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E-Book

Bäume auf die Dächer, Wälder in die Stadt!

Projekte und Visionen eines Naturdenkers

AutorConrad Amber
VerlagFranckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl272 Seiten
ISBN9783440157923
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Jeder Wald, jeder neu gepflanzte Baum ist ein wichtiger Beitrag zu einem besseren Leben auf unserem Planeten. Engagiert und mitreißend wirbt Conrad Amber dafür, sich für eine nachhaltige Zukunft einzusetzen. Am Beispiel von 30 ganz konkreten Ideen zeigt er, wie einfach es oft ist, im eigenen Umfeld etwas zu verändern. Denn mehr Grün ist fast überall vorstellbar und realisierbar: in der Stadt, auf dem Hausdach und an Straßen. Ein optimistisches und inspirierendes Lesebuch für alle, die anpacken und gleich morgen aktiv werden möchten.

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Leseprobe

Die Zukunft beginnt jetzt!

Wir schreiben das Jahr 2040. So gut wie in der letzten Nacht habe ich schon lange nicht mehr geschlafen. Wahrscheinlich liegt das am vorangegangenen Abend.

Zusammen mit meinen Kollegen erlebe ich zum ersten Mal dieses gigantische Abenteuer, über 150 Meter senkrecht gen Himmel zu klettern. Sie schwärmten mir immer wieder davon vor. Gestern war es dann so weit. Um 18 Uhr stehen wir vor dieser überwältigend grünen Fassade an dem Waldhochhaus mitten in der Stadt. An der Außenfassade ranken sich dicke Efeustämme empor. Baumäste ragen über die Balkone, und von oben ergießt sich ein rauschender Wasserfall mit moosigem Untergrund und herrlich kühlendem Nass in die Tiefe. Nachdem die Sicherungsseile angelegt sind, geht es los.

Meter um Meter klettert unsere kleine Gruppe nach oben. Über Baumstämme und Steingebilde, über Äste und Blattwerk, entlang der Ranken, immer weiter. Zwischendrin erwischt uns manchmal eine aufstäubende Wolke des Wasserfalls. Ein grandioses Erlebnis! Auf etwa 100 Meter Höhe ist der Rundblick auf die grünen Dächer und Gebäude der Großstadt atemberaubend.

Dort drüben, nur eine Querstraße von unserem Gebäude entfernt, spielen sie auf einer riesigen Rasenfläche Fußball. Im Schatten der Bäume hat das johlende Publikum Platz genommen. Auf der anderen Seite dösen ein paar Schafe unter blühenden Birnbäumen und erholen sich offenbar vom anstrengenden Leben in solcher Höhe. Geradeaus sitzt eine Gruppe fröhlicher Menschen in einer Art Schrebergarten auf dem Flachdach des Rathauses. Sie haben Bierkrüge in den Händen und lassen den Arbeitstag gemütlich ausklingen.

Auf unserem begrünten Hochhaus gibt es eine Bar, in der Mixgetränke aus den Obst- und Gemüsesorten des Hauses angeboten werden. So machen es viele der vertikalen Waldhäuser. Sie preisen ihre eigenen Obstmarken an, die ungespritzt und von intensivem Geschmack sind und keine langen Transportwege zurücklegen mussten. Alles direkt vom Erzeuger! Dieser köstliche, erfrischende Trunk belebt unsere beanspruchten Muskeln.

Auf dem Dach wollen wir im Grünen picknicken. Alles, was es zu essen und trinken gibt, wächst am und auf dem Haus und wird als vegetarische Kletterkost angepriesen. Nur der Honig stammt aus einem anderen Dachgarten, einem mit einem Wald aus Weidenbäumen, der von hier aus aber zu sehen ist. Ein dichtes Geäst aus niedrigen Weidenbäumen überzieht das gesamte Gebäude. Dazwischen stehen die Bienenstöcke. Per Drohnen werden die Honigtöpfe an die verschiedenen Dachrestaurants der Stadt geliefert.

Gegen 21 Uhr machen wir uns auf den Heimweg. Dazu kann man entweder mit dem Außenlift – einer offenen Plattform, auf der man angegurtet wird – auf der anderen Seite des Hauses nach unten schweben, oder es geht per Flugdrachen im Kombiflug hinaus zum Waldpark. Nach kurzer Bedenkzeit entscheide ich mich als Einziger für den Tandemflug. Nach entsprechender Einweisung geht es los, und lautlos gleite ich über die grüne Stadt.

Hier lebe und arbeite ich, mache Urlaub, erhole mich, treibe Sport und besuche alle möglichen kulturellen Veranstaltungen und sonstigen Events. Deswegen bin ich viele Jahre schon nicht mehr aus der Stadt herausgekommen und habe das auch nie vermisst. Es fehlt mir nichts. Hier zu leben bedeutet, sparsam, gesund und effizient zu leben. Ein Großteil unserer Nahrungsmittel wird auf den Dächern und in den Waldgebieten in der Stadt und im Umland angebaut.

Der Korridorwald entlang des Stadtflusses bietet mir an den drei Tagen, an denen ich ins Büro gehe, einen gesunden Weg zur Arbeit. Den Rest der Woche arbeite ich zu Hause. Den Weg zum Forschungsgebäude am Stadtrand im Schatten der Bäume lege ich entweder zu Fuß zurück oder bewege mich mithilfe meiner Federschuhe vorwärts. Das ist eine Art Sprungschuh, mit dem ich die sieben Kilometer in rund 20 Minuten bewältige. Die gute Luft ist ideal für meinen Früh- und Abendsport.

In unserem Planungsteam entwickeln wir neue Techniken, in welcher Weise die vertikalen Wälder an unseren Häusern die statische Funktion der Gebäude stärken oder sogar übernehmen können. Immerhin reichen die höchsten Waldhochhäuser schon jetzt über 500 Meter in die Höhe. Begrünte Balkone mit großen Bäumen gibt es außen wie im Innenbereich, wo sie über dem riesigen Atrium hängen – einer Waldschlucht ähnlich.

Der Tandemflug nähert sich dem Ende, und wir setzen zur Landung auf einer herrlichen Wiese an. Diese liegt inmitten des Waldparks und ist durch Positionsleuchten gekennzeichnet. Die anderen erwarten uns schon, wir werden gefilmt und mit Applaus empfangen. Das war ein herrlicher Ausklang unserer sportlichen Aktivitäten. In der Waldbar stoßen wir noch mit einem köstlichen Gebräu aus Naturhopfen an, das an ein frisches Bier erinnert, nur ohne Alkohol.

Den Heimweg legen wir per Magnetschwebern zurück. Mit einer Flughöhe von bis zu zehn Metern sind sie eine wertvolle Alternative an den Tagen, wenn am Boden allgemeines Verkehrschaos herrscht. Übrigens unternehmen meine Frau und ich demnächst seit Jahren wieder die erste längere Bahnreise. Mit der Rapidbahn reisen wir in den Norden, wobei die 800 Kilometer in rund drei Stunden zurückgelegt werden. Wir wollen uns ein Erfolg versprechendes Projekt in den Fjorden Norwegens vor Ort anschauen.

Dort ist es gelungen, Häuser mit lebenden Bäumen zu bauen und statisch zu stabilisieren. Immerhin wird das Versuchshaus bereits seit drei Jahren bewohnt und ist rund 90 Meter hoch. Die Lebensdauer dieses Hauses wird auf etwa 300 Jahre geschätzt, ein enormer Fortschritt. Ich werde weiter davon berichten.

Zurück ins Heute

Gehören Sie zu den glücklichen Menschen, die einen Blick ins Grüne haben? Erleben Sie persönlich den Lauf des Jahres anhand der wunderbaren Verwandlung der Pflanzen? Genießen Sie die Düfte und Gerüche von Bäumen und Blumen? Oder spielt das für Sie alles keine Rolle?

Die Städte und Dörfer der Gegenwart verdrängen immer öfter die Natur, wo sie zum Wohlbefinden des Menschen eigentlich sein sollte. Natur in Form von Wäldern und Bäumen wird systematisch ausgeschaltet, verletzt und vernichtet. Verkehrsflächen, Wohngebäude, Gewerbegebiete, Einkaufszentren – all das und anderes mehr führt dazu, dass wertvoller Boden zugebaut und versiegelt wird. Doch zu welchem Preis?

Dort, wo ehemals ein Bauernhaus mit Obstbaumwiese war, steht jetzt ein Wohnblock. Und die romantische Allee von früher wurde durch eine vierspurige Straße mit angrenzenden Gewerbebauten ersetzt. Laut einer Studie des Mauna Loa Observatory auf Hawaii war der weltweite CO2-Gehalt in der Luft noch nie so hoch wie heute.1 Diese jahrzehntelange Entwicklung hat inzwischen offenbar den Höchststand erreicht, und ein Ende ist nicht absehbar.

In Deutschland leben 80 Prozent der Bevölkerung in städtischen Ballungsräumen, in denen aufgrund der immensen Nachfrage ein hoher Druck zur Bebauung und Umwidmung brachliegender Flächen besteht. Täglich wird eine Fläche von zirka 100 Fußballfel-dern verbaut oder versiegelt. Das sind 70 Hektar pro Tag oder etwa 260 km2 pro Jahr! So berauben wir uns unserer Atemluft.

Wir können, nein, wir müssen das ändern, sollen unsere Kinder eine lebenswerte Zukunft haben. Es gibt etliche Ansätze, einen Wandel selbst und mit wenig Aufwand herbeizuführen. Wir müssen das nur wollen und mithelfen, dass das weltweit schnell und an vielen Orten gleichzeitig passiert. Jeder von uns kann für eine gesunde, natürliche Welt sorgen. Tatsächlich ist es unsere Pflicht. Unsere Generation hat den luxuriösen und ressourcenvernichtenden Lebensstil erfunden und zelebriert ihn nach wie vor.

Wer offenen Auges und mit gesundem, unverfälschtem Naturverständnis sowie mit kritischen Gedanken zur Zukunft durch Städte, über Land und durch den Wald geht, nimmt wahr, wo wir heute stehen. Solche Betrachtungen lassen nur einen Schluss zu: Wie wir mit der Natur, mit den Bäumen und Wäldern umgehen, ist weder logisch noch ökonomisch oder ästhetisch nachvollziehbar. Meiner Meinung nach haben wir es oftmals mit einer Spirale aus Aggression, Argwohn und Unwissenheit und bei manchen Menschen sogar mit einer nicht zu überbietenden Geringschätzung gegenüber allem pflanzlichen Leben und der Natur im Allgemeinen zu tun.

Vor diesem Hintergrund sollte man sich eine grundlegende Tatsache immer wieder ins Gedächtnis rufen: Bäume sind langlebige Wesen, sie überdauern uns alle, und die meisten von ihnen werden um ein Vielfaches älter als wir. Über Bäume und Wälder nachzudenken und mit ihnen die Zukunft zu gestalten bedeutet, über Generationen hinweg zu denken und zu handeln. Tief aus der Vergangenheit bis weit in die Zukunft. Das macht es uns, die wir im Jetzt und Heute leben, eher schwierig.

Denn wer kann sich eine Zeitspanne von 300, 400 Jahren wirklich vorstellen? Eine Linde oder Eiche wird leicht so alt oder älter. Und wer weiß schon, wie die Welt, unsere Umgebung und die Natur, unser Klima in 100 oder 200 Jahren sein werden? Wann oder wo auch immer ein Baum gepflanzt wird, ist zu bedenken, dass er bis zu seinem natürlichen Lebensende wächst. In die Höhe zumindest bis zur Lebensmitte, dann in die Breite und im Stammumfang.

Rabindranath Tagore hat dazu einmal ganz richtig bemerkt: »Wer Bäume pflanzt in dem Wissen, dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird, hat zumindest angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen.« Für uns Heutige heißt das, für eine Zukunft vorzusorgen, die unsere Kinder und Enkelkinder erleben werden. Je mehr wir richtig machen, desto besser wird es ihnen gehen. Geht uns die Luft aus und fehlt uns das Wasser, wird in Europa ein Wüstenklima herrschen,...

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