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Aus Zwei Jahrtausenden Deutscher Geschichte

Zusammengefaßte Darstellungen der großen Entscheidungen Deutscher Geschichte von Cäsar bis Bismarck

AutorLeopold von Ranke
Verlage-artnow
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl275 Seiten
ISBN9788026843696
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,99 EUR
Dieses eBook: 'Aus Zwei Jahrtausenden Deutscher Geschichte' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Franz Leopold Ranke (1795-1886) war ein deutscher Historiker, Historiograph des preußischen Staates, Hochschullehrer und königlich preußischer Wirklicher Geheimer Rat. Leopold von Ranke gilt als einer der Gründerväter der modernen Geschichtswissenschaft, der sich um eine möglichst große Objektivität bei der Wiedergabe der Geschichte bemühte. Inhalt: Eintritt der Germanen in die Geschichte Weichen der Römer. Emporkommen der Franken. Die Franken und die anderen deutschen Stämme. Begründung der deutschen Kirche. Karl der Große. Entstehung des Deutschen Reiches Sächsische und Fränkische Kaiser. Kampf zwischen Kaiser und Papst. Späteres Mittelalter Kolonisation im Osten Die Reformation. Zum Dreißigjährigen Kriege. Deutschland und Frankreich zur Zeit Ludwigs XIV. Zur Geschichte Preußens. Nach der Besiegung Napoleons. Zwischen Wiener Kongreß und Bismarck Zur Zeit Bismarcks

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Leseprobe

Viertes Kapitel.
Karl der Große



Karls Herkunft

In den ältesten Dokumenten findet sich mit dem Namen Karls der Titel Magnus Rex verbunden; er bezieht sich da mehr auf den Umfang der Macht als auf persönliche Eigenschaften. Im Laufe der Zeit hat sich aber die Idee moralischer und historischer Größe unwiderruflich an diesen Namen geknüpft. Große Männer schaffen ihre Zeiten nicht, aber sie werden auch nicht von ihnen geschaffen. Es sind originale Geister, die in den Kampf der Ideen und Weltkräfte selbständig eingreifen, die mächtigsten derselben, auf denen die Zukunft beruht, zusammenfassen, sie fördern und durch sie gefördert werden. Bei der Flüchtigkeit und verhältnismäßigen Kürze des menschlichen Lebens ist es denn immer von größtem Wert, wenn in den hohen Stellungen, die dazu fähig machen, Persönlichkeiten von gleicher Intention und Kraft aufeinander folgen. Nicht allein große Männer, sondern auch Generationen von außerordentlicher Begabung gehören dazu, um neue, lebensfähige politische Gründungen zu vollbringen. Eine Dynastie dieser Art bildeten die Pippiniden, indem sie sich zur höchsten Gewalt erhoben.

Der mittlere Pippin, genannt von Heristal, hat die alte Macht der Arnulfinger in Austrasien erneuert und sie zur vorwaltenden in den drei fränkischen Reichen [Austrasien, Neustrien, Burgund] erhoben [687]. Karl Martell, im Besitz derselben bedroht, hat sie dann erst wahrhaft durchgeführt, unter unaufhörlichem Kampf nach allen Seiten und ihr zugleich durch die erste glückliche Schlacht gegen die Omaijaden [732] eine für die Geschicke der Welt bedeutende Stellung verschafft und gesichert. Eine durch und durch heroische, lebensvolle, unverwüstliche Natur, auf welcher die Vereinigung romanischer und germanischer Gebiete zu einer einheitlichen Macht eigentlich beruht.

Dem hatte darauf der jüngere seiner Söhne, Pippin, eine feste Gestalt gegeben. Ihm ist am meisten die Verbindung Aquitaniens [Südwestgallien] mit dem Frankenreiche zuzuschreiben. Er hat den großen Schritt getan, vor dem seine Vorgänger noch immer zurückgescheut waren, sich die Krone auf das Haupt setzen zu lassen [751]; zuerst nur durch die Großen der Franken und die Landesgeistlichkeit, sodann aber durch den Papst selbst, mit dem er jene Verbindung schloß, von welcher die späteren Geschicke des Abendlandes bestimmt worden sind. Er verstand die Gewalt des heiligen Petrus nur in dem Sinne, den die Erfolge beglaubigten. Man erkennt in ihm einen politischen Kopf ersten Ranges, gleich bedeutend für die kirchlichen und weltlichen Verhältnisse. Er verband, wenn wir uns so ausdrücken dürfen, die intellektuelle Entschlossenheit, welche neue Gedanken faßt, mit der rücksichtslosen Konsequenz, welche zu deren Ausführung gehört. Noch war er aber bei weitem nicht zur vollen Durchführung seiner Ideen gelangt, als er aus dem Leben schied [768]. In seinen letzten Jahren trat eine Veränderung in Rom ein, durch welche die wichtigste seiner Bundesgenossenschaften, die mit dem Papst, zweifelhaft wurde. Aus der Unterwerfung von Aquitanien war eine Bewegung unter den germanischen Fürstenhäusern hervorgegangen, die auf der Identität der Interessen geborener Stammeshäupter gegenüber dem Königtum beruhte. Mit den Sachsen hatte Pippin Verträge zustande gebracht, die aber nicht eben innegehalten wurden. Man sieht wohl, daß die Herrschaft weder im Westen noch Osten, weder im Frankenreich noch in Germanien gesichert war … Zweimal hatte Pippin als König diese alten Feinde angegriffen. Das erstemal im Jahre 753 war er bis an die Weser, an die Porta Westfalika vorgedrungen, mit einer Übermacht, der die Sachsen nicht zu widerstehen wagten. Sie verpflichteten sich nicht allein, jährlich dreihundert Pferde den Franken zu liefern, worin doch eine Anerkennung der Hoheit lag, sondern sie machten sich auch anheischig, den Priestern kein Hindernis in den Weg zu legen, welche in ihr Land kommen würden, um den christlichen Glauben daselbst zu predigen und sie im Namen Gottes zu taufen. Darauf muß man wohl den größten Wert legen. Es ist der legitime Anfang der Christianisierung von Altsachsen. Fünf Jahre später ist es noch einmal zum Kampfe gekommen. Pippin hat diesmal nur die Ems und Lippe erreicht. Er eroberte damals einen der festen Plätze zwischen Weser und Lippe, und die Sachsen versprachen, den Willen des Königs überhaupt ins Werk zu setzen. Man wird sich nicht wundern, wenn die auf die Kirche bezüglichen Zusagen unausgeführt blieben. Der religiöse Grundsatz war stärker als jede Annäherung. Die Sachsen verehrten die allgemeine Naturgewalt, welche alles trägt, als ein göttliches Wesen bei der Irminsul in dem für heilig erachteten Osninggebirge. Sie hatten Eresburg gegründet, wahrscheinlich doch für den Gott des Krieges, den sie verehrten, und es wohl befestigt. Dagegen sah Karl in den Göttern der Sachsen Dämonen, deren Einwirkungen eben die christliche Lehre vernichten sollte. In Worms sammelte sich um ihn eine große Anzahl von Priestern in ihren verschiedenen Abstufungen, denen er den Eintritt im Sachsenland auf immer zu sichern dachte. Ohne daß etwas von dem Widerstand, der ihm entgegengesetzt worden wäre, berichtet wird, erfahren wir nur, daß er die Eresburg eroberte, die Irminsul zerstörte, nicht ohne daß man dabei den plötzlich hervorbrechenden Bullerborn als ein die Heiligkeit der Unternehmung bestätigendes Wunder Gottes angestaunt hätte; er rückte darauf an die Weser vor, wo die alten Friedensschlüsse erneuert und durch die Stellung von Geiseln nochmals bestätigt wurden [772]. Sein Sinn war dahin gerichtet, zugleich eine christlich-kirchliche Organisation auf immer zu gründen; sein ganzes Unternehmen war weniger ein Kriegszug, als eine vom König geleitete und mit Gewalt der Waffen unterstützte Mission …

* * *

Im Juli 782 hielt er eine seiner großen Reichsversammlungen in Lippspringe ab. Wie so ganz verändert ist der Horizont, der sich uns hier eröffnet. Der König hatte auf seinem letzten Zuge die Sachsen zum Versprechen der Treue genötigt. Er hatte durchgesetzt, was einst seinem Vater und dann ihm versprochen war: das Land war in kirchliche Bezirke eingeteilt worden, wo dann Predigt und Taufe methodisch festgesetzt wurden. Die Sachsen waren dann auch während seiner letzten Abwesenheit in Italien ruhig geblieben. Die Bekehrung ging in der angebahnten Weise fort. Unter Karls Auspizien hatte Willehad, ein Angelsachse wie Bonifatius, das Werk der Bekehrung im Gau Wigmodia mit vielem Erfolg unternommen. Mit dem kirchlichen Fortschritt waren die Landeseinrichtungen eng verbunden. Wie in Frankreich und Aquitanien, so gewann die Grafengewalt im nördlichen Germanien Bestand. Die vornehmsten Sachsen wurden zu derselben herbeigezogen; dabei blieb doch das altsächsische soziale Herkommen unangetastet. Die Stammesoberhäupter waren nach Weise der Angelsachsen durch ein zwölfmal stärkeres Wehrgeld geschützt als die Freien, so daß eine Verschmelzung sächsischer Zustände mit den fränkischen und dann ein enges Anschließen zugleich in der Idee des Christentums zu erwarten war. Auf demselben Reichstag erschienen die Sachsen zahlreich aus allen Gauen, und Botschafter der nächsten heidnischen Nachbarn, des Königs der Dänen, des Chakan der Avaren, deren Bekehrung sich hoffen ließ, wenn die eingeführte Ordnung in Germanien, namentlich bei den Sachsen, sich befestigte. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind auf diesem Reichstag die Kapitularien vereinbart und erlassen worden, welche die geringste Abweichung von dem Christentum als das schwerste aller Verbrechen ahndeten. Wenn z. B. ein Angriff auf den Grafen mit der Einziehung der Güter des Schuldigen bestraft wird, so wird die Ermordung eines Diakonen mit der Todesstrafe geahndet, selbst jeder Einbruch in die Kirche, jede Überschreitung der kirchlichen Gebräuche, z. B. der Fasten. Es sind drakonische Gesetze, ich meine solche, in denen das Prinzip mit äußerster Strenge festgehalten wird. Jede Abweichung wurde als ein Rückfall in das Heidentum, als Apostasie und Feindseligkeit betrachtet …

Die Sachsen hatten kein monarchisch-hierarchisches Zentrum, selbst die verschiedenen Stämme keine volle Einigung und, wie gesagt, die meisten Großen waren bereits Karl gefolgt. Aber in Zeiten, wie diese, sind immer Männer erstanden, welche die volkstümliche Einheit bewußt oder unbewußt in ihrer Person repräsentieren und sie mit den verwandten Weltelementen in Verbindung bringen.

Eine solche war der Sachse Widukind; er hatte auch in seiner Abwesenheit auf die letzten Erhebungen der Sachsen Einfluß geübt, aber sich immer abseits gehalten; bei dem Reichstage zu Lippspringe hatte man ihn vermißt, wie die Annalen ausdrücklich bemerken. Indem er jetzt in Sachsen erschien, bereitete sich ein allgemeiner Widerstand vor. In dem Leben eines angelsächsischen Missionars, der sich aus Friesland nach Sachsen wandte, wird eine Volksversammlung der Sachsen erwähnt zu Marklo an der Weser, in welcher die äußerste Abneigung gegen jeden Bekehrungsversuch vorherrschte, so daß sein Leben nur durch die Vorstellung gerettet wurde, er sei doch ein Sendbote Gottes des Höchsten. Aber die neu eingerichteten Stätten christlicher Verehrung wollte man nicht dulden. Plötzlich wurden die neuen Pflanzungen angefallen und vernichtet, denn auch der heidnische Glaubenseifer kannte keine Schonung.

Statt von einem gegen die Sorben bestimmten Heereszuge von den Sachsen unterstützt zu werden, mußten die Franken unerwarteterweise ihre eben zu jenem Zweck gesammelten Streitkräfte gegen diese selbst richten. Die Wendung, die sie nahmen, hatte aber einen sehr unglücklichen Erfolg. Man bemerkt dabei einen eifersüchtigen Wettstreit zwischen den fränkischen Heerführern, wie er...

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