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E-Book

Barrierefreiheit

Webanwendungen ohne Hindernisse

AutorTimm Bremus
Verlagentwickler.press
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl228 Seiten
ISBN9783868022834
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Barrierefreie Webanwendungen, davon profitieren nicht nur Menschen mit Sehschwäche und körperlicher Behinderung. Vielmehr haben alle Benutzer von Webanwendungen etwas von Barrierefreiheit, auch wenn man es auf den ersten Blick nicht gleich erkennt. Dieses Buch bietet einen Überblick zum Thema Barrierefreiheit und stellt einfache Werkzeuge und Handgriffe vor um mit wenig Aufwand eine Webanwendung barrierefrei zu halten.

Timm Bremus arbeitet seit über elf Jahren als IT-Consultant im Bereich Microsoft .NET Technologies und hat schon viele Client- sowie Serverapplikationen betreut und zum Erfolg geführt. Zudem ist er freiberuflicher Autor und Trainer und regelmäßig auf großen Konferenzen seines Arbeitsumfelds vertreten. Er gehört zu den bekanntesten Experten für arrierefreieheit in Deutschland und arbeitet leidenschaftlich als Berater sowie Entwickler im Auftrag seiner Kunden.

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Leseprobe

2 Gedanken

2.1 Barrierefreiheit?

Wenn man das Thema Barrierefreiheit beim Kunden, bei Entwicklern oder bei Kollegen anspricht, stößt man sehr schnell auf taube Ohren. Häufig bekommt man Aussagen zu hören wie „Das ist viel zu teuer“, „Unsere Kunden sind nicht blind“, „Müssen wir machen, sind dazu verpflichtet“ oder „Wir haben doch schon eine Nur-Text-Version“. Barrierefreiheit ist wahrlich nicht sehr beliebt und wird immer wieder gerne in den Hintergrund gestellt oder gar verdrängt. Entweder man beweist jetzt dickes Fell und beginnt eine heikle Diskussion oder aber man lässt sein Gegenüber in dem Irrglauben, dass Barrierefreiheit und die dafür zu tätigenden Optimierungen nur Themen für eine marginale Randgruppe sind.

Sollten Sie sich allerdings für eine Argumentation für Barrierefreiheit entscheiden, dann sollten Sie unbedingt die folgenden Kapitel lesen, denn Barrierefreiheit lohnt sich!

2.2 Barrierefreiheit!

Es gibt gute Gründe, sich für Barrierefreiheit zu entscheiden, und erschlagende Argumente dafür, warum Barrierefreiheit jeden einzelnen Benutzer des Webs betrifft. Was viele immer noch nicht wissen: Barrierefreiheit und die nötige Arbeit hierfür kommt nicht nur Blinden und Menschen mit körperlichen Einschränkungen zugute, auch der Standardbenutzer, den es eigentlich gar nicht gibt, profitiert ausgiebig von barrierefreien Webanwendungen. Warum man sich bei der Anwendungsentwicklung nicht auf den Standardbenutzer konzentrieren sollte und warum es diese Definition gar nicht geben kann, das beschreibt Kapitel 2.5.

Vielmehr sollte man Kritikern der Barrierefreiheit mit folgenden Argumenten entgegentreten:

  • Jeder Benutzer hat einen Nutzen von Barrierefreiheit
  • Optisch ansprechende und konforme Gestaltung
  • Einsatz moderner Technik
  • Sauberer und lesbarer HTML-Code
  • Beiläufige Search Engine Optimization (SEO)

Schnell wird klar, dass es sich hierbei nur um eine minimale Auswahl an Argumenten handelt, mit denen man im Namen der Barrierefreiheit ins Gefecht ziehen kann. Eine vollständige Auflistung aller Argumente würde an dieser Stelle den Rahmen des Buchs sprengen. Fest steht: Ist ein Webentwickler oder ein Designer einmal mit den Handgriffen und möglichen Falltüren der Barrierefreiheit vertraut, kostet es ihn in Zukunft einen geringfügigen Mehraufwand, eine Webanwendung von Beginn an barrierefrei zu halten. Das kostspieligen Nachbearbeiten einer Anwendung und die nachträglichen Optimierungen würden dann in Zukunft entfallen, und eine barrierefreie Anwendung würde kaum merkbare Mehrkosten verursachen. Die Waage, die Kosten und Nutzen der Barrierefreiheit miteinander vergleicht, würde dann deutlich auf die Seite des Nutzens kippen.

2.3 Grundlagen und Begriff

Barrierefreiheit bezeichnet im deutschen Sprachgebrauch eine Gestaltung der baulichen Umwelt in der Weise, dass sie von Menschen mit Behinderung in derselben Weise genutzt werden kann wie von Menschen ohne Behinderung. Im außerdeutschen Raum spricht man eher von Zugänglichkeit oder der Accessibility. Warum der Begriff Accessibility für die Barrierefreiheit in Webanwendungen nicht ausreicht, erläutert Kapitel 2.4.

Weit verbreitet ist die Annahme, dass Barrierefreiheit in Softwareanwendungen und gerade im Web nur für Menschen mit Behinderung oder in fortgeschrittenem Alter notwendig ist. Gerade aber bei der Entwicklung von Webanwendungen werden unbewusst schnell Barrieren geschaffen, die auch den Benutzer ohne körperliches Handicap betreffen. Diese Behauptung wurde bereits in Kapitel 2.2 begründet und bewiesen.

Barrierefreiheit als Thema für Webentwickler und -designer wird auch deshalb immer wichtiger und interessanter, weil die Menschen eine immer höhere Lebenserwartung haben, und gerade Menschen mit Behinderungen immer besser medizinisch versorgt werden können. Daraus lässt sich schließen, dass gerade ältere Menschen und Behinderte immer zahlreicher und intensiver die Begeisterung für das Internet und den Computer entdecken. Wieso sollten wir als Entwickler von Software diese Zielgruppen ausschließen bzw. dieses stetig wachsende Benutzerumfeld ignorieren?

Die demografische Entwicklung spielt seit den 90er-Jahren eine immer größere Rolle in Bezug auf eine barrierefreie Umweltgestaltung. In Deutschland wird sich nach Prognosen des Statistischen Bundesamtes die Zahl der 80-Jährigen und Älteren bis zum Jahr 2050 nahezu verdreifachen, von heute knapp vier Millionen auf 10 Millionen Menschen über 80 Jahren.

Mit gutem Beispiel in Bezug auf Barrierefreiheit gehen schon seit Jahren viele Städte und Verkehrsbetriebe voran. Gehwege, Bahnsteige, Bushaltestellen und viele weitere öffentlich nutzbare Einrichtungen werden zunehmend barrierefrei gestaltet, um es jedem zu ermöglichen, ein öffentliches Angebot wahrzunehmen. Genau dieses Umdenken muss jetzt in Bezug auf Software und gerade auf Anwendungen im Web ebenfalls stattfinden, damit auch in diesem Bereich kein Interessent von der Benutzung einer Anwendung ausgeschlossen wird. Gerade in Unternehmen ist es wichtig, firmenweit eingesetzte Software barrierefrei zu haben, denn nur so haben Menschen mit Behinderungen auch eine Chance, in der Welt der IT einen Job zu finden und ausüben zu können wie jeder andere auch.

Barrierearm statt barrierefrei

Verstärkt setzt sich in der letzten Zeit der Begriff des barrierearmen Webdesigns durch. Das beruht auf der Tatsache, dass eine 100 %-ige Barrierefreiheit einer Webanwendung nicht zu erreichen ist. Verschiedene Benutzerinteressen, Hilfsmittel und technische Voraussetzungen machen die Barrierefreiheit einer Anwendung unmöglich.

In diesem Buch werde ich trotzdem auf den Begriff der Barrierefreiheit zurückgreifen, da er einfach geläufiger ist als die Bezeichnung barrierearm. In einem Pflichtenheft bzw. einem Vertrag mit einem Kunden sollten Sie hier aber vorsichtig sein. Halten Sie in einem Vertrag bzw. einem Pflichtenheft genau fest, welche konkreten Anforderungen und Ziele an eine barrierefreie Anwendung bestehen. Definieren Sie genau, welche Leistungen Sie erbringen und welches Ergebnis nach der Optimierung einer Anwendung auf Barrierefreiheit vorliegt. Auch die Abgrenzung zwischen barrierearm und barrierefrei sollte in einem solchen Schriftstück nicht fehlen.

Eine gute Formulierungsbasis für einen solchen Vertrag hat Markus Erle 2006 in einem Vortrag auf dem Erlangener Webkongress geliefert:

„Das komplette Internetportal soll ein Höchstmaß an Zugänglichkeit für unterschiedliche Zielgruppen bieten. Als Grundlage dienen die Anforderungen der BITV mit Priorität 1 und 2, eine standardkonforme, linearisierte und semantisierte Kodierung als XHTML 1.0 Strict (gemäß des Webstandards des W3C), die konsequente Trennung von Inhalt und Gestaltung über CSS-Design. Abnahmekriterium sind 95 oder mehr Punkte beim BITV-Kurztest des BIK.“

(Markus Erle: „Barrierefreiheit rechtzeitig sichern – Tipps für Ausschreibungen und Auftragsvergabe“, http://www.video.uni-erlangen.de/cgi-bin/index.pl/Resource/128?download=1, S. 27, Webkongress Erlangen 2006)

2.4 Säulen der Barrierefreiheit

Ein gutes beständiges Haus kann nur von einem starken und stabilen Fundament getragen werden. Dieses Prinzip gilt auch beim Thema Barrierefreiheit. Eine barrierefreie Webanwendung basiert grundsätzlich auf zwei Säulen: der Accessibility und der Usability. Oftmals wird beim Thema Barrierefreiheit nur von der Accessibility gesprochen, oder die beiden Begriffe werden gleichgesetzt. Beim genaueren Hinsehen erkennt man jedoch, dass die Usability (Benutzerfreundlichkeit) ebenso eine wichtige Rolle in einer barrierefreien Webanwendung spielt und beide Begriffe von Grund auf verschiedene Ansprüche an eine Software beschreiben.

Abbildung 2.1: Säulen der Barrierefreiheit

Die Grenzen der Accessibility und der Usability sind oft nicht klar definiert oder verschwimmen zunehmend zu einem Begriff. Die folgenden beiden Kapitel heben den Unterschied noch einmal deutlich hervor.

2.4.1 Accessibility

Unter Accessibility ist die Zugänglichkeit bzw. Erreichbarkeit in Bezug auf eine Anwendung zu verstehen. Sie beschreibt die Fähigkeit, Informationen für jeden Benutzer zugänglich zu machen, unabhängig von technischen und körperlichen Voraussetzungen und Einschränkungen. Um die Zugänglichkeit einer Anwendung deutlich zu verbessern, können diverse Maßnahmen getroffen werden. Im Detail werden diese Maßnahmen in Kapitel 5 und 6 näher erläutert. Ziel ist es, nahezu keinen Benutzer von der Verwendung der Anwendung auszuschließen. Es gilt Barrieren, die sich beinahe immer bei der Entwicklung und dem Design einer Webanwendung einschleichen, zu erkennen und mit geübten Handgriffen zu beseitigen. Ob sich eine Anwendung intuitiv und einfacher bedienen lässt, wird von der Usability beschrieben.

2.4.2 Usability

Die Usability strebt nach der idealen Strukturierung von Informationen, um eine effiziente Nutzung von Informationen und Technologie überhaupt erst zu ermöglichen. Eine Anwendung sollte sich möglichst an feste und etablierte Standards halten und der Erwartung eines Benutzers entsprechen. Das Motto sollte sein, mit möglichst wenigen Schritten gezielt, standardisiert und selbsterklärend eine Information zu finden oder eine Aktion durchzuführen. Spätestens hier sollte klar werden, dass eine Optimierung nach Usability-Kriterien nicht unbedingt zur Verbesserung der Accessibility führt. Ein Beispiel ist eine Auswahl verschiedener Farbkontraste,...

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