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Assessment Center zur Potenzialanalyse (Reihe: Wirtschaftspsychologie)

AutorHeinz Schuler
VerlagHogrefe Verlag Göttingen
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl409 Seiten
ISBN9783840920356
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis43,99 EUR

Kein eignungsdiagnostisches Verfahren hat in den letzten 20 Jahren eine so steile Karriere gemacht wie das Assessment Center. Doch während Tests und Interviews verbessert wurden, hat das Assessment Center trotz hohen Aufwands an Qualität verloren: Die Reliabilität ist gering, die Validität hat abgenommen und liegt jetzt unter dem durchschnittlichen Prognosewert einzelner Arbeitsproben und strukturierter Auswahlgespräche.

Einige der weltweit führenden Wissenschaftler beschreiben in diesem Band die aktuelle Datenlage, geben neue Erklärungen für die festgestellten Unzulänglichkeiten und zeigen Möglichkeiten der Verbesserung auf. An praktischen Verfahrensbeispie-len wird dargelegt, wie Assessment Center zu gestalten sind, um hohe Prognosegenauigkeit und hohen monetären Nutzen zu gewährleisten.

Für alle, die sich auf den aktuellen Wissensstand bringen und das Assessment Center in einer Form praktizieren möchten, die seinem Ruf, seinem Aufwand und dem Gewicht der nachfolgenden Personalentscheidungen gerecht wird, ist dieses Buch eine unentbehrliche Informationsquelle.

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Kapitelübersicht
  1. Inhalt
  2. Teil I: Gegenstand und Überblick
  3. Teil II: Anforderungen, Dimensionen, Konstrukte
  4. Teil III: Kriterienbezogene Validität
  5. Teil IV: Reliabilitätssicherung
  6. Teil V: Anwendungsbereiche
  7. Die Autorinnen und Autoren des Bandes
  8. Personenverzeichnis
  9. Sachverzeichnis
Leseprobe

4 Transparenz der Anforderungsdimensionen: ein Moderator der Konstrukt- und Kriteriumsvalidität des Assessment Centers ( S. 70)

Martin Kleinmann, Klaus G. Melchers, Cornelius J. König und Ute-Christine Klehe
4.1 Einleitung
Dass Assessment Center prognostisch valide Verfahren sind, ist durch viele Studien eindrucksvoll belegt (Gaugler, Rosenthal, Thornton &, Bentson, 1987, vgl. auch Thornton et al., in diesem Band). Ebenfalls gut dokumentiert ist allerdings, dass die intendierten Konstrukte nur in geringem Maße erfasst werden. So konnten beispielsweise Sackett und Dreher (1982) in ihren Assessment Centern keinerlei konvergente und diskriminante Validität der Konstrukte nachweisen.

Dieses Validitätsparadoxon führte nun zu einer Reihe von Forschungsaktivitäten (vgl. Kleinmann, 1997a), die das Ziel hatten, es zu verstehen und aufzulösen. Für den einen Aspekt, die geringe Konstruktvalidität, kann jede Komponente des Assessment Center-Verfahrens einzeln oder in Kombination mit anderen verantwortlich sein.

Zum Beispiel könnten die Beobachter nicht in der Lage sein, adäquat zu beobachten und zu bewerten, die Übungen könnten ungeeignet sein, genügend beobachtbares Verhalten zu ermöglichen, oder die Anforderungsdimensionen könnten untauglich sein, reliable und stabile Messungen zuzulassen. Und schließlich kann das Teilnehmerverhalten ursächlich für die geringe Konstruktvalidität sein.

Die Teilnehmer könnten sich zum einen über verschiedene Übungen hinweg unterschiedlich konsistent verhalten (vgl. Kuptsch, Kleinmann &, Köller, 1998). Zum anderen kann aber auch die mangelnde Transparenz dessen, was von den Teilnehmern als Zielverhalten im Assessment Center erwartet wird, für dessen geringe Konstruktvalidität verantwortlich sein – wie allerdings auch für ihre vorhandene prädiktive Validität.

Letzterer Erklärungsansatz hat den Vorteil, dass er nicht nur die geringe Konstruktvalidität alleine erklären kann, sondern hilft, das gesamte Validitätsparadoxon aufzulösen. Assessment Center sind in mindestens zweifacher Hinsicht für die Teilnehmer intransparent: Weder sind ihnen die Beurteilungsdimensionen bekannt, noch besteht Kenntnis über die Verhaltensweisen, die für die jeweiligen Beurteilungsdimensionen relevant sind.

Die Teilnehmer werden sinnvollerweise jedoch nicht lediglich passiv auf ihre Bewertung warten, sondern versuchen, möglichst gut bewertet zu werden. Entsprechendes Impression- Management (Tedeschi, 1981) der Teilnehmer wäre die Folge. Orne (1962) entwickelte in diesem Zusammenhang das Konstrukt der „demand characteristics".

Quellen für „demand characteristics" über erwünschtes Verhalten im Assessment Center könnten z. B. bisherige Vorerfahrungen mit Assessment Centern, das Image der Firma, die räumlichen Rahmenbedingungen, das Übungsmaterial oder das Verhalten der Beobachter bzw. der anderen Teilnehmer sein. Für das Assessment Center bedeuten diese Annahmen, dass neben den tatsächlichen Fähigkeiten/Fertigkeiten auch die adäquate Wahrnehmung der Situation das Abschneiden im Assessment Center maßgeblich beeinflussen würde, d. h. das Erkennen der „richtigen" – weil bewerteten – Dimensionen.

Wären alle Übungen vollständig transparent, dann wüssten alle Personen, welche Dimensionen bewertet werden. In diesem Falle könnten Probleme ausgeschlossen werden, die durch die Unterschiedlichkeit der Hypothesen der Teilnehmer über das Verhalten, das sie zeigen sollen, verursacht würden. Wären die Anforderungen hingegen intraindividuell bzw. interindividuell unterschiedlich transparent, hätte dies Auswirkungen auf die Konstruktvalidität und eventuell auch auf die Kriteriumsvalidität.

Der Effekt der unterschiedlichen Transparenz auf die Konstruktvalidität lässt sich folgendermaßen erklären: Falls identische Anforderungsdimensionen in verschiedenen Übungen intraindividuell unterschiedlich transparent sind, würden das Verhalten und damit die Bewertung der Teilnehmer in diesen Dimensionen variieren.

Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Teil I: Gegenstand und Überblick12
1 Assessment Center als multiples Verfahren zur Potenzialanalyse: Einleitung und Überblick14
1.1 Gegenstand, Verbreitung und Einsatzzwecke14
1.2 Verfahrenselemente16
1.3 Historische Entwicklung18
1.4 Die methodische Wende21
1.5 Die Bedeutung der Multimodalität26
1.6 Die Kapitel dieses Bandes32
Literatur44
2 Assessment Center-Forschung und -Anwendung: eine aktuelle Bestandsaufnahme48
2.1 Aktuelle Entwicklungen in der Assessment Center- Anwendung48
2.2 Aktuelle Entwicklungen in der Assessment Center- Forschung55
2.3 Epilog62
Literatur62
Teil II: Anforderungen, Dimensionen, Konstrukte70
3 Arbeitsproben im Assessment Center72
3.1 Begriffsbestimmung72
3.2 Validität von Arbeitsproben und Assessment Centern75
3.3 Arbeitsproben zur Leistungsbeurteilung76
3.4 Arbeitsproben und Intelligenztests: Zusammenhang und inkrementelle Validität77
3.5 Fairness von Arbeitsproben78
3.6 Schlussfolgerung78
Literatur79
4 Transparenz der Anforderungsdimensionen: ein Moderator der Konstrukt- und Kriteriumsvalidität des Assessment Centers81
4.1 Einleitung81
4.2 Intransparenz von Assessment Centern82
4.3 Konsequenzen der Intransparenz für die Bewertung85
4.4 Konsequenzen für die Konstruktvalidität86
4.5 Konsequenzen für die pä‚diktive Validität87
4.6 Diskussion und Ausblick89
Literatur90
5 Methodenfaktoren statt Fehlervarianz: eine Metaanalyse der Assessment Center- Konstruktvalidität92
5.1 Hintergrund92
5.2 Die vorliegende Studie97
5.3 Methode98
5.4 Ergebnisse100
5.5 Diskussion106
Literatur111
6 Weshalb Assessment Center nicht in der erwarteten Weise funktionieren120
6.1 Hintergrund120
6.2 Lösung des Konstruktvaliditätsproblems123
6.3 Konsequenzen131
Literatur133
7 Assessment Center und Persönlichkeitstheorien137
7.1 Fragestellung und Untersuchungsziel137
7.2 Assessment Center als methodisches Instrument138
7.3 Gesamt-Assessment Center und Persönlichkeitsmodelle139
7.4 Moderator und Persönlichkeitstheorie146
7.5 Beobachter und Persönlichkeitstheorie149
7.6 Teilnehmer und Persönlichkeitstheorie150
7.7 Assessment Center-Übungen und Persönlichkeitstheorie152
7.8 Rückblick und Zusammenfassung154
Literatur155
8 Interpersonalität im Assessment Center: Grundlagenmodelle und Umsetzungsmöglichkeiten158
8.1 Einleitung158
8.2 Interpersonalität im Assessment Center: Grundlagen159
8.3 Interpersonalität im Assessment Center: Umsetzung167
8.4 Zusammenfassung176
Literatur176
Teil III: Kriterienbezogene Validität180
9 Die prädiktive Validität des Assessment Centers - eine Metaanalyse182
9.1 Problemstellung182
9.2 Methode185
9.3 Ergebnisse190
9.4 Diskussion194
9.5 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen198
Literatur199
10 Kriterienbezogene Validität des Assessment Centers: lebendig und wohlauf?203
10.1 Literatursuche204
10.2 Kodierung204
10.3 Metaanalytisches Vorgehen205
10.4 Ergebnisse207
10.5 Diskussion208
Literatur211
11 Evaluation zweier Potenzialanalyseverfahren zur internen Auswahl und Klassifikation214
11.1 Einleitung214
11.2 Zielsetzungen und Erwartungen214
11.3 Vorgehen215
11.4 Evaluation des Potenzialanalyseverfahrens "nach Bankkaufmann" ( PA2)220
11.5 Evaluation des Potenzialanalyseverfahrens "Führung/ komplexe Beratung" ( PA3)228
11.6 Bewertung der Potenzialanalyseverfahren durch Teilnehmer und Assessoren234
11.7 Monetärer Nutzen des Einsatzes der Potenzialanalyseverfahren240
11.8 Fazit242
Literatur243
Teil IV: Reliabilitätssicherung244
12 Reliabilität und Trainingseffekt246
12.1 Einführung246
12.2 Retestreliabilität und Paralleltest-Reliabilität des Assessment Centers249
12.3 Trainierbarkeit von Assessment Center-Einzelverfahren249
12.4 Trainierbarkeit der Assessment Center-Gesamtleistung251
12.5 Einfluss von Assessment Center-Vorerfahrung und Vorbereitung auf die Assessment Center- Leistung252
12.6 Schlussfolgerungen und Diskussion261
Literatur263
13 Entwicklung paralleler Rollenspiele267
13.1 Theoretische Überlegungen267
13.2 Ausgangssituation und Zielsetzung267
13.3 Vorgehen269
13.4 Erarbeitung von parallelen Rollenspielen270
13.5 Erste Expertenbefragung270
13.6 Empirische Parallelitätsprüfung273
13.7 Ergebnisse der zweiten Expertenbefragung281
13.8 Fazit283
Literatur284
14 Die Assessment Center-Bewertung als Ergebnis vieler Faktoren: Differenzierung von Einflussquellen auf Assessment Center- Beurteilungen mithilfe der Generalisierbarkeitstheorie285
14.1 Mangelhafte Assessment Center-Konstruktvalidität: ein Befund mit vielen möglichen Ursachen285
14.2 Zielsetzung der Arbeit und Grundprinzip der Herangehensweise286
14.3 Informationen zum analysierten Assessment Center292
14.4 Ergebnisse der Generalisierbarkeitsstudien295
14.5 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen zur Assessment Center- Konstruktvalidität302
Literatur303
Teil V: Anwendungsbereiche306
15 Potenzialanalysen als Grundlage von Personalentscheidungen in einer Dienstleistungsorganisation308
15.1 Zielsetzung und Grundkonzeption308
15.2 Anforderungsanalyse311
15.3 Anforderungsdimensionen312
15.4 Eignungsdiagnostische Verfahren312
15.5 VerfahrensÜberprüfung320
15.6 Bestimmung der Eignung für die Tätigkeitsbereiche321
15.7 Ergebnisinformation für die Personalverantwortlichen und individuelle Rückmeldung an die Teilnehmer322
Literatur322
16 Assessment Center zur Auswahl von Verkehrsflugzeugführern324
16.1 Einführung324
16.2 Anforderungen an Flugzeugführer325
16.3 Das DLR-Auswahlprogramm für Nachwuchsflugzeugführer328
16.4 Qualitätssicherung des Auswahlprogramms332
16.5 Aktuelle Problemstellungen in der (DLR-)Diagnostik337
Literatur338
17 Vorauswahlmethoden für Assessment Center: Referenzmodell und Anwendung341
17.1 Nutzen von Vorauswahlverfahren341
17.2 Verfahren der Vorauswahl342
17.3 Projektbeschreibung und Prozess345
17.4 Stichprobe347
17.5 Ergebnisse349
17.6 Diskussion352
Literatur353
18 Assessment Center als Auswahlverfahren zur Entsendung von Mitarbeitern ins Ausland357
18.1 Hintergrund der Studie358
18.2 Methode360
18.3 Ergebnisse363
18.4 Diskussion366
Literatur368
19 Interkulturelle Unterschiede in der Assessment Center- Anwendung370
19.1 Anforderungsanalyse und Anforderungsdimensionen373
19.2 Art der Übungen377
19.3 Beobachterpool, Beobachtersysteme und Beobachtertraining378
19.4 Transparenz für die und Information der Assessment Center- Teilnehmer sowie der Feedbackprozess381
19.5 Evaluation des Assessment Centers385
19.6 Ausblick387
Literatur387
Die Autorinnen und Autoren des Bandes390
Personenverzeichnis392
Sachverzeichnis402
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