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Anforderungskatalog für die Wahl eines ERP-Systems in international operierenden, kleinen und mittleren Unternehmen in China

AutorThomas Hillen
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl78 Seiten
ISBN9783656739388
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis23,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Informatik - Wirtschaftsinformatik, Note: 2, Fachhochschule Bielefeld, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Auswahl eines ERP-Systems ist der komplexe, der Implementierung vorgelagerte Prozess der Entscheidungsfindung und Anforderungsdefinition. Die vorliegende Arbeit erarbeitet die speziellen Anforderungen der Zielgruppe kleiner und mittlerer, chinesischer Unternehmen mit internationalem Bezug. Erfahrungen die der Autor durch ein Auslandspraktikum sammeln konnte führten zum Einstieg in die Thematik. Während dieses Praktikums wurde am chinesischen Produktionsstandort eines internationalen Unternehmens ein ERP-System eingeführt. Als Basis der vorliegenden Forschungsarbeit dient eine umfangreiche Literaturanalyse, die sowohl Forschungsarbeiten, Expertenbeiträge und Studien von etablierten Beratungsunternehmen einschließt. Die vorliegende Arbeit hebt sich durch die Betrachtung der Anforderungen der speziellen Zielgruppe zu allgemeineren Forschungsarbeiten ab und verknüpft dabei Ergebnisse aus China und Deutschland. Ziel ist, die für diesen speziellen Fall relevanten Anforderungen zu ermitteln. Ergänzend wird Entscheidern eine Informationsgrundlage mit Handlungsempfehlungen bzgl. des Auswahlprozesses zur Verfügung gestellt. Im Kern wird bestimmt wodurch sich Anforderungen an ein ERP-System und der Auswahlprozess in China von Deutschland unterscheiden. Dabei gliedert sich die Arbeit in fünf Kapitel. Das erste Kapitel erläutert Inhalt und Problemstellung. Im zweiten Kapitel werden die Grundlagen behandelt. In Kapitel drei erarbeitet der Autor den Anforderungskatalog und verknüpft diesen dann im Kapitel vier mit dem aktuellen Forschungsstand des strukturierten Auswahlprozesses zu Handlungsempfehlungen für die genannte Zielgruppe. Abschließend werden im fünften Kapitel die Ergebnisse zusammengefasst, ein Ausblick gegeben und ein Fazit gezogen. Damit zeigt die vorliegende Forschungsarbeit die zukünftige Richtung der Entwicklung im Bereich ERP auf und veranschaulicht die kontinuierlich zunehmende Verflechtung von betriebswirtschaftlichen Themen mit der Informationstechnologie.

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Leseprobe

1 Einleitung


 

In der folgenden Arbeit werden die Auswahlkriterien von kleinen und mittleren, global agierenden Unternehmen in China bei der Auswahl eines ERP (Enterprise Resource-Planning-)Systems erarbeitet. Heutzutage stellt sich – auch kleineren Unternehmen – nicht mehr die Frage ob durch Einführung eines ERP-Systems Wettbewerbsvorteile geschaffen werden können.

 

Vielmehr ist inzwischen das Nicht-Vorhandensein einer ERP-Lösung ein entscheidender Wettbewerbsnachteil gegenüber Mitbewerbern. „Kein ERP = Wettbewerbsnachteil…“[1] bringt es Andreas Naunin[2] auf den Punkt.

 

Gegenwärtig bilden ERP-Systeme als unternehmensweite Anwendungssysteme die Grundlage aller Informationsverarbeitung in Unternehmen. Aufgrund (auch) im Mittelstand zunehmender Globalisierung[3] ist ein konstanter Anstieg der Ansprüche an moderne ERP-Systeme festzustellen.[4]

 

War im ERP-Bereich ab Mitte der neunziger Jahre „Integration“ das große Schlagwort, stellt sich derzeit „…im Thema „Globalisierung“ die zentrale organisatorische Herausforderung.“[5] Die Konradin ERP-Studie nennt mit „Oxaion GmbH“, „Abas Software AG“ und „Sage bäurer GmbH“ gleich drei namenhafte Anbieter die dem Thema Internationalität im Mittelstands-ERP-Bereich eine hohe Bedeutung zuschreiben.[6]

 

Nachdem nahezu alle (deutschen) Großunternehmen bereits am chinesischen Markt etabliert sind, ist der Anteil der ausländischen Mittelständler in China erst in den letzten zehn Jahren von anfangs 20 % auf inzwischen über 50 % gestiegen.[7]

 

Dies und der vergleichbar hohe Anteil an klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) in China (99,9 %) als auch in Deutschland (99,3 %)[8] führt zu der nicht vernachlässigbaren Zielgruppe kleiner und mittlerer, in China ansässiger Unternehmen mit internationalem Fokus. Sie stellen die Zielgruppe dieser Arbeit dar.

 

Im Gegensatz zu Konzerngesellschaften multinationaler Großkonzerne – welche bei der Systemwahl üblicherweise an das System der Muttergesellschaft gebunden sind – stehen diese Unternehmen vor einem „Qual der Wahl Problem“.[9]

 

1.1 Problemstellung


 

Der Anteil deutscher Unternehmen mit mindestens 50 Mitarbeitern, welche ERP-Systeme einsetzen, ist mit nahezu 92 % bereits seit mehreren Jahren konstant. Etwa 80 % dieser Betriebe haben mindestens ein Standardsystem im Einsatz.[10] Zeitgleich ist u.a. aufgrund des inzwischen hauptsächlich vom Mittelstandssektor ausgehenden Marktwachstums[11] eine breite Palette an ERP-Anbietern entstanden, welche um die Gunst der Kunden wetteifern. Allein im deutschsprachigen Raum stehen zurzeit 300 bis 1000 Systeme zur Auswahl.[12]

 

Auch in China sind bei Betrachtung großer und mittlerer Unternehmen inzwischen hohe Einsatzraten von etwa 90 % bei ERP-Systemen festzustellen.[13] Die Relevanz von ERP-Software und damit der Anteil der Investitionen für ERP-Software gemessen an den gesamten Ausgaben für IT lag jedoch mit 0,81 % auch 2009 noch deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt (etwa 1,3 %) und damit niedriger als in allen Regionen.[14] Im chinesischen Mittelstandssektor setzen noch immer 43 % der Unternehmen keine ERP-Lösung ein.[15]

 

Unternehmen der genannten Zielgruppe beziehen entweder Vor- bzw. Endprodukte aus dem Ausland oder exportieren (Fertig-)Produkte in das Ausland. Aufgrund dieser internationalen Zusammenarbeit mit Mutter-, Tochtergesellschaften, Endkunden oder Lieferanten gelten hier in Abgrenzung zu ausschließlich lokal agierenden Firmen auch bei der Wahl der entsprechenden ERP-Software einige Besonderheiten. Chinas rasant gewachsenes Exportvolumen[16] ist Indiz für die Bedeutung globaler Märkte für chinesische Unternehmen und lässt die Dimensionen der Zielgruppe erahnen.

 

Kleinere, chinesische Firmen setzen – u.a. aufgrund des entscheidenden Kostenvorteils – mehrheitlich auf regionale ERP-Anbieter.[17]

 

Unternehmen der genannten Zielgruppe haben jedoch neben lokalen Vorgaben auch internationale zu beachten. Daraus resultiert eine weitaus größere Auswahl an ERP-Anbietern. Die Entscheider stehen somit vor der komplexen Aufgabe, das für ihren Anwendungsfall passende System auszuwählen.

 

Zusätzlich gelten auch die insb. für kleine und mittlere Unternehmen relevanten Herausforderungen bei ERP-Projekten. Um mit zahlreichen zu treffenden Entscheidungen, hohen Investitionsbeträgen, einem nicht geringen Prozentsatz scheiternder ERP-Projekte einige zu nennen. Der Umfang einer sorgfältigen Anforderungsdefinition stellt gleichermaßen hohe Anforderungen an das System, das eigene Unternehmen als auch an den Anbieter.[18] Die Trovarit AG schätzt allein den internen Personalaufwand bei der ERP-Einführung eines typischen Mittelständlers auf mehr als drei Personenjahre.[19]

 

Ist auf europäischen und amerikanischen Märkten im Bereich der KMU bereits seit Jahren ein hoher Anteil der Unternehmen die ein entsprechendes ERP-(Standard-)Systeme im Einsatz haben auszumachen, besteht dagegen in China großer Nachholbedarf.

 

Nicht umsonst prognostizieren internationale Marktforschungsstudien seit Jahren deutlich zweistellige Wachstumszahlen für den chinesischen Enterprise-Software Markt.[20] Zudem ist die wirtschaftliche Kernregion, der Osten Chinas – wo sich nahezu alle international agierenden Unternehmen befinden – inzwischen keinesfalls mehr eine Billigregion.[21] Daher stehen diese Unternehmen unter einem enormen Kostendruck und sind gezwungen Maßnahmen zur Effizienzsteigerung sowie innerbetrieblicher Optimierung zu ergreifen und neue Märkte zu erschließen.[22] Dies führt unweigerlich auch zum Thema ERP.

 

Auf den KMU-Bereich zugeschnittene ERP-Systeme können sich in Art und Ausprägung des Funktionsumfangs deutlich unterscheiden. Ursachen dafür sind Branchenspezialisierung und Herkunft der Systeme – z.B. die Weiterentwicklung von spezieller Finanzbuchhaltungs- oder Produktionsmanagementsoftware zu vollwertigen ERP-Lösungen.

 

Zudem stehen für die Anwendergruppe des Mittelstandes deutlich mehr Systeme zur Wahl als für Großunternehmen. Mehr als 300 Anbieter von 338 insgesamt (Stand 2011) beim Marktrecherchetool der Trovarit AG gelisteten, eigenständigen ERP-Lösungen geben als wesentlichen Zielmarkt Ihrer Lösung den Mittelstand an. Dabei nimmt die Anbieterzahl mit abnehmender Unternehmensgröße der potentiellen Anbieter noch weiter zu.[23]

 

Die genannten Schwierigkeiten erzeugen gemeinsam mit hohen Investitionskosten eine komplexe Aufgabenstellung für KMU[24] wenn die Auswahl und Einführung eines (neuen) ERP-Systems ansteht.

 

1.2 Zielsetzung


 

Im Gegensatz zu Großunternehmen sind die mehrheitlich kleinen IT-Abteilungen in KMU oftmals mit der Einführung eines (neuen) ERP-Systems mangels praktischer Erfahrung, fehlender Fachkenntnisse und aufgrund des Projektumfangs überfordert.[25]

 

Erklärtes Ziel dieser Arbeit ist mit wissenschaftlichen Methoden die (zielgruppenspezifischen) Unterschiede bei der Entwicklung der Auswahlkriterien (eines ERP-Systems) zwischen Deutschland und China herauszuarbeiten. Dies kann Unternehmen und deren Entscheidern sowie Projektverantwortlichen als Hilfestellung dienen um ERP-Projekte strukturiert und wohlüberlegt abwickeln zu können.

 

Individuelle Eigenentwicklungen werden im ERP-Bereich inzwischen vornehmlich parallel oder ergänzend zu Standardsoftware eingesetzt. Der Anteil an Standardsoftware steigt stetig an. Da nur bei sehr speziellen Anwendungen – die durch Standardsoftware nicht abgedeckt werden können – noch Individualsoftware verwendet wird, beschränkt sich der Autor bei der vorliegenden Arbeit auf die Betrachtung der ERP-Standardsoftware.[26]

 

Folglich geht es im Kern darum, möglichst viele (vermeidbare) Risiken im Vorfeld auszuschließen und aus den zahlreichen am Markt verfügbaren ERP-Alternativen eine Vorauswahl zu treffen. Zu zeigen ist, wie basierend auf speziellen Anforderungen durch sorgfältige Beachtung, Priorisierung und Bewertung dieser Kriterien sukzessive Software-Lösungen ausgeschlossen werden können.

 

Dies sollte im besten Fall den Endauswahlprozess auf etwa eine Handvoll Optionen begrenzen. Denn „Auswahl ist riskant, Einführung ist riskanter.“[27] Und die Phase der Systemauswahl legt „den Grundstein für einen erfolgreichen Systembetrieb.[28]

 

1.3 Aufbau der Arbeit


 

Der Autor wird im Kapitel 2 die Grundlagen behandeln und somit wesentliche Begrifflichkeiten definieren. Erläutert werden Definition und...

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