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E-Book

Berührt vom Klang der Liebe

Wege zum Herzensgebet

AutorStephan Hachtmann
VerlagKreuz
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl180 Seiten
ISBN9783451339363
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Das Herzensgebet kann Leben aus der Tiefe heraus verändern. Wer nach einer spirituellen Lebensgestaltung sucht, die in den Alltag passt und sich aus den Quellen der christlichen Tradition speist, wird hier fündig. Stephan Hachtmann lebt seit 15 Jahren mit dem Herzensgebet. Er öffnet die mantrische Weisheitstradition der Christenheit für den modernen Menschen: Für ein Leben, das vom Klang der Liebe berührt wird.

Stephan Hachtmann ist spiritueller Lehrer für das Herzensgebet in der Tradition Via Cordis. Der Pfarrerssohn aus der DDR kennt viele Leben: der gelernte Möbeltischler lebte 20 Jahre als Rockmusiker in Berlin und London. Heute arbeitet er als Diakon in der Hamburger Suchthilfe und leitet Seminare zum Herzensgebet und anderen spirituellen Themen.

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Leseprobe

2. Kapitel
Von den Vorfahren lernen – das Jesusgebet


Was ihr mich bitten werdet

in meinem Namen, das will ich tun.

(Johannes 14,14)

Die Bedeutung des Gottesnamens


Dem heiligen Namen im Gebet wird eine ungeheure Kraft zugesprochen. In der alten Tradition des Herzensgebetes wurde in den ersten Jahrhunderten zunächst vorrangig der Name Jesus Christus angerufen, als der von Gott gezeugte Sohn, der in Jesus von Nazareth wahre Gestalt angenommen hat. Christus galt und gilt dem Glaubenden sozusagen als Prototyp des neuen Menschen, des neuen Adams, der – auch heute noch – in uns geboren werden möchte.

Was geschieht, wenn man einen Namen, ja, einen Gottesnamen anruft? Wenn wir den Namen eines Menschen anrufen, dann bedeutet dies, seine Person wirksam zu vergegenwärtigen. Wir erfüllen einen Namen mit Leben, sobald wir ihn anrufen. Jede Namensanrufung – so der englische Entwicklungsbiologe Rupert Sheldrake (geb. 1942) – hinterlässt eine energetische Spur im Kosmos. Sheldrake arbeitet mit der Vorstellung von morphogenetischen Feldern (abgeleitet von den griechischen Wörtern morphé = Form und génesis = Erzeugung, Entstehen), um ein energetisches Schöpfungsfeld zu beschreiben, das ein jeder Gedanke im Kosmos hinterlässt, wenn er gedacht, gesprochen oder gesungen wird. Diesem Modell folgend, könnte man sagen, dass die Anrufung des Namens Jesus Christus im Herzensgebet durch die Jahrhunderte bis auf den heutigen Tag ein sehr kräftiges morphogenetisches Energiefeld hinterlassen hat.

Vielen hilft diese Vorstellung, um die Wirkweise des Gebets besser zu verstehen. Mit den vielfachen Anrufungen des Namens Jesus Christus hat sich quasi eine große Energiewolke oder ein »Kraftwerk der Liebe« gebildet, mit dem wir in Resonanz treten können, wenn wir unser Gebet sprechen. Die Anrufung des Namens Jesus Christus vernetzt uns augenblicklich mit diesem Energiefeld gleicher Schwingung. Die Beiträge von Rupert Sheldrake zu der Existenz von Energiefeldern oder die neuesten Erkenntnisse aus der Quantenphysik und der Psychologie können uns eine Ahnung davon geben, wie die hintergründig wirkenden Schwingungsdimensionen des Namens im Herzensgebet in einem neuen Licht wahrgenommen oder interpretiert werden können.

Auch die Veröffentlichungen des deutschen Musikjournalisten Joachim-Ernst Behrendt (1922  2000) zu Schwingung und Klang weisen auf einen Bereich hin, der für die zeitgemäße Interpretation des Herzensgebetes von Bedeutung sein kann.

Auf einem anderen Gebiet der Forschung bereichern die Arbeiten des unter Wasserchemikern und -physikern umstrittenen japanischen Alternativmediziners Masaru Emoto (geb. 1943) ebenfalls das Spektrum, in dem die universalen Kräfte des Herzensgebetes sichtbar werden können. Emoto hat bei seinen faszinierenden Untersuchungen insbesondere die Übertragung von Information auf Wasser durch die Kraft der Gedanken im Blick. Er hat »informierte« Wassertropfen kristallisiert und anschließend fotografiert, um damit die gestaltgebende Kraft eines Gedankens auf die Materie belegen zu können.

Der sich erfreulicherweise in den letzten Jahren in einigen Bereichen anbahnende Dialog zwischen Wissenschaft und Spiritualität zeigt eine immer größere Übereinkunft und Nähe darin, wenn es um die Interpretation der Erfahrungen eines mystischen oder spirituellen Weges geht. Auch wenn es nicht das Ziel sein sollte, mithilfe der Naturwissenschaften oder empirischen Forschung die Kraft des Gebetes zu beweisen oder zu widerlegen, so liefert diese Kommunikationsbereitschaft doch einen viel versprechenden und richtungweisenden Kontext für die Interpretation des tatsächlich Erfahrenen und kann uns für das »esoterische« Geheimnis der Namensanrufung im Herzensgebet sensibilisieren. Die Ratio ist dabei nicht der Feind, sondern der willkommene Freund, der innere Erfahrungen oder Zustände reflektierbar und einsichtig machen kann.

HERR Jesus Christus, erbarme dich meiner


Wurzelnd in der uralten jüdischen Verehrung des Gottesnamens, setzte die in der frühchristlichen Zeit ausgebildete Praxis des Jesusgebetes diese Tradition der Namensanrufung fort. Mit dem Gottesnamen HERR, der ja schon eine Umschreibung des hebräischen Namens JHWH ist, beteten die ersten Christen den Namen ihres Heilands Jesus Christus. Sie vertrauten der Bitte der Heilsuchenden, die sich an mehreren Stellen im Neuen Testament mit tiefer Sehnsucht nach Heilung an Jesus wandten: »HERR Jesus Christus, erbarme dich meiner.« So bildete sich die erste wichtige Formel des Namensgebetes allmählich heraus. Da die Namensanrufung eine zentrale Stellung einnimmt, fand diese Gebetspraxis nicht nur unter der Bezeichnung Jesusgebet, sondern auch unter dem Begriff Namensgebet Verbreitung. In Christus war Gott Mensch geworden. Im traditionellen Jesusgebet verband die Anrufung des Namens Jesus Christus das Geschöpf mit seinem Schöpfer und bildete diese Liebesbeziehung ab.

Durch Christus begann eine neue Zeit. Mit ihm gewann die Namensanrufung eine völlig neue Dimension. Die Erkenntnis seiner Seinsgleichheit mit dem Vater verlieh dem bis dahin himmlisch entrückten Gottesbild ein nahbares und menschliches Antlitz. Im erbarmungslosen Kreuz und im hoffnungslosen Leiden, in der irdischen Vergänglichkeit und der ewigen Unerlöstheit öffnete sich durch das Bewusstsein des Christus der Blick auf den auferstandenen neugeborenen Menschen. Die lichtdurchströmte Auferstehung und hoffnungsvolle Überwindung des Leidens vollendeten sich mit dem Erscheinen des Christus, so bekannten und bekennen die Christen die Verheißungen des Alten Testamentes.

Die Erfahrungen der Wüstenväter in den ersten Jahrhunderten nach Christus bestätigten die verwandelnde und erlösende Kraft des Namens, und so breitete sich diese Frömmigkeitspraxis bis auf den heutigen Tag über die ganze Welt aus.

 

Das in diesem Buch beschriebene Herzensgebet JA, ICH BIN DEIN speist sich aus den Quellgründen einer langen Entwicklungsgeschichte. Tief in der christlichen Tradition verankert, behält die ursprüngliche Gebetsweise des Jesusgebetes seine umfassende Bedeutung für den hier dargestellten spirituellen Weg. Diese traditionelle Form ist die Basis für das in diesem Buch beschriebene Herzensgebet. Sie gibt ihm damit einen sicheren Stand für eine verlässliche, zeitgemäße und sinnvoll erscheinende Weiterentwicklung.

Um die Tiefenstrukturen des Gebetes bewusst zu machen, möchte ich an dieser Stelle auf den Wortlaut des ursprünglichen Jesusgebetes »HERR Jesus Christus, erbarme dich meiner« etwas näher eingehen. Eine ähnliche und ebenso häufig verwendete Gebetsformel lautet etwas ausführlicher: »HERR Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner.« Ich werde mich an den Begriffen, den Worten des alten Textes orientieren und sie skizzenhaft zu erläutern versuchen.

 

HERR. Im Jesusgebet wird mit HERR Christus bezeichnet. Jesus Christus ist der HERR, der Gottessohn, die Mensch gewordene Kraft Gottes. Als der Jünger Thomas seine Hand in die Wunde des Auferstandenen legt, erkennt er, dass Jesus der Christus ist. Er redet ihn an mit den Worten: »Mein HERR und mein Gott!« (Johannes 20,28). In der Tradition versteht man diesen Satz als Bestätigung der Aussage Jesu: »Ich und der Vater sind eins.« (Johannes 10,30)

 

Zum Gottesnamen in der hebräischen Bibel. Der sich Mose im brennenden Dornenbusch offenbarende Name Gottes lautet im Hebräischen JHWH – in der Übersetzung bedeutet dieses: »Ich bin, das ICH BIN« beziehungsweise: »ICH BIN, das ich sein werde.« ICH BIN das ewig Gegenwärtige, das ewig Seiende, das ewig Werdende, der Raum und die Zeit, das Vergangenheit und Zukunft umfassende Gegenwärtige, A und O, Anfang und Ende: das Werdesein. – JHWH kann also als Umschreibung für das Allumfassende, Unbegreifliche und Ganze verstanden werden.

Bis in die ersten Jahrzehnte nach der babylonischen Verbannung wurde Gott mit diesem Namen auch angerufen. Bei der Aufarbeitung der Frage, was zu der Zerstörung Jerusalems im Jahr 587 vor Christus geführt hatte, gab es in Israel einflussreiche Gruppen, die zu der Antwort kamen: »Wir haben unser Versprechen Gott gegenüber nicht eingehalten, wir sind untreu gewesen. Das darf nie wieder geschehen.« Die Verbannung nach Babylon und die Zerstörung Jerusalems wurde in Zusammenhang mit dem Missachten des zweiten Gebotes gelesen: »Du sollst den Namen deines Gottes nicht missbrauchen.« (2. Mose 20,7). So kam man zu dem Schluss: »Wenn wir den Namen überhaupt nicht mehr aussprechen, werden wir ihn auch nicht missbrauchen.« Es wurde heiliges Gesetz, den Namen JHWH nicht mehr auszusprechen. Stattdessen sagte man adonaj (HERR) oder ha-schem (der Name) oder elohim – (Gott) oder ha-schamajim (die Himmel). Entsprechend diesem Brauch hat bereits die griechische Übersetzung der Hebräischen Bibel, die Septuaginta, adonaj mit kyrios (Herr) wiedergegeben. Und heute wird in modernen Bibelausgaben der Name JHWH mit HERR wiedergegeben, damit der Leser erkennen kann, hier steht im Urtext JHWH.

Wenn wir Christus, den HERRN, als den Sohn Gottes anrufen, rufen wir also schon semantisch gleichzeitig Gott, den Vater an.

Dass gerade bei vielen Frauen das Wort HERR eher negative Assoziationen auslöst, ist verständlich. Zu lange und zu schmerzhaft hat ein patriarchal dominiertes Christentum die zerstörerische Seite eines personalen und strafenden Gottesbildes verkündigt, dem heute nur noch...

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