Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1,7, Universität Wien, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Vorfeld der österreichischen Nationalratswahl 2013 erregte das Team Stronach mit seiner Forderung nach der Abschaffung von BerufspolitikerInnen Aufsehen (Mohsburger 2013). So wird beispielsweise als Argument gegen BerufspolitikerInnen Folgendes im Parteiprogramm angeführt: 'Politiker zu sein, heißt seinem Land zu dienen. Leider ist es heute oft umgekehrt, nämlich, dass sich Politiker selbst bedienen' (Team Stronach 2013b, 21). Das Team Stronach bemängelt hierbei vor allem, dass für BerufspolitikerInnen ihre eigenen Interessen und nicht das Wohl der Gemeinschaft im Vordergrund ständen (Team Stronach 2013a). Die Berufsgruppe wird mit korruptem Verhalten und Vetternwirtschaft assoziiert (Team Stronach 2013b, 4). Diese Kritik wirft eine grundlegende Frage in Bezug auf den Beruf als PolitikerIn auf: An welche Vorstellungen ist das Konzept der BerufspolitikerInnen gebunden? Eine mögliche Antwort auf diese Frage liefert Max Weber in seinem 1919 herausgegebenen Essay Politik als Beruf. Er skizziert in diesem in erweiterter Textform niedergeschriebenen Vortrag den idealtypischen Berufspolitiker . Zwischen der Publikation des Aufsatzes und den Aussagen der Partei Team Stronach liegen allerdings fast 100 Jahre. Kurz bevor Weber seine Überlegungen vortrug, fand in Deutschland ein politischer Umbruch statt, im Zuge dessen das Kaiserreich zusammenbrach und die Weimarer Republik ausgerufen wurde (Poggi 1994, 710). Sowohl in Österreich als auch in Deutschland sind mittlerweile andere politische Umstände als zu Webers Zeiten vorzufinden. Haben sich die Ansichten, die mit dem Begriff 'BerufspolitikerIn' verbunden sind, in der Zwischenzeit auch stark verändert? In dieser Hausarbeit werde ich untersuchen, welche der Kategorien, die den Berufspolitikern in Politik als Beruf zugeordnet werden, auch noch in der gegenwärtigen Politik vorzufinden sind und was unterschiedlich ist. Ich untersuche die Anwendbarkeit von Webers Theorie auf heutige BerufspolitikerInnen, um zu überprüfen, ob sein Entwurf immer noch ein geeignetes Instrument für die Auseinandersetzung mit Personen, die in der Politik arbeiten, ist. Hierzu werde ich einen analytischen Abgleich von Webers Entwurf von 1919 und einem zeitgenössischen Beispiel einer Berufspolitikerin aus der Wiener Politik vornehmen. Bei diesem Fallbeispiel handelt es sich um Birgit Fuchs-Leitner, die Nationalratsabgeordnete, Landessprecherin von Wien und stellvertretende Vorsitzende der Liberalen Partei, [...]
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