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E-Book

Benedikt XVI.

Der deutsche Papst

AutorAndreas Englisch
VerlagC. Bertelsmann
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl720 Seiten
ISBN9783641068202
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Benedikt XVI. ist der achte deutsche Papst und der erste nach einer Unterbrechung von fast 500 Jahren. Der langjährige BILD-Korrespondent und Bestsellerautor Andreas Englisch kennt ihn seit langen Jahren und hat ihn auf allen Reisen rund um den Globus begleitet. Hier schildert er aus nächster Nähe den bemerkenswerten Wandel des Joseph Ratzinger vom Präfekten der römischen Glaubenskongregation zum weltoffenen und dialogorientierten Papst. Andreas Englisch gibt auf persönliche Weise darüber Auskunft, was hinter den Kulissen des Vatikans wirklich vor sich geht und wie er selbst von einem eher distanzierten Wegbegleiter des mächtigen Kurienkardinals zu einem Bewunderer des - gegenüber dem weithin ausstrahlenden Charisma des nunmehr selig gesprochenen großen Vorgängers Johannes Paul II. - eher stillen und diskreten, aber ähnlich wirkungsvoll der »Liebe in der Wahrheit« (so der Titel seiner jüngsten Enzyklika) hingegebenen deutschen Papstes wurde.

Andreas Englisch lebt seit über 35 Jahren in Rom und gilt als einer der bestinformierten Journalisten im Vatikan. Seit der Amtszeit von Johannes Paul II. trifft er die amtierenden Päpste regelmäßig und begleitet sie auf ihren Reisen. Er ist ein gefragter Talkshowgast und Interviewpartner, seine Bücher sind Bestseller und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, darunter »Franziskus - Zeichen der Hoffnung« (2013), »Der Kämpfer im Vatikan. Papst Franziskus und sein mutiger Weg« (2015) sowie »Der Pakt gegen den Papst. Franziskus und seine Feinde im Vatikan« (2020). In »Mein Rom. Die Geheimnisse der Ewigen Stadt« (2018) sowie »Mein geheimes Rom. Die verborgenen Orte der Ewigen Stadt« (2021) entführt Andreas Englisch seine Leserinnen und Leser in den Zauber der Ewigen Stadt. Auch diese beiden Bücher standen monatelang auf der Bestsellerliste.

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Leseprobe
2011 Das Jahr, als der Papst bei sich ankam (S. 695-696)

Seit dem Anschlag auf das World Trade Center in New York, seit dem 11. September 2001, existierten im Vatikan zwei große Lager. Es gab eine Gruppe Kirchenmänner, die glaubten, dass von nun an der Papst und das Christentum eine neue Rolle spielen würden. Von nun sei der Papst ein Symbol der westlichen Zivilisation und damit ein Ziel für die mächtigen, weltweit operierenden Terrornetzwerke wie al-Kaida. Die andere Gruppe meinte, das sei maßlos übertrieben. Sie glaubten, dass der 11. September für die katholische Kirche nicht viel verändert habe; der Anschlag in New York habe schließlich den USA gegolten, nicht einer Religion.

Ein regelrechter Terrorkrieg gegen das Christentum sei nicht zu befürchten. Diese Gruppe im Vatikan schloss eine regelrechte Kriegsstrategie gegen das Christentum aus bis zur Nacht auf den 1. Januar 2011. Etwa zwanzig Minuten nach Mitternacht explodierte vor der al-Qiddissine-Kirche in Alexandria eine Bombe mit etwa 100 Kilogramm Sprengstoff, während die Menschen die Kirche verließen. Etwa 1000 gläubige Kopten waren zu dem traditionellen Neujahrsgottesdienst gekommen. Um sie in dem mehrheitlich muslimischen Land vor Übergriffen zu schützen, waren in dieser Nacht nur drei Soldaten und ein Polizist vor Ort aufgeboten worden.

Die Explosion tötete einundzwanzig koptische Christen sofort, am 4. Januar sollten zwei weitere an ihren Verletzungen sterben, die Zahl der Toten lag also bei dreiundzwanzig, fünfundneunzig Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Das war Krieg. Der Anschlag in Kairo ist zweifellos ein Angriff in einem Religionskrieg gewesen. Die Menschen in der Kirche wurden nicht aus politischen Motiven getötet, sondern nur aus einem Grund, sie waren Christen. Aus Sicht des Vatikans waren dort in Kairo aber nicht Christen irgendeiner Gruppe angegriffen worden, die mit dem Vatikan nichts zu tun hatten.

Wenn Christen irgendeiner Freikirche angegriffen oder beleidigt wurden, dann wollten sie oft nicht vom römischen Papst, den sie gar nicht anerkannten, verteidigt werden. Aber in Alexandria lag die Sache ganz anders. Die koptische Kirche gilt den Katholiken als die ehrwürdigste Kirche überhaupt. Nur ihr Oberhaupt wird vom römischen Papst mit dem Titel »Papst« angesprochen. Das Mönchstum, das Europa so stark geprägt hat, entstand in den Wüsten Ägyptens. Die koptische Kirche, die sich darauf beruft, vom Evangelisten Markus persönlich um das Jahr 60 gegründet worden zu sein, ist so etwas wie die ältere Schwester Roms. Ein Anschlag auf eine koptische Kirche bedeutet einen Anschlag auf eine Kirche, die dem Papst besonders am Herzen lag, eine Schwesterkirche Roms.

Im Jahr 1988 räumten die koptische Kirche und der Vatikan alle seit über einem Jahrtausend schwelenden theologischen Streitpunkte aus; die Kirchen sind sich seitdem in allen wichtigen Fragen einig. Papst Johannes Paul II. hatte im Jahr 2000 in Kairo Papst Shenouda III., den 117. Nachfolger des Kirchengründers, des heiligen Markus, getroffen. Ebendieser Kirchengründer sorgt bis heute für die letzte grundsätzliche Verstimmung zwischen den Kopten und Rom, obwohl die Kirchen sich eigentlich problemlos zusammenschließen könnten. Die Venezianer hatten im Jahr 828/829 die Leiche des Evangelisten gestohlen und nach Venedig gebracht, heute ruht sie im weltberühmten Markusdom. Verziehen hatten die Kopten das dem römischen Papst, der den Venezianern zu dem gelungenen Raubzug gratulierte, nie.
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