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E-Book

Autobiographie

AutorBenjamin Franklin
VerlagVerlag C.H.Beck
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl280 Seiten
ISBN9783406689031
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,99 EUR

Die Lebensbeschreibung Benjamin Franklins (1706 - 1790), der einer der bedeutendsten Staatsmänner der jungen Vereinigten Staaten wurde, gilt als das erste "klassische" Werk der amerikanischen Literatur. Benjamin Franklin, der Sohn eines in die Neue Welt ausgewanderten Seifensieders und Kerzenmachers, berichtet in diesen Lebenserinnerungen von der Kindheit und den Lehrjahren im puritanischen Boston, der Flucht des lebenshungrigen Bücherwurms ins weltoffene Philadelphia und der erfolgreichen Tätigkeit dort, zuerst als Buchdrucker, dann auch als Wissenschaftler und Erfinder. Und er schildert seinen Aufstieg zum angesehenen Bürger und Politiker. Die Autobiographie "dieses weltzugewandten nüchternen Aufklärers und Repräsentanten der jungen amerikanischen Republik, dieses auf den verschiedenartigsten Gebieten unermüdlich tätigen Bürgers", gehöre, schreibt Hans J. Schütz, "gewiss zu den bedeutendsten autobiographischen Zeugnissen eines emanzipierten Bürgertums".



<p>Benjamin Franklin (1706&nbsp;- 1790), vor allem bekannt als einer der Gr&uuml;nderv&auml;ter der Vereinigten Staaten von Amerika, beteiligte sich nicht nur an staatlichen Angelegenheiten wie dem Entwurf der Unabh&auml;ngigkeitserkl&auml;rung, sondern verfolgte vielschichtige Interessen. So war der Staatsmann unter anderem auch als Drucker, Naturwissenschaftler, Erfinder und Schriftsteller t&auml;tig.</p>

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Leseprobe

1730–1731


Brief von Mr. Abel James,
mit Notizen über mein Leben

 (in Paris empfangen)

Mein lieber und geehrter Freund! Ich habe schon oft an Dich schreiben wollen, bin aber stets vor dem Gedanken zurückgescheut, der Brief möchte in die Hände der Engländer fallen und es dürfte dann irgendein Buchdrucker oder Unberufener einen Teil seines Inhalts veröffentlichen und unserem Freunde Verdrießlichkeiten, mir selbst aber Tadel zuziehen.

Vor einiger Zeit kamen mir zu meiner großen Freude etwa dreiundzwanzig Blätter in Deiner eigenen Handschrift zu Gesicht, die eine an Deinen Sohn gerichtete Schilderung Deiner Herkunft und Deines Lebens bis zum Jahr 1730 enthalten, wobei noch andere Notizen, ebenfalls von Deiner Handschrift, lagen. Ich lege eine Abschrift davon bei, in der Hoffnung, sie möge, falls Du sie bis zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt hättest, dazu dienen, daß der erste und der spätere Teil aneinander passen; wenn sie aber noch nicht fortgesetzt worden ist, so hoffe ich, Du wirst sie nicht aufschieben. Das Leben ist ungewiß, wie der Prediger uns lehrt; und was wird die Welt sagen, wenn der gütige, menschenfreundliche und wohlwollende Benjamin Franklin seine Freunde und die Welt eines solch angenehmen und gemeinnützigen Werkes verlustig gehen lassen würde, eines Werkes, das nicht etwa nur für einige wenige, sondern für Millionen nützlich und unterhaltend sein würde? Der Einfluß derartiger Schriften auf die Gemüter der Jugend ist sehr groß und ist mir nirgends so augenfällig entgegengetreten wie in den Tagebuchaufzeichnungen unseres gemeinsamen Freundes. Er flößt der Jugend beinahe unmerklich den Einfluß ein, danach zu streben, daß sie ebenfalls so gut und bedeutend werde wie der Schreiber. Sollten Deine Aufzeichnungen zum Beispiel, wenn im Druck erschienen (was meines Erachtens nicht ausbleiben wird), die Jugend veranlassen, Dir an dem Fleiß und der Mäßigkeit Deiner frühen Jugend zu gleichen, welch ein Segen würde ein solches Werk für sie sein! Ich kenne keinen Charakter unter den jetzt Lebenden und nicht viele unter den Menschen überhaupt, der in gleichem Maße wie Du imstande wäre, unter der amerikanischen Jugend einen größeren Geist des Fleißes und der frühen Aufmerksamkeit aufs Geschäft, der Genügsamkeit und Mäßigkeit zu fördern. Nicht als ob ich glaubte, das Werk würde keinen andern Nutzen und Verdienst in der Welt haben – weit entfernt davon; allein das erste ist von solch ungeheurer Wichtigkeit, daß ich nichts ihm Gleichkommendes kenne.

Als ich den vorstehenden Brief und die dabeiliegenden Notizen einem Freunde zeigte, erhielt ich von ihm folgendes:

Brief von Mr. Benjamin Vaughan


Paris, 31. Januar 1783

Mein liebster Herr! Als ich Ihre Blätter mit den flüchtigen Aufzeichnungen der Hauptbegebenheiten Ihres Lebens, die Ihr Freund, der Quäker, für Sie wiederentdeckte, durchgelesen hatte, versprach ich Ihnen, in einem Brief die Gründe darzulegen, warum ich es für nützlich erachten würde, daß dieselben in der Weise vollendet und veröffentlicht würden, wie er es wünschte. Verschiedene Geschäfte haben mich geraume Zeit an der Abfassung dieses Briefes verhindert, und ich weiß nicht, ob dieser überhaupt zu Erwartungen berechtigte. Da ich jedoch gegenwärtig gerade Muße habe, so will ich wenigstens mich selbst durch das Schreiben betätigen und belehren. Weil aber die Ausdrücke, deren ich mich zu bedienen geneigt bin, möglicherweise einen Mann von Ihren Gewohnheiten verletzen könnten, so werde ich zu Ihnen nur so sprechen, als ob ich mich an irgendeine andere Person wenden würde, die so gut und so groß, aber weniger mißtrauisch wäre als Sie. Ich würde zu einem solchen Manne sagen: »Geehrter Herr! Ich ersuche dringend um Ihre Lebensgeschichte aus den folgenden Beweggründen: Ihre Geschichte ist so bemerkenswert, daß, wenn Sie sie nicht geben, gewiß irgendein anderer sie bringen wird, und vielleicht so, daß er beinahe ebensoviel Schaden anrichtet, wie Ihre eigene Behandlung der Sache Gutes stiften könnte. Dieselbe wird überdies ein Gemälde der inneren Verhältnisse Ihres Vaterlandes darstellen, das sehr dazu beitragen wird, Ansiedler von tugendhaftem und mannhaftem Geiste dorthin einzuladen. Auch kenne ich in Anbetracht des Interesses, womit eine derartige Belehrung von jenen gesucht wird, und der Verbreitung Ihres guten Rufes keine wirksamere Ankündigung, als Ihre Lebensgeschichte abgeben würde. Alles, was Ihnen selbst begegnete, ist wiederum mit den Einzelheiten der Sitten und Lage eines emporkommenden Volkes innig verbunden. Nach meiner Ansicht können in dieser Beziehung die Schriften von Cäsar und Tacitus für einen ernsthaften Beurteiler menschlicher Natur und Gesellschaft nicht interessanter sein. Dies alles aber, geehrter Herr, sind, wie ich glaube, nur unbedeutende Gründe im Vergleich mit der Gelegenheit, die Ihre Lebensgeschichte für die Heranbildung künftiger großer Männer, und in Verbindung mit Ihrer ›Kunst der Tugend‹ (die Sie herauszugeben beabsichtigen) für die Verbesserung der Züge des Privatcharakters und daher auch für die Förderung alles Glücks, des öffentlichen und häuslichen, abgeben wird. Die beiden von mir bezeichneten Werke werden ganz besonders eine edle Anleitung und ein Vorbild zur Selbsterziehung geben. Schul- und sonstige Erziehung gehen beständig von falschen Grundsätzen aus und entwickeln eine schwerfällige, auf ein falsches Ziel hingerichtete Methode; allein Ihre Methode ist einfach und das Ziel richtig. – Während Eltern und junge Leute anderer zweckmäßiger Mittel zur Würdigung eines vernünftigen Lebensweges und zur Vorbereitung auf einen solchen entbehren müssen, wird Ihre Entdeckung, daß dieses Ziel in der eigenen Hand so manches Menschen liegt, unschätzbar sein! Ein in reiferen Jahren geltend gemachter Einfluß auf den Privatcharakter ist nicht allein ein später, sondern auch ein schwacher Einfluß. In der Jugend pflanzen wir unsere wichtigsten Gewohnheiten und Vorurteile; in der Jugend fassen wir unseren Entschluß in bezug auf Beruf, Bestrebungen und Ehe. In der Jugend wird daher unserem Leben seine eigentümliche Richtung gegeben; in der Jugend bildet sich auch die Erziehung der nächsten Generation; in der Jugend wird der öffentliche und private Charakter bestimmt. Da nun der Lebenstermin sich nur von der Jugend bis zum Alter erstreckt, so muß das Leben von der Jugend aus richtig beginnen und namentlich bevor wir unseren Beschluß über unsere hauptsächlichsten Ziele fassen. Aber Ihre Lebensgeschichte wird nicht bloß die Selbsterziehung, sondern auch die Erziehung zu einem weisen Manne lehren; und der weiseste Mann wird Aufklärung empfangen und sich im eigenen Fortschreiten fördern, wenn er den Weg eines anderen weisen Mannes eingehend geschildert sieht. Und warum sollen schwächere Menschen derartiger Unterstützungen beraubt werden, wenn wir doch sehen, daß unser Geschlecht seit unvordenklichen Zeiten beinahe ohne einen Führer in dieser Richtung im dunklen tappte und überall anstieß? Zeigen Sie also den Söhnen und den Vätern, mein Herr, wieviel zu tun ist, und laden Sie alle weisen Männer ein zu werden, wie Sie sind, und andere Männer, weise zu werden. Wenn wir sehen, wie grausam Staatsmänner und Krieger gegen das Menschengeschlecht und wie abgeschmackt hervorragende Männer gegen ihre Bekannten sein können, so wird es lehrreich sein, zu beobachten, wie die Beispiele von friedlichen, nachgiebigen Sitten sich vermehren, und zu finden, wie trefflich es sich miteinander verträgt, groß und doch häuslich, beneidenswert und doch wohlwollend zu sein.

Die kleinen eigenen Erlebnisse, die Sie ebenfalls zu erzählen haben werden, dürften von erheblichem Nutzen sein, da wir vor allen Dingen Klugheitsregeln in gewöhnlichen Angelegenheiten nötig haben, und es wird interessant sein zu sehen, wie Sie unter solchen Umständen gehandelt haben. Es wird deshalb eine Art Schlüssel zum Leben werden und viele Dinge erklären, die allen Menschen einmal erläutert werden sollten, um ihnen eine Möglichkeit zu geben, durch Vorsicht weise zu werden. Das, was der Selbsterfahrung am nächsten kommt, ist, daß wir die Angelegenheiten anderer uns in einer anregenden Gestalt vorgeführt sehen; dies dürfen wir mit Zuversicht aus Ihrer Feder erwarten; unsere Angelegenheiten und deren Führung werden ein Aussehen von Einfachheit oder Wichtigkeit haben, das in die Augen fallen muß. Ich bin überzeugt, Sie haben diese mit ebensoviel Originalität geführt, als wenn Sie Erörterungen in Politik oder Philosophie geführt hätten; und was verdient, wenn man seine unbestreitbare Wichtigkeit und seine möglichen Fehler in Betracht zieht, mehr, durch Versuche erforscht und in ein System gebracht zu werden, als das menschliche Leben?

Manche Menschen sind blindlings tugendhaft, andere phantastisch spekulativ und wieder andere zu schlechten Zwecken klug und schlau gewesen; von Ihnen aber, mein Herr, bin ich überzeugt, daß Sie aus Ihrer Feder nur das bieten werden, was gleichermaßen weise, praktisch und gut ist. Ihre...

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Cover1
Titel3
Zum Buch2
Über den Autor2
Impressum4
Inhalt279
1706-17305
1730-173198
1731-1757131
Franklins Konzept241
Nachwort247
Anmerkungen271

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