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Aufbau und Instrumente der Europäischen Zentralbank und des amerikanischen Federal Reserve System?

Eingehende Analyse der unkonventionellen Maßnahmen nach der Finanzkrise 2007

AutorStephanie Isabella Schönfelder
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl86 Seiten
ISBN9783656885696
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich VWL - Finanzwissenschaft, Note: Sehr gut, Karl-Franzens-Universität Graz (Institut für Finanzwirtschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit beschäftigt sich mit den zwei größten Zentralbanken der Welt - der Europäischen Zentralbank einerseits und der Federal Reserve andererseits. Neben den Grundlagen der Geldtheorie wird auf die unterschiedlichen Strukturen, Ziele und eingesetzten Instrumente der beiden Notenbanken eingegangen. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit werden zunächst die geldpolitischen Übertragungswege genauer analysiert, deren Funktionieren für einen reibungslosen Transmissionsmechanismus der geldpolitischen Instrumente unabdingbar ist. Anschließend erfolgt eine genaue Erörterung der verschiedenen unkonventionellen Maßnahmen, die von den beiden Notenbanken zur Bewältigung der Krise eingesetzt wurden. Die abschließende Analyse widmet sich den erzielten Erfolgen, aber auch Risiken die durch diese Zentralbankeninterventionen hervorgerufen wurden. Außerdem wird der Frage nachgegangen, inwieweit diese Instrumente Einfluss auf die Geldmenge hatten und ob es tatsächlich zu einer gefürchteten Hyperinflation kommen wird. Seit Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2007 greifen sowohl die EZB als auch die Fed auf sogenannte 'unkonventionelle' Maßnahmen zurück um die Erreichung ihrer festgelegten Ziele zu gewährleisten. Dabei setzten beide Notenbanken auf eine sehr expansive Geldpolitik, wobei die Federal Reserve mit Quantitative Easing und die Europäische Zentralbank mit Credit Easing versuchen einen Weg aus der Krise zu finden. Experten und Medien warnten zu Beginn, dass diese Geldpolitik und die damit einhergehende Geldschwemme der Märkte zu enormen Inflationsraten und somit zu einer Verschärfung der Krise führen würden.

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Leseprobe

2 Geldtheorie


 

Der tägliche Gebrauch und die Akzeptanz von Geld sind für die Menschen selbstverständlich und werden selten in Frage gestellt. In diesem Kapitel sollen dem Leser die Funktionen und notwendigen Eigenschaften des Geldes nähergebracht werden.

 

2.1 Funktionen des Geldes


 

Im Allgemeinen wird unter Geld jegliches Zahlungsmittel verstanden, welches in einer Volkswirtschaft zur Bezahlung von Waren, Dienstleistungen oder sonstigen Zahlungsverpflichtungen genutzt werden kann. Aus ökonomischer Sicht wird Geld anhand seiner Funktionen definiert, sodass alle Zahlungsmittel, die diese erfüllen, als solches bezeichnet werden können. Die drei traditionellen Funktionen des Geldes umfassen die Tauschmittel-, Rechen- sowie Wertaufbewahrungsfunktion. Diese von Hicks als „Triade des Geldes“[1] bezeichneten Funktionen werden nachfolgend näher erläutert.[2]

 

Tausch- und Zahlungsmittelfunktion

 

Der Erwerb von Gütern oder Dienstleistungen wird durch Geld erheblich vereinfacht. Während man beim Naturaltausch noch Ware gegen Ware tauschen musste, ermöglicht Geld einem die Beschaffung von Gütern, ohne dabei gleichzeitig ein anderes Gut verkaufen zu müssen. Zahlungsvorgänge können somit durch Geld wesentlich einfacher abgewickelt werden. Zudem können die durch den Naturaltausch entstehenden Transaktions- und Informationskosten (Transport der Ware, Verhandlungen über das Tauschverhältnis, etc.) durch die Zahlungsmittelfunktion des Geldes vermieden werden.[3]

 

Die Voraussetzung dafür, dass Geld als allgemeines Zahlungsmittel einer nationalen Volkswirtschaft akzeptiert wird, ist zum einen eine implizite Akzeptanz der Wirtschaftssubjekte hinsichtlich der Zahlungsmittelfunktion und zum anderen eine sachliche Tauschfreiheit. In einer kapitalistischen Marktwirtschaft muss eine freie Preisbildung auf den Märkten herrschen, damit es zu einem Ausgleich von Angebot und Nachfrage kommt. Ist dies nicht der Fall, wie beispielsweise in einem sozialistischen Wirtschaftssystem, werden die Verkäufer zu den festgelegten Preisen entweder nicht liefern oder die Kunden nicht kaufen. Es kommt zu einer Hortung von Gütern und in weiterer Folge zur Entstehung von Schwarzmärkten, da Geld seine Tausch- und Zahlungsmittelfunktion eingebüßt hat.[4]

 

Rechenfunktion

 

Geld stellt eine Bezugseinheit (numéraire) dar, sodass der Wert aller Güter einer Volkswirtschaft durch eine einzige Größe ausgedrückt werden kann. Dieser Wertmaßstab macht einen direkten Vergleich unterschiedlicher Güter möglich.[5] Die Verhältnisse, in denen Waren gegen Waren getauscht werden können, werden als Tauschrelationen bezeichnet. Der Preis eines Gutes ist nichts anderes als ein solches realwirtschaftliches Tauschverhältnis in Bezug auf eine Geldeinheit. Ohne Bezugseinheit ist die Anzahl der Tauschrelationen außerordentlich hoch und verursacht zudem enorme Kosten im Hinblick auf die Informationsbeschaffung. Führt man nun eine allgemeine Bezugseinheit ein, so kann die Zahl der Tauschrelationen von (n2-n)/2 auf (n-1) reduziert werden. [Ein Rechenbeispiel hierzu findet sich zur Veranschaulichung im Anhang.] Das Ergebnis ist eine erhebliche Senkung der Informationskosten.[6]

 

Wertaufbewahrungsfunktion

 

Unter der Bedingung, dass der Wert des Geldes über einen längeren Zeitraum keinen starken Schwankungen unterliegt, wird es den Wirtschaftssubjekten durch die Wertaufbewahrungsfunktion ermöglicht, ihre Kaufkraft in die Zukunft zu übertragen. Sind die ausreichende Stabilität des Geldes und eine zeitliche Tauschfreiheit sichergestellt, können Kauf- bzw. Verkaufsentscheidungen von den Marktakteuren zeitunabhängig getroffen werden. Zudem kann aufgrund der Wertstabilität mittels der Anhäufung von Geld ein Vermögen akkumuliert werden, welches im Gegensatz zu anderen Wertaufbewahrungsmitteln (z.B.: Haus, Schmuck) den Vorteil bietet, dass es liquide ist. Der ökonomische Nutzen dieser Geldfunktion liegt in der Vielzahl an Konsum- bzw. Investitionsentscheidungen, die sie den Marktteilnehmern eröffnet.[7]

 

Damit ein Zwischenzahlungsmittel die zuvor beschriebenen Funktionen erfüllen kann, muss es zudem bestimmte ökonomische und technische Eigenschaften besitzen. Ökonomisch gesehen besitzt ein Gut nur dann einen Wert, wenn es knapp ist. Ist das Angebot nicht auf natürliche Weise begrenzt, wie beispielsweise bei Gold oder anderen Edelmetallen, so muss eine künstliche Knappheit erzeugt werden. Bei den technisch zu erfüllenden Merkmalen handelt es sich um Homogenität, Teilbarkeit, Haltbarkeit, Seltenheit, aber auch Fälschungssicherheit und geringe Herstellkosten. Selbst wenn all diese Eigenschaften von einem Zahlungsmittel erfüllt werden, ist die Funktionsfähigkeit aber erst dann garantiert, wenn sein Tauschwert bzw. seine Kaufkraft über einen längeren Zeitraum stabil bleibt.[8]

 

2.2 Geldmengenkonzept


 

Geld kann seine grundlegenden Funktionen in unterschiedlichen Erscheinungsformen ausüben. Zu den bekanntesten Formen zählt das Bargeld, entweder in der Form von Münzen oder vorzugsweise als Banknoten. Diese national festgelegten, gesetzlichen Zahlungsmittel müssen von jedermann zur Tilgung von Zahlungsverpflichtungen akzeptiert werden. Die in den Industrieländern am meisten verbreitete Erscheinungsform ist jene des Buch- oder Giralgeldes, die im Allgemeinen auch als Sichteinlagen bezeichnet wird. Darunter versteht man Einlagen bei Banken, die jederzeit fällig sind und dem Zahlungsverkehr dienen. Sie stellen nicht verbriefte Forderungen der Kunden (Nichtbanken[9]) gegenüber der Bank dar und können zu jedem Zeitpunkt in ein gesetzliches Zahlungsmittel umgetauscht werden. Die Bezeichnung Buchgeld resultiert daraus, dass es lediglich durch eine Eintragung in den Büchern der Bank existiert. Dieses Giralgeld ermöglicht einen bargeldlosen Zahlungsverkehr zwischen Kreditinstituten. Sowohl das Bargeld als auch die Sichteinlagen erfüllen alle Merkmale des Geldes und können deshalb eindeutig als solches bezeichnet werden.[10]

 

Schwieriger gestaltet sich die Abgrenzung bei geldnahen Anlagen, die annähernd gleiche Eigenschaften wie Geld besitzen, jedoch aufgrund ihrer eingeschränkten Zahlungsmittelfähigkeit nicht als solches eingestuft werden können. Zu solchen Geldsurrogaten zählen unter anderem Termin- und Spareinlagen, welche für Zahlungszwecke erst in Bar- oder Buchgeld umgetauscht werden müssen. Während bei den Termingeldern erst nach einer bestimmten Laufzeit (Festgelder) bzw. nach Ablauf einer zuvor festgelegten Kündigungsfrist (Kündigungsgelder) über das Geld verfügt werden kann, sind Spareinlagen nicht von vornherein als befristete Geldanlagen zu sehen, sondern bedürfen immer einer Kündigung.[11] Abhängig davon, wie gut die verschiedenen Erscheinungsformen des Geldes ihre Tauschmittelfunktion erfüllen, lassen sie sich in unterschiedliche monetäre Aggregate (M1, M2, M3) einteilen. Tabelle 1 zeigt übersichtlich, aus welchen Vermögenswerten sich die einzelnen Geldmengenaggregate zusammensetzen. Die exakte Definition der einzelnen Geldmengen kann je nach Land variieren.

 

Tabelle 1: Auflistung der verschiedenen Geldmengenaggregate

 

 

[12]

 

Quelle: Darstellung in Anlehnung an Kampmann/Walter (2011), S. 49.

 

Das Geldmengenaggregat M1 orientiert sich am stärksten an der Zahlungsmittelfunktion, weshalb es jenes Geldvolumen darstellt, das direkt für die Durchführung des Tauschverkehrs genutzt werden kann. Die Geldbestände von Banken sowie ihre Sichteinlagen bei den Zentralbanken zählen jedoch nicht zur engeren Geldmenge und werden vielmehr aus technischen Überlegungen gehalten. Das Bargeld brauchen die Banken, um die täglichen Umwandlungen von Giral- in Bargeld abwickeln zu können, ohne dabei in Zahlungsschwierigkeiten zu kommen, Sichtgeld wird hingegen für Geschäfte am Interbankenmarkt sowie zum Verrechnungsverkehr mit der Zentralbank benötigt. Die mittlere Geldmenge M2 umfasst mit kurzfristigen Termingeldern bereits weniger liquide Vermögenswerte, die sich als Kaufkraftaufbewahrungsmittel eignen. M3 stellt die weit gefasste Geldmengendefinition dar und betont vor allem die Wertaufbewahrungsfunktion.[13]

 

2.3 Geldangebot und Geldschöpfung


 

Die Schaffung von Geld hat einen elementaren Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung einer Volkswirtschaft. Aus diesem Grund ist es essentiell, dass der Geldschöpfungsprozess in ausreichendem Umfang von den Zentralbanken kontrolliert und gesteuert werden kann. Das Schöpfen von Zentralbankengeld obliegt den Notenbanken und wird als primäre Geldschöpfung bezeichnet, während das Vervielfachen dieses Geldes, auch Sekundärgeldschöpfung genannt, durch die Geschäftsbanken erfolgt.[14] Nachfolgend werden die Primär- und Sekundärgeldschöpfung sowie der Geldschöpfungsmultiplikator näher erläutert.

 

Primärgeldschöpfung

 

Um die Kontrolle der Zentralbanken über die Geldmenge...

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