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Angst überwinden und stark sein - Märchen zum Gelingen des Lebens

AutorAngeline Bauer
Verlagby arp
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl105 Seiten
ISBN9783946280057
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,99 EUR
Einst wurden Märchen zum Beispiel in Spinnstuben oder an Lagerfeuern von Erwachsenen für Erwachsene erzählt. Mehr oder weniger symbolisch verschlüsselt, handeln sie fast immer von allgemeingültigen Problemen, die das Leben in irgendeiner Weise beeinflussen. Sie schenken Trost und sind weise. Wer sich auf Märchen einlässt und tiefer blickt, findet in ihnen Antworten auf Lebensfragen, Konfliktlösungen und Kraft zum Gelingen des Lebens. Durch die intensive Beschäftigung mit Märchen, deren Deutung und Entschlüsselung der enthaltenen Botschaften, ist es möglich, sich schrittweise den eigenen Problemen und ihrer Bewältigung zu nähern. In 'Angst überwinden und stark sein' lernt der Leser anhand von Märchen die verschiedenen Facetten der Angst kennen. Die Helden der Märchen, die Angeline Bauer im vorliegenden Buch tiefenpsychologisch deutet, nehmen den Leser an der Hand, erleben und erleiden für ihn und mit ihm allerhand Geschicke. So werden sie zu Lehrstücken und geben Hilfestellung zur Angstbewältigung. Ein interessantes und lehrreiches Buch zum Umgang mit der Angst von Erwachsenen und Kindern.

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Leseprobe

EINFÜHRUNG


Erst wenn du weißt,

wovor ich Angst habe

kennst du mich

(Angeline Bauer)

Über die Angst


Angst ist ein elementares Gefühl, und jeder Mensch, jedes Lebewesen kennt sie. Sie begleitet uns von unserer Geburt bis zu unserem Tod, und auch wenn sie uns nicht immer bewusst ist, so ist sie doch da, kann durch einen Schrecken jederzeit ausgelöst werden und ihre Wirkung tun.

Angst hat verschiedene und oft auch ganz gegensätzliche Seiten. Sie ist gekoppelt an den Überlebensinstinkt, der überhaupt nur funktioniert durch die Angst. Somit warnt sie vor Gefahren, schützt vor Unbedachtheiten und lässt uns achtsam und vorsichtig sein. Angst macht uns »klein«, wenn wir feige sind und behindert uns, wenn wir sie nicht überwinden, sie kann uns aber auch Intensität geben. Sie fördert die Kreativität, weil sie uns zwingt, einen Ausweg zu suchen. Sie lähmt, macht unfähig zu reagieren. An anderer Stelle gibt sie einem vielleicht aber die Kraft, über sich hinauszuwachsen. Angst macht krank, zerstört, führt in die Isolation, verbindet aber auch, überwindet Grenzen und gibt den Impuls zur Fortentwicklung. Doch es gibt auch einen lustvollen Aspekt der Angst - wir kennen ihn als »Nervenkitzel« - der manchen von uns dazu verleitet, Gefahrenmomente bewusst herbeizuführen.

Angst tritt immer dann auf, wenn wir in eine Situation geraten, die uns überfordert, der wir uns (noch) nicht gewachsen fühlen. Lassen wir uns trotzdem auf diese Situation ein und geben uns so die Möglichkeit zu erfahren, dass wir die Kraft haben, sie zu meistern, nehmen wir die Angst also an und setzen uns mit ihr auseinander, können wir uns weiterentwickeln und werden an ihr ein Stück reifen. Versuchen wir aber der Angst auszuweichen oder sie zu unterdrücken, werden wir in unserer Entwicklung stehen bleiben und in Abhängigkeiten verharren.

Unser ganzes Leben ist von Angstschwellen gepflastert, die überwunden werden müssen. Jedem Reifungsschritt ging Angst voraus, denn alles was wir noch nicht kennen oder können überfordert uns ein Stück weit. Schaffen wir es nicht, die Angst mit Mut anzupacken, bleiben wir auf der Strecke.

Ein ganz einfaches Beispiel geben drei Geschwister, die schwimmen lernen wollen. Zwei vertrauen sich trotz ihrer Angst einem Lehrer an, überwinden sie und haben bald Spaß daran, miteinander im Wasser herumzutollen oder vom Brett zu springen und malen sich aus, wie schön es sein könnte, nun auch noch Segeln oder Wasserski fahren zu lernen. Das Dritte verharrt aber in seiner Angst vor dem Wasser und verweigert das Schwimmenlernen. Darum kann es nicht an den Spielen der Geschwister teilnehmen, wird als Hasenfuß verlacht und zum Außenseiter. Aber nicht genug damit, unter Umständen kann das Nicht-schwimmen-lernen-Wollen sogar den Tod mit sich bringen, nämlich dann, wenn das Kind ins Wasser fällt und niemand da ist, der es retten könnte.

Dieses Bild vom Schwimmenlernen ist eine Metapher, die wir auf unser ganzes Leben übertragen können. Nicht die Angst schadet uns, sondern das Verharren in ihr.

Angst, Furcht, Panik, Phobie - Was ist der Unterschied?


Unser Wort Angst stammt vom lateinischen Wort angustus ab, was so viel bedeutet wie eng, schmal. Die Psychologen verstehen unter Angst einen starken, unlustgetönten Affekt, der entweder bei drohender tatsächlicher oder vermeintlicher Gefahr anfallartig über uns hereinbricht oder als quälender, grundloser Dauerzustand ohne bestimmtes Objekt auftritt.

Auch das Gefühl der Furcht bezieht sich auf tatsächliche oder vermeintliche Bedrohung, im Gegensatz zur Angst ist sie aber objektbezogen und verbunden mit der Tendenz zu Flucht oder Abwehr.

Genau genommen haben wir also Angst zu versagen, aber wir fürchten uns vor großen schwarzen Hunden. Im Sprachgebrauch werden diese beiden Begriffe jedoch nicht so genau getrennt, darum werde ich in meinen weiteren Ausführungen durchgehend den Begriff Angst verwenden.

Steigert sich die Furcht oder Angst zur Neurose, spricht man von Phobie. Das Wort Phobie kommt aus dem Griechischen und kann mit Angst oder Scheu übersetzt werden. Benutzen wir es im Sinne von Abneigung oder Ablehnung, sprechen wir zum Beispiel von einer Anglophobie und meinen damit die Ablehnung alles typisch Englischen. Mit dem Wort Phobie bezeichnen wir aber auch eine neurotische Fehlhaltung, die durch bestimmte Lebewesen, Orte, Objekte oder Situationen ausgelöst wird. Dann sprechen wir zum Beispiel von Klaustrophobie oder einer Spinnenphobie und meinen damit eine von Panik bestimmte Angst, die in engen Räumen auftritt oder die durch eine Spinne oder auch nur durch das Betrachten eines Fotos von ihr ausgelöst werden kann.

Von Bakterien über Gewitter bis hin zu Katzen - es gibt kaum etwas, das nicht zum Objekt einer Phobie werden kann.

Angstobjekte sind aber meist nur vorgeschoben, um der Angst einen Gegenstand zu geben und sie damit erträglicher zu machen. So könnte zum Beispiel die phobische Angst vor Schlangen in Wahrheit eine Angst vor Sexualität sein.

Die Psychoanalyse führt alle Angst auf die Angst vor Verlust der geliebten Person zurück und verbindet das mit dem Geburtstrauma, also der Trennung von der Einheit mit der Mutter. Angst gilt außerdem als Konfliktsignal und ist Kennzeichen aller Neurosen.

Angst ist das Grundgefühl der endogenen Depression. Beim Grundgefühl von Psychosen ist die Angst aber nicht klar von der Furcht zu trennen.

Die Steigerung von Angst hin zur Panik findet, wie übrigens alle Angst, hauptsächlich im Denken statt. Dabei handelt es sich meist um Angst vor der Angst, die sich langsam entwickelt hat. Aber auch eine plötzlich auftretende übersteigerte Angst, kann zur Panik werden.

Panik führt oft zu unüberlegten Fluchtreaktionen. Wo Massenpanik eine Katastrophe ausgelöst hat, beklagen wir die meisten Toten im Allgemeinen durch solche Fluchtreaktionen und nicht durch das auslösende Ereignis selbst.

Körperliche Symptome der Angst


Hat ein Mensch Angst, stellen sich unspezifische körperliche Affektsymptome ein. Die Pupillen weiten sich, Herzfrequenz und Atmung beschleunigen sich, es treibt uns den Schweiß in die Poren, der Mund wird trocken, wir zittern, werden blass, unruhig, bekommen unter Umständen Durchfall oder können den Urin nicht mehr halten. Des Weiteren kann es durch Angst zu Flucht- und Abwehrtendenzen kommen, sie kann aber auch im Gegenteil zu Lähmungen (Totstellreflex) führen.

Aber nicht nur in körperlichen sondern auch in geistigen Leistungssituationen kann starke Angst eine Art Lähmung bewirken, die zur Abnahme der Leistung führt - man denke nur an die Prüfungsangst, die (wie auch die Angst vor sexuellem Versagen) zu den sogenannten »Erwartungsängsten« gezählt wird.

Was bei dem Gefühl der Angst in unserem Körper genau abläuft, ist Folgendes:

1. Wir nehmen etwas wahr (z. B. über die Augen oder die Haut), das wir als gefährlich einstufen und das Angst auslöst.

2. Die Nachricht Gefahr wird sofort ans Gehirn (Großhirnrinde, Hypophyse, Thalamus) und von da aus an andere Körperteile weitergeleitet.

3. Durch einen Adrenalinstoß werden Atmung, Kreislauf und Muskeltätigkeit angeregt, der Körper gleichsam in Höchstalarm versetzt. Das Herz pumpt nun verstärkt Blut in die Muskeln, wodurch die Haut geringer durchblutet wird, was uns blass werden lässt.

4. Die Leber setzt Zuckerreserven frei, und die Bauchspeicheldrüse vermindert die Insulinproduktion, wodurch sich der Blutzuckerspiegel erhöht.

All das passiert, um die Energie bereitzustellen, die wir benötigen, um die tatsächliche oder auch nur angenommene Gefahr zu bewältigen.

Woher rührt die Angst?


Angst ist zum Teil in den Genen verankert, zum größeren Teil aber haben wir sie im Verlauf unseres Lebens »erworben«. Es gibt praktisch nichts, wovor wir nicht Angst entwickeln könnten. Schon ein kleiner, harmloser Käfer kann manchen in Panik versetzen, andere wiederum haben Angst vor Pferden, dunklen Räumen, einer bestimmten Krankheit oder vor Menschenansammlungen.

Vor allem Vorbilder wie Eltern, Geschwister, Freunde, Lehrer usw. übertragen Ängste auf Kinder. Oft geht das sehr subtil.

Beispiel: Ein Erwachsener führt sein zweijähriges Kind auf der Straße an der Hand. Plötzlich kommt ein Hund aus einer Einfahrt. Der Erwachsene reißt das Kind auf seinen Arm und bleibt wie erstarrt stehen. Er sagt zum Kind: »Das ist ein braver Hund!«, aber das Kind spürt ganz genau die Angst des Erwachsenen. In Zukunft wird das Kind wahrscheinlich ebenfalls Angst vor Hunden haben und die Aussage »das ist ein braver Hund« im Umkehrsinn verstehen - nämlich »Hund ist böse«. So lernen wir Angst zu haben vor Dingen oder Situationen, die wir tatsächlich nie als gefährlich erlebten, und trotzdem sind wir im Innersten von ihrer Gefahr überzeugt.

Wir lernen aber auch durch eigene Erfahrungen. Ein Kind, das sich an einer heißen Herdplatte verbrannte, wird in Zukunft vorsichtig mit Herdplatten sein - und es wird seine Ängste vermutlich nun seinerseits weitergeben. Vielleicht sagt es: »Heiß!«, wenn die Mutter am Herd hantiert und ist ängstlich besorgt, dass sie sich verletzen könnte.

Spinnen wir die Geschichte von der heißen Herdplatte weiter, um aufzuzeigen, wie weitgreifend so eine negative Erfahrung unser Leben bestimmen kann:

Das Kind ist noch zu klein, um den Unterschied zwischen einer heißen (gefährlichen) und einer kalten (ungefährlichen) Herdplatte zu erkennen. Nun hat es grundsätzlich vor allen Herdplatten Angst und zusätzlich auch noch vor allem, was rund, flach und schwarz ist und darum einer Herdplatte gleicht.

Damit aus dieser an sich sinnvollen...

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