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E-Book

Augen haben gute Ohren

Bildhafte Predigten

AutorHannes Biber
VerlagMorawa Lesezirkel
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl200 Seiten
ISBN9783990841204
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Eignet sich ein echtes Kamel als Predigtsymbol? Man muss es ja nicht gleich übertreiben! Aber ein in den Gottesdienst mitgebrachtes Zeichen kann das Wort sinnvoll ergänzen. Davon ist der Autor dieses Buches überzeugt und lässt bei seinen Homilien Bilder sprechen. Die vorliegende Sammlung richtet sich an alle am Glauben und kirchlichen Leben Interessierte und setzt keinerlei theologische Vorkenntnisse voraus. Ideenreich und praxisnah zeigt das Buch, dass die Augen dem Prediger nicht nur auf den Mund schauen.

Der Autor ist katholischer Priester und arbeitet als Krankenhausseelsorger am Uniklinikum Graz sowie im Pfarrverband Graz St. Leonhard.

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Leseprobe

Hoffnung stärken

Guter Hoffnung

Mk 13,33-37
Ampelattrappe
Advent

Liebe Schwestern und Brüder im Wartesaal des Weihnachtsfestes! „Auf etwas Schönes muss man meistens warten!“, so hat es die Mutter in der Geschichte, die wir gehört haben, zu Jakob gesagt (aus: Lene Mayer-Skumanz, Jakob wartet auf Weihnachten). Das ergreifendste Beispiel dafür ist eine Schwangerschaft. Man sagt, die Frau ist „guter Hoffnung“, die ganze Familie ist in Erwartung und sehnt den Tag herbei, an dem der kleine Erdenbürger das Licht der Welt erblickt. Auf etwas Schönes muss man meistens warten.

Heute habe ich eine Ampel mitgebracht, ein Gerät, dessen Licht uns oft zu unangenehmen Wartesituationen zwingt (Ampel aufstellen). Kommt es uns an manchen Tagen nicht wie eine Verschwörung vor? Wir fahren durch die Stadt und gerade vor unserer Nase schaltet die Ampel auf Rot. Besonders ärgerlich ist es, wenn dann weder Fußgänger noch Autos zu sehen sind und man trotzdem anhalten muss. Eine Geduldsprobe, ja eine Demutsübung ist das. Das Warten fällt uns schwer. Warten kann sehr anstrengend sein. Der Advent ist so eine Wartezeit, eine Zeit, in der wir – wie die Schwangere – guter Hoffnung sind. Worauf warten Sie eigentlich? Auf Weihnachten, auf die Geburt Jesu im Stall von Bethlehem? Was ist Ihre Hoffnung? Ich sehe meine Patienten und Patientinnen vor mir, die hoffen, dass sie bald zur Operation geholt werden, zum ersten Mal vom Bett aufstehen und die ersten Schritte nach langen Liegetagen machen dürfen, oder endlich nach Hause gehen können.

Unsere Kirchenjahresampel steht zurzeit auf Rot und sagt uns: „Stopp, es ist noch nicht so weit. Bereitet euch vor, damit ihr dann – wenn Jesus kommt – bereit für ihn, den König, seid.“ Rotes Licht heißt halt, stehen bleiben, Weiterfahrt verboten. Wenn der Advent eine Zeit der Buße und der Umkehr ist, was könnte dieses rote Licht dann in Ihrem Leben bedeuten? Wo wäre es Zeit, zu sagen: „Halt, hier geht es nicht mehr weiter, hier will Gott mich nicht haben. Ich habe einen falschen Weg eingeschlagen. Was tut mir nicht gut, welche Angewohnheit führt mich von Gott und damit von der Lebendigkeit weg?“

Die Ampel schaltet auf Gelb um. Was bedeutet dieses Licht? – „Gib Acht!“ In dieser Zeit des Wartens und Hoffens vor Weihnachten sind wir eingeladen, aufeinander wieder mehr Acht zu geben, rücksichtsvoll und liebevoll miteinander umzugehen. Es ist wie im Straßenverkehr. Dort sind wir auch nicht alleine unterwegs und müssen auf andere Verkehrsteilnehmer Acht geben. Gib Acht auf deine persönliche Geschwindigkeit! Bist du nicht zu schnell, zu hektisch unterwegs? Gib Acht auf deine Sprache, wie du mit anderen redest, ob du wertschätzend sprichst oder von oben herab! Gib Acht auf Räume der Stille, damit du im Getriebe des Alltags auch innehalten und ruhig werden kannst, um Gottes Stimme zu hören!

Endlich springt die Ampel auf Grün. Wir haben freie Fahrt, aber wofür? Grün ist Inbegriff der Hoffnung. Wenn Gott unseren Weg begleitet, können wir auf Veränderung hoffen, sind wir guten Mutes, dass auch knifflige Probleme einen guten Ausgang finden. Freie Fahrt für die Hoffnung!

Ist unser Adventkranz nicht auch wie eine Ampel mit vier, statt mit drei Lichtern? Das vierte Licht an diesem Hoffnungskranz ist das Jesuslicht. Der Herr möchte in unsere Herzen hineinleuchten. Er möchte uns gut auf der Straße unseres Lebens lotsen. Auf den Herrn Jesus Christus zu warten schenkt Hoffnung und zahlt sich aus. Denn wie sagte schon die Mutter zu Jakob? „Auf etwas Schönes muss man meistens warten!“

Resteverwerter

Mt 21,33-46
Stoffstücke, bunte Glasscheiben
Weltgebetstag um geistliche Berufe

Liebe Herde Gottes am Weideplatz der Kirche! Von zwei Menschen soll heute die Rede sein. Beide verbindet, dass sie einen Blick für das Kleine und scheinbar Wertlose hatten. Die erste war eine alte Frau aus meinem Heimatort. Selten war ihre Wohnung penibel zusammengeräumt, denn sie sammelte alles und hatte für alles Verwendung. Auch nicht das kleinste Stoffstück (herzeigen) blieb ungenutzt. Für Kinder zauberte sie daraus bunte Faschingskostüme. Leere Tintenpatronen wurden zu Schmuck und Ketten verarbeitet. Aus Klopapierrollen bastelte sie Perücken, aus Joghurtbechern Pokale. Sie war eine begnadete Resteverwerterin.

Als zweites will ich Ihnen einen Arbeiter vorstellen, der zur Zeit der gotischen Kathedralen mit ihren bunten Glasfenstern lebte. Eines Tages bot der Handwerker dem Bauleiter einer Kathedrale seine Dienste an. Er erklärte ihm, dass er ein buntes Glasfenster gestalten wolle. Der Meister willigte zögernd ein, stellte ihn auf Probe und ohne Bezahlung an. In den folgenden Wochen kümmerte sich niemand um den fremden Handwerker. Er arbeitete in einem provisorischen Verschlag bis zur Fertigstellung des Fensters. Dann kam der Tag, an dem er allen sein Fenster präsentierte. Die Überraschung war groß: Die Farben des Kirchenfensters waren von nie dagewesener Schönheit und hatten eine Strahlkraft, wie man sie nie zuvor gekannt hatte. Von überall her eilten Menschen herbei, alle wollten das Kunstwerk bestaunen. Da trat der Baumeister an den Arbeiter heran und erkundigte sich: „Sag, woher stammt das wunderbare, so unbeschreiblich leuchtende Glas?“ Der Fremde erwiderte: „Ich fand das Glas bei anderen Werkstätten. Dieses Fenster ist nur aus Glasresten gemacht, die andere schon weggeworfen hatten“ (bunte Glasstücke zeigen).

Liebe von Gott Berufene! Sehen Sie, diese alte Frau aus meiner Heimat und der Glassetzer in der Geschichte – beide versinnbildlichen Gott als einen, der aus dem Kleinen und scheinbar Wertlosen, aus dem, was andere bereits zum Abfall geben möchten, noch etwas Kunstvolles zaubern kann. Davon haben wir heute im Evangelium gehört. Dort heißt es: „Der Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden“ (Mt 21,42). Gott beruft Menschen, die in seiner Kirche als bunte Scheiben leuchten. Die Berufungen sind vielgestaltig. Ich bin voll der Hoffnung, dass es auch heute den Ruf zum Priester, zur Ordensfrau, zum Ordensmann gibt, ebenso den Ruf in eine Familie und verantwortete Elternschaft. Gott liest die kleinsten Scheiben unserer Begabungen, aber auch unserer Schwächen auf und gestaltet daraus ein buntes Glasfenster. Gott sucht Menschen, die sich heutzutage, da der Glaube am Verdunsten und die Kirchenbindung am Schwinden sind, von ihm als buntes Glas in sein Kunstwerk der Kirche einsetzen lassen wollen. Gesucht werden Dolmetscher und Dolmetscherinnen, die das Geheimnis Gottes und des Menschen in die heutige pluralistische Gesellschaft hinein übersetzen. Lassen wir uns finden und von seinem Ruf ansprechen?

Gartenfreunde

Gen 4,9
Blumenzwiebeln, Blumen
Weltgebetstag um geistliche Berufe

Oft bin ich erstaunt, wie klar die Berufsvorstellungen von Kindern sind. Wenn ich frage: „Na, was willst du einmal werden?“, antworten sie entschlossen: „Pilot, Kinderkrankenschwester, Rennfahrer, Polizist, Friseurin, Lehrerin,…“ Sie sagen das mit einem Strahlen in den Augen. Noch nie hat ein Kind mir gegenüber jedoch den Hirten als Wunschberuf genannt. Hirte zu sein hat keinen Bezug zu ihrem Leben. Damit können Menschen in Irland oder Griechenland mehr anfangen. Manchmal aber habe ich zur Antwort erhalten: „Ich möchte Gärtner werden.“ Wie steht es mit Ihnen? Mögen Sie Blumen? Wenn ich unsere Pfarre durchstreife, staune ich über die vielen herrlichen Gärten und beobachte Hobbygärtner und - gärtnerinnen, die sie pflegen und in Stand halten. Mit den Firmlingen haben wir im Herbst Tulpenzwiebeln gesetzt. Schauen Sie einmal, wie schön die mittlerweile schon blühen (Zwiebeln und Blumen herzęigen)! Es ist faszinierend zu erleben, wie etwas keimt, sprießt, wächst und blüht. Als Gärtner entwickelt man ein Gespür für die Pflanzen, ihr Wachstum stiftet Sinn und Zufriedenheit.

Wie wäre es, wenn Sie unsere Pfarrgemeinde im Bild eines Gartens sehen würden? Die einzelnen Gruppen darin sind Blumenbeete. Gott ist die Sonne, die auf den Garten scheint und das Wachstum erst ermöglicht. Uns alle benötigt er dort als Gärtnerinnen und Gärtner. Ich lade Sie nun in einen Garten ein, den Kain als Ackerbauer bewirtschaftet. Dort fragt Kain wie ein trotziges Kind seinen Schöpfer: „Bin ich der Hüter meines Bruders?“ (Gen 4,9). Es ist eine rhetorische Frage an den Leser und die Leserin, denn natürlich sind wir alle dazu bestimmt, füreinander Hüter und Hüterinnen zu sein, das Wachstum, die Entfaltung und das Aufblühen unserer Mitmenschen zu ermöglichen.

Heute ist Weltgebetstag um geistliche Berufe. Damit verbunden ist der Auftrag, den Garten der Pfarre zu bestellen, den Boden umzustechen, Samen auszusäen, zu gießen, Unkraut zu jäten und so weiter. Vielleicht liegen einige Beete brach, sind ungenutzt, könnten neu bebaut werden. Kann sein, dass Sie jetzt einwenden: „Aber es gibt doch die bezahlten Gärtner, also Pfarrer,...

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