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E-Book

Anna dreht sich nicht um (auf dem Weg vom Haben zum Sein)

Beziehungen ohne Gewalt

AutorLothar Röhrig
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783741244490
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Dies ist die Geschichte von Anna, jedoch auch eine praktische Anleitung über individuelle Entwicklungsmöglichkeiten für moderne Menschen. Anna ist eine moderne, intelligente Frau. Sie führt ein 'normales' Leben, bis sie erkennt, dass ihre persönliche Entwicklung stagniert und die Veränderungen der Gesellschaft ihr zu viel Kopfzerbrechen bereiten. Energiegeladen und hartnäckig beschäftigt sie sich mit aktuellen Problemen des Zusammenlebens und der persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten. In vielen Einzelschritten entwickelt sie sich weiter bis zu einer unbekannten Qualität. Bewundert und hoch geachtet wird sie ein nachahmenswertes Modell und ein Vorbild für nahezu alle Bekannten. Sie hinterlässt in ihrer Familie und in der Arbeitswelt ein Muster, das ein menschengerechteres Zusammenleben ohne Gewalt möglich macht. Anna lädt ein, zu suchen, zu spüren und mitzumachen. Eine neue Form des Zusammenlebens wird möglich.

Lothar Röhrig, 1946 in Hamm geboren, machte eine Lehre als Buchdrucker, studierte Verwaltungsrecht und später Psychologie. 1996 promovierte er an der Universität Essen. Er absolvierte zahlreiche Ausbildungen, unter anderem in den Bereichen Verhaltenstraining, Konflikt- und Problemmanagement, Supervision, QM und er arbeitete unter anderem als Psychologielehrer, Trainer, Supervisor, Dozent, Mediator, Coach und Manager. Seit 1994 war er als Qualitätsmanager bei der Polizei Nordrhein-Westfalen tätig. Zurzeit arbeitet er als Berater, Mediator. und Konfliktmanager.

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Leseprobe

Peters Idee, sich selbst zu erkennen!


„Wenn wir Emotionen bemerken, sobald sie entstehen, sind sie zuerst durch Vergleiche, Gedanken und Gedächtnis noch nicht (wesentlich) verzerrt. Genau in diesem Moment können Gefühle als Signale für Vorlieben und Abneigungen dienen, so, wie unsere Natur sie eingerichtet hat.“31 Ein kleiner Augenblick genügt, um sich die Emotionen bewusst zu machen. Diese Momente müssen gesammelt werden, es genügen kleine Notizen, beispielsweise in einem Tagebuch. Über die Zeit bekommen wir recht gute Kenntnisse über unsere Reaktionsweisen. Damit ist es leicht und ziemlich präzise, zu erkennen: So reagiere ich, das tut mit gut und das nicht, so bin ich anscheinend. Wer das fehlerlos und genau machen möchte, sollte ein Tagebuch führen oder für eine bestimmte Zeit ähnliche Aufzeichnungen machen. Wie schon oft angesprochen, funktioniert auch das nur mit einiger Disziplin. Mit solchen Daten können wir dann recht verlässlich feststellen, auf welche Dinge und Verhaltensweisen wir in welcher Art und Stärke reagieren, was wir brauchen, was fehlt und auf was wir gut und gerne verzichten können. Obwohl es sehr persönlich ist, sollte es unbedingt schriftlich bearbeitet werden. Erst wenn der zu Grunde liegende Datensatz relativ groß und sicher ist, kann es sinnvoll sein, nach dem Warum zu fragen, nicht früher: Warum kann ich das nicht gut haben, und warum tut mir das andere gut? Wenn sich dafür die ersten Ideen einstellen, dann kommt der nächste Schritt: Was kann ich unternehmen, damit es mir besser geht, mehr gute Situationen entstehen, und was kann ich machen, um die negativen in ihrer Wirkung zu handhaben oder sie gar zu vermeiden? Nebenbei reduziert das Stress in großem Maße und ermöglicht abgestimmte Reaktionen, die zuvor so nicht möglich gewesen sind. Die Mitmenschen werden staunen, und wir bekommen nebenbei auch eine Vorstellung von den alten Verletzungen des inneren Kindes.

Schon am nächsten Tag beginnt Anna, sich Notizen zu machen. Am Anfang sind die Vorfälle erstaunlicherweise sehr selten, sie wird schon ungeduldig und etwas lustlos. Sie ist ja auch sehr friedfertig und freundlich, aber schon nach einigen Tagen wundert sie sich, wie häufig sie doch innerlich reagiert und es vermutlich früher nicht zur Kenntnis genommen hat. Sie behält das jedoch zunächst für sich und ist dann unauffällig traurig. Ihr Lächeln ist manchmal unterwandert und zeigt eine heimliche Verwandtschaft zur Trauer, eine seltsame Mischung aus Freude und Melancholie. Nur sehr aufmerksame Zeitgenossen oder Menschen, die sie sehr gut kennen, bemerken das.

Sie selbst rechnet fest damit, dass alte Wunden sich abbilden. Das geschieht jedoch zunächst nicht. Es fällt ihr sehr schwer, alte Gemeinsamkeiten zu finden. Erst als sie dreißig Einzelfälle gesammelt hat, geht ihr plötzlich ein Licht auf. Wenn andere sie unter Druck setzen, ihr vorschreiben, was sie zu tun hat oder sie mitten in einer wichtigen Arbeit unterbrechen, um etwas Anderes von ihr zu verlangen, dann reagiert sie emotional und impulsiv. Jetzt ist es plötzlich offensichtlich, fremde Verhaltensvorschriften und Bevormundung sind das Problem. Das kann sie nicht haben. Darauf reagiert sie sehr stark abwehrend. Auf der anderen Seite merkt sie, dass sie genau deshalb alles besonders gut machen muss, um Vorschläge und Anforderungen nicht hören zu müssen. Das ist es, was sie zu ständiger Optimierung treibt und ihr keine Ruhe lässt. Daher kommen die andauernde Unruhe und die ständige Besorgnis. Erfreut ruft sie Peter an und berichtet von den neuen Erkenntnissen und von der schönen Erfahrung, dass alles doch vermutlich logisch und einfach war.

Peter vertieft den Erfolg im nächsten Gespräch. Nach einigem Hin– und Her bemerken beide fast gleichzeitig, dass Anna ihren Eltern bei allem Verständnis für früher doch einen Vorwurf macht.

„Wenn das so ist, dann mach das!“, meint Peter, freut sich aber, als er merkt, Anna will das ja gar nicht. Sie will bloß irgendwie aufräumen, loslassen, vergessen und löschen. Das ist aber nicht möglich.

Peter versucht, einen anderen Rahmen zu zeichnen. „Stell dir vor, deine Eltern wären fehlerlos gewesen. Du wärest herangewachsen, wie es dir zu der Zeit möglich gewesen wäre. Was würde das heute bedeuten für diese kleine Anna? Wäre sie glücklich, für die neuen Herausforderungen ausreichend vorbereitet, auf einem erfüllenden Weg? Würdest du dann noch wachsen können?“ Anna kommen Zweifel. „Vielleicht ist es ja ein Geschenk, was deine Eltern dir mitgegeben haben. Möglicherweise ein schwieriges und anstrengendes Erbe, aber vielleicht auch die einzig wichtige Voraussetzung zu deiner Erfüllung und vollen Entfaltung.“ Anfänglich ist sie skeptisch, doch nach und nach freundet Anna sich mit diesen Gedanken immer mehr an.

Peter zeigt ihr nochmal, dass alles eine Brücke von früher zu heute darstellt. „Heutige Verletzungen als Erwachsener sind meist eine Wiederholung der Verletzungen, die du als Kind erlebt hast. Immer wenn dich etwas trifft, dann betrifft es dich auch. Sonst würdest du gar nicht reagieren, sondern total gelassen bleiben.“

Sie sprechen lange darüber, was jetzt getan werden kann. Klar ist, dass die alte Verletzung ausheilen und sie den Wachstumsschritt nachholen muss, der damals aus gutem Grund ausblieb. Sie muss und will sich vervollständigen. Das Gute ist, dass sie kein Kind mehr ist. Die große Anna ist nun dafür zuständig. Peter erinnert sie daran, sie müsse ihre Besonderheiten, ihre guten und schlechten Seiten liebevoll betrachten und nicht abwehren. Wenn sie sich akzeptiere so wie sie ist, würde nahezu automatisch Wachstum einsetzen.

Anna nimmt ein großes Blatt, klebt es an eine Wand in ihrem Arbeitszimmer und beantwortet darauf die folgenden acht Fragen, die sie einmal als Arbeitsvorschlag gelesen hat.32

  1. Was sind meine wichtigen Beziehungen?
  2. Welche wichtigen Erfahrungen habe ich gemacht?
  3. Welche Träume, Lebensziele habe ich?
  4. Welche Werte sind für mich wichtig?
  5. Welche Gewohnheiten möchte ich pflegen?
  6. Welche Ängste habe ich?
  7. Gibt es Verletzungen, Traumata?
  8. Was ist das Schöne in meinem Leben?

Es entsteht dadurch schon am Abend, aus einiger Entfernung betrachtet, ein achteckiger Stern. Auch die kleine Anna kommt vor. Die innere Fläche wird von den vielen Antworten besetzt. Es kommt genau, wie Peter es vorausgesagt hat. Zunächst ergänzt sie es noch einige Tage mit neuen Ideen, einmal streicht sie etwas durch, dann folgen einige Tage, an denen das Betrachten ein angenehmes Gefühl von Stolz und Akzeptanz auslöst. „Das ist es, so bin ich.“

Als das Blatt schon anfängt, an Attraktivität zu verlieren, geschieht etwas Merkwürdiges. Anna glaubt mehrmals zu sehen, dass die Fragen mit der Schrift zu einer grauen achteckigen Fläche, zu einer Ganzheit verschmolzen sind, die manchmal für Sekunden sogar einen räumlichen Eindruck verursacht. Das da ist sie.

Erst wenn sie näher kommt und zu lesen beginnt, zeigt sich wieder normale Schrift. Nicht selten ergänzt sie dann etwas oder streicht etwas aus. Es entwickelt sich, langsam, aber stetig. Ohne unangenehme Gefühle begreift sie, dass sie sich bisher nicht vollständig entfaltet hat, dass ihre Entwicklung an einigen Stellen unverständlicherweise stehengeblieben ist, dass sie darauf wartet, dass andere die Lücken füllen, ihr etwas geben, was sie selbst sich noch nicht geben kann. In diesem Sinne ist sie bedürftig. Sie spürt aber genau so deutlich und unendlich stark Schwingungen und Wachstumsimpulse. Sie will wachsen, ihre Seele drängt danach, sie ist in diesem Sinne eins mit der Natur und den natürlichen Wachstumsrichtungen: Freiheit, Autarkie, Optimierung.

Ihr wird auch bewusst, dass Hans ihr genau das seit Jahren liefert, was ihr fehlt: Selbstständigkeit, viel Freiheit und die Möglichkeit autark zu werden. Er lässt sie machen, macht keine Vorschriften, beobachtet sie mit viel Wohlwollen, bewundert sie. Wenn es nötig ist, unterstützt er sie auch. Nur manchmal, wenn es ihm zu viel wird, versucht er abzuschwächen, ohne jedoch die Grundhaltung aufzugeben. Jetzt ist sie darüber noch dankbarer als früher und behandelt Hans in den nächsten Tagen überschwänglich und mit besonderer Fürsorge. Hans wundert sich ein wenig, lässt sich die Behandlung aber gerne gefallen.

Sie denkt zwischendurch: „Deshalb habe ich bisher nicht daran gearbeitet, habe mich nicht vervollständigt, ich musste es ja nicht. Hans hat die Lücke ziemlich gut gefüllt, es mir ermöglicht, keinen Mangel zu empfinden. Warum soll ich mich auch von den alten kindlichen Fesseln befreien, ich habe doch Hans.“

Das hat aber jetzt ein Ende! Man kann eben nur das sehen, was man kennt. Jetzt kennt sie das Problem, und hinsehen will sie auch. Einige Tage überlegt sie sich die nächsten Schritte und freut sich auf die Zukunft. Endlich geht es weiter!

Ob Hans auch so eine „Baustelle“ aus der Kindheit hat? Er ist außergewöhnlich vorsichtig, wenn er ihr etwas sagen will, nimmt überdurchschnittlich Rücksicht, nicht nur auf sie, reagiert aber sauer, wenn sich andere rücksichtslos verhalten. Vermutlich ist Rücksichtslosigkeit ein wichtiges Stichwort für ihn. Ein solches Verhalten kann er nicht gut ertragen. Wichtig ist für ihn, dass sie selbst und die Menschen um ihn herum fürsorglich und rücksichtsvoll sind. Ob er in der Kindheit genau damit schlechte Erfahrungen gemacht hat?

Ihr wird schlagartig klar, dass sie sich beide genau das geben,...

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