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Besondere Rechtsprobleme beim Aufbau eines Dienstleistungsfranchisesystems aus der Sicht des Franchisegebers

AutorRonny Fieber
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl90 Seiten
ISBN9783638381833
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich BWL - Recht, Note: 2,3, Ernst-Abbe-Hochschule Jena, ehem. Fachhochschule Jena, 79 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Franchising - ursprünglich als alternativer Vertriebsweg für Produkte gedacht - nimmt seit den letzten Jahren gerade beim Vertrieb von Dienstleistungen einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Dies belegen die zahlreichen Neugründungen von Franchisesystemen in diesem Bereich. Der Gedanke des Franchisings beruht auf einer partnerschaftlichen Kooperation zwischen rechtlich selbständigen Unternehmen, welche darauf gerichtet ist, Wettbewerbsvorteile sowie das gemeinschaftliche Auftreten unter einem einheitlichen System- und Organisationskonzeptes zu realisieren. Dabei kommt dem Know-how-Transfer eine zentrale Bedeutung zu. Weiterhin wird durch die mit dem Dienstleistungsfranchising verbundene Dezentralisierung des 'Produktionsvorganges', d.h. der Erbringung der Dienstleistung, auch die Kontrollmöglichkeit des Franchisegebers eingeschränkt. Um dieser Problematik gerecht zu werden, ist es notwendig, vor allem beim Dienstleistungsfranchising Möglichkeiten zu schaffen, die das Funktionieren der Interaktion zwischen allen beteiligten Franchisepartnern sicherstellen. Dies gilt sowohl in betriebswirtschaftlicher als auch in rechtlicher Hinsicht. Die vorliegende Arbeit untersucht die rechtlichen Probleme beim Aufbau eines solchen DL-Franchisesystems. Dies erfolgt bei ausgewählten Punkten an einem konkreten Beispiel - der Jobvermittlungsagentur für Studenten - jobmailing.de. Diese Agentur plant den Ausbau des bisherigen Geschäftsbetriebes zu einem Franchisekonzept. Anhand bisheriger praktischer Erfahrungen soll dokumentiert werden, wie dieser Aufbau vollzogen werden kann.

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Leseprobe

B. Der Aufbau eines Dienstleistungsfranchisesystems


 

In der vorliegenden Arbeit werden am Beispiel eines Einzelunternehmens – der Agentur jobmailing.de, einer privaten Arbeitsvermittlung für Studenten – praktische Überlegungen zum Aufbau eines DLFranchisesystems einfließen.

 

1. Die Geschäftsidee

 

Eine Besonderheit des DLFranchisings ist darin zu sehen, dass eine entwickelte Geschäftsidee langfristig und auch überregional Erfolge hervorrufen muss. Ein zukünftiger FG, der eine Geschäftsidee in einem bestimmten Markt für eine bestimmte Dienstleistung entwickelt hat, sollte also genau prüfen, ob die Nachfrage nach dieser Idee dauerhaft gegeben ist. Da der FG dem FN die Tragfähigkeit seiner Idee versichern muss, setzt dies zunächst eine sorgfältige Prüfung der Marktbedingungen voraus. Zunächst benötigt man also eine innovative Geschäftsidee, die im Idealfall nicht oder zumindest nicht in dieser Form auf dem Markt existiert.[13] Der DLSektor bietet hier vielfältige Möglichkeiten und gibt hinreichend Spielraum für innovative Geschäftsideen. Gegenüber anderen Marktteilnehmern sollte die Idee Vorteile in der Verfügbarkeit und/oder bei der Befriedigung von Bedürfnissen der potenziellen Kunden aufweisen. Dazu sollte man ein umfassendes Geschäftskonzept erstellen, in dem genau die Systemleistungen, die Strukturen und die Arbeitsabläufe definiert werden. Dabei ist zu bedenken, dass die Erfolgschancen umso höher sind, je größer die Marktnische und der Wettbewerbsvorsprung ist.

 

 

 

Die Idee der Agentur jobmailing.de besteht darin, studentische Aushilfs und Fachkräfte (auch mit abgeschlossenen Berufsausbildungen) sowie Praktikanten, Diplomanden und Absolventen an interessierte Gewerbe und Privatkunden zu vermitteln. Neben dem im theoretischen Studium erworbenen Wissen sollen den Studenten somit gleichzeitig praktische Erfahrungen direkt im Unternehmen vermittelt werden. Vor dem Hintergrund des allseits bekannten Fachkräftemangels dürfte dieser Ansatz sowohl für die Unternehmen, als auch für die Studenten eine innovative Geschäftsidee darstellen. Auch Privatkunden können von der Zusammenarbeit mit der Agentur profitieren, da neben den Fachkräften auch Aushilfskräfte für den privaten Bereich zur Verfügung stehen (z.B. Nachhilfe, Haushaltshilfen, Betreuung sowie weitere allgemeine und spezielle Unterstützungsleistungen). Ein weiterer Geschäftsbereich der Agentur ist die Weiterverarbeitung der erhobenen Studentendaten zu Marketing und Marktforschungszwecken.

 

In diesem Bereich hat sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass einzelne Unternehmen ein verstärktes Interesse haben, Zugang zu der Zielgruppe „Student“ zu bekommen.

 

Die eigentliche Geschäftsidee sollte abschließend durch eine Unternehmensphilosophie ergänzt werden, damit sowohl die Kunden als auch die zukünftigen FN den Dienstleistungsgedanken der Agentur verinnerlichen können. 

 

Die Unternehmensphilosophie der Agentur jobmailing.de lautet:

 

„Die Jobvermittlungsagentur für Studenten will stets hervorragende Leistung bieten  bei der Qualität ebenso wie beim PreisLeistungsverhältnis. An unserem Unternehmensleitbild wollen wir unser tägliches Handeln ausrichten und uns immer wieder an dem selbst gesteckten Kompetenzanspruch messen.

 

Unsere Kompetenz: Flexibilität

 

Unsere Verpflichtung: Der zufriedene Kunde

 

Unser Verständnis von Kundennähe: Erreichbarkeit rund um die Uhr

 

Unsere Geschäftsbeziehungen: Dauerhaft und partnerschaftlich

 

Unsere Information: Offen und ehrlich

 

Unsere Erfolgsbasis: Die Mitarbeiter

 

Wir wollen ein Unternehmen schaffen, dass von seinen Kunden, Mitarbeitern und Mitbewerbern als Partner verstanden wird.

 

Wir wollen durch hohe Flexibilität kundenindividuell, effektiv und spontan bei der Lösung von Problemen zur Seite stehen.

 

Wir wollen durch die Qualität unserer Arbeit auszeichnen.

 

Wir wollen ehrlich und konstruktiv miteinander umgehen. Die Kommunikation nach innen und außen sehen wir als wichtige Voraussetzung um ein gemeinsames Zielverständnis zu erreichen.

 

Wir fordern Leistung voneinander, um gemeinsam den größtmöglichen Nutzen daraus zu ziehen.

 

Wir alle leisten durch unser Mitdenken, Mitarbeiten und Mitverantworten einen persönlichen Beitrag um diesen hohen Qualitäts und Leistungsstandard ständig zu verbessern.“ [14]

 

Dabei ist nicht zu unterschätzen, dass eine solche „gelebte“ Unternehmensphilosophie auch Knowhow darstellen kann. Gelingt es dem FG hier durch ein entsprechendes Konzept die Engpassprobleme der Kunden zu selektieren und herauszuarbeiten, können so bereits erste Wettbewerbsvorteile generiert werden.[15] Das Generieren solcher Vorteile ist zwingend notwendig, um ein DLFranchisesystem erfolgreich am Markt zu implementieren und damit eine gewisse „Werthaltigkeit“ zu schaffen. Ansonsten werden sich kaum FN finden, die sich diesem System anschließen. Auf diesen Punkt wird später noch detaillierter eingegangen.  

 

Dass die Unternehmensphilosophie beim Aufbau eines DLFranchisesystems von zentraler Bedeutung sein kann, zeigt auch die Aussage von Werner und Gisela Faber, welche sich als FN dem Franchisesystem „Zeit&Haben“, einem Zeitarbeitsunternehmen aus Düsseldorf angeschlossen haben. In einem Interview wurde auf die Frage nach den Beweggründen, sich gerade diesem System anzuschließen folgende Antwort gegeben:

 

„ ...Uns war sehr wichtig, dass der Franchisegeber eine klar erkennbare Wertephilosophie – ein Qualitätskonzept hat; sich stark als Marke positioniert. Wir suchten einen Franchisegeber, der seine Unternehmensphilosophie auch lebt.“[16]

 

Ist die Geschäftsidee marktfähig und werthaltig, so kann der nächste Schritt beim Aufbau des DLFranchisesystems erfolgen: Die Erstellung des Franchisepaketes.

 

2. Erstellung des Franchisepaketes

 

Das Franchisepaket setzt sich u.a. aus einem Marketing und einem Organisationskonzept zusammen. Es ist der Inbegriff der Leistungen, die ein FG dem FN bietet. In der Praxis sollte darauf geachtet werden, dass sämtliche Leistungen in ein Gesamtdokument – dem so genannten Systemhandbuch – aufgenommen werden. Beim Aufbau eines DLFranchisesystems treffen den FG dabei besonders umfangreiche Dokumentationspflichten, da im Gegensatz zu Waren oder Vertriebsfranchisen aufgrund der Immaterialität der Dienstleistungsproduktion in besonderem Maße die Gefahr von Qualitätsschwankungen besteht.[17] Es ist hierbei die Pflicht des FN, sich an die Vorgaben und Richtlinien des FG zu halten. Der FG hingegen muss permanent in der Lage sein, nachzuweisen, dass er dem FN ein tragfähiges Geschäftskonzept zur Verfügung gestellt hat. Hierbei helfen ihm die Elemente des Franchisepaketes, welche mit ihren Werkzeugen und Prozessen einen einheitlichen Marktauftritt mit einheitlich hohen Qualitätsstandards gewährleisten müssen. Die ausführliche Beschreibung der zu erbringenden Leistungen des FN erleichtert dabei nicht nur das reibungslose Funktionieren des Systems, sondern auch den späteren Nachweis bei eventuellen Rechtsstreitigkeiten.[18]

 

So muss im Beispiel jobmailing.de die detaillierte Vorgehensweise zum Betrieb der privaten Arbeitsvermittlung für Studenten dargelegt werden. Dazu gehören alle Methoden und Maßnahmen, wie passende Arbeitskräfte rekrutiert, selektiert und gegebenenfalls auch qualifiziert werden, damit diese dem interessierten Kunden zur richtigen Zeit in der richtigen Qualifikation am richtigen Ort zur Verfügung stehen.

 

2.1 Marketingkonzept

 

Das Marketingkonzept bildet den Kern des Franchisepaketes. Es beschreibt detailliert die Dienstleistungs, Vermarktungs und Standortpolitik. So kann es beispielsweise für die Agentur jobmailing.de von wesentlicher Bedeutung sein, dass der Standort des FN stets in unmittelbarer Nähe zu einer Hochschule liegt, damit die Studenten direkt vor Ort akquiriert werden können und ein persönlicher Kontakt möglich ist. Darüber hinaus enthält das Marketingkonzept Bedingungen für Mietverträge, Werbung, Distribution, etc. und kreiert die das System prägende Marke. Das Marketingkonzept muss dem FN dabei einen dauerhaften Nutzen bieten, den er verliert, wenn er aus dem System ausscheidet. Das kann beispielsweise der Zugang zu überregionalen Partnern, einer bestimmten Zielgruppe oder einer bekannten Marke sein. Das Marketingkonzept bildet die Grundlage für das notwendigerweise zu erstellende Systemhandbuch, in dem der FG beschreibt, welche Leistungen er erbringt, damit der FN in die Lage versetzt wird, den Systembetrieb auch dauerhaft zu führen.

 

2.2 Organisationskonzept

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