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Auswahl und Implementierung eines Projektmanagement-Standards

AutorAlexander Schmachtel
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl140 Seiten
ISBN9783656651932
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis59,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Ingenieurwissenschaften - Wirtschaftsingenieurwesen, Note: 1,3, Technische Hochschule Mittelhessen, Veranstaltung: Projektmanagement, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Projektmanagement hat sich in der Vergangenheit bereits als eigene Disziplin etabliert und ist in vielen Unternehmen kaum noch wegzudenken. Im Zuge dieser Entwicklung gewinnen auch Projektmanagement-Standards (PM-Standards) zunehmend an Bedeutung. Durch die Vielfalt, die unterschiedlichen Methodiken und Komplexität einiger PM-Standards gestaltet es sich für viele Unternehmen schwierig, den für sie geeignetsten PM-Standard auszuwählen. Eng mit der Auswahl eines PM-Standards ist auch dessen Implementierung verbunden. Nur wenn die Implementierung erfolgreich gelingt, können die Vorzüge, welche die Verwendung eines PM-Standards mit sich bringt, auch zum Tragen kommen. In dieser Arbeit wird die Fragestellung aufgegriffen, wie die Auswahl und Implementierung eines PM-Standards erfolgen kann. Anlässe für die Verwendung eines PM-Standards können beispielsweise die Ausweitung der projektmanagementspezifischen Aktivitäten eines Unternehmens oder eine Verbesserung der unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit mit Lieferanten oder Abnehmern sein. Neben einer Vielzahl an unternehmensspezifischen PM-Standards, die nicht publiziert werden, existieren auch eine Reihe von PM-Standards, die öffentlich zugänglich sind und in der Regel von Projektmanagement-Vereinigungen herausgegeben werden. Unter den öffentlich zugänglichen PM-Standards haben in der Vergangenheit die drei Standards ICB 3.0, PMBOK Guide und PRINCE2 zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die drei Standards werden von unterschiedlichen Vereinigungen herausgeben, stellen jeweils eine eigene Sichtweise auf das Projektmanagement dar und bilden die Grundlage für eigene Zertifizierungssysteme. Vor diesem Hintergrund wird in dieser Arbeit auf Grund der Relevanz, basierend auf der allgemeinen Verbreitung, öffentlichen Zugänglichkeit und Möglichkeit zur Qualifizierung eine Eingrenzung des Untersuchungsgebietes auf die drei PM-Standards ICB 3.0, PMBOK Guide und PRINCE2 vorgenommen. Dies folgt auch dem Gedanken, dass es für Unternehmen insbesondere durch diese drei Standards möglich wird, Liefer- und Leistungsbeziehungen mit Lieferanten und Abnehmern, hinsichtlich einer gemeinsamen PM-Methodik zu optimieren. Daher werden die Standards im Rahmen dieser Arbeit in ihrer Reinform betrachtet. Die Kompatibilität zwischen den Standards sowie die Kombination einzelner Standards werden dabei nicht betrachtet.

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Leseprobe

3 Vergleich der Projektmanagement-Standards ICB 3.0, PMBOK Guide und PRINCE2


 

In diesem Kapitel erfolgt ein Vergleich der drei PM-Standards ICB 3.0, PMBOK Guide und PRINCE2. Dazu werden die drei Standards zunächst in Kapitel 3.1 anhand von Vergleichkriterien gegenübergestellt, um mögliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausarbeiten zu können, bevor in Kapitel 3.2 auf inhaltliche Unterschiede eingegangen wird. Dazu wird eine Untersuchung der Global Alliance for Project Performance Standards (GAPPS) herangezogen. Abschließend erfolgt in Kapitel 3.3 eine vergleichende Beurteilung der drei Standards.

 

3.1 Gegenüberstellung der Standards


 

3.1.1 Trägerorganisation und Entwicklung


 

Herausgeber der ICB 3.0 ist die International Project Management Association (IPMA). Sie wurde 1965 gegründet und vereint als Dachorganisation mehr als 50 Mitglieder-Vereinigungen auf fünf Kontinenten mit insgesamt mehr als 40.000 Mitgliedern. Die IPMA hat ihren Sitz in den Niederlanden.[48] Die deutschsprachigen nationalen Mitgliederorganisationen sind die Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement (GPM), die Schweizer Gesellschaft für Projektmanagement (SPM) und die österreichische Projektmanagement Austria (pma). Zwar sind die nationalen Projektmanagement-Gesellschaften für ihre Zertifizierung selbst verantwortlich, doch haben sie für die Gestaltung ihrer National Competence Baseline (NCB) einen weitaus geringeren Freiraum. So sind seit 2008 alle Elemente der ICB 3.0 für die jeweiligen NCBs verbindlich. Ergänzungen bezüglich nationaler und kultureller Besonderheiten dürfen den Maximalwert von 10% des Umfangs nicht überschreiten.

 

Die Competence Baseline in der dritten und grundlegend erneuerten Version (ICB 3.0) wurde nach einer fast zweijährigen Entwicklungsarbeit im März 2006 von der IPMA verabschiedet. Sie löste damit die Vorgängerversion, die Competence Baseline 2.0 ab, die vom IPMA Certification Core Team (CCT) auf Grundlage der nationalen Kompetenzrichtlinien von Deutschland, Frankreich, Großbritannien und der Schweiz entstanden ist und 1999 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. [49]

 

Der PMBOK Guide wird vom Project Management Institute (PMI), einer US-amerikanischen „Not-for-Profit-Organisation“ mit Hauptsitz in Newton-Square in Pennsylvania herausgegeben. [50] Dabei wird die Redaktion für den PMBOK Guide von freiwilligen Mitgliedern des PMI gestellt und entsteht durch die Sammlung von praktischem Erfahrungswissen von Projektmanagern weltweit.[51]Die korrekte Bezeichnung lautet eigentlich „A Guide to the Projektmanagement Body of Knowledge“, wird aber in der Praxis häufig als PMBOK Guide bezeichnet.[52] Fälschlicherweise wird der PMBOK Guide häufig mit dem PMBOK gleichgesetzt. Der PMBOK Guide ist jedoch lediglich ein Leitfaden, also einen Zugang zum wesentlich umfangreicheren PMBOK, der eine umfassende Sammlung des Wissens innerhalb des Projektmanagements darstellt.[53] Der Herausgeber PMI ist die weltweit größte Projektmanagementvereinigung mit mehr als einer halben Million Mitgliedern und Zertifikatsträgern, in mehr als 180 Ländern der Erde.[54] Das PMI überarbeitet regelmäßig alle vier Jahre seine Standards, sodass zum Jahreswechsel 2008/2009 die aktuelle vierte Auflage des PMBOK Guide erschienen ist. Der PMBOK Guide erschien erstmalig im Jahre 1996 und wurde vom American National Standard Institute (ANSI) zur Norm erhoben. Mit mehr als 2 Millionen verkauften Exemplaren stellt es eine der wichtigsten Orientierungsquellen für Projektpersonal dar.[55]

 

PRINCE2 ist eine Entwicklung des Office of Government Commerce (OGC) und sowohl für den öffentlichen als auch für den privatwirtschaftlichen Sektor anwendbar.[56] PRINCE2 wurde 1996 vom OGC veröffentlicht, um der britischen Wirtschaft eine branchen- und projektartenunabhängige Methode zur effizienten Abwicklung von Projekten zur Verfügung zu stellen. Die Ursprünge von PRINCE2 reichen bis ins Jahr 1975 zurück. Damals wurde die Projektmanagement Methode PROMT II entwickelt, woraus 1989 der Vorgänger PRINCE entstanden ist.[57] Für die Entwicklung des Vorläufermodells PRINCE war noch die britische Central Computer and Telecommunications Agency (CCTA) verantwortlich. PRINCE wurde ursprünglich als Regierungsstandard für das IT-Projektmanagement entwickelt, wohingegen PRINCE2 in allen Branchen einsetzbar ist.[58] Seit Sommer 2009 steht die aktuelle Version PRINCE2:2009 zur Verfügung. Für die neuste Version wurde die Struktur der Prozesse und Wissensgebiete gestraft, um den Umgang mit PRINCE2 zu erleichtern.[59]

 

3.1.2 Grundlagen und Struktur


 

Die ICB 3.0 stellt einen kompetenzbasierten Ansatz für das Projektmanagement dar. Dabei gliedert sich der Standard in die drei Bereiche, PM-technische Kompetenzen, PM-Verhaltenskompetenzen und PM-Kontext-Kompetenzen und umfasst insgesamt 46 Kompetenzelemente, die durch Schlüsselbeziehungen zwischen einzelnen Elementen ergänzt werden. Die Elemente sind in 20 technische Kompetenzelemente, 15 verhaltensbezogene- und 11 Kontextkompetenzelemente unterteilt. [60]

 

Die ICB 3.0 ist in insgesamt 6 Kapitel unterteilt, wobei die letzten beiden Kapitel im Wesentlichen weiterführende Informationen beinhalten. Im ersten Kapitel wird auf die begrifflichen Grundlagen, auf die Vorteile von Zertifizierungen sowie auf das Zertifizierungssystem der IPMA eingegangen. Darauf aufbauend werden in Kapitel 2 entsprechende Schlüsselbegriffe erläutert, während im dritten Kapitel ausführlicher auf das IPMA-Zertifizierungssystem eingegangen wird. Im Hauptteil, in Kapitel 4, erfolgt schließlich die Beschreibung der einzelnen Kompetenzelemente. Dabei wird zunächst die Bedeutung des Elements erläutert, bevor auf mögliche Verfahrens-schritte und Erfahrungskriterien eingegangen wird. Es werden jedoch keine spezifischen Instrumente, Verfahren oder Methoden empfohlen, sondern nur Themenbereiche und Verfahren für Entscheidungsaufgaben sowie einige Methoden beispielhaft beschrieben. Die Methoden und Instrumente sollen in Abhängigkeit von der Projektsituation, entsprechend vom Projektmanager gewählt werden.[61] Das Wissen und die Erfahrung, die für die einzelnen Zertifizierungsstufen notwendig sind, werden im Abschnitt Schlüsselkompetenz und Zertifizierungslevel dargestellt. Bei den Elementen der PM-Verhaltenskompetenz sind außerdem Angaben zu Angemessenem Verhalten und Verbesserungsbedürftigen Verhalten aufgeführt.[62]

 

Die ICB 3.0 widmet mit 15 verhaltensbezogenen, von insgesamt 46 Kompetenz-elementen, einen relativ großen Anteil der Sozialkompetenz, die zu den so genannten „Weichen Faktoren“ zählt. Somit unterscheidet sie sich deutlich von anderen PM-Standards, deren Inhalte in der Regel auf Fach- und Methodenwissen beschränkt sind.[63] Eine Übersicht aller Kompetenzelemente ist in Abbildung 3 dargestellt.

 

 

Abbildung 3 : Kompetenzelemente der ICB 3.0 [64]

 

Die Sichtweise des PMBOK Guide auf das Projektmanagement ist stark prozessorientiert. Für die Abwicklung von Projekten stellt der Standard eine Systematik von Prozessen bereit. So werden für jeden Prozess mehrere „Inputs“ definiert, die mit Hilfe der angegebenen „Tools and Techniques“ in ebenfalls vordefinierte „Outputs“ umgewandelt werden. Der PMBOK Guide gliedert seine Projektmanagement-Prozesse in die fünf Prozessgruppen Initiierung, Planung, Ausführung, Überwachung, Steuerung und Abschluss, die sich am Projektzyklus orientieren. Die Prozesse lassen sich dabei nach ihrem inhaltlichen Schwerpunkt in die folgenden neun Wissensgebiete unterteilen:

 

Integrationsmanagement

 

Inhalts- und Umfangsmanagement

 

Terminmanagement

 

Kostenmanagement

 

Qualitätsmanagement

 

Personalmanagement

 

Kommunikationsmanagement

 

Risikomanagement

 

Beschaffungsmanagement.

 

Der PMBOK Guide umfasst in seiner aktuellen Auflage (2008) insgesamt 42 Prozesse. Zusammen mit den Prozessgruppen und Wissensgebieten lassen sich die einzelnen Prozesse in einem Prozessmodell (siehe Tabelle 1) darstellen.[65]

 

Der PMBOK Guide ist in vier Teilen strukturiert. Im ersten Teil werden zunächst einige begriffliche Grundlagen...

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