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Basale Stimulation® in der Pflege

Das Arbeitsbuch

AutorAndreas Fröhlich
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl86 Seiten
ISBN9783456957036
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Die Basale Stimulation dient der Förderung von Menschen in krisenhaften Lebenssituationen, deren Austausch- und Regulationskompetenzen deutlich vermindert, eingeschränkt oder dauerhaft behindert sind. Im Zentrum des Konzeptes stehen die Fähigkeiten zur Wahrnehmung, Kommunikation und Bewegung. Basale Stimulation ist eine Form ganzheitlicher, körperbezogener Kommunikation für Menschen mit wesentlichen Einschränkungen. Mit einfachen und grundlegenden Austauschhilfen und -angeboten helfen Pflegende dabei, die Kompetenzen dieser Menschen zu erhalten, zu sichern und aufzubauen. Basale Stimulation versteht sich als -Angebot körperlichen und ganzheitlichen Lernens, -umfassende Entwicklungsanregung in frühen Lebensphasen, -Orientierung in unklaren Wahrnehmungs-, Kommunikations- und Bewegungssituationen, -Stressreduzierung für Menschen in belastenden Grenzsituationen und gesundheitlichen Krisen, -Begleitung von Menschen in ihrem Sterben. Das Grundlagenwerk zur Basalen Stimulation in der Pflege bietet auch in seiner 8., durchgesehenen und ergänzten Auflage einen umfassenden Überblick darüber, was Basale Stimulation ist, welches Grundverständnis sie leitet, welche Personen und Lebensthemen in ihrem Mittelpunkt stehen und aus welchen Elementen sie besteht. In der 8. Auflage wurden die zentralen Themen der Basalen Stimulation sowie die Bedeutung der Berührung stärker herausgearbeitet.

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Kapitelübersicht
  1. Basale Stimulation® in der Pflege
  2. Aktuelle Lebenslagen und langfristige Lebensthemen
  3. Zur Struktur des Arbeitsbuchs
  4. Basal stimulierende Pflege
  5. Fragen und Antworten
  6. Pflegeschrecken
  7. Nacht im Krankenhaus
  8. Das Baby muss ausgezogen werden
  9. Bei den Tuareg
  10. Fru?hstart, aber kein Fehlstart
  11. Kinderängste
  12. Der Fröhlich-Effekt: mobil – immobil
  13. Bett und Umgebung
  14. Reine Routine, nichts als Routine!
  15. Bericht einer Angehörigen
  16. Bettgeschichten – pädagogisch betrachtet
  17. Erfahrungen – Empfehlungen
  18. Drei Schwestern
  19. Arbeitsblatt: Der Fröhlich-Effekt
  20. Literaturverzeichnis
  21. Sachwortverzeichnis
Leseprobe
Basal stimulierende Pflege (S. 17-18)

Bitte nutzen Sie den Platz neben dem Text für eigene ergänzende, kritische oder zustimmende Gedanken. Notieren Sie auch eigene Erfahrungen, die mit dem Text im Zusammenhang stehen. Lesen Sie aktiv, mit dem Stift in der Hand!

Verluste

Menschen werden langsam oder auch plötzlich zu Patienten. Sie erleiden, wie der lateinische Begriff „patiens“ dies ausdrückt, etwas: Schmerz, Funktionsstörungen, Übelkeit, Verwirrung und auch Angst. Sie erleiden aber auch Behandlung, Eingriffe, Manipulationen und viele andere Maßnahmen am eigenen Körper. Der Patient wird vom selbstbestimmten Subjekt zu einem mehr oder weniger fremdbestimmten Objekt von Diagnostik, Therapie und Pflege. Ein radikaler Rollenwechsel findet statt: Man ist nicht mehr Freundin, Ehemann oder Partnerin, sondern nur noch Patient.

Wir können davon ausgehen, dass das Ereignis oder der Prozess, der einen Menschen zum Patient werden lässt, als traumatisierender Schock, als aggressiver Angriff auf die eigene Person oder auch als schleichender Abbauprozess erlebt wird. Bei dem hier zu diskutierenden Personenkreis ist das Resultat eine schwere und nicht nur kurzfristige Einschränkung in allen wichtigen, vitalen Funktionen. Die Patienten, von denen hier gesprochen wird, sind Patienten auf neurochirurgischen oder allgemeinen Intensivstationen, Frühgeborene und Babys, die eine intensivmedizinische Betreuung benötigen, aber auch schwer altersverwirrte Menschen oder gar Sterbende.

Die unmittelbare Nähe zur ursprünglichen Adressatengruppe des Konzepts der Basalen Stimulation findet sich im Bereich der rehabilitativen Einrichtungen wieder, in denen schwerst mehrfachbehinderte Menschen betreut werden.

All diese Menschen haben ein höchst individuelles Schicksal erlitten. Dennoch kann von gewissen Gemeinsamkeiten ausgegangen werden: Durch Schock, Trauma, Eingriff oder Abbauprozesse und Funktionsverluste verändert sich die Identität des eigenen Körpers in oft radikaler Weise, beispielsweise bei einem Unfall oder durch einen massiven operativen Eingriff. Schmerzen lassen Menschen den eigenen Körper als feindlich erleben, Verwirrung bewirkt Fremdheit im eigenen Körper. Wenn wir davon ausgehen, dass das Körper-Ich das primäre Selbst eines Menschen darstellt, so wird unschwer deutlich, dass es sich bei den geschilderten Prozessen um existenzielle Bedrohungen der Identität handelt. Wenn man nicht mehr in seinem eigenen Körper zuhause sein kann, wenn er fremd wird, nicht mehr das tut, was er sollte, sich anders anfühlt, zur Bedrohung wird, führt dies zu einer Abspaltung: Es kommt zum Verlust der persönlichen Integrität. Menschen fühlen sich gespalten, sie fühlen sich nicht mehr als die Person, die sie einmal waren. Selbstzweifel, ja Gefühle von Minderwertigkeit, schleichen sich ein.

Medizinische wie pflegerische Handlungen der traditionellen Art tragen meist wenig Sorge dafür, dass die leibseelische Ganzheit durch ihre Maßnahmen zusammengehalten wird. Sie widmen sich insbesondere den gestörten bzw. den geschädigten Bereichen des Körpers. Gesundung, so unsere Überzeugung, ist aber ein aktiver Prozess des kranken Menschen, der sich wieder neu organisieren muss. Durch eine basal stimulierende Pflege versuchen wir, diesen Prozess zu unterstützen.

Der kranke Mensch, jetzt Patient, wird in eine neue Umwelt gebracht. Das Krankenhaus stellt einen Arbeitsbereich für Fachleute dar. Es ist in seiner Gesamteinrichtung vorrangig nach ihren Bedürfnissen konzipiert. Zunehmend bestimmen wirtschaftliche Überlegungen und Zwänge dieses Arbeitsfeld. Betrachtet man sich diese Einrichtung als Lebenswelt für den Patienten, so kommen wir nicht umhin, diese Umwelt einerseits als reizarm und andererseits als verwirrend und überstimulierend einzuschätzen: Für die Patienten dominiert der Eindruck eines Chaos’ oder zumindest einer Unordnung. Die notwendigen medizin- technischen Maßnahmen, besonders auf Intensivstationen, führen zu einer erheblichen Einschränkung normaler, sensorischer Wahrnehmung. Der Raum, die Lage im Raum, die visuellen (das Sehen betreffend) und auditiven (das Hören betreffend) Eindrücke, die Einschränkung der eigenen Bewegungsfähigkeit bedeuten eine drastische Verminderung der sensorischen Angebote, mit denen wir normalerweise leben.

Insbesondere die Einschränkung der körperlichen Bewegungsfähigkeit bewirkt sehr schnell eine dramatische Veränderung der Selbstwahrnehmung. Langes Liegen, insbesondere auf Weichlagerungsmatratzen, führt zu einem unmittelbaren Verlust von Körpergefühl. Die eigenen Konturen werden nicht mehr gespürt, der eigene Körper verliert sich und wird unbestimmt. Hinzu kommen die Verluste an auditiven und visuellen Orientierungsmöglichkeiten: Bleibt der Blick an die Decke gerichtet, gibt es nur noch ein milchiges Weiß, in das gelegentlich schnelle Schatten treten. Für das Gehör bleibt ein Gewirr nicht entschlüsselbarer Laute und Geräusche, die sich nicht in einen Zusammenhang mit der eigenen Person bringen lassen. Die Folge davon, so haben Erfahrungen immer wieder gezeigt, ist ein „Verdämmern“, um sich der Fülle der unverständlichen Reize gerade im Hörbereich zu entziehen. Notwendige sedierende Maßnahmen tun ein Weiteres, um den Menschen von seiner Umgebung zu trennen.

Diese Reizdeprivation (Entzug sensorischer Reize) führt zu einer Verstärkung der oben geschilderten Prozesse bezüglich des eigenen Körpers und infolgedessen der eigenen Person. Aus der Entwicklungs- und Wahrnehmungspsychologie wissen wir, dass sich solche Deprivationen folgenschwer auf die Gesamtpersönlichkeit auswirken. Im Speziellen deaktivieren sie neuronale Netzwerke und wirken somit der Selbstorganisation und Selbststabilisierung des Menschen entgegen.

XXDurch basal stimulierende Pflege versuchen wir, den kranken Menschen sensorische Angebote zu machen, die ihrer jeweiligen Befindlichkeit entsprechen. Dadurch ergeben sich neue und angemessene Orientierungsmöglichkeiten. Patienten können sich entsprechend ihrer gesundheitlichen Situation ein wenig öffnen und Bezüge zur sie umgebenden Wirklichkeit herstellen.

Die Einweisung auf eine Intensivstation bedeutet immer auch drastische Kommunikationsverluste. Der Patient wird aus seiner bisherigen Lebenswelt herausgerissen, Kontakte müssen abgebrochen werden. Nur wenige, dazu meist selbst sehr verstörte Angehörige oder Freunde bekommen noch Zutritt zum Patienten. Die gesamte Alltagskommunikation ist verändert oder verloren. Ärzte, Therapeuten und Pflegende stellen...
Inhaltsverzeichnis
Basale Stimulation® in der Pflege1
Inhaltsverzeichnis7
Danksagung9
Vorwort zur dritten Auflage11
Aktuelle Lebenslagen und langfristige Lebensthemen13
Die Zentralen Lebensthemen15
Das zehnte Thema: Die Welt entdecken und sich entwickeln15
Zur Struktur des Arbeitsbuchs18
Basal stimulierende Pflege19
Verluste19
Die Folgen21
Die Möglichkeiten22
Konstanz der Beru?hrung23
Kontaktintensität23
Rhythmus der Bewegung23
Sicherheit der Beru?hrung24
Handlungsintegration24
Weiterfu?hrung24
Ausblick25
Fragen und Antworten26
Pflegeschrecken30
Nacht im Krankenhaus33
Das Baby muss ausgezogen werden35
Bei den Tuareg37
Fru?hstart, aber kein Fehlstart39
Zeit geben39
Fu?r Ruhe sorgen40
Nur gehalten werden40
Zum Nachdenken und Diskutieren40
Kinderängste41
Der Fröhlich-Effekt: mobil – immobil43
Bett und Umgebung44
Reine Routine, nichts als Routine!46
Ein Erfahrungsbericht46
Bericht einer Angehörigen52
Bettgeschichten – pädagogisch betrachtet54
Erfahrungen – Empfehlungen59
Am Beginn des Weges59
Erste Etappe59
Zweite Etappe60
Dritte Etappe60
Selbsterfahrungen 161
Selbsterfahrungen 262
Auf dem Weg64
Mutige Schritte65
Selbsterfahrungen 366
Gruppenerfahrung66
Aufgabe fu?r den Arbeitsalltag auf Station67
Der Weg fu?hrt weiter68
Drei Schwestern70
Drei Schwestern! Was ist damit gemeint?70
Therapie, Pflege und Pädagogik arbeiten auf der Basis von Beziehung77
Therapie, Pflege und Pädagogik arbeiten mit Beru?hrung und Kommunikation77
Zusammenfassung80
Arbeitsblatt: Der Fröhlich-Effekt82
Literaturverzeichnis84
Sachwortverzeichnis85

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