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E-Book

Bad Cop - Ein Polizist auf der Flucht

AutorDamaris Kofmehl
VerlagSCM Hänssler im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl320 Seiten
ISBN9783775173469
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Robert ist ein Bad Cop und korrupt bis ins Mark. Er arbeitet als junger Polizist in New Orleans und missbraucht seine Dienstmarke für seine eigenen Zwecke. Als eines seiner Opfer ihn ans Messer liefert und ihm dreißig Jahre Gefängnis bevorstehen, kriegt Robert Panik. Er flieht, entschlossen, bis zum Ende seines Lebens unterzutauchen. In den Wäldern Kanadas lernt er zu jagen und zu töten, um zu überleben. 22 Jahre lebt er im Exil, mal als Schläger, mal als Dopingdealer, aber meistens als einsamer Wolf im Wald. Er wird zu einem Experten der Wildnis, einem modernen Robinson Crusoe und entfremdet sich immer mehr von der zivilisierten Welt. Bis Gott eingreift und ihm eine klare Anweisung gibt: sich den Behörden zu stellen. Top-Autorin Damaris Kofmehl erzählt wieder eine packende Biografie mit viel Action und Tiefgang.

Damaris Kofmehl ist Bestsellerautorin und erzählt wahre Begebenheiten als True-Life-Thriller, Fantasy und Biografien. Ihre Buchrecherchen führten sie unter anderem nach Brasilien, Pakistan, Guatemala, Chile, Peru, Australien und in die USA. Sie lebte lange unter Straßenkindern in Brasilien und heute wieder in ihrem Heimatland, der Schweiz. www.damariskofmehl.ch

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2.


EINMAL EIN GAUNER, IMMER EIN GAUNER


New Orleans, Louisiana. 1974.


Seit jenem Ladendiebstahl waren vier Jahre vergangen. Ich war jetzt neunzehn Jahre alt, hatte meinen Schulabschluss in der Tasche und fragte mich ernsthaft, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Mir war klar, dass ich nicht ewig bei Großmutter im Getto leben wollte. Hollygrove war kein guter Ort zum Leben. Dieser Ort war es, der mich über die Jahre hinweg in einen Gauner verwandelt hatte. Großmutter hatte natürlich keine Ahnung davon. Wenn ich ihr Woche für Woche Geld zusteckte, um die dreihundert Dollar vom Sozialamt zu strecken, sagte ich ihr nie die Wahrheit. Ich ließ sie im Glauben, dass ich das Geld wie meine Geschwister durch kleine – und selbstverständlich ehrliche! – Gelegenheitsjobs verdient hatte. In Wirklichkeit hatte ich mich in den vergangenen Jahren vom Taschendieb hochgearbeitet und mich auf Autodiebstahl spezialisiert. Ein guter Kumpel von mir hatte mir alles beigebracht, was ich wissen musste. Ich knackte jedes Auto problemlos in wenigen Sekunden, schloss die Kabel kurz und machte mich mit dem geklauten Wagen aus dem Staub, ehe jemand Verdacht schöpfte. Dann zerlegte ich es in einer Werkstatt und verkaufte die Einzelteile. Es war ein sehr lukratives Geschäft. Ich brauchte gerade mal fünf Stunden, um ein Auto zu klauen, komplett auseinanderzuschrauben und zu verticken. Dabei machte ich pro Auto einen Gewinn von mindestens fünfhundert Dollar. Das war eine Menge Kohle im Jahr 1975.

Natürlich war es falsch, was ich da machte. Ich sollte das Richtige tun, so wie Großmutter es uns von klein auf eingetrichtert hatte. Ich sollte etwas aus meinem Leben machen, etwas Edles, Gutes. Aber was? Die Optionen für einen zwanzigjährigen Schwarzen aus dem Getto waren nicht gerade groß. Sehr viele in meinem Alter schlugen eine kriminelle Laufbahn ein. Es war nun mal schwer, in einem Viertel wie Hollygrove gegen den Strom zu schwimmen und sauber zu bleiben. Diejenigen, die das geschafft hatten, konnte man an einer Hand abzählen. Abgesehen von Großmutter kannte ich gerade mal eine Familie, die im wahrsten Sinne des Wortes auf der richtigen Seite des Gesetzes stand: die Franklins. Sie waren alle Cops – die Mutter, der Vater und auch ihre beiden Söhne Jonny und Nathan. Sie waren vor zwei Jahren in das Haus neben uns eingezogen, nachdem unser Nachbar seine Frau bei einem heftigen Streit beinahe zu Tode geprügelt hatte und verhaftet worden war. Ein paar Monate später war das Haus zwangsversteigert worden, und die Franklins waren eingezogen.

Ich freundete mich ziemlich schnell mit Johnny und Nathan an. Die beiden waren in meinem Alter und konnten mich ebenfalls gut leiden. Häufig, wenn sie von der Arbeit kamen, ging ich rüber zu ihnen. Wir setzten uns auf die Veranda, aßen Kekse, tranken Eistee und plauderten bis spät in die Nacht hinein. Selbstverständlich ließ ich sie im Glauben, dass ich einer der wenigen Kerle im Getto wäre, der keine krummen Dinger drehte. Ich wäre auch schön blöd gewesen, einer Cop-Familie unter die Nase zu reiben, dass ich Autos klaute.

Johnny und Nathan waren mit Abstand die aufrichtigsten Jungs, die ich jemals getroffen hatte. Egal, worüber wir sprachen, am Ende landeten wir immer beim selben Thema: wie dieser Welt die Ehrlichkeit und Gerechtigkeit abhandengekommen war. An einem Abend setzten die Burschen aber noch einen drauf.

»Mensch, Robert, macht es dich denn nicht wütend, dass scheinbar jeder, der im Getto geboren ist, irgendwann auf die schiefe Bahn gerät?«, leitete Johnny das Thema ein.

Ich zuckte die Achseln. »Ihr wisst doch, wie das läuft. Die Jugendlichen haben keine Perspektive. Die Schulbildung ist mies, die Jobangebote sind mieser, die Bezahlung am miesesten. Ist nur logisch, dass sie sich früher oder später nach einer Alternative umsehen. Schnelles Geld ist eben verlockend.«

»Du hast der Verlockung doch auch widerstanden.«

»Stimmt«, log ich. »Ich hatte aber auch Großmutter, die mit Adleraugen über uns gewacht hat, damit wir nicht vom rechten Weg abkommen.« Das war ausnahmsweise nicht gelogen.

»Schon klar, dass nicht jeder in einem behüteten Zuhause aufwächst«, meldete sich Nathan zu Wort. »Aber ein schlechtes Zuhause ist keine Entschuldigung dafür, kriminell zu werden. Jeder Mensch hat ein Gewissen. Jeder weiß, was richtig und was falsch ist. Und jeder wünscht sich eine gerechtere Welt. Trotzdem setzen sich die wenigsten dafür ein.«

»Bist du deswegen Polizist geworden?«, fragte ich.

Nathan nickte und unterstrich seine Aussage mit ausgestreckten Zeigefingern. »Ich sag dir eins, Robert: Ich trage meine Uniform mit Stolz. Jeden Tag kann ich dazu beitragen, die Welt ein Stückchen besser zu machen. Jeden Tag kann ich dafür sorgen, dass die Straßen ein wenig sicherer werden, dass Menschen Gerechtigkeit widerfährt, dass Verbrechen gesühnt werden. Jeden Tag setze ich mich dafür ein, Menschen zu helfen. Ich meine, wo findet man heutzutage noch wahre Helden?«

Ich lachte. »Jetzt übertreib mal nicht. Cops sind auch nur Menschen. Im echten Leben gibt es keine Superhelden.«

»Oh doch, die gibt es«, rechtfertigte sich Nathan. »Und sie riskieren jeden Tag ihr Leben da draußen.«

»Warum hassen euch dann alle?«, fragte ich. »In Hollygrove gibt es jedenfalls keinen, der Cops mag, keinen einzigen.«

»Na klar mögen sie uns nicht. Weil sie auf der dunklen Seite stehen.«

»Cops stehen genauso auf der dunklen Seite«, warf ich ein. »Vielleicht mit Ausnahme von euch beiden. Aber ihr wisst doch, was man über euch sagt: der einzige Unterschied zwischen einem Gangster und einem Cop ist, dass der Cop neben seiner Waffe noch eine Dienstmarke trägt.«

Diese Bemerkung hätte ich mir besser verkneifen sollen. Johnny und Nathan waren mit Leib und Seele Polizisten. Ein Angriff auf ihre Berufsethik kam einer Kriegserklärung gleich. Dementsprechend musste ich mir nun einen zehnminütigen Vortrag über Moral, Recht und Verantwortung anhören, und dass ich keine Ahnung hätte, welchen Gefahren sie sich Tag für Tag aussetzten, um die Bürger von New Orleans zu schützen. Als sie fertig waren, hob ich abwehrend die Hände.

»Okay, okay. Ich sage ja nicht, dass es stimmt, was man hier über Cops sagt. Aber wenn man wie ich in Hollygrove aufwächst, hört man nur wenig Gutes über euch – ich meine, nicht euch persönlich, aber euch Gesetzeshüter. Alle erzählen bloß, wie korrupt die Bullen sind und wie sie das Gesetz verdrehen. Cops sind das Feindbild Nummer eins in Hollygrove. Deswegen wohnen doch keine Cops hier – außer euch. Was ich offen gesagt nie ganz verstanden habe.«

»Zumindest ist unser Haus das einzige in der Gegend, das noch nie ausgeraubt worden ist«, grinste Nathan.

Ich kicherte und schnappte mir einen Keks. Johnny fügte hinzu: »Das mit der Korruption ist natürlich schon wahr. Es gibt viel zu viele Polizisten, die bestechlich sind. Eine Dienstmarke zu tragen, ist eine ernste Verpflichtung den Menschen dieser Stadt gegenüber. Diese Macht zu missbrauchen, ist inakzeptabel. Ich könnte so was niemals mit meinem Gewissen vereinbaren.«

»Ich auch nicht«, sagte Nathan.

»Es sollte mehr von eurer Sorte geben«, meinte ich knabbernd. »Vielleicht würde sich dann wirklich etwas ändern.«

»Du kannst uns ja dabei helfen«, sagte Johnny.

»Ich? Wie denn?«

»Indem du Polizist wirst.«

Ich hörte auf zu kauen und sah Johnny an, als käme er vom Mond. Dann prustete ich los.

»Ich? Polizist? Bist du irre?«

»Nein, im Ernst«, fuhr Johnny fort und rutschte in seinem Sessel nach vorne. »Du sagst doch selbst immer, du würdest gerne mehr aus deinem Leben machen. Etwas tun, was von Bedeutung ist. Warum also nicht Cop werden? Bist du schon zwanzig?«

»Nächsten Februar.«

»Dann kannst du im Februar einsteigen. Ich glaube, du wärst ein großartiger Cop.«

»Bestimmt«, lachte ich. »Zumindest bei einer Verfolgungsjagd hätten Banditen keine Chance. Ich bin schnell wie der Wind.«

Das war ich wirklich. Wenn es etwas gab, was ich als Dieb gelernt hatte, dann war es, sehr schnell zu rennen.

»Siehst du?«, sagte Johnny. »Du bist sportlich, du bist clever, du nimmst keine Drogen, du stiehlst nicht …«

Ich lachte noch mehr, während Johnny fortfuhr: »Und du hast eine gute Beobachtungsgabe. Das ist sehr nützlich bei der Polizei.«

Ich war tatsächlich ein guter Beobachter. War ich schon immer gewesen. Ich liebte es, Menschen zu beobachten und Schlüsse daraus zu ziehen: Wer sie waren, in welchen Kreisen sie verkehrten, womit sie ihr Geld verdienten und ob sie ein Geheimnis verbargen. Ich war gut darin, Menschen anhand ihrer Körpersprache, ihrer Kleidung und ihres Auftretens einzuschätzen. Jedes Detail fiel mir auf. Gingen sie gebückt oder aufrecht? Trugen sie polierte Lackschuhe oder abgenutzte Stiefel? Mieden sie den Blickkontakt? Gab es irgendwelche Ungereimtheiten? Trugen sie zum Beispiel eine teure Armbanduhr am Handgelenk, aber ein billiges Jackett dazu? Ich hatte ein Auge für Dinge, die nicht zusammenpassten. Betrüger konnte ich aus der Menge herausfiltern, ohne auch nur einmal mit ihnen gesprochen zu haben. Ich wusste auf einen Blick, ob jemand gefährlich oder harmlos war, vertrauenswürdig oder hinterlistig. Mir machte keiner so schnell etwas vor. Johnny und Nathan hatten recht: So etwas konnte bei Befragungen oder der Suche nach einem Verdächtigen durchaus hilfreich sein.

»Ich wette, du kämst Verbrechern schneller auf die Spur als so mancher erfahrene Cop«, sagte Johnny, und Nathan ergänzte eifrig:

»Vielleicht würden wir mit...

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