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E-Book

Antike. 100 Seiten

Reclam 100 Seiten

AutorHolger Sonnabend
VerlagReclam Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl100 Seiten
ISBN9783159612164
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Die Antike lässt uns auch nach 2000 Jahren nicht los. Gab es den Trojanischen Krieg wirklich? Ist Atlantis mehr als ein Mythos? Wo genau fand die Varusschlacht statt? Jede spektakuläre These zu solchen Fragen interessiert weit über die Fachwelt hinaus, jeder neue Fund findet ein breites Medienecho.Holger Sonnabend wirft einen erfrischend neuen Blick auf die antike Welt und Geschichte, frei nach dem Motto: 'Drei-drei-drei, Issos Keilerei' kennt jeder, aber was ist mit 'Fünf-null-null' oder 'Drei-acht-sieben'? Er trägt Wissenswertes, Überraschendes und Kurioses über Griechen und Römer zusammen und macht uns mit ihren Promis - Caesar, Hannibal oder Perikles - ebenso bekannt wie mit einem Normalo wie dem Bäcker Eurysaces.

Holger Sonnabend, geb. 1956, lehrt Alte Geschichte an der Universität Stuttgart. Er ist Autor zahlreicher Sachbücher zu antiken Themen, schreibt regelmäßig für historische Zeitschriften und führt Reisegruppen in die Welt der Griechen und Römer.

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Leseprobe

Kompass Antike: Die Zeit – Der Raum – Wichtige Phasen


Die Menschen der Antike wussten natürlich nicht, dass sie in der Antike lebten. Für sie war ihre Zeit die Gegenwart. Erst nachfolgende Generationen machten aus der Antike die Antike. Es begann im 15. Jahrhundert mit Gelehrten, die sich nach alten Zeiten zurücksehnten und ihr Ideal bei den Griechen und den Römern entdeckten. Diesen Humanisten, wie man sie später nannte, folgten im 18. Jahrhundert die Vertreter der Klassik, die, rekrutiert aus Literaten und Kunstfreunden, den alten Kulturen weitere Lorbeerkränze flochten. Zur gleichen Zeit traten erstmals Historiker auf den Plan, mit der bis heute kanonischen Einteilung der Geschichte in Antike, Mittelalter und Neuzeit. Mit dieser Periodisierung wurden die Menschen der Vergangenheit, ohne dass sie daran noch etwas ändern konnten, bestimmten Epochen zugeteilt. Und die Historiker an den Universitäten und anderen Bildungsinstitutionen gehören seither klar definierten Abteilungen an. Im akademischen Sprachgebrauch heißen sie dementsprechend Althistoriker, Mediävisten und Neuzeitler.

Warum wird man eigentlich Althistoriker? Ist die Geschichte der Neuzeit nicht spannender und aktueller? Diese Fragen werden mir häufig gestellt. Und ich gebe darauf immer zwei ernste Antworten und eine nicht so ernste Antwort. Die weniger ernste lautet: Im Gegensatz zum Zeithistoriker muss ich bei Vorlesungen und Vorträgen nicht befürchten, dass sich Zeitzeugen melden und sagen, es sei alles ganz anders gewesen. Die erste ernste Antwort lautet: Es ist ungemein faszinierend, aus dem Puzzle der Quellen, die für die Antike naturgemäß weniger üppig sprudeln als für spätere Epochen der Geschichte, ein Bild von dieser Zeit zu formen. Das gleicht nicht selten einer aufregenden Detektivarbeit. Und das zweite Argument: Die Antike steht am Anfang und bietet daher die einmalige Gelegenheit zu erforschen, wie die Menschen sich verhielten, als sie noch (fast) alles vor sich hatten – den Staat, die Stadt, die Politik, die Technik, den Krieg, den Frieden und vieles andere mehr, was uns heute als selbstverständlich erscheint.

In welcher Phase der Geschichte genau aber dürfen sich Althistoriker und überhaupt Anhänger der Antike zu Hause fühlen? Das muss geklärt sein, damit sie nicht, was fatal wäre, Geschichts- und Kulturfreunden, die eher mit anderen historischen Epochen sympathisieren, ins Gehege kommen. Zunächst einmal haben sie den unschätzbaren Vorteil, dass sie niemanden vor sich haben. Schließlich ist doch vor der Antike nichts gewesen, von der Steinzeit abgesehen – aber ist das wirklich so? Für die Gelehrten des 18. Jahrhunderts war die Sache klar: Antike – das waren die alten Griechen und Römer. Doch was war mit den Kulturen des Alten Orients? Die ersten Hochkulturen entwickelten sich, lange vor Griechen und Römern, in Mesopotamien und Ägypten, um 3000 v. Chr. Sichtbare Merkmale dieser frühen Zivilisationen waren die Erfindung der Schrift, Sternstunden der Architektur, die Entstehung von Städten und differenzierten Formen des Wirtschaftens, dazu bedeutende Leistungen auf dem Gebiet von Wissenschaft und Technologie. Nicht viel später legten frühe Kulturen im Nahen Osten und in Anatolien nach. Also beginnt die Antike um 3000 v. Chr.?

Ein Gelehrter wie Eduard Meyer hätte diese Ansicht ohne weiteres unterschrieben. 1855 wurde der berühmte Forscher in Hamburg geboren. Er starb 1930 in Berlin, wo er zuletzt als Professor für Alte Geschichte gelehrt hatte. Sein auch heute noch sehr lesenswertes Hauptwerk trägt den schlichten Titel Geschichte des Altertums. Das Vorhaben war überaus ambitioniert: Meyer wollte die Geschichte des gesamten Altertums schreiben. Und er begann nicht bei den Griechen, sondern bei den Ägyptern und den alten Völkern Mesopotamiens. Er konnte dies wagen, weil er, universal gebildet, auch Kenntnisse in den altorientalischen Sprachen und Schriften hatte und daher in der Lage war, die alten Quellen zu lesen und zu verstehen. So erschienen mehrere Bände, der erste 1884, der letzte 1902. Doch während er an den späteren Bänden arbeitete, waren viele Ausführungen in den ersten Bänden durch neue Forschungsergebnisse bereits wieder überholt, was wiederum bedeutete, dass diese Bände für neue Auflagen zu überarbeiten waren. Also musste Meyer erst einmal hinter sich selbst herschreiben, bevor er sich wieder dem eigentlichen Plan widmen konnte, die Geschichte des Altertums bis zu den Griechen und den Römern fortzusetzen. Zu einem organischen Abschluss kam er indes nicht: Das Werk reicht nur bis zum Jahr 366 v. Chr. – an sich ein schönes, aber nicht gerade epochales und schon gar nicht eine historische Zäsur rechtfertigendes Datum. Die Römer hatten sich bis dahin zwar auch bereits in der Geschichte angemeldet, aber nur in bescheidenen Ansätzen, ihre größten Zeiten standen ihnen noch bevor. Auf sie mussten und müssen Meyers Leser aber weitgehend verzichten. Die Geschichte des Altertums von Eduard Meyer blieb ein voluminöser Torso.

Es war das letzte Mal, dass sich ein einzelner Gelehrter an einer solchen Herkules-Aufgabe versuchte. Eduard Meyer war der finale Vertreter der im Aussterben begriffenen und nach ihm tatsächlich ausgestorbenen Spezies des Universalhistorikers. Die verschiedenen Disziplinen der Altertumswissenschaften schritten in seiner Zeit mit hohem Tempo voran, entwickelten eigene Methoden und Arbeitsweisen, die von einem einzelnen Wissenschaftler gar nicht mehr zu überblicken waren: An die Stelle des Generalisten traten die Spezialisten. Alter Orient und Ägypten wurden zum Gegenstand eigener Fachbereiche. Visitenkarten mit der Aufschrift »Universalgelehrter« verschwanden aus den Brieftaschen der Wissenschaftler und wurden durch bescheidenere Klassifizierungen wie »Altorientalist«, »Ägyptologe« oder »Althistoriker« ersetzt.

Und so ist heute »die Antike« im klassischen Sinn wieder überwiegend die Zeit der Griechen und der Römer – auch wenn in den historischen Wissenschaften von einer isolierten Betrachtung der einzelnen Kulturen zum Glück keine Rede sein kann und man sich gerne zu den Nachbardisziplinen hin öffnet. Nur kommt es auf eine sinnvolle Arbeitsteilung an. Wenn also primär Griechen und Römer die »Antike« konstituieren, so ist damit auch der geographische Rahmen vorgegeben. »Antike« ist dort, wo Griechen und Römer waren. Und da Griechen und Römer nicht nur in Griechenland und in Italien waren, ist der Raum ziemlich groß. Die Griechen hatten einen ausgeprägten Wandertrieb, besiedelten die Küsten Kleinasiens, Siziliens, Süditaliens, Südfrankreichs und sogar Spaniens. Die Römer wiederum hatten einen regen Eroberungstrieb, herrschten zu ihrer besten Zeit über ein Imperium, das sich von Spanien bis nach Syrien, von Nordafrika bis zu den Britischen Inseln erstreckte. Dazwischen gab es einen Alexander den Großen, der von Makedonien aus den gesamten Orient bis nach Indien unterwarf. Sich mit der Antike zu befassen heißt daher, in der Welt weit herumzukommen.

Beschränkt man die Antike auf Griechen und Römer, so ergibt sich der zeitliche Rahmen aus dem Beginn der Griechischen und dem Ende der Römischen Geschichte.

Am Anfang der Griechischen Geschichte steht die Insel Kreta. Hier etablierte sich in der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. die »Minoische Kultur«, benannt nach dem sagenhaften König Minos. Die Minoer beherrschten das östliche Mittelmeer und bauten zu Hause opulente Paläste wie in Knossos oder Phaistos, die heute Ströme von Touristen anlocken. Die Kreter verfügten über eine Schrift, die man in der Wissenschaft »Linear A« nennt. Diese Bezeichnung legt den dringenden und zutreffenden Verdacht nahe, dass es auch eine Schrift namens »Linear B« gegeben hat. Diese wurde von den Mykenern benutzt, wie man – nach der Burg Mykene auf der nördlichen Peloponnes – jene kriegerische Kultur nennt, deren Glanzzeit zwischen 1400 und 1150 v. Chr. lag und die Homer in seinen Epen beschrieben hat – allerdings nicht in Linear B. »Homer«, wenn es denn überhaupt einen Dichter diesen Namens gegeben hat, benutzte die Buchstabenschrift, die die Griechen im frühen 8. Jh. v. Chr. von dem im heutigen Libanon beheimateten Handelsvolk der Phönizier übernommen und durch die Hinzufügung von Vokalen komplettiert hatten.

Am Ende der Römischen Geschichte – und damit der Antike – steht das Ende Roms. Wäre die Sache so einfach, müssten sich die Gelehrten bis heute nicht darüber streiten, wo sie denn einen Schlussstrich hinter die Antike ziehen sollen. Aber geklärt werden muss die Frage, denn schließlich wollen auch die Mittelalter-Historiker wissen, wann die Antike endlich zu Ende ist und sie mit ihrer Geschichte beginnen dürfen. Nun ist es ohne Zweifel richtig, dass es das Römische Weltreich heute nicht mehr gibt, obwohl die Römer selbst auf dem Höhepunkt ihrer Macht der Meinung gewesen waren, ihr Imperium habe ein unbegrenztes Haltbarkeitsdatum – ein Irrtum, der auch aus späteren Epochen der Geschichte nicht ganz unbekannt ist.

Favoritenstatus genießt bei der Suche nach passenden Zäsuren das Jahr 476 n. Chr. Damals wurde, im Strudel der großen germanischen Völkerwanderung und weiterer Krisen, der letzte weströmische Kaiser mit dem beziehungsreichen Namen Romulus Augustulus abgesetzt. Bis zu Karl dem Großen – und das waren immerhin...

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