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E-Book

Arthur und seine Freunde

Neues vom Hund, der den Dschungel durchquerte, um ein Zuhause zu finden

AutorMikael Lindnord
VerlagEdel Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783841906267
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Die Geschichte vom Hund Arthur und Mikael Lindnord hat Menschen auf der ganzen Welt begeistert und bewegt. Bei einer Extremsport-Weltmeisterschaft in Ecuador begegneten sich der Straßenhund und der Sportler im Dschungel. Fortan wich Arthur Mikael nicht mehr von der Seite. Inzwischen ist er das fünfte Mitglied der Familie Lindnord und fühlt sich in Schweden pudelwohl. Jetzt erzählt Mikael, wie es Arthur in seiner Familie geht und was sie gemeinsam inzwischen erlebt haben - Reisen, Sport, aber auch dramatische Episoden wie eine schwere Krankheit. Zahlreiche Fans aus der ganzen Welt schickten Mikael bewegende Geschichten über gerettete Hunde und wie sie das Leben ihrer Menschen bereichern. Die besten dieser Geschichten von Arthurs »Freunden« finden sich in diesem Buch.

Mikael Lindnord ist nicht nur Adventure Racer und Wettkampfveranstalter, sondern auch Ehemann, Vater und seit November 2014 auch Hundevater. Er hätte sich niemals träumen lassen, dass er einmal eine so intensive Beziehung zu einem Hund aufbauen würde wie zu Arthur. Zusammen mit seiner Frau Helena, den beiden Kindern Philippa und Thor und natürlich Arthur lebt und arbeitet Mikael in Örnsköldsvik, Schweden.

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Leseprobe

Kapitel 1


Im Herzen des Dschungels


„Geh noch einen Schritt weiter, das schaffen nicht viele.“

Dschungel von Ecuador, November 2014


Die Vegetation wurde immer undurchdringlicher und mit jedem Schritt blieb mehr Schlamm an unseren Schuhen hängen. Alle vier Mitglieder unseres Teams waren wahrscheinlich so erschöpft wie nie zuvor und das ist bei unserer Extremsportart ein Zustand, den sich die meisten wohl überhaupt nicht mehr vorstellen können.

Ich betrachtete unser neues, fünftes Teammitglied: einen verdreckten, verletzten Hund, der vor Matsch und Blut nur so starrte. Bei seinem zähen Trott durch den Schlamm, aus dem er mühevoll Pfote für Pfote wieder herauszog, konnte man erkennen, dass irgendwo unter der Schmutzschicht ein wunderschön goldfarbenes Tier steckte. Während wir uns Seite an Seite weiter vorwärtskämpften, fiel mir auf, dass ich unbewusst in sein Tempo gefallen war. Ich wollte mich weder vor ihn setzen, da es ihm offenbar schon schwerfiel, mit uns Schritt zu halten, noch wollte ich so langsam werden, dass alle Hoffnung dahin wäre, in diesem zunehmend mörderischen Rennen das Ziel noch zu erreichen.

Die Weltmeisterschaft war – und ist – der Höhepunkt des Jahres für jeden Adventure-Racer. Und es war dieses Rennen tief im Dschungel von Ecuador, auf das wir uns in monatelangem herzzerfetzenden, muskelschindenden Training vorbereitet hatten. Staffan, Karen, Simon und ich waren als Team aus vier durchtrainierten Sportlern aufgebrochen, entschlossen, unter die ersten drei der Weltrangliste zu kommen, wenn nicht gar auf Platz eins. Und jetzt musste ich, der Kapitän dieses Teams, feststellen, dass ich durch diesen Hund abgelenkt war, der sich an meiner Seite vorwärtskämpfte.

Offenbar wollte er kein Mitleid, er schien einfach entschlossen mir nicht von der Seite zu weichen. Dabei hatte ich ihn lediglich bemerkt, mit ihm geredet und ihm etwas zu fressen gegeben. Und doch fühlte ich mich bei all der fieberhaften Anstrengung mitten im Dschungel ebenso zu dieser abgekämpften Kreatur hingezogen wie sie sich anscheinend zu mir.

Irgendwann war er plötzlich weg; er schoss ins Unterholz davon, einem Tier hinterher, das nur er sehen oder wittern konnte. Ich sagte mir, dass er jetzt wahrscheinlich endgültig weg sei, unterwegs in irgendeiner Mission, von der man als Mensch keine Ahnung haben könne, und dass ich mir wahrscheinlich nur eingebildet hätte, da sei irgendeine Bindung zwischen uns beiden gewesen. Ich biss mir auf die Lippe und dachte, ich würde ihn nie wiedersehen. Dass ein Hund – irgendein Streuner, der aus dem Nichts aufgetaucht war – eine solche Wirkung auf mich haben sollte, konnte ich nicht glauben.

Und dann, fast so plötzlich, wie er verschwunden war, war er wieder da. Unbeirrt schaute er voraus und trottete entschlossen neben mir her, als wäre er nie weg gewesen.

Vielleicht war das der Augenblick, in dem ich begriff, dass dieser Hund und ich immer Seite an Seite unterwegs sein würden.

Örnsköldsvik, November 2015


Bikehandschuhe? Check! Moskitonetz? Check! Trekkingschuhe? Check! Als ich im Wohnzimmer mein Equipment für den Flug nach Brasilien und das nächste Weltmeisterschaftsrennen sortierte, dachte ich daran, wie ich vergangenes Jahr um diese Zeit alles wie gewohnt für Ecuador vorbereitet hatte. Damals hatte mir Helena geholfen und manchmal war mir unsere kleine Philippa ein bisschen in die Quere gekommen, aber jetzt herrschte Trubel im ganzen Haus, denn drüben in der Küche machte sich mein drei Monate alter Sohn Thor bemerkbar.

Zu meinen Füßen ruhte das andere neue Familienmitglied, Arthur mit seinem inzwischen gepflegten goldfarbenen Fell. Er lag auf seiner glänzend schwarzen Matte, die eine Pfote wie üblich untergeschlagen, und während ich meine Ausrüstung zurechtlegte, sah er entspannt zu mir auf, als wollte er sagen: „Ich weiß, was du machst. Und das bedeutet, dass du weggehst. Aber ich weiß, du kommst zurück. Darauf kann ich mich ja verlassen.“

Ich legte die Tasche hin, in der ich gerade Stirnlampe und Batterien verstaut hatte, und ging zu ihm. Ich wusste, dass er mir vertraute, hatte aber irgendwie das Gefühl, dass eine kleine Bestätigung angebracht war.

„Hey, du“, sagte ich, als ich mich vor ihn hinkniete. „Du weißt doch, dass ich wiederkomme, oder?“ Ich kraulte ihn hinter seinen dunkelgoldenen Ohren und schaute ihn an, wobei sich unsere Nasen fast berührten. Arthurs Augen – mit der charakteristischen schwarz umränderten bernsteinfarbenen Iris, die seine weise, stille Ausstrahlung noch zu betonen schien – schauten mich unverwandt an.

Ich gab ihm einen schnellen Kuss auf die Nasenspitze und drehte mich um, um meinen Sohn auf den Arm zu nehmen. Thor schwenkte beide Arme in Arthurs Richtung, also hielt ich ihn näher hin, damit er ihn begrüßen konnte. Als seine winzige, pummelige Hand ihn erreichen konnte, drückte er freundlich Arthurs Nase.

Arthur, ganz würdevoller Gentleman-Hund, blieb vollkommen ruhig und sanft, genau wie bei seinem ersten Zusammentreffen mit dem neugeborenen Thor. Er legte nur seinen Kopf auf die Pfote, blickte zu uns auf, von einem zum anderen, seufzte kurz und schloss die Augen.

So vertraut ich mit den üblichen Vorbereitungen auch war, so seltsam fühlte es sich dieses Jahr an, eine vierköpfige Familie zurückzulassen.

Es war fast auf den Tag genau ein Jahr her, dass ich Arthur begegnet war, aber es kam mir vor, als hätte er schon immer zu uns gehört. Tatsächlich fällt es mir und auch Helena schwer, an eine Zeit ohne Arthur zurückzudenken, und wir können uns kaum vorstellen, wie wir je einen Tag geplant haben, ohne ihn einzubeziehen.

Oft werde ich gefragt, wie er uns verändert hat und wie wir es geschafft haben, plötzlich einen Hund in unser Leben zu integrieren. Darauf weiß ich nur eine Antwort: Er gehört einfach zur Familie, nicht mehr und nicht weniger.

Brasilianischer Regenwald, November 2015


Die Weltmeisterschaft in Brasilien war wie immer eine große Herausforderung und ein bedeutendes Rennen für uns als Team. Es sah ganz danach aus, als könnten wir unseren Platz unter den besten Fünf der Welt verteidigen, wenn wir so gut abschnitten, wie wir hofften, und als eines der sechs besten Teams ins Ziel kamen. Wir wussten, dass wir das schaffen konnten, und hatten wie immer monatelang trainiert, um uns auf das Highlight des Jahres vorzubereiten. Wie damals vor der Reise nach Ecuador hatten wir wieder und wieder unser Equipment überprüft und unsere Strategie besprochen und wir waren ausgeruht und fit durch unser intensives Training – zu Hause wie im Trainingscamp in der Türkei.

Wie die Planer der Strecke angekündigt hatten, sollte das Rennen durch das Feuchtgebiet Pantanal in Westbrasilien so anspruchsvoll wie unvergesslich werden. Sie hatten mit beidem nicht übertrieben.

Ich bin in meiner Karriere als Adventure-Racer an vielen ungemütlichen und gefährlichen Orten gewesen, aber dieser brach wahrscheinlich alle Rekorde. Wir wurden vor Jaguaren, Wildschweinen, Krokodilen und Schlangen gewarnt, von Tropischen Riesenameisen, Vogelspinnen und Moskitos ganz zu schweigen. Näher kommt man an Indiana Jones nicht heran.

Außerdem stellten die Organisatoren weder Schlaf- oder Ruhevorschriften auf, noch gab es vorgeschriebene Dark Zones, die nur bei Tageslicht bestritten werden durften – es zählte allein, wer als Erster durchs Ziel kam. Die Karten waren bestenfalls skizzenhaft, das Terrain war so sumpfig und schwierig, wie wir es nur in den schlimmsten Fällen erlebt hatten, und dazu kamen Temperaturen über vierzig Grad Celsius.

Unser Team war anders zusammengesetzt als noch in Ecuador: Zu Staffan und mir kamen Marika und Jonas. Doch wir waren gut eingespielt und ich freute mich, dass wir im Sommer bei den „Chile Series“ Zweite geworden waren. Es würde ein hartes Rennen werden, doch darauf waren wir ausreichend vorbereitet, glaubte ich.

Eine Racerin aus einem anderen Team hatte am Morgen vor dem Start eine Grundschulklasse besucht, mit den Kindern gesprochen und gemeinsam gelesen. Sie wurde gefragt, ob sie sich vor Jaguaren fürchte. Als sie zurückfragte, ob sie denn Angst haben müsse, nickten alle lange und ernst. Wie sich herausstellte, hatte jedes der Kinder bereits einen Jaguar gesehen. Ich war mir nicht sicher, ob die Tatsache, dass alle das Zusammentreffen überlebt hatten, mir Mut machen sollte oder ob ich mir Sorgen machen musste, dass wir nicht so viel Glück haben würden.

Am Anfang des Rennens stand eine Kajaketappe flussaufwärts. So schön, wie sich das anhört, war nur die erste Stunde. Schon bald wurde es drückend heiß, eins unserer Boote leckte und Wolken ausgehungerter Moskitos fielen über uns her. Da das Warten auf ein neues Boot wertvolle Zeit verschlungen hatte, versuchten wir auf der folgenden Trekkingetappe so schnell wie möglich durch den Wald zu gelangen. Vielleicht zu schnell, doch noch fühlten wir uns für ein zügiges Tempo frisch genug und joggten, so oft es möglich war.

Den Kopf gesenkt und ganz auf den Pfad konzentriert registrierte ich kaum die Spuren der Dschungelbewohner, die vor uns hier gewesen waren. Doch als ich den Untergrund genauer betrachtete, bemerkte ich riesige Pfotenabdrücke. Durch unsere Laufgeräusche hörte ich zuerst nicht das bedrohliche Rascheln ein paar Meter weiter rechts. Da ich den anderen gerade ein Stück voraus war, hielt ich an, um zu lauschen, ob ich mir das nicht nur einbildete. Nein – da...

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