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E-Book

Ausbildung junger Pferde

... sowie Basisausbildung und Korrektur von Reitpferden

AutorBianca Rieskamp
VerlagFNverlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl144 Seiten
ISBN9783885429319
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
In der Ausbildung eines jungen Pferdes werden die Grundlagen für ein zufriedenes und durchlässiges Reitpferd geschaffen. Die Skala der Ausbildung zeigt uns bei konsequenter Umsetzung einen Weg auf, wie Pferd und Reiter von Anfang an vertrauensvoll und stressfrei miteinander arbeiten können: Körperliche und seelische Losgelassenheit als Weg zum Ziel. Der Schwerpunkt dieses Buches liegt auf der Ausbildung unter dem Reiter, wobei insbesondere auf die Losgelassenheit, die Dehnungshaltung und die Korrektur möglicher Anlehnungsfehler eingegangen wird. In der überarbeiteten Neuauflage wird die reiterliche Ausbildung unter dem Sattel noch ausführlicher als in der ersten Auflage beschrieben. Dadurch wird der Leser bei der Ausbildung seines Pferdes quasi begleitet und kann Fehler eher vermeiden. Dieses Buch ist durchaus auch eine Chance für die Ausbildung und Korrektur älterer Pferde, um Grundlagen zu erneuern und auf diesem Wege Ausbildungsfehler der Vergangenheit erfolgreich zu korrigieren. Eine detaillierte Anleitung erleichtert es dem Leser, die Ausbildungsschritte der klassischen Reitlehre genau nachzuvollziehen. Reiter und Ausbilder können erfahren, wie harmonisch und aus diesem Grund auch faszinierend die Ausbildung gemäß der klassischen Reitlehre ist. Die Autorin Bianca Rieskamp richtet sich nach den Kriterien der klassischen Reitlehre gemäß der Reitvorschrift von 1912 (H.Dv.12) und der Skala der Ausbildung. Die Prinzipien der klassischen Reitlehre ermöglichen eine zwanglose, harmonische Ausbildung, die auf die Erhaltung der natürlichen Gänge, auf die Losgelassenheit und die individuelle Ausbildung und auf die Gesunderhaltung des Pferdes ausgerichtet ist.

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Leseprobe

1. Die klassische Reitlehre: eine Stellungnahme


Die klassische Reitlehre stützt sich auf die jahrhundertealten Erfahrungen vieler Ausbilder. Im Vordergrund steht immer das Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Pferd, das durch Fachkompetenz im Umgang mit dem Pferd erarbeitet wird und sich über die Jahre verstärkt. Dabei ist der Weg zu diesem Vertrauensverhältnis und der Leistung, die ich von dem Pferd durch fachgerechte Gymnastizierung verlangen kann, gekennzeichnet von einem einfühlsamen Miteinander zwischen Mensch und Pferd. Diese Grundeinstellung von Vertrauen, Fachkompetenz und das Wissen über die richtige Gymnastizierung führen dazu, dass hohe Anforderungen an jeden gestellt werden, der mit Pferden umgehen beziehungsweise reiten möchte, und noch mehr an diejenigen, die junge Pferde ausbilden. Ausbilden nach der klassischen Reitlehre bedeutet eine Ausbildung ohne Druck und Gewalt und orientiert an den natürlichen Verhaltensweisen und der Anatomie des Pferdes unter Berücksichtigung des individuellen Charakters.

Folgende Anforderungen sollten gerade die Ausbilder junger Pferde erfüllen:

  • Sich genug Zeit nehmen für die Ausbildung des Pferdes. Wer zeitlich unter Druck steht, ist nicht mehr sensibel für die Bedürfnisse des Pferdes und übersieht leicht, wenn es unter Druck gerät. Zumal das Pferd durch seine gutmütige Art oft trotz Stress versucht, die Anforderungen des Ausbilders zu erfüllen.
  • Der Ausbilder muss über ausreichende Fachkenntnisse bezüglich Pferdeausbildung, Trainingslehre, Natur des Pferdes, Pferdehaltung und Fütterung und Anatomie des Pferdes verfügen.
  • Er muss sensibel sein, um individuell auf jedes Pferd eingehen zu können, und souverän und gelassen sein, um die nötige Ruhe und Sicherheit zu vermitteln. Diese Souveränität darf niemals in Überheblichkeit ausarten, weil der Ausbilder dann wichtige Signale, die das Pferd zeigt, nicht mehr wahrnimmt oder hilfreiche Ratschläge, die von außen kommen, nicht mehr angenommen werden.
  • Der Ausbilder sollte selbstkritisch sein. Nur so wird er an immer mehr Leichtigkeit und Harmonie arbeiten.
  • Er sollte eine offene, zugewandte Einstellung zu Pferd und Mensch haben. Nur wer Pferd und Mensch als Lebewesen respektiert, wird ihnen wertschätzend und ihre Bedürfnisse achtend entgegentreten.

Die Verantwortung, ein junges Pferd auszubilden und überhaupt mit Pferden umzugehen, ohne dass sie körperlich oder seelisch Schaden nehmen, ist also sehr groß. Gerade in der heutigen Zeit können die Voraussetzungen denkbar schlecht sein, weil die Sensibilität für die Pferde nicht mehr selbstverständlich ist. Da viele Menschen ohne den Kontakt zu Pferden aufwachsen, müssen sie das Verständnis oft erst mühsam entwickeln. Und auch denjenigen, die schon jahrelang mit Pferden Kontakt haben, wird das Verständnis für das Pferdeverhalten erschwert, weil sie Pferde oft nicht als Herdentier mit ihren natürlichen Verhaltensweisen erleben dürfen, sondern oft nur in der Box ohne viel Kontakt zu Artgenossen. Zu oft wird das Reiten als allein wichtig in den Vordergrund gestellt. Doch wer nicht gelernt hat, Reaktionen des Pferdes am Boden vorherzusehen, wird auch beim Reiten nicht richtig reagieren können. Ähnliches gilt für die Reitausbildung. Welcher Reitschüler hat heute die Möglichkeit, feinste Hilfen auf einem ausgebildeten Pferd zu erlernen? So geht das Gefühl für Durchlässigkeit immer mehr verloren und es entwickelt sich ein Kompromiss. Dabei ist Leichtigkeit das große Ziel der Reiterei. Leichtigkeit bedeutet, dass die Ausbildung des Pferdes und das Bewegen des Reiters auf dem Pferd keine Frage großer Kraft sein dürfen. Die Ausbildung des Pferdes unter dem Sattel richtet sich nach der Natur des Pferdes. Die Natur des Pferdes gibt die Schritte in der Reitausbildung vor. Sie wird der Ausbilder so logisch aufbauen, dass das Pferd sie verstehen und erfüllen kann, sodass nicht nur das Endergebnis geprägt ist von einem harmonischen Miteinander von Pferd und Mensch, sondern auch der gemeinsame Weg von Pferd und Reiter von Anfang an. Natürlich ist dieser Weg trotzdem sehr anstrengend und bringt eine Menge Arbeit mit sich. Doch wird für diese Anstrengung keine Körperkraft benötigt, sondern das Sich-ständig-neu-auf-das-Pferd-einstellen-Müssen, die Beachtung der Bedürfnisse des Pferdes bei der Arbeit, das Sensibelbleiben für feine Reiterhilfen und vieles mehr sind Kriterien, die die Ausbildung des Pferdes sehr anspruchsvoll machen und die dafür sorgen, dass für den fachkundigen Betrachter die Zusammenarbeit zwischen Reiter und Pferd leicht, vertrauensvoll und freudig erscheint. Leider ist Leichtigkeit für viele Reiter, wenn sie auf einem Pferd sitzen, das etwas besser als das leider häufig steife, unmotivierte Schulpferd oder eigene Pferd reagiert. Doch oft ist dieses „Ein-bisschen“-Besser eigentlich auch noch ein Reiten mit Kraft. Viele Reiter haben keinen Vergleich, denn sie konnten es nie anders und richtig erfühlen. Deshalb sollten wir ständig das eigene Gefühl für Leichtigkeit kritisch hinterfragen. Wir müssen bezüglich der Leichtigkeit wieder sensibler werden und die Leichtigkeit als tägliches Ziel im Umgang mit dem Pferd und beim Reiten erstreben.

Das Pferd als kooperatives Wesen unterstützt den Menschen leider oft in der fehlerhaften Entwicklung. In seinem Bestreben, alles richtig zu machen, auch wenn der Mensch falsch reagiert, kommt der Mensch oft trotzdem an sein Ziel, zum Beispiel beim Reiten einer Traversale. Doch das geht auf Kosten der Harmonie und Leichtigkeit, selbst wenn die äußere Form der Traversale vielleicht auf den ersten Blick korrekt aussieht. Für den sachkundigen Zuschauer ist dies zu erkennen, zum Beispiel:

  • schwitzt das Pferd unangemessen stark,
  • es schlägt mit dem Schweif,

Auch der falsche Aufbau einer Trainingseinheit kann zu Stress und Verspannungen führen. Hier wurde zu Demonstrationszwecken die Lösungsphase absichtlich zu kurz durchgeführt. Als Folge wirkt das Pferd verspannt und unzufrieden. Dies ist in diesem Fall sogar schon zu erkennen, wenn man nur Kopf und Hals des Pferdes betrachtet. Der Unterhals ist angespannt, die Ganasche wird nicht geöffnet, infolgedessen wird die Ohrspeicheldrüse eingeklemmt. Das Pferd schaut unzufrieden.

Hier nun zum Vergleich dasselbe Pferd nach korrekt durchgeführter Lösungsphase. Die Muskulatur wirkt entspannt, das Pferd dehnt sich an die feine Hand heran. Folglich wird die Ganasche geöffnet und die Oberlinie tritt deutlich bei zufriedenem Gesichtsausdruck hervor.

  • es sieht gestresst aus, am besten erkennbar am unzufriedenen Gesichtausdruck, oft einhergehend mit angespannter Maulpartie (zum Beispiel hochgezogene Lippen) oder lauter Atmung
  • es sperrt das Maul auf,
  • es geht hinter der Senkrechten.

Der Reiter sitzt verkrampft, er klemmt mit den Schenkeln, er schiebt mit hochgezogenem Absatz mit dem Schenkel mit Kraft seitwärts o.Ä. Und schauen Sie dem Reiter ins Gesicht. Dort wird seine Anstrengung und Anspannung deutlich zu sehen sein. So hat eine Lektion nach der klassischen Ausbildung nicht auszusehen. Die Anforderungen von Harmonie und Leichtigkeit sollen auch bis in die höchsten Lektionen erfüllt sein, und zwar nicht nur später beim Ausführen, sondern auch der Weg dorthin muss diese Kriterien erfüllen. Denn die klassische Reitlehre basiert auf einer logischen Gymnastizierung. Das bedeutet, wenn ich durch eine leichtere Lektion die Vorstufe für die passende schwierigere Lektion erreicht habe, kann ich diese auch weiterhin in Leichtigkeit erarbeiten, weil das Pferd passend für die Ausführung dieser Lektion gymnastiziert wurde.

Wir haben uns in den letzten Jahren daran gewöhnt, dass die Kriterien dieser Leichtigkeit verschwommen sind, gerade weil unsere willigen Pferde trotz unserer Fehler oft viele Lektionen ausführen. Leichtigkeit in der Anlehnung heißt nicht, zufrieden damit zu sein, statt der gewohnten zehn nur noch fünf Kilogramm in der Hand zu haben. Anlehnung nach der klassischen Reitlehre misst sich in Milligramm. Ebenso missverständlich ist oft die Definition des Schenkeldrucks. Schenkeldruck heißt nicht, das Pferd mit einem Druck von einigen Kilos vorwärts-seitwärts treten lassen zu können, sondern heißt, dass das leichteste Anspannen der Wadenmuskulatur das Pferd zum Reagieren veranlasst. Wenn Sie einmal erfühlt haben, wie sensibel korrekt ausgebildete Pferde auf leichteste Hilfen reagieren, werden Sie dieses Gefühl nie vergessen und immer wieder danach streben.

1.1 Der Anfang des gemeinsamen Weges der Ausbildung: Kommunikation durch Körpersprache


Wie im oberen Kapitel über die Definition der klassischen Reitlehre beschrieben, haben viele Menschen heutzutage nicht mehr von Kind auf täglichen Umgang mit Tieren. Doch auch wenn Sie ihn hatten, ist es sinnvoll, sich kurz noch mal mit den Verhaltensweisen der Pferde auseinanderzusetzen. Wozu Sie dieses Wissen brauchen, schließlich wollen Sie Ihr junges Pferd doch reiten, werden Sie vielleicht fragen. Diese Frage ist einfach zu beantworten. Schließlich müssen Sie wissen, wie Pferde kommunizieren. So können Sie ihnen Ihr Anliegen schnell, sicher und einfach verständlich machen. Schließlich würden Sie sich auch nicht in einen Löwenkäfig wagen, ohne sich vorher genau über die Verhaltensweisen der Tiere zu informieren. Pferde sind zwar durch ihre Natur als Fluchttier weniger gefährlich, doch jeder Unfall, der passiert, ist einer zu viel. Außerdem werden Sie so sensibler für ihre eigene Sprache. Jetzt wenden Sie vielleicht ein, dass Sie in Gegenwart Ihres Pferdes doch nicht dauernd reden. Aber doch, genau das tun Sie: Sie reden mit Ihrer Körpersprache und die ist immer vorhanden....

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