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Auswirkungen von Krieg und Flucht auf syrische Flüchtlingskinder und deren Bedeutung für die Schule

VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl120 Seiten
ISBN9783668471948
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Pädagogik - Allgemein, Note: 2,3, Universität Koblenz-Landau (Erziehungswissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit soll klären, welche möglichen Auswirkungen Krieg und Flucht tatsächlich auf syrische Kinder und Jugendliche haben, um darauf aufbauend mögliche Folgen für die Beschulung im deutschen Schulsystem abzuleiten und abschließend Interventionsmaßnahmen für Pädagoginnen und Pädagogen in der Praxis zu ermitteln. Derzeit befinden sich rund 65 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Diese Zahl setzt sich zusammen aus etwa 21 Millionen Flüchtlingen, welche ihr Land verlassen mussten, circa 40 Millionen Binnenvertriebenen sowie rund 4 Millionen Personen, die anderweitig auf der Flucht sind.. Zu den Herkunftsländern der Vertriebenen zählen vor allem die Bürgerkriegsländer Syrien, der Irak und Afghanistan. Es stellt sich also zunächst die Frage, wer diese Kinder und Jugendlichen eigentlich sind, welche Belastungen aus der Vergangenheit, also aus ihrem Herkunftsland sie mitbringen und wie ihre Integration, insbesondere ihre schulische Integration, in Deutschland gelingt. Dementsprechend beleuchtet das zweite Kapitel dieser Arbeit allgemeine Flüchtlingserfahrungen der Geflüchteten per se und zeigt darauf aufbauend ihre Lebenslagen in der neuen Heimat auf, um anschließend auch auf die Frage der Integration in Bildungsinstitutionen einzugehen. Das Thema 'Schule' steht in dieser Arbeit in einem ganz speziellen Fokus, weshalb es in jedem Kapitel an wichtigen Stellen Erwähnung findet. So auch in Kapitel 3, in welchem ein kurzer Exkurs stattfindet, der die Auswirkungen von Krieg und Flucht auf das System Schule im Allgemeinen näher betrachtet. Da auch die Bildung syrischer Flüchtlinge im deutschen Schulsystem von essenzieller Bedeutung dieser Arbeit ist, werden in Kapitel 7 interessante Aspekte aufgezeigt, die deutlich machen sollen welche Bedeutung Bildung für diese Personengruppe hat und mit welchen Schwierigkeiten und Besonderheiten sie einhergeht. Das achte Kapitel soll abschließend verdeutlichen, welche Auswirkungen die Folgestörungen der Kriegs- und Fluchtsituationen auf den Kontext Schule haben? Hier werden spezielle Situationen beleuchtet, die Pädagoginnen und Pädagogen bei der Arbeit mit jungen Geflüchteten begegnen können. Darauf aufbauend gibt diese Arbeit mögliche Interventionsmaßnahmen für Lehrkräfte an, die für eine effektive und effiziente Beschulung syrischer Flüchtlingskinder mit Kriegs- und Fluchttraumata sowie Bindungsstörungen als geeignet betrachtet werden.

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Leseprobe

1. Einleitung


 

Derzeit befinden sich rund 65 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht (vgl. UNHCR: Global Trends). Diese Zahl setzt sich zusammen aus etwa 21 Millionen Flüchtlingen, welche ihr Land verlassen mussten, circa 40 Millionen Binnenvertriebenen (vgl. ebd.) sowie rund 4 Millionen Personen, die anderweitig auf der Flucht sind. Dies sind die höchsten Flüchtlingszahlen seit dem Ende des 2. Weltkrieges. Zu den Herkunftsländern der Vertriebenen zählen vor allem die Bürgerkriegsländer Syrien, der Irak und Afghanistan. Basierend auf der Genfer Flüchtlingskonvention (im Folgenden mit GFK abgekürzt) von 1951 und des Zusatzprotokolls von 1967 handelt es sich dabei um Menschen, die „sich aus begründeter Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung außerhalb des Landes befinden, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzen“ (Art. 1A Abs. 2 Genfer Flüchtlingskonvention), somit den Status eines Flüchtenden erhalten und „von den Unterzeichnerländern Unterstützung und bestimmte Rechte und Pflichten zugesprochen“ bekommen (Lennertz 2011, 10f.). „Mit weltweit steigenden Flüchtlingszahlen wurde die GFK jedoch politisch mehr und mehr zum Instrument, Schutzsuchende unterscheiden zu können“ (Hemmerling 2003, 11). Dadurch wird aktuell nur noch ein Bruchteil der Personen, welche man alltagssprachlich als Flüchtlinge bezeichnet, nach der GFK anerkannt (vgl. Lennertz 2011, 11). In der Praxis wird daher meist eine Definition verwendet, die über die Definition der GFK hinausgeht und auf formaljuristische Kriterien verzichtet. Folglich bilden Flüchtlinge unter der neuen Definition eine sehr große Anzahl von Personen, welche aufgrund von Konflikten Ländergrenzen überschritten haben (vgl. ebd.).

 

„Deutschland ist in den letzten Jahren für eine stetig wachsende Zahl von Menschen

 

zum Ziel von Flucht und dem Antrag auf Asyl geworden“ (Hoffmann 2017, VII). Von den etwa 21 Millionen vertriebenen Menschen weltweit suchten in den Jahren 2015 und 2016 circa 1,1 Millionen Menschen Schutz in der Bundesrepublik und stellten Asylanträge (vgl. Bundesministerium des Innern).

 

Abbildung 1: Flüchtlingszahlen nach Herkunftsländern in der BRD (in %)

 

 

Anmerkung: Eigene Darstellung. Quelle: Toprak & Weitzel 2017, 10; Deutschland das Einwanderungsland. Wie die Integration junger Geflüchteter gelingen kann.

 

Rund 39%, also ca. 400.000 dieser Personen stammen aus Syrien und stellen somit die größte Gruppe der Geflüchteten in der Bundesrepublik Deutschland dar (siehe Abbildung 1) (vgl. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2016; Toprak & Weitzel 2017, 10). Etwa 70% der nach Deutschland geflüchteten Menschen sind unter 30 Jahre alt und davon wiederum sollen laut der Kultusministerkonferenz etwa 20% bis 30% syrische Kinder im schulpflichtigen Alter sein (vgl. Daschner 2016, 8). Aus diesem Grund liegt der Fokus dieser Arbeit auf der Personengruppe der syrischen Kinder und Jugendlichen im schulpflichtigen Alter.

 

Es handelt sich hierbei um eine literaturbasierte Arbeit, bei der vor allem ein umfassender Überblick über theoretische Ansätze und Modelle sowie die damit verbundenen Ergebnisse aus bereits dargelegten empirischen Studien hinreichend dokumentiert werden sollen. Bestehende theoretische Ansätze und Erklärungen verschiedener Autoren sollen dabei in die Arbeit integriert, neugeordnet und weiterentwickelt werden um ein möglichst weites Spektrum an fundierten Erkenntnissen darzulegen. Dazu zählt auch, dass bestehende Literatur verwendet wird, um abschließend praxisorientierte Handlungskompetenzen zu verfassen und weiterzuentwickeln sowie miteinander zu vergleichen und in Verbindung zu setzen.

 

Krieg, Folter, Gewalt und Misshandlung sind nur einige der traumatischen Erfahrungen, die syrische Kinder und Jugendliche in ihrem Heimatland erfahren mussten. In vielen Fällen resultierten und resultieren daher auch jetzt noch Zwangsmigrationen aufgrund dieser, von anderen Menschen verursachten Taten. Ganze Familien, aber auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge müssen ihre Heimat verlassen um in vermeintlich sicheren Ländern Schutz zu suchen. Viele von ihnen sehen in der Bundesrepublik Deutschland ihr sicheres Fluchtziel und begeben sich auf eine meist lange, mit vielen Strapazen durchzogene Reise. Doch auch am Ziel angekommen finden viele der Geflüchteten keine Ruhe und Entlastung. Vor allem Kinder und Jugendliche, die mit Traumata unterschiedlichsten Ausprägungen in Deutschland eintreffen sind mit der neuen Situation noch zusätzlich überfordert. Auch die Aktualität dieses Themenkomplexes spiegelt sich in dieser Arbeit wieder. An den vergangenen und aktuellen Flüchtlingszahlen ist zu erkennen, dass die Flüchtlingsthematik viele Bereiche aus Politik, Gesellschaft und insbesondere der Bildung betrifft und weiterhin betreffen wird. Die Mehrheit der Geflüchteten befindet sich auch in dieser Stunde noch in Ersteinrichtungen und Massenunterkünften. Bei vielen Familien und auch unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen bedeutet dies, dass diese oft noch bis jetzt keine deutsche Schule besucht haben. Daraus ergibt sich, dass die Neuanmeldungen syrischer Flüchtlingskinder und geflüchteter Jugendlicher an Schulen jeglicher Schulformen auch in der Zukunft noch weiter ansteigen werden. Gerade wir als Pädagogen und angehende Pädagogen, vor allem aus dem sonderschulischen Bereich müssen uns den gegenwärtigen und zukünftigen Problemen der Beschulungssituation geflüchteter Menschen bewusst werden. Dies gilt auch schwerpunktübergreifend für alle sonderpädagogischen Disziplinen, sowie für die Lehrkräfte in Förderschulen aber auch in Schwerpunktschulen bei der Inklusion in Regelklassen. Aufgrund der schulrechtlichen Situation in Deutschland, in welcher bisher noch keine einheitlichen Leitlinien zur Beschulung syrischer Flüchtlingskinder und jugendlicher Geflüchteter erarbeitet wurden ist es von dringender Notwendigkeit zumindest einen Überblick zu erhalten, mit welchen Menschen man es im Schulalltag zu tun hat und welche schwierigen und besonderen Aufgaben auf das Fachpersonal zu kommen könnten.

 

Deshalb soll diese Arbeit klären, welche möglichen Auswirkungen Krieg und Flucht tatsächlich auf syrische Kinder und Jugendliche haben, um darauf aufbauend mögliche Folgen für die Beschulung im deutschen Schulsystem abzuleiten und abschließend Interventionsmaßnahmen für Pädagoginnen und Pädagogen in der Praxis zu ermitteln.

 

Es stellt sich also zunächst die Frage, wer diese Kinder und Jugendlichen eigentlich sind, welche Belastungen aus der Vergangenheit, also aus ihrem Herkunftsland sie mitbringen und wie ihre Integration, insbesondere ihre schulische Integration, in Deutschland gelingt. Dementsprechend beleuchtet das zweite Kapitel dieser Arbeit allgemeine Flüchtlingserfahrungen der Geflüchteten per se und zeigt darauf aufbauend ihre Lebenslagen in der neuen Heimat auf, um anschließend auch auf die Frage der Integration in Bildungsinstitutionen einzugehen. Das Thema „Schule“ steht in dieser Arbeit in einem ganz speziellen Fokus, weshalb es in jedem Kapitel an wichtigen Stellen Erwähnung findet. So auch in Kapitel 3, in welchem ein kurzer Exkurs stattfindet, der die Auswirkungen von Krieg und Flucht auf das System Schule im Allgemeinen näher betrachtet.

 

Wie bereits erwähnt treffen eine Vielzahl der syrischen Kinder und Jugendlichen mit Folgestörungen der Kriegs- und Fluchtsituationen in der Bundesrepublik ein. Aus diesem Grund soll im vierten Kapitel der Frage nachgegangen werden, wie sich Trauma und Traumatisierung definieren. Dazu werden neben den allgemeinen Grundlagen auch spezielle Kriegs- und Fluchttraumata behandelt. Da die Personengruppe der Kinder und Jugendlichen auch hier wieder eine zentrale Rolle spielt, stellt sich zusätzlich die Frage welche Merkmale und Auswirkungen Traumata speziell auf junge Geflüchtete haben.

 

Bei vielen hier ankommenden Jungen und Mädchen werden ebenfalls verschiedene Bindungsverhalten und Bindungsstörungen diagnostiziert. Demzufolge sollen im fünften Kapitel die Bindungen, die Bindungsverhalten, Bindungsmuster und auch Bindungsstörungen im Allgemeinen und mit Bezug auf junge, geflüchtete Menschen aus Syrien näher betrachtet werden. Auch hier werden die verschiedenen Aspekte in einen Zusammenhang mit Krieg und Flucht, sowie dem gegenwärtigen und zukünftigen Leben in Deutschland und dabei insbesondere der Schule gestellt. Das sechste Kapitel soll daraufhin noch einmal den Zusammenhang von Trauma und Bindung deutlich machen.

 

Da auch die Bildung syrischer Flüchtlinge im deutschen Schulsystem von essenzieller Bedeutung dieser Arbeit ist, werden in Kapitel 7 interessante Aspekte aufgezeigt, die deutlich machen sollen welche Bedeutung Bildung für diese Personengruppe hat und mit welchen Schwierigkeiten und Besonderheiten sie einhergeht.

 

Das achte Kapitel soll abschließend verdeutlichen, welche Auswirkungen die Folgestörungen der Kriegs- und Fluchtsituationen auf den Kontext Schule haben? Hier werden spezielle Situationen beleuchtet, die Pädagoginnen und Pädagogen bei der Arbeit mit jungen Geflüchteten begegnen können. Darauf aufbauend gibt diese Arbeit mögliche Interventionsmaßnahmen für Lehrkräfte an, die für eine effektive und effiziente Beschulung syrischer Flüchtlingskinder mit Kriegs- und Fluchttraumata...

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