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Berufszufriedenheit von Lehrerinnen und Lehrern und Bewältigungsstrategien für die Schwierigkeiten des pädagogischen Alltags

Befunde und Perspektiven

AutorBenjamin Dorner
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl131 Seiten
ISBN9783640575299
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Pädagogik - Der Lehrer / Pädagoge, Note: 2,0, Pädagogische Hochschule Weingarten, Sprache: Deutsch, Abstract: Wenn du eine Stunde lang glücklich sein willst: schlafe. Wenn du einen Tag lang glücklich sein willst: geh fischen. Wenn du eine Woche lang glücklich sein willst: schlachte ein Schwein. Wenn du ein Monat lang glücklich sein willst: heirate. Wenn du ein Jahr lang glücklich sein willst: erbe ein Vermögen. Wenn du ein Leben lang glücklich sein willst: liebe deine Arbeit. Chinesisches Sprichwort Liebe Leserin und lieber Leser, es freut mich, dass Sie sich die Zeit nehmen, die vorliegende Arbeit zu lesen. Sind Sie persönlich im Lehrberuf tätig, würde es mich sogar zusätzlich freuen, wenn Sie sich Teile aus dieser Arbeit zu Herzen nehmen. Und um nicht nur Lehrkräften gerecht zu werden: Selbstverständlich dürfen Sie diese Arbeit auch lesen, wenn Sie keine Lehrerin oder kein Lehrer sind. Geht es doch schließlich um Berufszufriedenheit und wie das chinesische Sprichwort schon sagt: Liebe deine Arbeit und du wirst ein Leben lang glücklich sein. Gleich, ob Lehrer oder Zimmermann. Der Unterschied zu den Zimmermännern ist, dass Lehrerinnen und Lehrer 'morgens recht und mittags frei' haben, eine ausgiebige Freizeit, dank der üppigen Ferien genießen und nicht zuletzt auch noch «gutes» Geld dafür bekommen. Vergessen darf man auch nicht: Urlaubsreisen mit der Klasse unternehmen, einen sicheren Arbeitsplatz genießen und es ihnen weitgehend frei steht, was und wann sie es tun. So, oder so ähnlich, wird wohl das Berufsbild des Lehrers in der Öffentlichkeit gesehen. Manchmal hört man aber auch Stimmen wie: 'Den Beruf würde ich mir nicht im Entferntesten wüschen.' Dann gibt es zahlreiche Untersuchungen zum Thema 'Lehrergesundheit', aus denen hervorgeht, dass Lehrer öfter krank und früher pensioniert werden, als Angehörige vergleichbarer Berufe. So genannte 'Horrormeldungen' über Gewalt, Erpressung und Drogen in Klassenzimmern oder auf Schulhöfen runden Negativmeldungen ab. Die vorliegende Arbeit soll Ihnen, aufgrund der Ambiguität, die Möglichkeit geben, sich selbst ein Bild des Lehrerberufs machen zu können. Seine Aufgaben, mögliche Belastungen, Bewältigungsmöglichkeiten und schließlich die daraus resultierende Berufszufriedenheit. Vergessen wir nicht: Liebe deine Arbeit und du wirst ein Leben lang glücklich sein. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen anregende Stunden beim Lesen dieser Arbeit. Mögen Sie Zufriedenheit verspüren!

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Leseprobe

2.Belastung und Beanspruchung


 

Der gewählte Titel Bewältigungsstrategien für die Schwierigkeiten des pädagogischen Alltags setzt eine genauere Betrachtung des Schwierigkeitsbegriffs voraus, speziell der Belastung und Beanspruchung des Lehrerberufs.

 

2.1 Begriffsabgrenzung


 

Betrachtet man die Begriffe Belastung und Beanspruchung, so haben sich folgende allgemeine Definitionen durchgesetzt.

 

Psychische Belastung wird als die Ganzheit der erfassbaren Einflüsse verstanden, die äußerlich auf den Menschen zukommen und psychisch einwirken. Abhängig von seinem Zustand und seinen individuellen Voraussetzungen wird psychische Beanspruchung als eine individuelle, nicht langfristige, sondern zeitlich direkte Auswirkung der psychischen Belastung im Menschen verstanden. Um auch innere Auslösefaktoren der psychischen Belastung zuzuteilen, wird außerdem zwischen innerer und äußerer psychischer Belastung unterschieden.

 

Unter anderem meint Psychische Belastung die Einflüsse, die am Arbeitsplatz auf einen Menschen negativ oder positiv einwirken. Wenn diese Einflüsse lediglich von außen wirken, so spricht man von äußerer psychischer Belastung. Bestehen jedoch innerpsychische Auslösefaktoren, so spricht man von innerer psychischer Belastung. So ist z. B. die Selbstbelastung im Lehrerberuf, ein wichtiger Gesichtspunkt der inneren psychischen Belastung.[41]

 

2.2 Konzepte und Modelle


 

Um Belastung und Beanspruchung erklären zu können, werden im Folgenden verschiedene Konzepte und Modelle vorgestellt

 

2.2.1 Tätigkeits- und Handlungskonzept


 

„Als wichtigstes Grundkonzept für die Beschreibung und Erklärung von Belastungs- und Beanspruchungserscheinungen kommt die psychologische Tätigkeits- und Handlungstheorie in Betracht“[42]. Sie ermöglicht es, menschliches Handeln ganzheitlich zu beschreiben und anschließend zu deuten. „Dabei geht es um die Überbrückung der Kluft zwischen Denk- und Vollzugsprozessen und um eine Integration verschiedener psychischer Prozesse, zum Beispiel perzeptive, emotionale und motivationale Prozesse“[43]. Versucht man die Tätigkeits- und Handlungstheorie anzuwenden, ist es notwendig, zwischen einzelnen Erscheinungen zu differenzieren. Für diese Arbeit heißt das somit, entsprechende Konzepte auf ihre Bedeutsamkeit für die Tätigkeit des Lehrers zu untersuchen.

 

Zusammenhänge zwischen Tätigkeit/Handlung und Belastung/Beanspruchung

 

Die Tätigkeits- und Handlungstheorie hat eine grundlegende Bedeutung bezüglich der Erklärung und Beschreibung von Beanspruchungs- und Belastungserscheinungen, mitunter auch von Stress. Dies liegt daran, dass sich die meisten Theorieansätze der Belastungs- und Beanspruchungsanalyse einseitig auf Reaktions- oder Reizeigentümlichkeiten beziehen. Der Zusammenhang zwischen Umwelt (Objekt) und Person (Subjekt) bleibt unbeachtet. „Es ist nach Leontjew (1982) die gegenständliche Tätigkeit, welche durch das Motiv bestimmt ist“[44]. Neben der Gegenständlichkeit gründen handlungstheoretische Vorstellungen auch auf die Zielgerichtetheit. Man unterscheidet drei Funktionen von Zielen. Erstens veranlassen sie Tätigkeiten. Zweitens organisieren sie die Tätigkeit. „Drittens liegen sie den Vergleichen der Tätigkeitsergebnisse mit den antizipierten Zielcharakteristika zugrunde“[45].

 

Aus der Zielgerichtetheit und der Gegenständlichkeit lassen sich weitere Zusammenhänge zwischen Belastung/Beanspruchung und der Lehrertätigkeit ableiten, die nun weiter erläutert werden.

 

Einerseits herrscht eine notwendige Verbindung von Belastung und Beanspruchung mit der Lehrertätigkeit, da bei der Tätigkeit eine „Konfrontation von objektiven Anforderungen mit subjektiven Leistungs- und Handlungsvoraussetzungen“[46] erfolgt. Dies bedeutet z. B, dass Lehrer die gleichen Kompetenzen vermitteln sollen, hierfür jedoch unterschiedliche Voraussetzungen herrschen. Anforderungen werden bei einem gewissen Ausmaß zu Belastungen und als Wirkung tritt „die psychophysische Beanspruchung mit positiven und/oder negativen Folgen“[47] auf.

 

Tätigkeitsstrukturen führen zu positiven Beanspruchungsfolgen, sofern Motiv, Bedingung und Ziel übereinstimmen. Rudow nennt diese Strukturen „effiziente psychische Tätigkeits- und Handlungsstrukturen“[48]. Die Folge dieser Tätigkeitsstrukturen ist Wohlbefinden, wohingegen eine unstimmigkeit zwischen Motiv, Bedingung und Ziel, Stress hervorgerufen werden kann.

 

Da Beanspruchungsreaktionen bzw. Beanspruchungsfolgen ein Ergebnis persönlich oder gemeinschaftlich bewerteter Resultate der Handlung ist, folgt bei positiver Bewertung Wohlbefinden und Zufriedenheit.

 

Darüber hinaus können Beanspruchungsreaktionen die psychischen Handlungs- und Tätigkeitsstrukturen beeinflussen. Wohlbefinden ist somit „eine Bedingung für die Stabilität psychischer Tätigkeits- und Handlungsstrukturen. Negative Beanspruchungsreaktionen und -folgen können hingegen Handlungsstrukturen deformieren - bis hin [...] zur Tätigkeitsaufgabe“[49].

 

Negative Beanspruchungsreaktionen tragen zur Herausbildung effektiverer Handlungsstrukturen oder gar neuartigen Tätigkeiten bei, da sie Bewältigungsversuche auslösen, somit als Handlungsinitiator oder Handlungsmoderator wirken.

 

Die psychische Selbstregulation spielt bei Reaktionen auf Belastung und Beanspruchung eine gewichtige Rolle. Sie kann, z. B. durch erfolgreiche Entspannung zum Abbau von Ermüdung oder Stress führen.[50]

 

2.2.2 Belastungskonzept zur Unterrichtstätigkeit


 

Aspekte der Arbeitsaufgabe, welche sich positiv auf die Person auswirken, werden als Anforderungen bezeichnet. Negative Auswirkungen auf die psychische Handlungsregulation, werden als Belastungen bezeichnet. Von bedingungsbezogenen Belastungen spricht man, „wenn die Durchführungsbedingungen einer Aufgabe im Widerspruch zur Zielerreichung geraten“ [51]. Diese psychischen Belastungen werden auch Regulationsbehinderungen genannt und bedürfen einer Reaktion der Person. Dabei wird von (Regulations-)Hindernissen gesprochen. Ausschlaggebend ist in Bezug auf jene, ob der Umgang mit den Ereignissen als Aufgabenteil verstanden wird und dazu notwendige Ressourcen seitens der Organisation bereitgestellt werden. Geschieht dies nicht, ist ein Zusatzaufwand nötig. Da die Lehrertätigkeit größtenteils interaktive Teile beinhaltet, wird ihr eine indirekt vermittelte Wirkungsannahme zugrunde gelegt. „Die Ziele des Lehrers beziehen sich somit nicht auf die Veränderung im Schüler, sondern auf die Bereitstellung von Lernsituationen, in denen Schüler selbständig hinzulernen können“ [52]

53

 

 

Abb. 2: Handlungspsychologisches Belastungskonzept nach Krause[53]

 

Der Lehrer hat im Rahmen seines Unterrichts eine begrenzte Anzahl an Ressourcen zur Verfügung, um mit störungen umgehen zu können. Regulationshindernisse im Unterricht können gegensätzliche Zielstellungen, und Fremdeinfluss sein. Der Lehrer reagiert auf solche Hindernisse mit einem Zusatzaufwand, was eine psychische Belastung bedeutet und Bewältigungsmöglichkeiten benötigt. [54]

 

2.2.3 Konzept der psychischen Gesundheit


 

Stress wird in der Pathogenese als eine Bedingung gesehen und nicht, wie früher oft synonym mit psychischer Gesundheitsstörung verwendet. Im Folgenden werden, ausgehend von der Psychohygiene und Psychoprophylaxe, Ansätze eines seelischen oder psychischen Gesundheitskonzepts dargelegt. Dabei stehen im Gegensatz zu den meisten Krankheitskonzepten nicht die Negativdefinitionen, sondern vielmehr die Positivdefinitionen im Vordergrund. Da die Lehrertätigkeit überwiegend psychisch belastend ist, wird hierbei die Lehrergesundheit „als ein Paradigma psychischer Gesundheit“[55] gesehen.

 

Daraus abzuleiten ist, dass sie nicht als ein in klassischer Sicht medizinischer Gegenstand anzusehen ist.[56]

 

Psychoprophylaxe und Psychohygiene

 

„Psychoprophylaxe und Psychohygiene sind als interdisziplinäre Anwendungsgebiete der Gesundheitsforschung zu verstehen“[57]. Während das Anliegen der Psychoprophylaxe die Gesundheitserhaltung bzw. Erkrankungsvorbeugung ist, ist das Anliegen der Psychohygiene die Förderung der Gesundheit und Persönlichkeit. Die Persönlichkeits- und Leistungsfähigkeitsentwicklung ist eng mit der psychischen Gesundheit verknüpft. „In der Psychohygiene der Arbeitstätigkeit, mithin der Lehrertätigkeit, ist die Analyse der Wechselwirkung von Arbeitsanforderungen und subjektiven Leistungsvoraussetzungen unter dem Aspekt der Gesundheitsentwicklung das methodologische Grundprinzip“[58].

 

Subkonzepte psychischer Gesundheit

 

Für die „Planung, Durchführung und Evaluation krankheitsvorbeugender und gesundheitsfördernder Strategien“[59], ist das Konzept psychischer Gesundheit die wesentliche Voraussetzung. Der Ausarbeitung liegt folgendes Modell...

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