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Aus Bickenbachs und dessen Umgebung vergangenen Tagen

AutorLudwig Göhrs
VerlagVerlag Saphir im Stahl
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl158 Seiten
ISBN9783943948677
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Aus Bickenbachs und dessen Umgebung vergangenen Tagen ist der Nachdruck eines Bandes aus dem Jahr 1909. Vom Pfarrer Ludwig Göhrs geschrieben. Neben ein paar handschriftlichen Anmerkungen im Buch von unbekannter Hand, wurden ein paar weitere Erläuterungen angefügt. Im Buch gibt es wenige schwarz-weiß-Bilder, denen neuere Fotos gegenüber gestellt wurden. Mit diesem Buch soll die Vergangenheit Bickenbachs am Leben erhalten bleiben und den interessierten Menschen aus Bickenbach, Pfungstadt, Seeheim-Jugenheim, Alsbach-Hähnlein und Zwingenberg das Leben damals etwas näher bringen.

Herausgeber Erik Schreiber hat bereits eine Vielzahl Bücher veröffentlicht. Als Industriefachwirt ausgebildet, arbeitete er in unterschiedlichen Bereichen. Sein Verlag Saphir im Stahl wird von ihm noch im Nebenerwerb betrieben.

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Leseprobe

Das Dorf Bickenbatch,


107 Meter über denn Meer gelegen, früher Bichumbach und Bigginbach geschrieben, ist sehr alt. Es kommt schon unter den Orten vor, welche im 8. und 9. Jahrhundert (der Zeit der karolingischen und sächsischen Kaiser) im Oberrheingau zwischen der Luitra (jetzt Winkelbach) und der Bach Mutdaha (Modau) lagen. Der Oberrheingau zwischen Rhein und Odenwald erstreckte sich auch noch weiter bis nach Fürth und Lichtenberg. In diesem Gebiet hatten die altfränkischen Kaiser und Könige zur Verwaltung und Beschützung ihres Eigentums Leute nötig, welchen sie ihr Land übergaben, teils zu eigentlichem Besitz, teils zu Lehen. So schenkte König Ludwig II. (Sohn von Lothar, Enkel Ludwigs des Frommen und Urenkel Karls des Großen) seine Besitzungen bei Seeheim und Bickenbach im Jahr 870 dem Kloster Lorsch, und dieses belehnte dann wieder die Herren, die sich nach letzterem Dorf oder ihrer alten Burg (am Weilerhügel) Herren von Bickenbach nannten, mit ihren Gütern. Es wird ein Herr von Bickenbach mit Namen Conrad 1130 erwähnt, welchem die Untervogtei Gernsheim übertragen war. Ober- oder Schirmvogt war damals Berthold II. von Lindenfels.

Im Jahr 1012, am 12. Mai schenkte König Heinrich II. dem Kloster Lauresham (Lorsch) den sogenannten Lorscher Kirchenforst mit dem Wald-, Forst- und Fischereirecht, welcher sich vom Rhein bis tief in den Odenwald erstreckte. Da wird als Grenzort das Dorf Bickenbach genannt. Der Forst ging von Getwine (Zwingenberg) nach Malseum (Malchenberg), Velisberg (Felsberg), Betenkiricha (Betkirche, Beedenkirchen), Luddera (Lautern), Winterkasten, Ludenhaha (Laudenau), Eberbach, Gaspenza (Gersprenz), Abbatisbach, Kuningesbach (Kainsbach), Birkumhard (Birkard), Kineicha (Kinzig) usf. über Mümingahn (Mümling) zu dem Fluß Enteraha (Euter) bis zum Neckar nach Nuinheim (Neuenheim bei Heidelberg) usf. Bickenbach bildete also die nordöstliche Ecke dieses Kirchenforstes. Im Jahre 1130 hatte es einen eigenen Pfarrer, welcher bei der Einweihung der Capelle in der alten Burg erwähnt wird. Zum Unterschied von dieser Burg Bickenbach wurde dann das Dorf im Mittelalter „Bickebach uffm Sand” genannt und damit ist hingewiesen auf das besondere Merkmal der Gegend, in welcher es liegt. Schon in unvordenklicher Zeit hat das Gewässer hier dünenartige Erhöhungen gebildet, die südlich von Darmstadt beginnend sich bis Lorsch erstrecken, jetzt aber meist von Kiefernwald bedeckt sind. Bei Bickenbach treten sie am stärksten hervor, so „am Weißgerber” und der Leichtböhl (das heißt Gräberhügel, weit hier von alten Zeiten her der Kirchhof lag). Auch die Anlage der Kirchen zu Eberstadt, Bickenbach, Jugenheim, Alsbach, Zwingenberg, Auerbach auf Anhöhen deutet vielleicht darauf hin, daß einst die umliegenden Plätze sumpfig waren, wie es das unter 100 Meter Meereshöhe liegende Ried heute noch ist. Dort sind deutlich die Windungen des Neckars zu erkennen, welcher einst in hiesiger Gegend sich ausbreitete und bei Trebur in den Rhein floß. Vielleicht wurde erst, als der Rhein sich bei Bingen einen Durchbruch ausgewaschen hatte, unsere Gegend trockener. Eine merkwürdige Bestätigung diesen alten Angaben erlebten wir hier beim Ausgraben der Brunnenschachte für das Wasserwerk. Da „auf Höhsand neben Wilhelms Elß” fand man losen Sand bis 17 Meter tief (Wasser schon bei 13 Meter) und dann in einer Tiefe von 20 Meter Steine, welche von Kundigen als solche wie sie im heutigen Neckartal vorkommen, bezeichnet wurden. Diese sind also einst vom Strom bis hierher geschwemmt worden. Auch zahlreiche Bauten der Römer am Rhein hinab bis nach Trier zeigen Bruchsteine und Säulen aus dem Syenit der Bergstraße und können nach damaligen Verhältnissen nur auf dem Wasserweg, also auf einem Arm des Neckars, und dann den Rhein und die Mosel hinab geflößt worden sein.

Dem sei nun, wie ihm wolle: das Dorf hieß „uffm sandt” und „am sandt” und gehörte den Herren von Bickenbach und nach dem Aussterben dieses mächtigen Geschlechtes 1497 zur Grafschaft Erbach, welcher es Landgraf Wilhelm II. von Hessen in der sogenannten bayerischen Fehde 1504 mit Waffengewalt wieder abnahm. Während der Vormundschaft über den minderjährigen Sohn Wilhelms II., den späteren Philipp den Großmütigem wurde Bickenbach als zum Amt Seeheim gehörig, durch den Vergleich vom Jahr 1510 wieder an das Haus Erbach ausgeliefert; ebenso bekam Conrad von Benningen den ihm gleichfalls im Jahre 1504 entrissenen Teil am Dorf Bickenbach wieder, während Hessen den Besitz von Schloß Bickenbach mit allem Zubehör um 3713 fl. erkaufte. Infolge dieses und anderer Vergleiche blieben nun beide Häuser, Erbach und Hessen an Bickenbach beteiligt; aber diese Gemeinschaft führte zu immer erneuten Zwistigkeiten, bis endlich Graf Georg Albrecht von Erbach ihnen damit ein Ende machte, daß er am 15. Dezember 1714 das Amt Seeheim und Tannenberg mit den Dörfern Bickenbach, Jugenheim, Seeheim, Malchen, Balkhausen, Staffel, Wurzelbach und Beedenkirchen, wie auch, was er in Klein- und Groß-Rohrheim und andern Orten der Obergrafschaft Catzenellenbogen besaß, auch die Patronatsrechte in dem Amt, besonders das zu Pfungstadt, samt den Zehenden um die Summe von 221 750 fl. „erblich und ewiglich” an Landgraf Ernst Ludwig von Hessen verkaufte.

So ist Bickenbach endgültig im Jahre 1714 an Hessen gekommen. Eine Erinnerung an die erbachische Zeit ist das am Torbogen des Gasthauses „zum Löwen” eingemauerte Erbachische Wappen. Urkundlich erwähnt wird, daß Landgraf Georg I. des Kellners (wahrscheinlich des gräflich erbachischen Beamten) „hauß in der vorstadt” zu einer Wohnung für den Oberförster gekauft hat. Also ein Amtskeller (Rentamtmann) wohnte damals hier; von diesem Haus ist wahrscheinlich jener Thorbogen mit dem Wappen. Zum Centgericht „zu Jugenheim uf dem Berg unter der Linden” stellte es laut einer Urkunde vom 9. Februar 1485 nur einen Mann mit Namen Henn am Ende , während z. B. Alsbach und Ober-Beerbach deren je 2 und Seeheim deren sogar 4 stellte; daraus mag vielleicht zu entnehmen sein, daß das Dorf zu damaliger Zeit, als auch schon die Herrschaft der Herren von Bickenbach im Niedergang begriffen war, nicht sehr volkreich gewesen sein mag.

Außer den bei dem Abschnitt von den Kirchenbüchern noch weiter berichteten schweren Notzeiten verdienen noch folgende hier eine Erwähnung, welche wir den Akten des Großh. Haus- und Staatsarchivs entnehmen. Da findet sich die Nachricht, daß ein großer Brand in Bickenbach 1611 gewütet hat, welcher den Landgraf veranlaßte, hierher zu reiten. 10 Eigentümer von abgebrannten Wohnhäusern und Scheunen wurden damals mit 2170 fl. unterstützt. Dann kam der Brand vom Mai 1622, welcher außer Kirche und Pfarrhaus noch andere Gebäude in Asche legte und Menschenleben kostete. Der damalige Pfarrer David Stumpff erwähnt in einem Schreiben an den Landgrafen im Jahr 1625 gelegentlich, daß er mit Frau und 9 Kindem durch die Mannsfeldische und bayerische Plünderung im Jahr 1622 um das Seine gekommen sei und über 1000 fl. Schaden gelitten habe, „zudem daß ich bei meinem Ueberzug nach Bickenbach etlich 100 fl. aufborgen und auf Pferd, geschirr und gesind hab wenden müssen, derweil dieses Diensts vornembster Stück auf dem Ackerbau stehet, und Ich nur mit 2 Knecht und 2 Megden zu den Meinen die arbeit treibe, habe den samen im Feld, das land getünget, den lentzen an der hand, wie solchs nun zu mein weitern schaden, abzuschaffen und zu endern, kan ich noch zur zeit nicht sehen.”

Unsäglich schwer muß auch die Zeit auf Bickenbach gelastet haben, da der General Tilly mit seinen Scharen in Seeheim übernachtete und alles verheerte, - und dann wieder, als König Gustav Adolf in hiesiger Gegend erschien und im Dezember 1631 in Crumstadt sein Nachtquartier hielt. Kapitän Schaumont auf Schloß Bickenbach, des Landgrafen Beamter, suchte jedoch die Einwohner möglichst bei den Märschen und Einquartierungen, auch Plünderungen durch den Heerestroß zu schützen.Dann kam nach der für die Schweden unglücklichen Schlacht bei Nördlingen 1634 die Verheerung und Verödung der Bergstraße, wo zugleich die Pest furchtbar aufräumte. Darauf weist eine Eingabe hin, welche Schultheiß Hans Stein von Bickenbach mit Servatius Gunßfeller, Christian Herbert, Joseph Dracker und Anderen im Jahr 1636 an Graf Georg Albrecht von Erbach richtete: „Dahier durch die vorhin grassierende Pest und nunmehr darauf erfolgte große Hungerßnoth Und was Von den Soldaten ahn Bewohnern übrig blieben, jetzo nunmehr durch ohngeregte beyde Plagen undt Straffen Gottes vollendest entweder Verdorben Oder sich ausserhalb Landes ins Elend begeben Undt alleß Verlassen, mit verlassung Unser Hauß Undt Güther wandern müssen - wenn nicht Herr Matthias Staudt, wohlverordneter Bawmeister zu Frankfurth, Unß mit einem stück geldeß aussgeholffen, dadurch wir auch Unser Weingarthen Undt andere Güther also ahnerbaut, daß wir in guter Hoffnung...

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