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Bekenntnisse eines Economic Hit Man - erweiterte Neuausgabe

Unterwegs im Dienst der Wirtschaftsmafia

AutorJohn Perkins
VerlagGoldmann
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl480 Seiten
ISBN9783641200244
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
John Perkins weiß, wovon er spricht. Er war ein Economic Hit Man. Im Auftrag von Großkonzernen hat der Wirtschaftskiller weltweit Länder zu überdimensionierten Investitionen bewegt, verbunden mit Großkrediten und Auftragsvergabe an amerikanische Unternehmen. Die einkalkulierte Verschuldung gab der US-Regierung ein Druckmittel, um politisch-ökonomische Eigeninteressen im Land durchzusetzen. Perkins Geschichte dokumentiert die Skrupellosigkeit von Wirtschaftskillern, die ihre betrügerischen Methoden perfektionieren und selbst vor Mord nicht zurückschrecken.

John Perkins, Jahrgang 1945, wurde vom NSA und der internationalen Beratungsfirma MAIN als idealer Economic Hit Man entdeckt und dafür undercover ausgebildet. Von 1970 bis 1982 beriet er im Auftrag von MAIN zahlreiche Entwicklungsländer und veranlasste sie durch übertrieben optimistische Prognosen zu überdimensionierten Technikprojekten. Er verließ MAIN aufgrund von Gewissenskonflikten und gründete die Firma IPS (Independent Power Systems), die sich auf die Entwicklung nachhaltiger Energiesysteme spezialisierte. 1992 verkaufte er IPS. Heute leitet John Perkins die Organisation 'Dream Change Coalition', die zusammen mit den indigenen Völkern Südamerikas deren Umwelt und Kulturen schützt.

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Leseprobe

Vorwort

Economic Hit Men (EHM) sind hoch bezahlte Experten, die Länder auf der ganzen Welt um Billionen Dollar betrügen. Sie schleusen Geld von der Weltbank, der US Agency for International Development (USAID) und anderen ausländischen »Hilfsorganisationen« auf die Konten großer Konzerne und in die Taschen weniger reicher Familien, die die natürlichen Rohstoffe unseres Planeten kontrollieren. Die Mittel der Economic Hit Men sind betrügerische Finanzanalysen, Wahlmanipulationen, Bestechung, Erpressung, Sex und Mord. Ihr Spiel ist so alt wie die Macht, doch heute, im Zeitalter der Globalisierung, hat es neue und erschreckende Dimensionen angenommen.

Ich weiß das, ich war ein EHM.

Das schrieb ich 1982 als Einleitung für ein Buch mit dem Arbeitstitel Gewissen eines Economic Hit Man. Das Buch war den Präsidenten von zwei Ländern gewidmet, zwei Männern, die meine Klienten gewesen waren, die ich respektiert und als Gleichgesinnte betrachtet hatte: Jaime Roldós, Präsident von Ecuador, und Omar Torrijos, Präsident von Panama.

Beide waren damals gerade eines gewaltsamen Todes gestorben, aber ihr Tod war kein Unfall. Sie wurden ermordet, weil sie gegen diese Verschwörung von Wirtschaftsbossen, Regierungen und Banken kämpften, deren Ziel die Weltherrschaft ist. Wir EHM schafften es nicht, Roldós und Torrijos mit unseren Mitteln zu überzeugen, daher griffen die anderen Hit Men ein: die mit Billigung der CIA arbeitenden Schakale, die immer im Hintergrund lauerten.

Ich wurde gedrängt oder genötigt, nicht weiter an meinem Buch zu schreiben. In den folgenden zwanzig Jahren fing ich noch viermal damit an. Jedes Mal ging meine Entscheidung, noch einmal einen Anfang zu wagen, direkt auf aktuelle politische Ereignisse zurück: der Einmarsch amerikanischer Truppen in Panama 1989, der erste Golfkrieg, Somalia, der Aufstieg Osama bin Ladens. Doch Drohungen oder Bestechungsgelder überzeugten mich jedes Mal, die Arbeit wieder beiseitezulegen.

2003 las der Leiter eines großen Verlags, der zu einem mächtigen internationalen Konzern gehört, das Exposé zu meinem Buch, das mittlerweile Bekenntnisse eines Economic Hit Man hieß. Er bezeichnete es als »eine fesselnde Geschichte, die erzählt werden muss«. Dann lächelte er traurig, schüttelte den Kopf und sagte mir, die Konzernleitung sei wahrscheinlich gegen das Buch, deshalb könne er eine Veröffentlichung nicht riskieren. Er riet mir, die Geschichte zu einem Roman umzuschreiben. »Wir könnten Sie als Thrillerautor im Stil von John le Carré oder Graham Greene vermarkten.«

Aber das hier ist kein Roman. Es ist die wahre Geschichte meines Lebens. Ein mutiger Verleger, der nicht zu einem internationalen Konzern gehört, erklärte sich bereit, mir zu helfen, damit ich meine Geschichte veröffentlichen konnte.

Was hat mich schließlich davon überzeugt, die Drohungen zu ignorieren und die Bestechungsgelder auszuschlagen?

Kurz gesagt lautet die Antwort, dass mein einziges Kind, meine Tochter Jessica, ihren Abschluss am College machte und ein eigenes Leben zu führen begann. Als ich ihr vor Kurzem erzählte, dass ich mit dem Gedanken spiele, dieses Buch zu veröffentlichen, aber Angst habe, sagte sie: »Mach dir keine Sorgen, Dad. Wenn sie dich kriegen, mache ich für dich weiter. Wir müssen das wagen, allein schon für die Enkelkinder, die du hoffentlich eines Tages haben wirst!« Das ist die kurze Antwort.

Die präzisere Begründung der Antwort hängt mit dem Land zusammen, in dem ich aufwuchs, mit meiner Liebe zu den Idealen unserer Gründerväter, mit dem tiefen Pflichtgefühl, das ich gegenüber der amerikanischen Republik empfinde, die heute allen Menschen überall »Leben, Freiheit und das Streben nach Glück« verspricht, und mit meinem Vorsatz, nach dem 11. September nicht mehr länger tatenlos zuzusehen, wie die EHM diese Republik in ein weltweites Imperium verwandeln. Das ist die Kurzversion der langen Antwort, die Einzelheiten werden in den folgenden Kapiteln dargestellt.

Warum wurde ich nicht dafür umgebracht, dass ich meine Geschichte erzählte? Wie ich weiter unten noch ausführlich erklären werde, ist das Buch quasi meine Lebensversicherung.

Das ist eine wahre Geschichte. Ich habe jede Minute davon erlebt. Die Situationen, die Menschen, die Gespräche und Gefühle, die ich beschreibe, waren alle Teil meines Lebens. Es ist meine persönliche Geschichte, aber sie spielt im Kontext von Ereignissen, die unsere Vergangenheit geprägt haben. Sie haben uns dorthin gebracht, wo wir uns heute befinden, und bilden damit die Grundlage für die Zukunft unserer Kinder.

Ich habe mich bemüht, die Erfahrungen, Menschen und Gespräche so genau wie möglich wiederzugeben. Dabei habe ich verschiedene Hilfsmittel benutzt: veröffentlichte Dokumente, persönliche Aufzeichnungen und Notizen, Erinnerungen (meine eigenen und die anderer Beteiligter), die fünf Manuskripte, die ich zu schreiben begonnen hatte, und historische Darstellungen anderer Autoren, vor allem vor Kurzem veröffentlichte, die Informationen enthalten, die früher der Geheimhaltung unterlagen oder aus anderen Gründen nicht zugänglich waren. Quellenangaben werden in den Anmerkungen genannt, damit interessierte Leser sich zu einem Thema weiter informieren können. In einigen Fällen kombinierte ich mehrere Dialoge miteinander, um den Lesefluss zu erleichtern.

Mein Verleger fragte, ob wir uns selbst wirklich Economic Hit Men nannten. Ich versicherte ihm, dass wir das taten, allerdings gebrauchten wir normalerweise nur die Anfangsbuchstaben.

An jenem Tag im Jahr 1979, als ich mit meiner Ausbilderin Claudine zu arbeiten begann, erklärte sie mir: »Ich habe die Aufgabe, aus Ihnen einen Economic Hit Man zu machen. Niemand darf etwas von Ihrer Arbeit wissen, nicht einmal Ihre Frau.« Dann wurde sie ernst: »Wenn man einmal dabei ist, bleibt man es sein Leben lang.«

Claudine nahm kein Blatt vor den Mund, als sie mir beschrieb, was ich in Zukunft tun würde. Meine Arbeit, sagte sie, solle »Staats- und Regierungschefs dafür gewinnen, Teile eines ausgedehnten Netzwerks zu werden, das den wirtschaftlichen Interessen der USA dient. Am Ende haben sich die Staatschefs in einem Netz von Schulden verstrickt, und das garantiert uns ihre Loyalität. Wir können auf sie zurückgreifen, wann immer wir wollen – um unsere politischen, wirtschaftlichen oder militärischen Bedürfnisse zu befriedigen.

Umgekehrt sichern die Politiker ihre Position ab, indem sie Fabriken, Kraftwerke und Flughäfen bauen lassen. Und die Besitzer von amerikanischen Ingenieurbüros und Bauunternehmen werden sagenhaft reich.«

Wenn wir zögern, übernimmt eine bösartigere Form der Hit Men die Vertretung und Gestaltung dieser Interessen: die »Schakale«. Und wenn der Schakal scheitert, greift das Militär ein.

*

Heute, fast zwölf Jahre nachdem Confessions of an Economic Hit Man zum ersten Mal veröffentlicht wurde, ist es Zeit für eine neue, erweiterte Ausgabe. Die Leser des 2004 erschienenen Buchs schickten mir Tausende E-Mails, in denen sie fragten, wie sich die Veröffentlichung des Buches auf mein Leben ausgewirkt habe, was ich tun würde, um meine Schuld wiedergutzumachen und das EHM-System zu verändern, und vor allem, was sie tun könnten, um etwas zu bewirken. Dieses neue Buch ist meine Antwort auf ihre Fragen.

Es ist aber auch Zeit für eine neue Ausgabe, weil sich die Welt radikal verändert hat. Das EHM-System – das hauptsächlich auf Angst und Schulden basiert – ist heute noch tückischer als 2004. Heute sind deutlich mehr EHM aktiv, in neuen Verkleidungen und unter Einsatz neuer Mittel. Und auch wir in den USA sind betroffen. Die ganze Welt ist betroffen. Wir wissen, dass wir uns am Rande des Abgrunds bewegen – kurz vor einer wirtschaftlichen, politischen, sozialen und ökologischen Katastrophe. Wir müssen uns verändern.

Diese Geschichte muss erzählt werden. Wir leben in einer Zeit des Umbruchs und der Krisen, die uns aber auch ungeheure Chancen bietet. Meine Karriere als Economic Hit Man zeigt, wie es so weit gekommen ist und warum wir uns derzeit in einer Krise befinden, die unüberwindlich scheint.

Dieses Buch ist das Geständnis eines Mannes, der als EHM noch zu einer relativ kleinen Gruppe gehörte. Heute gibt es viel mehr Personen, die ähnliche Funktionen ausüben. Sie haben euphemistischere Bezeichnungen und tummeln sich in den Führungsetagen von Monsanto, General Electric, Nike,...

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