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Armut im Alter

Probleme und Perspektiven der sozialen Sicherung

VerlagCampus Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl393 Seiten
ISBN9783593418186
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Altersarmut ist ein Problem, das häufig mit der Alterung unserer Gesellschaft in Verbindung gebracht wird. Die drohende Verarmung von Millionen älteren Menschen in Deutschland ist aber vor allem auf sinkende Reallöhne, den expansiven Niedriglohnsektor, entsprechende Reformen des Arbeitsmarktes und eine falsche Rentenpolitik zurückzuführen: Mit der Riester-Reform und weiteren Maßnahmen (Aussetzung der jährlichen Rentenanpassung, Beendigung der Beitragszahlungen für Langzeitarbeitslose usw.) wurde das für den Sozialstaat grundlegende Prinzip der Lebensstandardsicherung in der Rentenversicherung aufgegeben. Absehbare Folgen sind eine noch stärkere Polarisierung der Gesellschaft in Arm und Reich sowie eine »Reseniorisierung« der Armut. In diesem Band geben Expertinnen und Experten erstmals einen Überblick über die aktuellen Risiken, Erscheinungsformen und Ursachen von Altersarmut in Deutschland. Darüber hinaus diskutieren sie ein ganzes Bündel möglicher Maßnahmen für eine gerechte und solidarische Alterssicherung.Christoph Butterwegge (links), Prof. Dr., lehrte bis 2016 Politikwissenschaft an der Universität zu Köln. Er beschäftigt sich seit über einem Vierteljahrhundert mit der Kinderarmut und hat dazu sowohl Forschungsprojekte durchgeführt wie auch mehrere Bücher veröffentlicht. Gerd Bosbach (Mitte) ist Professor für Statistik sowie Wirtschafts- und Sozialforschung an der FH Koblenz. Matthias W. Birkwald ist rentenpolitischer Sprecher der Linksfraktion im Deutschen Bundestag.Inhalt Einleitung 9 I Altersarmut gestern, heute und morgen Die Entwicklung des Sozialstaates, Reformen der Alterssicherung und die (Re-)Seniorisierung der Armut 13 Christoph Butterwegge Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Gesetzlichen Rentenversicherung: Verhinderung von Armut im Alter? 42 Winfried Schmähl Altersarmut und Rentenreformvorschläge: Fallstricke einer einseitigen Debatte 65 Gerhard Bäcker Armut im Alter - ein Problem von gestern? Zur ideologischen Entsorgung der wachsenden sozialen Ungleichheit 80 Otker Bujard II Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen der Altersarmut Der Arbeitsmarkt als Armutsfalle Sind die Beschäftigten von heute die Altersarmen von morgen? 95 Jutta Schmitz Altersarmut ist überwiegend weiblich Frauen als Hauptleidtragende des Sozialabbaus 111 Carolin Butterwegge und Dirk Hansen Die Entwicklung der Alterseinkünfte in Ostdeutschland: Wende zum Besseren oder Wende zur Armut? 130 Alfred Spieler Gesundheitliche Ungleichheit im Alter - ein Armutszeugnis 144 Antje Richter-Kornweitz III Demografischer Wandel, »Generationengerechtigkeit« und Teilprivatisierung der Altersvorsorge Altersarmut und Methusalem-Lüge Wie die Senkung des Rentenniveaus mit demografischen Mythen begründet wird 163 Ernst Kistler und Falko Trischler Altersarmut in einem reichen Land Zur Logik eines scheinbaren Widerspruchs 175 Gerd Bosbach und Jens Jürgen Korff »Generationengerecht« in die Altersarmut 189 Daniel Kreutz Rentenpolitik unter Druck Einflussnahme und Lobbying der Finanzbranche am Beispiel der Riester-Rente 204 Diana Wehlau IV Zivilgesellschaftliche Positionen und Aktivitäten gegen Altersarmut Soziale Sicherheit im Alter - eine Frage der Solidarität! 227 Annelie Buntenbach Der Neue Generationenvertrag als Grundlage einer solidarischen Alterssicherung 244 Hans-Jürgen Urban und Axel Gerntke Die Gesetzliche Renten- zur Erwerbstätigenversicherung fortentwickeln! 256 Adolf Bauer Tafeln gegen Altersarmut? Grenzen privater Wohltätigkeit in der »Freiwilligengesellschaft« 267 Luise Molling und Stefan Selke V Vorschläge aus Parteien in der Diskussion Sozialdemokratische Konzepte zur Sicherung des Lebensstandards und zur Bekämpfung von Altersarmut 283 Anton Schaaf und Andrea Franz Randnotizen zum Rentendisput in der SPD 302 Ottmar Schreiner und Cansel Kiziltepe Die Grüne Bürgerrente gegen Altersarmut - garantiert für alle 322 Wolfgang Strengmann-Kuhn und Dirk Jacobi Für ein von Armut freies Leben im Alter! Die Solidarische Mindestrente im Rentenkonzept der LINKEN 334 Matthias W. Birkwald und Christian Brütt Daten zur Altersarmut in Deutschland und Europa 360 Literaturauswahl 382 Abkürzungsverzeichnis 387 Autor(inn)en 391

Christoph Butterwegge (links), Prof. Dr., lehrte bis 2016 Politikwissenschaft an der Universität zu Köln. Er beschäftigt sich seit über einem Vierteljahrhundert mit der Kinderarmut und hat dazu sowohl Forschungsprojekte durchgeführt wie auch mehrere Bücher veröffentlicht. Gerd Bosbach (Mitte) ist Professor für Statistik sowie Wirtschafts- und Sozialforschung an der FH Koblenz. Matthias W. Birkwald ist rentenpolitischer Sprecher der Linksfraktion im Deutschen Bundestag.

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Leseprobe
Einleitung

Während der vergangenen Dekaden galt Armut im Alter hierzulande eher als gesellschaftliche Randerscheinung. Jüngst ist sie jedoch wieder stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Seit die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung am 1. Januar 2003 eingeführt wurde, hat sich die Zahl der älteren Menschen, die sie in Anspruch nehmen (müssen), deutlich erhöht. Kein Wunder, dass es immer mehr Ruheständler/innen gibt, die einem Minijob nachgehen. Vielerorts gehören Senior(inn)en, die frühmorgens Zeitungen austragen oder in Müllcontainern nach Pfandflaschen suchen, denn auch längst zum »normalen« Stadtbild.

Da die soziale Lage vieler Älterer zu dramatisch ist, um länger totgeschwiegen werden zu können, verweisen etablierte Parteien, Massenmedien und Wissenschaftler zu ihrer Rechtfertigung meist auf die demografische Entwicklung. Wenn die Gesellschaft insgesamt altert und immer mehr gesetzliche Renten über einen immer längeren Zeitraum gezahlt werden müssen, weil die Lebenserwartung der Ruheständler/innen steigt, sind Kürzungen des Rentenniveaus scheinbar unausweichlich. Reformansätze wie die sog. Riester-Rente der Regierung Schröder/Fischer, Ursula von der Leyens »Zuschussrente« oder die »Solidarrente« der SPD bilden jedoch keine sinnvolle Alternative zu einer gesetzlichen Rente, die den Lebensstandard im Alter sichert und Armut verhindert. Denn je größer das Risiko ist, im Alter arm zu werden, desto weniger greifen die genannten Instrumente.

Als die etablierten Parteien das Prinzip der Lebensstandardsicherung bei der gesetzlichen Rente aufgaben, Formen der privaten Altersvorsorge in den Mittelpunkt rückten und eine »neue« Arbeitsmarktpolitik praktizierten, wurden die Weichen in Richtung vermehrter Altersarmut gestellt. Lückenhafte Erwerbsverläufe durch Mehrfach- und Langzeiterwerbslosigkeit, Nie­driglöhne und erzwungene Teilzeitbeschäftigung mit entsprechend geringen Beitragszahlungen sowie die Kürzungsfaktoren in der gesetzlichen Rentenformel werden in Zukunft noch tiefere Spuren hinterlassen. Die versprochenen Erträge privater Renten dürften für viele Menschen selbst bei stabilen Finanzmärkten kaum ausreichen, um ein Leben im Alter jenseits von Armut führen zu können. Dies wird vor allem die Einkommensschwächeren treffen.

Dieses Buch behandelt im ersten Kapitel grundlegende Aspekte des Themas. Dort wird nicht nur die Entwicklung des Sozialstaates, der Gesetzlichen Rentenversicherung und der Altersarmut nachgezeichnet, sondern auch ihr Verhältnis zueinander diskutiert und Reformbedarf angedeutet. Das zweite Kapitel ist den Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen der Armut im Alter gewidmet. Es geht um die Rolle des Arbeitsmarktes sowie den Einfluss des Geschlechts und der räumlichen Herkunft. Ein Beitrag zu gesundheitlichen Konsequenzen von Armut ergänzt diesen Teil. Im dritten Abschnitt werden bekannte Erklärungsansätze unter die Lupe genommen. Mehrere Autoren widerlegen die üblichen Begründungsmuster für Altersarmut wie Demografie, mangelnde »Generationengerechtigkeit« und ökonomische Sachzwänge. Nicht unerwähnt bleiben auch die von den Privatisierungsgewinnern im Rentenreformprozess angewandten Methoden zur Durchsetzung ihrer Interessen. Im vierten Abschnitt wird die Situation aus der Sicht mehrerer Organisationen beschrieben. Repräsentant(inn)en des Sozialverbandes Deutschland (SoVD), des DGB und der IG Metall knüpfen daran Überlegungen, wie das Problem gelöst werden kann. Eine wissenschaftliche Analyse der beschränkten Möglichkeiten privater Wohltätigkeit komplettiert dieses Kapitel. Der fünfte Abschnitt enthält Einschätzungen und Alternativvorschläge führender Renten- und Sozialpolitiker von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und der LINKEN. Eine kommentierte Datensammlung, eine Auswahlbibliografie, ein Abkürzungsverzeichnis und eine Kurzvorstellung der Verfasser/innen schließen den Band ab.

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Einleitung10
I Altersarmut gestern, heute und morgen12
Die Entwicklung des Sozialstaates, Reformen der Alterssicherung und die (Re-)Seniorisierung der Armut – Christoph Butterwegge14
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Gesetzlichen Rentenversicherung: Verhinderung von Armut im Alter? – Winfried Schmähl43
Altersarmut und Rentenreformvorschläge: Fallstricke einer einseitigen Debatte – Gerhard Bäcker66
Armut im Alter – ein Problem von gestern? Zur ideologischen Entsorgung der wachsenden sozialen Ungleichheit – Otker Bujard81
II Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen der Altersarmut94
Der Arbeitsmarkt als Armutsfalle – Sind die Beschäftigten von heute die Altersarmen von morgen? – Jutta Schmitz96
Altersarmut ist überwiegend weiblich – Frauen als Hauptleidtragende des Sozialabbaus – Carolin Butterwegge und Dirk Hansen112
Die Entwicklung der Alterseinkünfte in Ostdeutschland: Wende zum Besseren oder Wende zur Armut? – Alfred Spieler131
Gesundheitliche Ungleichheit im Alter – ein Armutszeugnis – Antje Richter-Kornweitz145
III Demografischer Wandel, »Generationengerechtigkeit« und Teilprivatisierung der Altersvorsorge162
Altersarmut und Methusalem-Lüge – Wie die Senkung des Rentenniveaus mit demografischen Mythen begründet wird Ernst Kistler und Falko Trischler164
Altersarmut in einem reichen Land Zur Logik eines scheinbaren Widerspruchs – Gerd Bosbach und Jens Jürgen Korff176
»Generationengerecht« in die Altersarmut Daniel Kreutz190
Rentenpolitik unter Druck Einflussnahme und Lobbying der Finanzbranche am Beispiel der Riester-Rente – Diana Wehlau205
IV Zivilgesellschaftliche Positionen und Aktivitäten gegen Altersarmut226
Soziale Sicherheit im Alter – eine Frage der Solidarität! – Annelie Buntenbach228
Der Neue Generationenvertrag als Grundlage einer solidarischen Alterssicherung – Hans-Jürgen Urban und Axel Gerntke245
Die Gesetzliche Renten- zur Erwerbstätigenversicherung fortentwickeln! – Adolf Bauer257
Tafeln gegen Altersarmut? – Grenzen privater Wohltätigkeit in der »Freiwilligengesellschaft« – Luise Molling und Stefan Selke268
V Vorschläge aus Parteien in der Diskussion282
Sozialdemokratische Konzepte zur Sicherung des Lebensstandards und zur Bekämpfung von Altersarmut – Anton Schaaf und Andrea Franz284
Randnotizen zum Rentendisput in der SPD – Ottmar Schreiner und Cansel Kiziltepe303
Die Grüne Bürgerrente gegen Altersarmut – garantiert für alle – Wolfgang Strengmann-Kuhn und Dirk Jacobi323
Für ein von Armut freies Leben im Alter! – Die Solidarische Mindestrente im Rentenkonzept der LINKEN – Matthias W. Birkwald und Christian Brütt335
Daten zur Altersarmut in Deutschland und Europa – Ausgewählt, erläutert und kommentiert von Jutta Schmitz361
Literaturauswahl383
Abkürzungsverzeichnis388
Autor(inn)en392

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