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E-Book

Beratung und Therapie von Stalking-Opfern

Ein Leitfaden für die Praxis

AutorChristine Gallas, Harald Dreßing, Ulrike Klein
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl183 Seiten
ISBN9783456948744
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR
Mehr als eine Million der deutschen Bevölkerung sind im Jahr von Stalking und Cyberstalking betroffen. Deshalb wird die kompetente Beratung und Betreuung von Stalking-Opfern immer wichtiger. Potenzielle Ansprechpartner für Stalking-Opfer sind z.B. Mitarbeiter von Beratungsstellen, Psychotherapeuten, Allgemeinärzte und Psychiater, Polizeibeamte und Mitarbeiter der Justiz. Trotz unterschiedlicher Kontexte, in denen der professionelle Kontakt mit Stalking-Opfern stattfinden kann, sind bestimmte Grundregeln und Verfahrensabläufe in Hinblick auf die Gesundheit und Gefährdung der Opfer immer zu beachten. Im ersten Teil des Leitfadens werden für die unterschiedlichen Berufsgruppen praxisrelevante Ergebnisse der aktuellen Stalking-Forschung vermittelt, die allgemein verständlich präsentiert werden und keine spezifischen Vorkenntnisse erfordern. Dargestellt wird auch der Ablauf einer einmaligen Beratung mit konkreten Hinweisen für die Gesprächsführung und den Kriterien für die Gefährdungseinschätzung von Stalking-Opfern. Im zweiten Teil des Leitfadens werden spezifische psychotherapeutische Interventionsmöglichkeiten für Stalking-Opfer vorgestellt, die auf den Aufbau günstiger Verhaltensstrategien und die Bewältigung belastender Stalking-Situationen abzielen. Die Interventionen sind sowohl im Einzel- wie im Gruppensetting einsetzbar.
Da eine Vernetzung unterschiedlicher professioneller Interventionen für Stalking-Opfer zwingend notwendig ist, werden darüber hinaus klare Empfehlungen für die Erstellung individueller Hilfepläne vermittelt. Dabei wird auf die Besonderheiten im Umgang mit Cyberstalking gesondert eingegangen. Für alle Kapitel wurden spezielle Arbeitsblätter erstellt, die eine einfache Umsetzung der Beratungs- und Therapieangebote in der Praxis gewährleisten.

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Vorwort
  3. Einleitung
  4. Die Module des Manuals im Überblick
  5. Stalking: Einführung in die Thematik
  6. Teil I: Beratung
  7. Teil II: Therapeutische Unterstützung
  8. Literaturverzeichnis
  9. Anhang
  10. Stichwortverzeichnis
Leseprobe
Stalking: Einführung in die Thematik (S. 17-18)

1. Definition von Stalking

Der Begriff «Stalking» stammt aus der Jägersprache und bedeutet wörtlich übersetzt «auf die Pirsch gehen». Damit veranschaulicht der Begriff die für Stalking charakteristischen wiederholten Versuche des Stalkers, auf sehr unterschiedliche Art und Weise gegen den Willen des Opfers Kontakt aufzunehmen.

Es existieren unterschiedliche Definitionen von Stalking, wobei bislang keine allgemein akzeptiert ist. Ältere Definitionen sehen Stalking als das beabsichtigte, böswillige und wiederholte Verfolgen und Belästigen einer Person, das deren Sicherheit bedroht (Meloy, 1998) oder als Verhaltensmuster, bei dem der Stalker das Opfer immer wieder mit unerwünschten Kontaktaufnahmen belästigt (Pathé und Mullen, 1997). Dreßing und Gass (2002) definieren Stalking als ein Verhaltensmuster, bei dem der Stalker einen anderen Menschen verfolgt und belästigt, häufig auch bedroht, unter Umständen auch körperlich attackiert und in seltenen Fällen sogar tötet.

Das Opfer fühlt sich durch diese Verhaltensweisen bedrängt und in Angst versetzt. Unterschiede zwischen den Definitionen ergeben sich vor allem bezüglich der Häufigkeit und Dauer, die zur Annahme von Stalking vorliegen muss, und ob beim Opfer Angst ausgelöst wird. Einige weit gefasste Definitionen gehen schon von einem Stalkingfall aus, wenn mehr als zwei unerwünschte Kontaktaufnahmen stattgefunden haben. Andere Definitionen fordern, dass das Stalkingverhalten über einen bestimmten Zeitraum andauern muss, z. B. mehr als zwei Wochen (Purcell, Pathé & Mullen, 2002) oder länger als vier Wochen (Blaauw, Winkel, Arensman, Sheridan & Freeve, 2002).

In der vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit durchgeführten Studie zur Prävalenz von Stalking in Deutschland («Mannheim-Studie») wurde Stalking dann angenommen, wenn mindestens zwei Stalking-Verhaltensweisen vorlagen, mehrere unerwünschte Kontaktaufnahmen stattgefunden hatten, die Mindestdauer zwei Wochen betrug und das Opfer Angst empfunden hat (Dreßing, Kühner & Gass, 2005a). Auch wenn sich einzelne Definitionen hinsichtlich der geforderten Häufigkeit, Dauer und Qualität der Stalking-Verhaltensweisen unterscheiden, ist es in der Praxis meist relativ eindeutig zu bestimmen, ob es sich um einen Stalkingfall handelt oder nicht. Insofern sind die unterschiedlichen Stalkingdefinitionen für die Praxis eher von untergeordneter Bedeutung.

Es gibt viele unterschiedliche Verhaltensweisen, mit denen Stalker versuchen, ihr Opfer zu verfolgen und zu bedrohen. Am häufigsten kommen die folgenden Methoden zum Einsatz (Mullen, Pathé, Purcell & Stuart, 1999, Kamphuis & Emmelkamp, 2000, Dreßing et al., 2005a):
• Telefonanrufe
• Briefe, Faxe, E-Mails, SMS
• Verfolgen, Auflauern, in der Nähe herumtreiben
• Zusendung von Geschenken (z. B. Blumen, Bücher, Süßigkeiten), aber auch makabere oder ekelerregende Sendungen (z. B. tote Tiere oder Exkremente)
• Bestellungen im Auftrag des Opfers
• Beschädigung von Eigentum (z. B. Zerstechen von Autoreifen, Zerkratzen des Pkws, Beschmieren der Hauswände), Hausfriedensbruch • Drohungen • Körperverletzung, aggressive Gewalthandlungen, sexuelle Nötigung
• Kontaktaufnahme über Dritte (hier bedienen sich Stalker bei der Verfolgung und Belästigung der Hilfe anderer Personen, wie z. B. Freunde oder Angehörige des Stalkers oder des Opfers, die meist nichts von den wahren Motiven des Stalkers wissen)
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Vorwort10
Einleitung12
Die Module des Manuals im Überblick15
Stalking: Einführung in die Thematik18
1. Definition von Stalking18
2. Häufigkeit von Stalking20
3. Dauer von Stalking21
4. Abgrenzung des Begriffs Stalking vonähnlichen Phänomenen22
5. Risikofaktoren für Stalkingviktimisierung24
6. Charakteristika von Stalkern und Tätertypologien25
7. Erklärungsansätze zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Stalking29
8. Psychosoziale Auswirkungen von Stalking32
9. Stalking als Straftatbestand36
10. Cyberstalking38
Teil I: Beratung44
Ist-Analyse46
1. Erfassung der Stalkingsituation46
2. Risikoeinschätzung47
3. Einschätzung der psychosozialen Beeinträchtigung50
4. Umgang mit «falschen Opfern»52
Fallmanagement56
5. Einleitung weiterer Maßnahmen56
6. Verhaltensstrategien im Umgang mit Stalking58
6.1 Allgemeine Verhaltensstrategien58
6.2 Verhaltensstrategien bei gemeinsamen Kindern62
6.3 Umgang mit Stalking im beruflichen Kontext64
6.4 Maßnahmen bei Cyberstalking66
Teil II: Therapeutische Unterstützung68
Formale Aspekte70
Gruppensetting73
Erste Sitzung76
Begrüßung und Vorstellung77
Angebote vorstellen78
Stalking-Tagebuch80
Ausblick82
Stalking-Tagebuch (Beispiele von Betroffenen)84
Modul: Günstiges und ungünstiges Verhalten86
Wie lernt der Stalker?87
Verhaltensanalyse: Welches Verhalten ist für mich günstig?90
Sicherheitsverhalten95
Welche Verhaltensweisen im Umgang mit Stalking und dem Stalker sind für mich günstig und welche sind ungünstig?98
Modul: Bewältigung belastender Stalking-Situationen100
Modul: Bearbeitung dysfunktionaler Gedanken110
Techniken um dysfunktionale Gedanken infrage zu stellen112
Verankerung von Alternativkognitionen115
Was tun bei kreisenden Gedanken? – Imaginationsübungen zur Unterbrechung belastender Gedanken117
Rollenspiel101
Stressimpfungstraining104
Beispiel Arbeitsblatt: Stressimpfung108
Modul: Umgang mit belastenden Emotionen120
Möglichkeiten zum Umgang mit «überschießenden» Emotionen122
Atemübungen, Kurzentspannung123
Allgemeine Hilfestellungen zum Umgang mitbelastenden Emotionen124
Umgang mit Ambivalenz gegenüber dem Stalker129
Modul: Selbstkonzept/Opferrolle134
Modul: Aufbau angenehmer Aktivitäten138
Abschlusssitzung142
Literaturverzeichnis144
Anhang148
Stichwortverzeichnis182

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