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E-Book

Becoming Steve Jobs

Vom Abenteurer zum Visionär

AutorBrent Schlender, Rick Tetzeli
VerlagSiedler
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl512 Seiten
ISBN9783641179489
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Vom angry young man zum Ausnahme-Unternehmer
Halb Genie, halb Wahnsinniger, Guru, Choleriker und Kontrollfreak - das ist das vorherrschende Bild, das sich die Welt von Steve Jobs gemacht hat. Jobs selbst hat zu seinen Lebzeiten dieses Image gern gepflegt, und seine Biographen sind ihm bereitwillig gefolgt. Vier Jahre nach seinem Tod im Oktober 2011 ist es nun an der Zeit, ein klareres Bild des Apple-Gründers zu zeichnen, ein Bild, das frei ist von Klischees und Vorurteilen.

Brent Schlender begleitete Steve Jobs über zwanzig Jahre lang, der engen Freundschaft der beiden verdanken wir tiefe Einblicke in das Leben des Unternehmers und in das Imperium von Apple. Auf Grundlage zahlreicher Gespräche mit Jobs selbst, mit engsten Vertrauten und Weggefährten wie Tim Cook oder auch Bill Gates ist ein ebenso differenziertes wie leidenschaftliches Porträt entstanden, das in seinem Kern der Frage nachgeht, wie aus einem ungestümen jungen Gründer die wichtigste Unternehmerpersönlichkeit unserer Zeit reifen konnte.

Die Nähe Schlenders und das Knowhow Tetzelis - beide gehören zu den profiliertesten Technikjournalisten und zu den besten Kennern der Silicon-Valley-Szene - machen Becoming Steve Jobs zu einer mitreißenden Geschichte der Technologie-Ära und zu einer Biographie, die den Unternehmer nicht zur Ikone erhebt, sondern den Menschen hinter dem Mythos zum Vorschein bringt.

Brent Schlender zählt zu den ersten Chronisten der PC-Revolution, er schrieb über alle Protagonisten und Top-Unternehmen der Technikwelt. Er gilt als intimer Kenner der Silicon-Valley-Szene und als Experte für Apple und den Firmengründer. Für Wall Street Journal und Fortune begleitete er Steve Jobs über zwanzig Jahre lang und führte zahlreiche Gespräche mit ihm und seinen engsten Vertrauten.

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Leseprobe

Prolog

»Sie sind neu hier, stimmt’s?« Das war das Erste, was er zu mir sagte. (Seine letzten Worte, 25 Jahre später, waren: »Es tut mir leid.«) Und schon mit dieser ersten Bemerkung hatte er den Spieß umgedreht. Schließlich war ich der Journalist. Eigentlich sollte ich die Fragen stellen, nicht er.

Ich war davor gewarnt worden, Steve Jobs interviewen zu wollen; das sei eine ziemlich schwierige Aufgabe. Meine neuen Kollegen vom San Francisco-Büro des Wall Street Journal hatten mir am Abend zuvor bei einem Bier geraten, zum ersten Treffen mit Jobs eine kugelsichere Weste anzuziehen. Ein Kollege meinte, nur halb scherzhaft, mit Jobs werde es wohl eher ein Kampf als ein Interview. Das war 1986, und Jobs wurde im Journal schon damals als Legende angesehen. Man erzählte sich, Jobs hätte schon einmal einen Reporter mit einer direkten Frage zur Schnecke gemacht: »Haben Sie überhaupt eine Ahnung, haben Sie auch nur den blassesten Schimmer, worüber wir hier reden?«

Mit schusssicheren Westen hatte ich schon in den frühen achtziger Jahren so manche Erfahrung gesammelt, als ich als Reporter in Mittelamerika arbeitete. Damals hatte ich viel Zeit in El Salvador und Nicaragua verbracht und so ziemlich jeden interviewt, von Truckfahrern, die in Kriegsgebieten unterwegs waren, über amerikanische Militärberater im Dschungel und Befehlshaber der Contra in ihren Verstecken bis hin zu Präsidenten in ihren Palästen. Bei anderen Aufträgen begegnete ich ungebärdigen Milliardären wie T. Boone Pickens, Henry Ross Perot und Li Ka-shing, Nobelpreisträgern wie Jack Kilby, Rockstars und Filmschauspielern, reuig gewordenen Polygamisten und sogar den Großmüttern gescheiterter Attentäter. Man konnte also wirklich nicht behaupten, dass ich mich leicht einschüchtern ließ. Trotzdem grübelte ich während der gesamten zwanzigminütigen Fahrt von meinem Haus im kalifornischen San Mateo zur Zentrale von NeXT Computer in Palo Alto darüber nach, wie ich das Interview mit Jobs angehen sollte.

Meine Besorgnis war teilweise einem besonderen Umstand zuzuschreiben: Zum ersten Mal würde ich es mit einem führenden Unternehmer zu tun haben, der jünger war als ich. Ich war damals 32. Jobs war 31 und bereits weltberühmt und hochgelobt: Zusammen mit Bill Gates wurde ihm die Erfindung des Heim- beziehungsweise Personal Computers zugeschrieben. Lange bevor die Internet-Manie ein Wunderkind nach dem anderen ausspuckte, war Jobs der urtypische Superstar des Hightech, der einzig Wahre mit einer erstaunlichen Liste substantieller Erfolge. Aus den Schaltkreisen, die er und Steve Wozniak in einer Garage in Palo Alto entwickelten, keimte ein milliardenschweres Unternehmen. Das Potential des Personal Computers schien praktisch unbegrenzt zu sein, und als Mitbegründer von Apple Computer verlieh Steve Jobs all diesen Chancen sozusagen ein Gesicht. Dann jedoch war er im September des vergangenen Jahres unter Druck zurückgetreten, kurz nachdem er dem Board des Unternehmens mitgeteilt hatte, dass er mehrere wichtige Apple-Mitarbeiter umwerbe, ihm in ein neues Unternehmen zu folgen, wo er »Workstations« bauen wolle. Die Medien waren fasziniert und berichteten in allen Einzelheiten über sein Ausscheiden. Sowohl Fortune als auch Newsweek hatten die schmachvolle Saga sogar auf ihre Titelseiten gesetzt.

Während der sechs Monate, die seither vergangen waren, hatte man genauere Informationen über das neue Startup unter Verschluss gehalten, teilweise auch deshalb, weil Apple Klage eingereicht hatte, um Jobs daran zu hindern, Apple-Mitarbeiter abzuwerben. Aber Apple ließ die Klagen schließlich fallen. Und Steve war nun bereit, den wichtigsten Businessmedien ein paar Interview zu geben. Jedenfalls hatte das Jobs’ PR-Agentur behauptet, die meinen Boss beim Journal anrief. Er sei zu einem öffentlichen Schautanz bereit, bei dem in allen Einzelheiten enthüllt werden solle, was genau NeXT eigentlich plane. Ich war außerordentlich fasziniert, gleichzeitig aber auch misstrauisch: Ich wollte mich auf keinen Fall von dem notorisch charismatischen Mr Jobs einwickeln lassen.

Die Fahrt nach Palo Alto ist wie eine Reise durch die Geschichte des Silicon Valley. Sie führt zunächst von San Mateo auf der Route 92 zur »ländlichen« achtspurigen Interstate 280, die vom San Andreas Lake und dem Crystal Springs Reservoir kommt, in dem das von der Sierra Nevada hergeleitete Trinkwasser San Franciscos gespeichert wird. Die Fahrt geht weiter, vorbei an den faden, protzigen Bürogebäuden der Risikokapitalfirmen, die sich an der Sand Hill Road in Menlo Park angesiedelt haben, und den verdeckten, rund drei Kilometer langen Stanford-Linearbeschleuniger überquerend, eine Forschungseinrichtung des Energieministeriums, die wie ein Haarriss durch die Landschaft schneidet. Links kommt dann das riesige, filigrane Radioteleskop in den Blick, »Stanford Dish« genannt, umgeben von einem weiträumigen Grüngürtel, auf dem stämmige Hereford-Rinder mit ihren weißen Gesichtern weiden und einzeln stehende Eichen ihre Äste in den Himmel recken. Die Regenfälle im Winter und Frühjahr hatten das Präriegras auf den Hügeln aufgerichtet und die ganze Landschaft in einen bunten Teppich von orangefarbenen, violetten und gelben Wildblumen verwandelt. Ich war erst vor Kurzem in die Bay Area gezogen und wusste damals noch nicht, dass das die schönste Zeit des Jahres war, um diese Fahrt zu unternehmen.

Meine Ausfahrt war die Page Mill Road, die Adresse von Firmen wie Hewlett-Packard (HP), dem frühen Biotech-Pionier ALZA Corporation (der später von Johnson & Johnson übernommen wurde), Silicon Valley-Strategieberatern wie Andersen Consulting (heute Accenture) oder der Anwaltskanzlei Wilson Sonsini Goodrich & Rosati. Zunächst gelangt man jedoch in den zur Universität gehörenden Stanford Research Park mit seinen clusterförmig angelegten flachen Forschungs- und Entwicklungslabors, umgeben von großen Rasenflächen, die jede Menge Bewegungsfreiheit bieten. Hier befindet sich das berühmte Palo Alto Research Center (PARC) des Xerox-Konzerns, wo Steve zum ersten Mal das Konzept einer grafischen Benutzeroberfläche mit Maus-Bedienung zu sehen bekam. Das also war die Umgebung, die er sich für das Hauptquartier von NeXT ausgesucht hatte.

Eine junge Dame, die zu NeXTs PR-Firma Allison Thomas Associates gehörte, führte mich durch das kastenförmige, zweistöckige Beton-und-Glas-Gebäude zu einem kleinen Konferenzraum, von dem man eine Aussicht auf einen halbvollen Parkplatz genießen konnte, aber mehr auch nicht. Steve wartete bereits auf mich. Er begrüßte mich mit einem Nicken, schickte die PR-Dame weg, und bevor ich mich auch nur setzen konnte, feuerte er schon die eingangs erwähnte Frage auf mich ab.

Ich war nicht sicher, ob Steve auf einsilbige Antworten Wert legte oder ob er wirklich neugierig war, wer ich war und woher ich kam. Ich nahm Letzteres an, und so begann ich, ihm die Firmen und Branchen aufzuzählen, über die ich für das Journal schon geschrieben hatte. Nach dem Studium an der University of Kansas war ich für die Zeitung nach Dallas gegangen, wo ich über Luftfahrt, Airlines und Elektronikfirmen wie Texas Instruments und Radio Shack schrieb, die dort ihre Hauptsitze hatten. In dieser Zeit hatte ich sogar eine gewisse Berühmtheit erlangt, weil ich ein Profil von John Hinckley, Jr. geschrieben hatte, dem privilegierten Sohn eines Ölmagnaten aus Texas, der 1981 das Attentat auf Präsident Ronald Reagan verübte.

»In welchem Jahr haben Sie Ihren Abschluss an der Highschool gemacht?«, unterbrach er mich. »72«, antwortete ich. »Und ich war sieben Jahre am College, hab aber nie meinen Master gemacht.« – »Genau da bin ich auch von der Highschool abgegangen«, warf er ein. »Wir sind also im selben Alter.« (Später fand ich heraus, dass er eine Klasse übersprungen hatte.) Ich erzählte ihm, dass ich zwei Jahre in Mittelamerika und in Hongkong verbracht und für das Journal über geopolitische Fragen geschrieben und berichtet hätte. Dann ein Jahr in Los Angeles, bis ich mir schließlich meinen Traumjob in San Francisco ergatterte. Allmählich hatte ich jedoch den Eindruck, mich in einem Bewerbungsgespräch zu befinden. Nur dass Jobs auf meine Fragen kaum reagierte.

»Wissen Sie überhaupt etwas über Computer?«, unterbrach er mich schließlich erneut. »Keiner, der für die großen nationalen Magazine schreibt, hat auch nur eine Scheißahnung von Computern«, fügte er hinzu und schüttelte mit einer Herablassung den Kopf, die mir ein bisschen einstudiert vorkam. »Der letzte Mensch, der für das Wall Street Journal über mich schrieb, kannte nicht mal den Unterschied zwischen einer Festplatte und einer Diskette!«

Jetzt fühlte ich mich endlich wieder auf vertrauterem Gelände. »Na ja, ich war zwar formell für English Studies eingeschrieben, habe aber nebenher auch ein paar einfache Spiele programmiert und im College relationale Datenbanken auf einem Mainframe entwickelt.« Jobs verdrehte die Augen. »Ein paar Jahre lang habe ich nachts als Computer Operator gearbeitet und Routine-Transaktionen für vier Banken auf einem NCR Minicomputer verarbeitet.« Jobs blickte gelangweilt zum Fenster hinaus. »Und ich habe mir einen IBM-PC gekauft, schon am ersten Tag, an dem sie auf den Markt kamen. Bei Businessland. In Dallas. Seine Seriennummer fing mit acht Nullen an. Zuerst hab ich darauf CP/M installiert. MS-DOS habe ich erst installiert, als wir nach Hongkong umgezogen sind, weil das der Auftraggeber verlangte.«

Als ich diese...

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