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E-Book

Backstage

Von PUR, Popstars und den Zehn Geboten

AutorDieter Falk
Verlagbene! eBook
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783963400353
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Die Lebensgeschichte des sympathischen Vollblutmusikers Dieter Falk - mit wunderbaren Geschichten über das Leben, die Liebe und sinnstiftende Momente. Er entführte uns mit PUR ins 'Abenteuerland', sorgte mit Pe Werner für 'Kribbeln im Bauch' und trat in der Pro7-Sendung 'Popstars' als Juror vor ein Millionenpublikum: Dieter Falk, einer der erfolgreichsten Musikproduzenten und Komponisten Deutschlands. Erste Erfahrungen sammelte der Keyboarder, Pianist und Arrangeur in der christlichen Musik-Szene. Bis heute ist er seinen Wurzeln treu geblieben und brachte unter anderem die Pop Oratorien 'Die Zehn Gebote' und 'Luther' auf die Bühne, vor insgesamt 400.000 Zuschauern und mit 50.000 Mitwirkenden. Seine Autobiografie gewährt Einblicke in die Zusammenarbeit mit bekannten Künstlern aus der Popmusik- sowie Schlagerszene - und handelt vom Spagat zwischen Musik-Business und Glauben.

Dieter Falk, Jahrgang 1959, ist einer der erfolgreichsten Musikproduzenten und versiertesten Pianisten Deutschlands. Über 50 Platin- und Goldene Schallplatten für mehr als 20 Millionen verkaufte Tonträger zeichnen seine Arbeit aus. Er ist als Professor am Institut für Musik und Medien der Robert Schumann-Hochschule Düsseldorf tätig. 2016 nahm Falk eine Professur an der Evangelischen Popakademie in Witten an. Seit 1984 ist er mit seiner Frau Angelika verheiratet, die beiden haben zwei Söhne: Max und Paul. www.falkmusic.de

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Leseprobe

AUFTAKT


© Max Falk

Unerwartet

Der Saal in Fulda bebt. So etwas haben die 3000 Jugendlichen noch nicht erlebt. Die meisten hält es schon beim zweiten Song nicht mehr auf den Plätzen, sie tanzen und klatschen begeistert mit. Dabei ist »Nun danket alle Gott« ein altes Kirchenlied. Wir aber spielen es in einer Funky-Version. Da bleibt niemand still sitzen.

Doch was ist das? Kurz vor Ende des Liedes geht das Saallicht an. Unserer Anlage wird der Strom abgedreht. Dafür erklimmt der Veranstalter mit einem Mikro in der Hand die Bühne. Seine Worte klingen dumpf in die entstandene Stille, als er erklärt, dass man das Konzert leider an dieser Stelle abbrechen müsse. Dann sagt er so etwas wie ›Man hätte sich in der künstlerischen Aussage von Dieter Falk geirrt‹. Ups.

 

Ich stehe stumm am Piano und weiß nicht, wie mir geschieht. Der gleiche Mensch, der mich für den heutigen Auftritt und gleichzeitig auch für ein Konzert in Köln engagiert hat, schmeißt uns jetzt von der Bühne! Mein erstes Solokonzert mit Band soll mit einem Rauswurf enden?

Warum? Weil die Musik zu jazzig oder zu mitreißend ist? Oder weil wir ein altehrwürdiges Kirchenlied so auf die Bühne bringen, dass es wieder ins Herz und in die Beine geht?

Okay, unumstritten war unser Auftritt bei diesem Jugendtreffen der pfingstlerisch-charismatischen Freikirche natürlich nicht. Im Hintergrund hat es schon seit Stunden gebrodelt, weil einige Konzertbesucher nicht mit meinem Auftritt einverstanden waren und Druck auf den Veranstalter ausübten. Als dann der erste Song abgeht und die Leute dabei teilweise anfangen zu tanzen, werde ich kurzerhand von der Bühne geholt. Im Publikum pfeifen Hunderte, andere applaudieren, wieder andere verlassen kopfschüttelnd den Saal. Alles in allem entsteht eine Riesenunruhe, und wir packen unsere Sachen. Abends sitzen wir bei einem Bier im Hotel, diskutieren den Vorfall, und Gitarrist Dieter Roesberg sagt: »Na, ob das der liebe Gott so gewollt hätte?«

 

 

Finale in Köln

Ein Freitagabend im November 2006: Die Live-Übertragung des Finales der Pro7-Castingshow »Popstars« kommt aus einem großen TV-Studio in Köln-Mülheim. In der Jury Detlev D! Soost, Nina Hagen. Und ich. Jeder der drei Juroren darf in der Abschlussshow etwas solistisch darbieten. Detlev tanzt, Nina singt. Und ich?

Drei Tage zuvor hat Nina mich gefragt, ob ich sie bei ihrem Song »Somewhere Over The Rainbow« am Piano begleiten kann. Der Song ist wunderschön, Judy Garland sang ihn im Film »Der Zauberer von Oz«. Klar will ich das! Nach der Probe bringt mich Nina auf eine Idee: »Wieso spielst du als Solo eigentlich nicht einen dieser Choräle, die du in den Achtzigerjahren verjazzt hast?«

Eine Choralbearbeitung bei Pro7, und das zur Primetime? Ich kann mir schon das Gesicht des Unterhaltungschefs vorstellen. Also halten wir meinen Part erst mal geheim, der »Falk« spielt halt zwei Minuten irgendwas auf dem Klavier.

Aus »Somewhere Over The Rainbow« entwickelt sich dann im Handumdrehen eine Funky-Version genau jenes Chorals, für den ich 20 Jahre zuvor in Fulda von der Bühne geworfen wurde: »Nun danket alle Gott«. Der Unterhaltungschef überlebt es, die Pro7-Quote an diesem Abend auch – und für mich beginnt eine neue und trotzdem irgendwie gleichzeitig altbekannte Etappe meines Weges: Live-Auftritte mit Instrumentalmusik, meist mit Jazz- und Poparrangements alter Choräle. Wie ein roter Faden zieht sich dieser Bereich des musikalischen Schaffens durch mein Leben.

 

 

Mit Föhnfrisur und Visionen

»Das Schlagzeug ist viel zu laut«, sagt der Hausmeister unserer Freikirche in Siegen-Geisweid am Sonntagmorgen beim Soundcheck kurz vor Gottesdienstbeginn und hat auch gleich eine Lösung parat: Ein dickes Frotteehandtuch soll auf die Snare-Drum geklebt werden, damit unser Drummer ab jetzt nur halb so laut spielt. Musikeralltag im frommen Siegerland anno 1974. Mein zwei Jahre älterer Bruder Martin, heute Musikredakteur beim SWR in Mainz, und ich stehen an diesem Morgen mit den 50 Teens und Twens unseres Jugendchores mit gedämpftem Groove vor der Gemeinde. In den Gesichtern der Kirchenbesucher zeichnen sich sehr unterschiedliche Meinungen zu unserer Musik ab.

Musikalisch ist unsere »Freie evangelische Gemeinde« gut bestückt: Es gibt einen wirklich guten, überregional bekannten Bläserchor, und auch der von unserer Mutter geleitete gemischte Chor kann sich hören lassen. Alle wissen, dass ich ein Chorkind bin. Vor dem Stimmbruch sang ich Alt und Sopran, danach Tenor und Bass. Das volle Programm: Johann Sebastian Bach, Reger und erbauliches Liedgut.

 

Als Vierzehnjähriger höre ich auf einem Jugendcamp in England die amerikanische Band Living Water und lade sie zu einem Konzert in unserer Kirchengemeinde ein.

Meine Mutter ist fassungslos und fragt: »Bist du verrückt geworden, wer soll das bezahlen? Kommen da überhaupt genügend Leute ins Konzert? Und überhaupt, was essen Amerikaner eigentlich?« Ich lasse mich nicht beirren. Ein Jahr später kommen 14 Amis aus dem Bible-Belt ins provinzielle Siegen, werden in Privatquartieren versorgt und geben ein kostenloses Konzert vor 500 verdutzt guckenden Siegerländern. Wenn eine Band verklärt lächelnder, gut aussehender junger Amis mit Föhnfrisuren im Bee-Gees-Look im Siegen der 70er-Jahre ein Konzert gibt, ist das schon eine kleine Sensation. Auch die Musik ist klasse, groovig und mitreißend. Die mehrstimmigen Gesangssätze sitzen, und das gesamte Publikum ist entzückt über so viel Jugendkultur »made in USA«.

Gut, im Nachhinein betrachtet sind die Texte seeehr einfach gestrickt. Aber es war halt Englisch, und Englisch war »cool«.

Das Konzert versetzt mir einen Kick. Ich bin wie infiziert von dieser Musik. Mit ein paar Freunden reisen wir kurz darauf ins damalige musikalische Eldorado: das Ruhrgebiet. Dorthin holt Bernd Schlottoff, ein Pfarrer aus Herne, immer wieder die »Crème de la Crème« der internationalen Gospelszene zu Konzerten über den Großen Teich. So auch Andraé Crouch mit seiner Band Disciples, die einen derart souligen Gospel aufs Parkett bringt, dass mir auf der Rückreise nach Siegen endlich klar wird: Ich will auch Musiker werden!

Jahre später erfahre ich, dass der Chor von Andraé Crouch auch bei Michael Jacksons Hit »Man in the Mirror« eine wichtige Rolle spielte.

Wieder zu Hause, gründen wir kurz entschlossen jenen Jugendchor, den mein Bruder dirigiert. Ich sitze am Klavier und schreibe die Musik. Texte kommen unter anderem von einem unserer Star-Tenöre, Dietmar Stephan, heute als Chirurg bundesweit führend in der minimalinvasiven Chirurgie.

Unser Chor macht sich ganz gut, nach kurzer Zeit werden wir in andere Kirchengemeinden im Umkreis zu kleinen Konzerten eingeladen. Das Highlight ist ein Auftritt vor 2000 Leuten in der Siegerlandhalle. Mit einigen meiner damaligen, meist älteren Gesangskumpels im Tenor und Bass existiert heute noch ein lockerer Kontakt, denn die Chorzeit damals war intensiv und lebendig: Singen verbindet eben Generationen.

 

 

»Grusical«

Im zarten Alter von 16 Jahren bin ich ziemlich glücklich. Der Grund ist die Musik. Im Hochgefühl der ersten öffentlichen Auftritte schreibe ich mein erstes umfassenderes Stück. Ich nenne es »Musical«, im Nachhinein betrachtet ist es wohl eher ein »Grusical«, weil ich den Ehrgeiz hatte, auch den Text selbst zu schreiben. Die frömmelnde Pennäler-Lyrik ist dann doch des Guten zu viel, und das Stück bringt es nur zu einer einzigen Aufführung. Die Premiere ist also gleichzeitig auch der Abgesang. Der erste kleine »Flop« einer noch jungen Karriere. Wobei ich sagen muss, dass einige Songs ganz o.k. sind. Ich ahne natürlich auch nicht, dass sie einige Jahrzehnte später eine Art Wiederauferstehung in neuen Werken feiern werden …

Zu dieser Zeit besuche ich das Evangelische Gymnasium in Weidenau, das einen guten Musikzweig hat. Unterricht haben wir bei Ernst-Otto Achenbach; er wird auch mein Klavierlehrer und bereitet mich 1978 auf die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule Köln vor. Unter uns Schülern heißt er E.-O. Die meisten Mitschüler betrachten seinen Musikunterricht, der für uns alle Pflicht ist, eher als eine »Abhänge-Stunde«. Man kann E.-O. leicht in Rage bringen, und so gibt es eine Menge Streiche mit ihm – und gegen ihn.

Der spontane Einsatz von Percussion-Instrumenten aller Art während seines Unterrichts ist da noch der harmloseste. Vor Unterrichtsbeginn leihen wir diese aus dem Instrumentenraum und rasseln, kratzen und trommeln immer dann, wenn E.-O. sich ans Klavier setzt und uns den Rücken zudreht. Ich habe Ernst-Otto Achenbach viel zu verdanken. Er ließ mich erstmals in die Musik von Mozart und Beethoven eintauchen, und ich erinnere mich dankbar an tiefe Gespräche, in denen wir uns über Bach und die Beatles genauso gut unterhielten wie über Reger und die Rolling Stones.

 

Den ersten Klavierunterricht habe ich bei meiner überaus strengen Großtante Hildegard. Jahrelang werde ich von ihr getriezt, und es gibt etliche Unterrichtsstunden, nach denen ich heulend nach Hause renne. In der heutigen Pädagogik ist es ein absolutes No-Go, dass eine Klavierlehrerin dem Schüler auf die Hände schlägt. Damals war das anders. Aber hier, wie auch in späteren Momenten meines Lebens, zählt für mich der Satz, dass »Gott manchmal auch auf krummen Linien gerade schreibt«. Der Zweck heiligt nun wirklich nicht alle Mittel, aber für mich – einen Fußball spielenden Teenie, der selten bis nie übte – war die strenge Art meiner Großtante heilsam und...

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