Der Bibelschreiber (nämlich Gott) sagt nur, er selber sei der heilige Geist. Man hat es also vorläufig mit einer zweieinigen Gottheit zu thun. Jener »heilige Geist« kam auf den Einfall, in der Gestalt eines Täuberichs mit einem obskuren Frauenzimmer Namens Maria eine Bekanntschaft anzuknüpfen. Er »überschattete« in einer süssen Stunde die Auserwählte seines Herzens, und siehe da, sie gebar ein Knäblein, was indessen, wie...

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